Dr. Thomas Glaser

thomas.glaser@uni-erfurt.de

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Seminar für Literaturwissenschaft)

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Nordhäuser Str. 63
99089 Erfurt

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Universität Erfurt
Seminar für Literaturwissenschaft
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft
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99105 Erfurt

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Curriculum vitae

Curriculum vitae

Nach dem Abitur in Stuttgart studierte Thomas Glaser Germanistik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten München und Tübingen. Er war in der freien Theaterszene in Stuttgart aktiv und arbeitete als Regieassistent am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Nach seinem Studium war er mehrere Jahre als Wissenschaftlicher Angestellter am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart tätig und war im Gründungsvorstand des Landesverbands für Museumspädagogik Baden-Württemberg. Er promovierte an der Universität Erfurt mit einer Arbeit über „Physikalische, anthropologische und mathematische Modellierungen ästhetischer Mitteilung bei Kant, Schiller, Fr. Schlegel und Novalis“ und war PostDoc am Forum Texte.Zeichen.Medien sowie Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der Universität Erfurt. Im Rahmen eines umfänglichen EU-Projektes verwaltete er zusammen mit Anselm Haverkamp die Professur für Rhetorik an der Leuphana Universität Lüneburg.

Seit 2016 ist Thomas Glaser wieder als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt tätig; im WS 2019/20 bekleidete er eine Gastprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg.

Thomas Glaser studied German Literature, History and Philosophy at the Universities of Munich (LMU) and Tübingen. He worked as an assistant director at the Badisches Staatstheater Karlsruhe and as a research assistant at the Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. He was a founding board member of the Association of Museum Education Baden-Württemberg and did his PhD at the University of Erfurt on the problem of aesthetic communication in the works of Kant, Schiller, Friedrich Schlegel and Novalis. He was postdoctoral research fellow at the Forum Texte.Zeichen.Medien at the University of Erfurt. At Leuphana University Lüneburg he held a professorial chair of Rhetoric with Anselm Haverkamp.

Since 2016 he works as a Wissenschaftlicher Mitarbeiter in the departement of Neuere Deutsche Literaturwissenschaft at the University of Erfurt. 2019-2020 he was visiting professor at the Leuphana University Lüneburg.

Forschungsgebiete

Forschungsgebiete

Seine Forschungsgebiete sind:

  • Literatur und philosophische Ästhetik
  • Theorie und Geschichte der Rhetorik
  • Rhetorik kultureller Konstrukte
  • Ästhetische Erziehung
  • Literatur und Konzepte der Bildung (Platon, Rousseau, Schiller, Stifter)
  • Rhetorisch-literaturwissenschaftliche Verfahren und kompetenzorientierter Unterricht

His areas of research are:

  • Literature and Philosophical Aesthetic
  • Theory and History of Rhetoric
  • Rhetoric of Culture
  • Aesthetic education
  • Literature and Concepts of Bildung (Platon, Rousseau, Schiller, Stifter)
  • Rhetorical Procedures and Teaching at Schools.

 

Publikationen

Publikationen

Monographie

Geteiltes Empfinden. Ästhetiken der Mitteilung nach der Rhetorik (Baumgarten, Kant, Schiller, Fr. Schlegel, Novalis), Kadmos, Berlin (voraus. 2025)

Sammelbände

(Mit Karin Beck, Thorsten Bothe, Claudia Heuer, Andreas Seifert, Julia Schütz): Bildung und Hochschule. Neue Ansätze für Studium und Lehre, Waxmann, Münster, New York 2016.

(Mit Bettine Menke): Experimentalanordnungen der Bildung. Exteriorität, Theatralität, Literarizität, Wilhelm Fink, München 2014.

Beiträge in Sammelbänden und Zeitschriften

Zur rhetorischen Verfasstheit literarischer Kulturen vor 1800 unter Bedingungen der Drucktechnik, in: Bernhard Dotzler, Hans-Christian von Herrmann (Hgg.), Literatur und Technik, Handbücher zur kulturwissenschaftlichen Philologie (HKP), De Gruyter, Berlin – Boston 2024.

„Bürolistische Milieus“. Das Büro als Szene, Medium und Gegenstand des Schreibens in Robert Walsers „Im Bureau“, „Der Commis“ und „Der Gehülfe“, in: Rüdiger Campe, Johanna Käsmann, Jessica Maaßen (Hgg.), Bürokratische Szenen des Schreibens, Brill Fink, Paderborn 2024.

Robert gut gegart. Caroline Schlegels Rezension von Schillers “Der Gang nach dem Eisenhammer” (1798), in: Anita Hosseini, Anna Kipke, Holger Kuhn, Mimmi Woisnitza (Hgg.), Ins Bild kommen. Spielräume der Kunstkritik, Brill Fink, Paderborn 2023, S.81-86.

Roland Barthes’ Critical Writing from the Materials of Cy Twombly—and the Criticism of Form in the Early Texts of Lukács and Benjamin, in: Sami Khatib, Holger Kuhn, Oona Lochner, Isabel Mehl, Beate Söntgen (Hgg.), Critique: The Stakes of Form, Diaphanes, Zürich 2020, S.239-258.

Zeichen an der Schrift – Zeichen der Schrift? Gedankenstriche und Schriftauszeichnung als „Désœvrement“ bei Novalis, in: Helga Lutz, Nils Plath, Dietmar Schmidt (Hgg.), Szenen der Schrift, Kadmos, Berlin 2017, S.77-83.

Der verschwindende Akoluth. Zur unheimlichen Aufhebung des Ereignisses im Erzählen von Adalbert Stifters „Kalkstein“, in: Anna Häusler, Martin Schneider (Hgg.), Ereignis Erzählen. Zeitschrift für Deutsche Philologie, Sonderheft zum Band 135, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2016, S.143-165.

