Eingebettet war das Projekt in das Stiftungsprogramm „Inklusion und Bildungsgerechtigkeit“ der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland (ESM), das Inklusion als pädagogisches Programm in den Schulen in Trägerschaft der ESM bis 2020 verankern will. Im Sinne der Eigenverantwortung sollen Schulen dabei in die Lage versetzt werden, den Prozess selbsttätig durchzuführen. Sie sollten dabei jedoch fachliche Begleitung erhalten. Ziele des Programms sind zum einen die Entwicklung von Strategien, die Stiftungsschulen anwenden können, um effektiven inklusiven Unterricht zu gestalten, aber auch die Entwicklung pädagogischer Organisationsformen, die es erleichtern, den unterschiedlichen Bedürfnissen von Kindern in inklusiven Klassen gerecht zu werden. Zudem sollten Mechanismen entwickelt werden, die Lehrerteams ermutigen, den Weg zur inklusiven Stiftungsschule gemeinsam zu bestreiten. Nicht zuletzt sollte ein kooperatives Unterstützungssystem gestaltet werden, das evangelische Schulen in die Lage versetzt, eine inklusive Erziehungspraxis aufzubauen.
„Inklusion kann gelingen – und zwar wenn alle Beteiligten, Lernende, Lehrende und Eltern, es gemeinsam wollen. In einer Vielzahl unserer Stiftungsschulen haben wir das bereits unter Beweis gestellt. Und aus langjähriger Erfahrung wissen wir: Das gemeinsame Lernen tut allen Schülerinnen und Schülern gut, weil es die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen uns anvertrauten Kindes in den Mittelpunkt stellt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Marco Eberl nun bei der Eröffnung des Fachtags in Nordhausen, bei dem die Ergebnisse des Projektes vorgestellt wurden. Die Zusammenarbeit mit der Universität Erfurt in den vergangenen zwei Jahren habe dies auf eindrückliche Weise bewiesen und zeige neue Erkenntnisse und Wege für gelungene schulische Inklusion auf.
Im Laufe des zweijährigen Prozesses waren die Ausgangssituation der Schule evaluiert, ein neues inklusives Schulprogramm erarbeitet und die daraus abgeleiteten Prioritäten umgesetzt worden. Entstanden sind dabei Projekte, die über die Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf hinausreichen und einem umfassenden Inklusionsbegriff Rechnung tragen. So wurden besipielsweise demokratische Strukturen wie Streitschlichter oder Klassenräte sowie neue Formen der Leistungsdokumentation etabliert, die zu einem Wandel der Schulgemeinschaft geführt haben.
„Zwei intensive, anstrengende, vor allem aber bereichernde Jahre liegen hinter uns. Wir werden den eingeschlagenen Weg fortsetzen und andere Schulen ermutigen, diesen Weg ebenfalls zu beschreiten“, sagte Lysann Voigt-Huhnstock, Leiterin der Evangelischen Grundschule Nordhausen gegenüber der nzz. Aus Sicht der Universität Erfurt können aus dem Projekt wichtige Impulse für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften genutzt werden. Die Ergänzung und Erweiterung von Ausbildungsinhalten soll langfristig dazu dienen, Pädagogen für die Herausforderungen einer inklusiven Schulentwicklung vorzubereiten bzw. zu stärken. Das Projekt leistet somit auch einen Beitrag für die schulische Personalentwicklung an evangelischen Schulen.
Die im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse sollen nun dazu dienen, andere Schulen auf ihrem Weg zur Inklusion zu begleiten und zu stärken. Dafür wurde auch eine „Handreichung zur inklusiven Schulentwicklung“ erstellt, die bei der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland erhältlich ist.