Avantgarde

Die Geschichte der visuellen Kommunikation im 20.Jahrhundert ist eng mit dem Begriff der Avantgarde verbunden: Häufig waren es künstlerische Innovationen, die die mediale Bildsprache veränderten – von der „Neuen Typografie“ über das „Neue Sehen“ in der Fotografie bis hin zur Fotomontage und den Film. Die Schnittfelder zur Kunst und der Literatur sind unübersehbar, wenn auch nicht immer so offenkundig wie auf dem Gebiet der Reklame oder so plakativ wie im Falle von Pop-Art und Beat; und oft sind es einzelne Künstlerpersönlichkeiten wie der Bauhäusler Herbert Bayer, die durch ihren multimedialen Zugang die Brücke schlagen.

Daher kann das Konzept der Avantgarde als übergreifendes Kriterium gelten, das sowohl den Aufbau dieser Website als auch den des dahinterliegenden Archivs der Publizistik in der Moderne beschreibt. Die einzelnen Aspekte finden sich in dem Privatdruck Ein kleines Einmaleins der Avantgarde zusammengefasst, der anhand von jeweils zehn einzelnen Dokumenten in zehn ausgewählten Kategorien wesentliche Akzente der Avantgarde verdeutlicht und dabei zeigt, wie sie in einem weiteren kulturellen Kontext untrennbar miteinander verknüpft sind. Deswegen scheint die Einteilung in manchen Fällen recht willkürlich – manches, was unter Kunst läuft, sind gleichzeitig Zeitschriftenpublikationen; Filmstandbilder sind genauso Fotos, wie Reklamegestaltung künstlerisch sein und kaum von Typographie und Layout abgegrenzt werden kann.

Diesem Buch liegt eine Ausstellung zugrunde, die im Frühjahr 2008 unter dem Titel Von Dada bis Pop in der Universitätsbibliothek Erfurt gezeigt wurde. Neben den erwähnten Büchern und Dokumenten der Avantgarde haben Studierende eines begleitenden Seminars im Studium Fundamentale das Thema durch Aktionen und Installationen in die Gegenwart getragen – von einer Foto-Aktion im Stile der Warhol’schen Siebdrucktechnik bis hin zu surrealistischen Stilleben und einem essbaren Bauhaus-Schachspiel.

In den vergangenen über 15 Jahren seit dieser Ausstellung hat sich das Archiv deutlich weiterentwickelt, insbesondere durch Filmplakate und Filmfotos, Ephemera aller Gebiete, nationale und internationale Zeitschriftenbestände und Drucksachen aus dem Umfeld der „Neuen Typografie“ (Herbert Bayer, Bauhaus usw.). Sie liegen vielen der in dieser Website dokumentierten Projekte, Ausstellungen und Publikationen zugrunde, die diese Materialien analysieren und oft auch reproduzieren. „Avantgarde“ stellt deswegen den Überbegriff dar, unter dem sich die über das Menü in der linken Spalte anwählbaren Themen und Veröffentlichungen zusammenfassen lassen. Sie laden ein zu einer Entdeckungsreise durch die visuelle Avantgarde im 20. Jahrhundert!