Kultur Können. Rhetorik und die Möglichkeit universitärer Bildung, in: Karin Beck, Thorsten Bothe, Thomas Glaser u.a. (Hgg.), Bildung und Hochschule. Neue Ansätze für Studium und Lehre, Waxmann, Münster, New York 2016, S.33-52.

(Mit Karin Beck, Thorsten Bothe, Claudia Heuer, Julia Schütz, Andreas Seifert), Bildung und Hochschule: Warum?, in: Karin Beck, Thorsten Bothe, Thomas Glaser u.a. (Hgg.), Bildung und Hochschule. Neue Ansätze für Studium und Lehre, Waxmann, Münster, New York 2016, S.9-15.

Ästhetische Erziehung und die Politik der Allegorie. Rousseau - Schiller - Rancière, in: Ulla Haselstein (Hg.), Allegorie, Walter de Gruyter, Berlin 2015, S.469-498.

Ästhetische Erziehung zur armen Gemeinschaft. Zum vierten Buch von Rousseaus Émile. Ou de l‘éducation, in: Maud Meyzaud (Hg.), Arme Gemeinschaft: Die Moderne Rousseaus, S.98-129, b_books, Berlin 2015.

Disziplinierte Töchter - Väterliche Bildungsversuche in Schillers Der versöhnte Menschenfeind und Stifters Turmalin, in: Bettine Menke, Thomas Glaser (Hgg.), Experimentalanordnungen der Bildung. Exteriorität, Theatralität, Literarizität, Wilhelm Fink, München 2014, S.147-170.

(Mit Bettine Menke): Experimentalanordnungen der Bildung. Exteriorität – Theatralität – Literarizität. Ein Aufriss, in: Bettine Menke, Thomas Glaser (Hgg.), Experimentalanordnungen der Bildung. Exteriorität, Theatralität, Literarizität, Wilhelm Fink, München 2014, S.7-21.

Translatio imperii als Katachrese. Gestörte Politik der Übertragung in Ottos III. Rede an die Römer, in: Jörg Dünne, Martin Jörg Schäfer, Myriam Suchet, Jessica Wilker (Hgg.), Intraduisibles - Unübersetzbarkeiten. Sprachen, Literaturen, Medien, Kulturen / Langues, Littératures, Médias, Cultures, Collection du Centre d'Études Poétiques, Édition des Archives Contemporaines, 2013, S.285-295.

SCHÖNES LEHREN - SELBSTZITAT. Schillers ästhetischer Briefwechsel und seine Wiederkehr als Werk der Editorik, in: Rudolf Helmstetter, Holt Meyer, Daniel Müller-Nielaba (Hgg.), Schiller. Gedenken - Vergessen - Lesen, Wilhelm Fink, München 2010, S.123-160.

Opera seria? - Zum Eros ornamentaler Sichtweisen in fünf Bildern von Paul Breinig, in: Paul Breinig, ringsum, hg. v. Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft, Freiburg i. Br., S.78-87, Matthes & Seitz, Berlin 2005.

- Zuvor diverse Veröffentlichungen zur Regionalgeschichte Südwestdeutschlands und zur Museumspädagogik -

Vorträge

Vorträge

  • Von "kalten Witzlingen" und "Einseitigkeit im Urtheilen". Die Schiller-Schlegel-Kontroverse als Produkt kollektiver Arbeit an einer Theorie der Literatur (Vortrag im Rahmen des Erfurter Kollegs an der Universität Erfurt am 05.05.2023)
  • Kaufmännisches Schreiben – Vergnügliches Dienen. Epikuräische Subversionen in Robert Walsers „Der Gehülfe“. (Online-Vortrag auf der Konferenz „Bürokratische Szenen des Schreibens“ an der Universität Erfurt am 27.05.2021)
  • Rhetorik-Kritik-Mondialisation. Zur rhetorischen Analytik strategischer Züge des Handelns beim Reden. (Einführender Online-Vortrag des workshops im Graduierten Kolleg "Kulturen der Kritik", Leuphana Universität Lüneburg am 26.11.2020)
  • "Urgeschichte der Moderne" als aparte Parekbase? Zu Goethes Pandora-Festspiel (Vortrag im Rahmen des Workshops "Parenthese und Parekbase: Rhetoriken und Notationen von 'Ausstiegsfiguren' an der Universität Erfurt am 25.06.2019)
  • Rhetorik und Darstellung. Zur doppelten Perspektive der Rhetorik als Möglichkeit der Kritik (Einführender Vortrag im Rahmen des Workshops "Kritik und Rhetorik: Verhältnisse implikativer Spannung?" an der Ruhr Universität Bochum, 25.04.2019 - 26.04.2019)
  • L’aventure d’un certain sujet incertain. Cy Twombly und die Möglichkeit von Barthes‘ kulturellen Lektüren.(Vortrag im Rahmen des Workshop „Twombly, Barthes, Hrabal: a perverse palimpsest“ an der Universität Erfurt am 01.02.2018)
  • In breve: Rhetorica Regina (Einführender Vortrag im Rahmen des Workshop „Überzeugen – Unterbrechen. Rhetorik als Technik, Wissenschaft und Widerstand“ am Graduiertenkolleg „Kulturen der Kritik“ der Leuphana Universität Lüneburg am 05.05.2017)
  • Rhetoric and Ostranenie. Breaking up the chiastic structure in von Kleist’s „Improbable Veracities“ (Vortrag im Rahmen der Internationalen Konferenz “A Hundred Years of Ostranenie”, an der Universität Erfurt am 16.12.2016)
  • Das Zivile der Zivilgesellschaft als Möglichkeit ihrer Bildung? (Vortrag im Rahmen des College Kolloquiums an der Leuphana Universität Lüneburg am 21.01.2015)
  • Über die Verfertigung der Gedanken beim Reden und Schreiben. Rhetorik als „Kulturtechnik“ (Vorlesung im Rahmen der Forumsveranstaltung des Moduls „Wissenschaft lehrt Verstehen“ im Leuphana Semester der Leuphana Universität Lüneburg am 31.10.2014)
  • Ökonomie der Bildungsverweigerung. Stifter mit Kleist (Im Rahmen des Arbeitstreffens: "Bildungsverweigerung. Zur kritischen Verhandlung von Bildung in der modernen Tradition des Romans von Anton Reiser bis zu Jakob von Gunten", veranstaltet vom Exzellenzcluster der Universität Konstanz "kulturelle Grundlagen von Integration", Konstanz, 09.04.2013)
  • Paul de Man: Impersonality in the Criticism of Maurice Blanchot (Im Rahmen des workshops "Blanchot Lesen", veranstaltet vom Graduiertenkolleg "Mediale Historiographien", Weimar, 31.01.2013)
  • Theater vs. Archi-Politik. Zur Einrichtung der Politik durch die Mimesis in Platons Politeia. (Im Rahmen des internationalen Symposiums "Zwiespältige Mimesis. Positionsbestimmungen der Literaturwissenschaft und ihrer Nachbarwissenschaften", Universität Siegen, 10.-12.01.2013)
  • Ästhetische Erziehung aus Rache. Schillers Der versöhnte Menschenfeindals gescheitertes Bildungsexperiment (Vortrag an der Universität Köln im Rahmen der Vorlesung von Prof. A. Lemke zu "Klassik", 09.01.2013)
  • Erfinden - Üben. Die Bildung des Ästhetikers. Zu Baumgartens Aesthetica§§47-75, 130-141. (Im Rahmen von "Die Bildung der Ästhetik. Ein workshop mit Texten und Lektüren von Shaftesbury, Baumgarten, Herder und Jean Paul", Erfurt 26.01 - 27.01.2012, Konzept/Organisation: Thomas Glaser)
  • Spiel, Mensch! Das Theater als ästhetische Bildungsanstalt? (Im Rahmen der von der Universität Erfurt zusammen mit der Fachhochschule Erfurt veranstalteten Ringvorlesung "Ästhetische Bildungsräume. Zu Bildungspotentialen von Kunst und Kultur", 25.10.2011) 
  • Rousseaus Éducation négative und Herders Theorie von Sprache und Empfindung. (Im Rahmen der Tagung "Rousseau - Arme Gemeinschaft", Universität Erfurt, 18.10.2011)
  • Disziplinierte Töchter. Erziehungsversuche aus väterlicher Rache in Schillers Der Menschenfeind und Stifters Turmalin. (Auf der Tagung "Experimentalanordnungen der Bildung. Exteriorität, Theatralität, Literarizität", Erfurt 23.06. - 25.06.2011)
  • Translatio imperii als Katchrese? Gestörte Politik der Übertragung in Ottos III. Rede von der Engelsburg (Auf der deutsch-französischen Tagung "UNÜBERSETZBARKEIT II: Grenzen und Störungen sprachlicher, medialer und kultureller Übertragungsprozesse", Erfurt, Januar 2011)

 

Lehrveranstaltungen

Wintersemester 2024/2025

Grundfragen literarischer Kommunikation

(Vorlesung)

B Fö 2012 PEB211#01

B PEB 2012 GerG210#02

B PEB 2012 GerV210#02

B FÖ 2021 Ger110FW#01

B Ppäd 2021 Ger110FW#01

 

Mi 10-12

Die Vorlesung beschäftigt sich damit, was literarische Kommunikation ausmacht und was sie von anderen kommunikativen Formen unterscheidet. Sie stellt unterschiedlichste literarischen Verfahren vor, wie sie in den Genres der Lyrik, Narrativik und Dramatik systematisiert oder in den Disziplinen der Rhetorik und Poetik auf ihre Anwendungsmöglichkeiten befragt werden. Dabei interessiert jeweils, wo und inwieweit diese Verfahren gerade auch in Bereichen wirken, die scheinbar nichts mit Literatur oder Poesie zu tun haben. NUR FÜR STUDIERENDE, DIE IM NEBENFACH EINE PHILOLOGIE (ANGLISTIK, ROMANISTIK, SLAWISTIK) ODER LITERATURWISSENSCHAFT STUDIEREN.

 

Zusammen mit Dietmar Schmidt:

Politik der Literatur.

Lektüren nach Jacques Rancière 

(vorläufiger Arbeitstitel)

 

M Lit 2020 A01 #02

 

Di. 16-18

 

Entgrenzende Schreibweisen der Moderne

B Lit 2012 Kern 2#02 ,#03

B Lit 2012 NdL 1#02, #03

B Lit 2012 NdL 2#02,#03

B Lit 2021 Q Kern-Ha 2#02, #03

B Lit 2021 Q NdL 1#02, #03

B Lit 2021 Q NdL 2#02, #03

B Ger 2012 FFL#02

B Ger 2012 FFL#03

B Ger 2021 Q LGHa#02

B Ger 2021 Q LGNe#02

 

Do. 12-14

Als Eugen Wolff im Dezember 1886 in den Zehn Thesen der „Freien litterarischen Vereinigung Durch!“ „Die Moderne“ als Kunstideal seiner Zeit propagiert und damit das schon immer gebräuchliche Adjektiv „modern“ substantivisch verwendet hatte, war eine Epochenbezeichnung geboren, die sich seit den 1890er Jahren durchsetzen sollte. Die kulturellen Leistungen dieser Zeit wurden darum mit dem Etikett „der Moderne“ versehen, weil sie sich als „modern“, d.h. „neuartig“ signifikant von allem Vorigen unterscheiden sollten.

Im Anschluss an neueste Erkenntnisse unterschiedlichster wissenschaftlich-kultureller Felder, z.B. der Philosophie, Psychologie, Soziologie, Biologie, Physik etc. nahmen Texte der „literarischen Moderne“, also Texte, die etwa zwischen 1890 und 1920 (im deutschsprachigen Raum) entstanden sind, für sich in Anspruch, dass gerade in ihrer Aktualität der Wert ihrer Reflexionen, literarischen Verfahren und Gegenstände liege. Und entsprechend sollte Literatur in das kulturelle, soziale und politische Leben eingreifen. Ernst Machs Feststellung „Das Ich ist unrettbar“ etwa, die Ich-Identität als Phantasma entlarvt, kann in ihrer literarischen Verhandlung kaum getrennt von der Konsequenz erfolgen, die Mach selbst daraus gezogen hat: „Man wird hierdurch zu einer freieren und verklärten Lebensauffassung gelangen, welche Mißachtung des fremden Ich und Überschätzung des eigenen ausschließt.“ So stellen literarische, aber auch literatur- und kunstkritische Texte dieser Zeit etablierte Gewissheiten in Frage, verschieben, erweitern oder tilgen Grenzen – wie sie selbst in ihren Schreibweisen sich entgrenzen.

An Texten der AUTORINNEN Charlotte Perkins Gilman, Lou Andreas-Salomé, Franziska Gräfin zu Reventlow, Marianne von Werefkin, Else Lasker-Schüler, Claire Goll, Mechthilde Lichnowski wollen wir untersuchen, wie Geschlechtergrenzen in Frage gestellt, Rollenzweisungen verschoben, andere Partnerschaftsmodelle und (sexuelle) Lebensformen dargestellt, soziale Hierarchien (Mann – Frau, Alt – Jung…) umgestoßen und sprachliche wie erkenntnistheoretische Gewissheiten ebenso demontiert werden, wie die Grenzziehungen zwischen Kunst und Wissenschaft sowie innerhalb der Künste selbst.

 

Unmögliches Erzählen

B Lit 2012 LOL#02, #03

B Lit 2012 TFL#02, #03

B Lit 2021 O LOL#02, #03

B Lit 2021 O TFL#02, #03

B Ger 2012 BLW#02

B Ger 2021 O BLW#02

 

1. Kurs: Mi. 12-14

2. Kurs: Do. 10-12

Aristoteles‘ Abhandlung über die Dichtkunst, die „Poetik“ (um 335 v.Chr.), deren Ausführungen zur Beschaffenheit guter Dichtung, ihrer Mittel und Wirkungen bis heute Gegenstand literaturtheoretischer Diskussionen sind, unterscheidet Literatur bzw. literarische Darstellung von Geschichte bzw. historischer Darstellung dadurch, dass die Letztere „das wirklich Geschehene mitteilt“, die Erstere „was geschehen könnte“ (Poetik 1451b). Das soll aber gerade nicht heißen, dass Literatur auf die Darstellung von Realistischem, nur eben nicht wirklich geschehenem beschränkt bliebe, was angesichts der märchenhaften Geschichten etwa in der Odyssee ziemlich naiv gewesen wäre zu behaupten. Im Gegenteil, Aristoteles präzisiert: „Was die Erfordernisse der Dichtung betrifft, so verdient das Unmögliche, das glaubwürdig ist, den Vorzug vor dem Möglichen, das unglaubwürdig ist (Poetik 1461b).

Wie aber kann das Unmögliche glaubwürdig sein? Gibt es noch anderes Unmögliches als solches, das als fiktiver Bestandteil von Märchen oder Fantasy ohnehin unglaubwürdig, bloß als Produkt der Phantasie rezipiert wird? Gibt es literarische Strategien, das Unmögliche glaubwürdig erscheinen zu lassen? Und was geschieht mit der Glaubwürdigkeit des Erzählens selbst, wenn Unmögliches erzählt wird – kann der unmögliche Gehalt den erzählerischen Akt kontaminieren?

Diesen Fragen stellen wir uns, wenn wir im Seminar Texte diskutieren, die von Unmöglichem handeln und eigentlich unmöglich sind: wenn etwa Instanzen von ihrem eigenen Tod erzählen, oder solche, die ihren Sturz in den Abgrund protokollieren, wenn von unwahrscheinlichen Wahrhaftigkeiten überzeugt werden soll, wenn Erzählinstanzen ihre eigene Verfertigung erzählen, oder sich in der Erzählung ihrer selbst nicht wiederzuerkennen scheinen, wenn von etwas erzählt wird, wovon gar nicht erzählt werden kann etc.

Es wird sich dabei um Texte von Heinrich von Kleist, Jorge Luis Borges, Franz Kafka, Franziska Gräfin zu Reventlow, Alfred Döblin, Marie-Luise Kaschnitz, Friedrich Dürrenmatt u.a. handeln sowie um Filme wie „American Beauty“ oder „Lulu on the Bridge“.

Bitte beachten Sie: Der Besuch der Lehrveranstaltung setzt eine regelmäßige AKTIVE Teilnahme voraus, die durch entsprechende Studienbeiträge überprüft wird. Versäumte Veranstaltungen können durch im Selbststudium erstellte detaillierte Essays zu den entsprechenden Inhalten kompensiert werden.

Sommersemester 2024

Erziehungs-Szenen.

Repräsentation und Rhetorik von Bildungsprozessen

M Lit 2011 B01#01

M Lit 2011 B03#01

M Lit 2011 B06#01

M Lit 2020 B01#01

M Lit 2020 B03#01

M Lit 2020 B06#01

 

Mi. 10-12

 

Bezeichnete das deutsche Wort „Bildung“ ursprünglich eine Ausbildung der Gottesebenbildlichkeit des unfertigen Menschen, so wurde es im aufklärerisch-pädagogischen Diskurs seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auf die möglichst autonome, durch das eigene Selbst zu vollziehende Formierung eines eigentlich Menschlichen (Humanität, Herder), die sowohl onto- als auch phylogenetische Ausbildung des „ganzen Menschen“ (Schiller) bezogen. Als solche trat es – nicht nur im Deutschen – in Opposition zu instruktiven, instruierend-sanktionierenden Verfahren, die dann der „Erziehung“ zugerechnet wurden. Dass sich jedoch diese Differenz von „Bildung“ und „Erziehung“ nicht aufrecht erhalten lässt, zeigen literarische Verhandlungen solcher „natürlicher“ (Rousseau) oder selbstbestimmter Bildung. Gerade in ihren Verfahren, ein Bildungsgeschehen zu repräsentieren, das ohne vorgegebenes Telos dennoch auf ein ideales Telos ausgerichtet sein soll, in ihrem nicht zuletzt durch rhetorische Techniken unterstützten Bemühen, Bildungsprozesse intelligibel, sichtbar zu machen, scheinen sich diese anscheinend inneren Prozesse äußeren Szenen der Instruktion, wenn nicht gar der Manipulation oder Gewalt anzunähern. In unserem Seminar wollen wir textuelle Produkte unterschiedlicher Medialität darauf hin untersuchen, inwieweit sie in ihren darstellenden Verfahren solche Szenen der Erziehung lesbar machen. Ausgehend von einer naturwissenschaftlichen Plausibilisierung autonomer Bildung (Blumenbach, Bildungstrieb) wollen wir literarisch dargestellte Bildungsexperimente (z.B. Rousseau, Émile; Schiller, Der versöhnte Menschenfeind) in ihrer Theatralität analysieren, sie mit ihren satirischen Verfremdungen gegenlesen (z.B. Kleist, Allerneuester Erziehungsplan), aber auch Darstellungen problematischer Bildungsprozesse in ihrer unterschiedlichen Medialität analysieren (Erzählung: z.B. Stifter, Die Narrenburg; Theater: z.B. Heckmann, Vater, Mutter, Geisterbahn; Shakespeare, The Taming of the Shrew; Kino: z.B. Truffaut, Les Quatre Cents Coups; Lanthimos, Dogtooth). Inwiefern gegenwärtige Diskurse die problematische Differenz von Bildungsprozessen und Erziehungs-Szenen adressieren, soll im Kontext von Posthumanism/Nomadic Theory anhand Rosi Braidottis Plädoyer für „affirmierte Andersheit“ (R.B., Politik der Affirmation) diskutiert werden, im Kontext von Postcolonialism anhand Gayatri Chakravorty Spivaks Neuverhandlung von Menschenrechten und Alphabetisierung im Hinblick auf eine „Pädagogik der Subalternen“ (G.C.S., Righting Wrongs – Unrecht richten). Die angegebenen Texte sind Vorschläge, gerne kann bei der Textauswahl auf die Wünsche der Studierenden eingegangen werden.

 

Biographische Fiktionen um 1900: R. Walser und R.M. Rilke

B Ger 2012 FFL#02, #03

B Ger 2012 TL#02, #03

B Ger 2012 XX#01

B Ger 2021 QLGHa#02

B Ger 2021 QLGNe#02

B Ger 2021 QTLHa#02

B Ger 2021 QTLNe#02

B Lit 2012 Kern2#02, #03

B Lit 2012 NdL1#02, #03

B Lit 2012 NdL2#02, #03

B Lit 2012 XX#02

B Lit 2021 QKern-Ha 2#02

B Lit 2021 QNdL1#02

B Lit 2021 QNdL2#02

M Lit 2011 C01#02, #04

M Lit 2020 C01#03

MEd BS 2017 FWADe01#01

MEd BS 2017 FWADe02#01

MEd R 2014 FWDe01#01

MEd R 2014 FWDe02#01

 

Do. 10-12

 

Schreiben Autorinnen oder Autoren sich in ihre literarischen Texte ein, indem sie als Erzählinstanz und/oder Figur – unter eigenem oder fremdem Namen – darin auftreten, ohne jedoch in ihrem Agieren innerhalb eines Settings, das diverse Elemente (Orte, Personen, Dinge…) ihrer realen Welt abzurufen scheint, völlig mit der empirischen Person von Autorin oder Autor zu koinzidieren, dann stellt das die Lektüre vor die Schwierigkeit, unentscheidbar zwischen einem fiktiven und einem nicht-fiktiven (autobiographischen) Lesemodus hin- und hergeworfen zu werden. Die jüngere literaturwissenschaftliche Forschung prägte für solche Schreibweisen den Begriff der „Autofiktion“ und verstand darunter eine Form autobiographischen Schreibens (Doubrovsky), ein eigenes Genre (Darrieussecq) oder sie verspricht sich eine gegenseitige Illustration von Text und Leben, wofür Wagner-Egelhaaf den Begriff der „Auto(r)fiktion“ setzt. Ausgehend von Paul de Mans „Autobiography as De-Facement“ (dt.: „Autobiographie als Maskenspiel“) wollen wir aber weitergehend fragen, inwieweit solche Schreibweisen die Autobiographie als Gattung wie auch als Pakt zwischen Schreibenden und Lesenden (Lejeune) in Frage stellen, inwiefern sie überhaupt die Unterscheidung zwischen autobiographischem und fiktionalem Schreiben bedrohen könnten. Dies wollen wir an Texten zweier Autoren diskutieren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in sehr eigentümlicher Weise die Grenzen zwischen (Auto )biographischem und fiktionalem Schreiben ausloteten. Die Romane „Der Gehülfe“ (1908) von Robert Walser und „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ (1910) von Rainer Maria Rilke sollen zusammen mit weiteren kürzeren Texten dieser Autoren, Erzählungen und Gedichten, auch solchen, in denen genau solches Schreiben reflektiert wird, die Textbasis unseres Seminars sein.

 

Sollte es organisatorisch und finanziell möglich sein (das wird momentan noch abgeklärt), könnte mit dem Seminar eine Exkursion zum Ort von Walsers „Der Gehülfe“, der „Villa zum Abendstern“ in Wädenswil bei Zürich, verbunden sein. Es empfiehlt sich mit der Lektüre der beiden Romane bereits in der vorlesungsfreien Zeit zu beginnen.

 

Literatur/Literature

Primär (Pflichtlektüre): Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Text und Kommentar, Suhrkamp BasisBibliothek (SBB) 17, 5. Aufl. 2000 (ISBN-13: 9783518188170; Robert Walser, Der Gehülfe, Sämtliche Werke in Einzelausgaben 10, Suhrkamp, ST 1110, 17. Aufl. 2019 (ISBN-13: 9783518376102); Sekundär/Theorie: 1. Grundlegend (Pflichtlektüre): Paul de Man, Autobiography as De-Facement, in: ders., The Rhetoric of Romanticism, New York: Columbia University Press, 1984, S.67-81, 298 (dt.: Paul de Man, Autobiographie als Maskenspiel, in: ders., Ästhetische Ideologie, hg. v. Christoph Menke, Frankfurt: Suhrkamp, 1993); 2. Zur Vertiefung/Ergänzung: Philippe Lejeune, Der autobiographische Pakt, aus dem Französischen von Wolfram Bayer und Dieter Hornig, Frankfurt: Suhrkamp 1994; Martina Wagner-Egelhaaf (Hrsg.): Auto(r)fiktion. Literarische Verfahren der Selbstkonstruktion. Bielefeld: Aisthesis, 2013.

 

 

Theaterspiel und andere performative Formen

B Fö 2012 PEB211 #03

B FÖ 2021 Ger110FW #02

B PEB 2012 GerG210 #04

B PEB 2012 GerV210 #04

B PPäd 2021 Ger110FW #02

 

Kurs 1: Di. 16-18

Kurs 2: Di. 18-20

 

Theatrale Darstellungsformen, solche Formen der Darstellung also, die fiktionale Gehalte nicht nur (wie etwa Texte) sprachlich repräsentieren, sondern sie mit dem ganzen Körper, Mimik, Gestik, Bewegung, unartikulierten Lauten etc., anhand von Gegenständen, Raumanordnungen, Geräuschen, Musik, Bildern, Gerüchen etc. vor- oder aufführen, sind wertvolle Instrumente pädagogischer Arbeit – innerhalb und außerhalb der Schule. Über solche, gegenüber den streng reglementierten Formen sprachlicher bzw. schriftlicher Darstellung, freieren Darstellungsformen lassen sich nicht nur Körperbewusstsein und Stimme trainieren, sondern vielerlei kommunikative Kompetenzen, Selbst- und Sozialkompetenz stärken. Der Kurs beinhaltet theoretische und praktische Teile: Im theoretischen Teil beschäftigen wir uns mit der Besonderheit theatraler Zeichen, den diversen Arten und der Geschichte des „Theaters“ sowie mit den vielfältigen Formen von „Performances“. Die Analyse eines klassischen Theaterstücks soll die Möglichkeiten ausloten, die diese Form literarischer Kommunikatiion bietet. Im praktischen Teil probieren und diskutieren wir unterschiedliche Formen von Performances für den Einsatz in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und inszenieren ein Theaterstück oder einzelne Szenen mehrerer Stücke. Deren Auswahl wird den Studierenden überlassen sein. Der Kurs wendet sich an Studierende, die selbst schon Theatererfahrung (Theatergruppe, Darstellen und Gestalten etc.) haben oder gerne „darstellend spielen“ wollen (auf der Bühne, in Rollenspielen, Performances etc.).

Wintersemester 2023/2024

Grundfragen literarischer Kommunikation

(Vorlesung)

B Fö 2012 PEB211#01

B PEB 2012 GerG210#02

B PEB 2012 GerV210#02

B FÖ 2021 Ger110FW#01

B Ppäd 2021 Ger110FW#01

 

Mi 10-12

 

Die Vorlesung beschäftigt sich damit, was literarische Kommunikation ausmacht und was sie von anderen kommunikativen Formen unterscheidet. Sie stellt unterschiedlichste literarischen Verfahren vor, wie sie in den Genres der Lyrik, Narrativik und Dramatik systematisiert oder in den Disziplinen der Rhetorik und Poetik auf ihre Anwendungsmöglichkeiten befragt werden. Dabei interessiert jeweils, wo und inwieweit diese Verfahren gerade auch in Bereichen wirken, die scheinbar nichts mit Literatur oder Poesie zu tun haben.

Die Vorlesung findet teilweise im Inverted-Classroom-Format statt.

NUR FÜR STUDIERENDE, DIE IM NEBENFACH EINE PHILOLOGIE (ANGLISTIK, ROMANISTIK, SLAWISTIK) ODER LITERATURWISSENSCHAFT STUDIEREN.

 

Figurationen des Skurrilen in der literarischen Moderne

B Ger 2012 TL#02, #03

B Ger 2012 XX#01

B Ger 2021 QTLHa#02

B Ger 2021 QTLNe#02

B Lit 2012 Kern2#02, #03

B Lit 2012 NdL1#02, #03

B Lit 2012 NdL2#02, #03

B Lit 2012 XX#02

B Lit 2021 QKern-Ha 2#02

B Lit 2021 QNdL1#02

B Lit 2021 QNdL2#02

M Lit 2011 C01#02, #04

M Lit 2020 C01#03

MEd BS 2017 FWADe01#01

MEd BS 2017 FWADe02#01

MEd R 2014 FWDe01#01

MEd R 2014 FWDe02#01

 

Do. 08-10

 

Das Adjektiv „skurril“ bedeutet im Deutschen „sonderbar, absonderlich, eigenwillig, seltsam“, wobei aber die etymologische Herkunft von lat. „scurra“, „Spaßmacher, Witzbold“ diesen Bedeutungen das Moment des Lächerlichen, Komischen unterschiebt. In unserem Kurs beschäftigen wir uns mit Texten der literarischen Moderne, die Charaktere, Handlungen, Ereignisse, Szenerien etc. in einer solchermaßen absonderlichen Gestaltung darstellen.

An Texten von beispielsweise Adalbert Stifter, Franz Kafka, Alfred Döblin, Franziska zu Reventow, Robert Walser, Ingeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz u.a. wollen wir uns fragen, welche Zugänge zu den Texten die Rubrik des „Skurrilen“ eröffnen könnte, und was die skurril dargestellten Personen und Geschehensmomente für die Wirklichkeitskonstruktionen der Moderne bedeuten könnten.

 

Tropen und Figuren

Funktionsweise und Effekte rhetorischer Verfahren

B Ger 2012 TL#02, #03

B Ger 2012 SM#02, #03

B Ger 2012 XX#01

B Ger 2021 QTLHa#02

B Ger 2021 QTLNe#02

B Ger 2021 QTMKHa#02

B Ger 2021 QTMKNe#02

B Lit 2012 Kern1#02, #03

B Lit 2021 QKern-Ha 1#02

B Lit 2021 QKern-Ne #02

M Lit 2011 C01#02

M Lit 2020 C01#03

MEd BS 2017 FWADe01#01

MEd BS 2017 FWADe02#01

MEd BS 2023 FWDeTMK#02

MEd R 2014 FWDe01#01

MEd R 2014 FWDe02#01

MEd R 2023 FWDeTMK#02

 

Do. 10-12

 

Wird ein Sachverhalt in ungewöhnlicher Weise, also durch (rhetorische) Figuren ausgedrückt, indem mehr, weniger, anders oder anderes gesagt wird als gewöhnlich zu erwarten wäre; oder wird etwas durch Worte bezeichnet, die normalerweise etwas ganz anderes bezeichnen, werden also Tropen verwendet, dann ist der Sinn dieses figural oder tropisch Gesagten merkwürdigerweise nicht nur mühelos zu verstehen, sondern oftmals scheint das solchermaßen Gesagte besonders treffend, natürlich, gar nicht anders sagbar zu sein.

In unserem Kurs beschäftigen wir uns mit solchen rhetorischen Verfahren, die wir anhand theoretischer Lektüren wie praktischer Beispiele näher kennen lernen wollen. Wir fragen uns, wie sie funktionieren, welche semantischen Effekte sie generieren und wie die Überzeugungskraft, die ihnen inne wohnt, durch ihre bloße Künstlichkeit relativiert, wie demnach der anscheinend natürlich passende Ausdruck sich als – Maniupulation erweisen könnte.

 

In Kürze

Darstellungsweisen und Funktionen kleinster literarischer Formen

B Ger 2012 BLW#02, #03

B Ger 2021 OBLW#02

B Lit 2012 LOL#02, #03

B Lit 2012 TFL#02, #03

B Lit 2021 OLOL#02

B Lit 2021 OTFL#02

 

Kurs 1: Di. 16-18

Kurs 2: Di. 18-20

 

Auf 140 Zeichen begrenzte „Twitter“, jetzt „X“, die Zeichenzahl eines Tweets, um sie dann wieder auf 280 zu erweitern. Was lässt sich in solcher Kürze sagen, genügt das, um etwas so zu erzählen, dass das Erzählte all die Informationen beinhaltet, die „transportiert“ werden sollen? (Dieser Text hat bis einschließlich des Fragezeichens 281 Zeichen…) Oder braucht es dazu einen X-Thread, Erzählen in Fortsetzung?

In unserem Kurs beschäftigen wir uns mit literarischen Texten, die alle durch ihre Kürze charakterisiert sind. Wir fragen uns, in welche Arten von Formen diese Texte eingeteilt wurden und welches die Merkmale solcher Formen wie Kurzgeschichte, Kürzestgeschichte, Anekdote, Aphorismus, Parabel, Legende, Novelle, Mythe, Märchen, Fabel, Sonett, Ballade, Chanson etc. sind.

Dabei wollen wir untersuchen, wie, mit welchen Techniken solche kurzen Texte einen Sachverhalt, ein Geschehen oder Charaktere (die nicht immer Menschen sein müssen) darstellen, wie sie Wirklichkeiten entwerfen, welche Angebote sie machen, unsere Welt und unser Selbst zu verstehen.

Bitte beachten Sie, dass das Lesepensium für diesen Kurs nicht geringer sein wird als das für andere Kurse.

Sommersemester 2023

Humanisierung – Animalisierung

Zur „anthropologischen Maschine“ der Moderne

M Lit 2011 B01#01

M Lit 2011 B03#01

M Lit 2011 B06#01

M Lit 2020 B01#01

M Lit 2020 B03#01

M Lit 2020 B06#01

M Lit 2020 D03#01

 

Di 16-18

 

„Der Mensch war in unserer Kultur (…) stets das Resultat einer Teilung und zugleich einer Gliederung des Animalischen und Humanen, wobei einer der beiden Begriffe jeweils auf dem Spiel stand“, stellt Giorgio Agamben 2002 fest und fordert, nicht das metaphysische Geheimnis der Vereinigung, sondern das politische der Trennung zu untersuchen. Das heißt, die „anthropologische Maschine“ in den Blick zu nehmen, die in der westlichen Kultur den Menschen – im Menschen – vom Nichtmenschen, das Humane vom Animalischen abtrennt, um Erkenntnis des Humanen und Geschichte zu produzieren. So sollen es in der Vormoderne Prozesse der Einschließung des Außen, Humanisierung des Animalischen (Menschenaffen, Wolfskinder, Sklaven…) sein, in denen das Innen des Humanen produziert wird; in der Moderne hingegen Prozesse der Ausschließung eines Innen, Animalisierung des Menschen, die das Nicht-Humane im Menschen absondern. Die schrecklichen (bio-) politischen Konsequenzen dieses modernen Prozesses zeigen sich in dem vom NS-Staat organisierten Genozid an den Juden, die die NS-Ideologie als Nicht-Menschen im Menschen animalisiert (und im Lager exkludiert).

In unserem Kurs wollen wir theoretische als auch literarische Texte und Filme  daraufhin lesen, wie in ihnen selbst die „anthropologische Maschine“ am Werk, aber auch wie sie darin ausgestellt – und möglicherweise unterbrochen, im Leerlauf und das Verhältnis von Humanem und Animalem in der Schwebe wäre: Heideggers Versuche, menschliches Dasein über das (von ihm unterstellte) defizitäre des Tieres zu begreifen, Hanna Arendts Überlegungen zu Staatenlosen und Minderheiten, Rousseaus und Schillers ästhetische Erziehungsversuche des / zum natürlichen Menschen, Kleists Darstellung einer scheiternden paradiesischen Utopie, Rilkes Validierung tierischer Wahrnehmung, Kafkas quasi-evolutionäres Experiment der Menschwerdung eines Affen, Truffauts filmische Auseinandersetzung mit einem „Enfant sauvage“, Ibsens Fallstudie einer Ausschließung der Frau als irreduzibler Anderer etc.

Rosi Braidottis gegenwärtige posthumanistische „Politik der Affirmation“ könnte schließlich als Gegen- oder Folge-Lektüre zu Agambens Befunden diskutiert werden.

 

Ästhetische Bildung zwischen „Idealisirkunst“ und „Spieltrieb“

Schillers textuell-mediale Experimente

B Ger 2012 BLW#02, #03

B Ger 2021 OBLW#02

B Lit 2012 LOL#02, #03

B Lit 2021 OLOL#02

 

Mi. 10-12

 

Seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts arbeiteten Autorinnen und Autoren der deutschsprachigen Literaturszene an einer umfassenden Neubestimmung der Dichtung. Anstatt traditionellerweise nach Regeln oder Techniken zu fragen, wodurch poetische Werke ihre Zwecke bei einem bestimmten Publikum und für bestimmte Anlässe erreichen sollten, interessierte nunmehr, inwiefern Literatur Wissen generieren, zur ethischen wie ästhetischen Bildung ihres Publikums beitragen oder in der Vielfalt ihrer Genres und Stile Charakteristika der Zeit oder der Verfassenden darstellen könne.

Friedrich Schiller spielte in diesen Diskussionen eine exponierte Rolle: Seit seinem Drama „Die Räuber“ (1781/82) Shooting Star der jungen Autorenszene fanden seine theoretischen Arbeiten zu Theater und Dichtung weithin Beachtung. Seine ästhetischen Ideen entwickelte er einerseits in eigenwilliger Weiterführung der kritischen Philosophie Kants, andererseits in Auseinandersetzung mit den literarischen wie theoretischen Texten anderer Autoren. Darüberhinaus experimentierte er mit textuellen und theatralen Formen, wie seine Konzeption ästhetischer Bildung umzusetzen wäre.

In unserem Kurs wollen wir Schillers unterschiedlichsten Versuchen der Neubestimmung des Literarischen folgen, indem wir uns mit seinen Kritiken und diversen theoretischen Texten auseinandersetzen, uns mit seinen merkwürdigen textuellen Versuchen des Lehrgedichts („Die Künstler“) oder der Fallgeschichte („Verbrecher aus verlorener Ehre“, „Pitaval“) beschäftigen und schließlich diskutieren, inwiefern seine Dramen (v.a. „Maria Stuart“, „Wilhelm Tell“) als Experimente ästhetischer Bildung gelesen werden können.

 

Was alte Märchen neu erzählen.

Zu Faszination und Problematik anachronistischer Narrative

B Fö 2012 PEB211#03

B FÖ 2021 Ger110FW#02

B PEB 2012 GerG210#04

B PEB 2012 GerV210#04

B PPäd 2021 Ger110FW#02

 

Kurs 1: Do. 08-10

Kurs 2: Do. 10-12

 

Unter gegenwärtigen medial-kulturellen Bedingungen spielen Märchen eine zwiespältige Rolle. Zum einen erscheinen sie in ihrer Sprache, Motivik und Textualität altertümlich und wenig geeignet, das Interesse medial gänzlich anders sozialisierter Kinder und Jugendlicher zu wecken. Zum anderen prägen sie nicht nur in medialen Transgressionen als Film, Comic, Graphic Novel oder Videospiel deren fiktionale Erlebniswelt, sondern stellen oftmals, vermittelt durch den sozialen Akt des Erzählens, deren erste Begegnung mit literarischen Formen überhaupt dar. Zudem scheinen sie in ihrer Situierung sowohl in einer längst vergangenen Zeit als auch in phantastisch-märchenhaften Sphären und in ihrer generationenübergreifenden Popularität durchaus eine Faszination auf Kinder und Jugendliche auszuüben.

Anhand ausgewählter Märchen aus diversen Märchensammlungen des frühen 19. Jahrhunderts (Jakob und Wilhelm Grimm, Ludwig Bechstein, Karoline Stahl…) wollen wir diskutieren, worin diese alten Narrative unter gegenwärtigen sozialen und kulturellen Bedingungen problematisch erscheinen (etwa wenn „Stiefmüttern“ die Funktion der bösartigen Figur zukommt oder wenn den Texten Geschlechterpolitiken unterliegen, die heute keineswegs mehr akzeptabel sind etc.), aber auch worin die Faszination dieser alten Texte und ihrer so andersartigen Wirklichkeiten liegen könnte – gerade auch im Gegensatz zu den Produkten der unermüdlich produzierenden Fantasy-Industrie. Entsprechend wollen wir beides, Faszination wie Problematik dieser alten Erzählungen, im Hinblick auf ihren unterrichtlichen Einsatz diskutieren.

Frühere Lehrveranstaltungen