Die aktuelle Debatte um die Rückführung kolonialer Raubgüter in ihre Herkunftsländer macht deutlich, dass der Kolonialismus kein abgeschlossenes Kapitel ist. Vielmehr konfrontieren uns seine materiellen Spuren in Museen bis heute mit der Frage, wie wir angemessen mit unserem kolonialen Erbe umgehen können und welche Verantwortung sich daraus ableitet. Auf Seiten der ehemals kolonisierten Gesellschaften wiederum erinnern sie an die erfahrene koloniale Entrechtung, den Raub des eigenen Kulturerbes und die Leerstellen, die dieser bis heute hinterlässt.
In der Podiumsdiskussion soll nun nach dem aktuellen Stand der Debatte gefragt werden und danach, was das für die Stadt Erfurt bedeutet. Welche Erwartungen und Handlungsempfehlungen haben Vertreter*innen ehemals kolonisierter Gesellschaften an Museumsverantwortliche in Europa? Und wie können europäische Museen verantwortungsvoll auf die an sie gerichteten Erwartungen und Forderungen reagieren?
Neben Flower Manase diskutieren an diesem Abend auf dem Podium:
- Dr. Ulf Häder (Vorstandsmitglied Museumsverband Thüringen und Direktor der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung mit Satiricum in Greiz);
- Charlotte M. Hoes (Universität Göttingen);
- Dr. Tobias Knoblich (Beigeordneter für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe der Stadt Erfurt)
- und Dr. Birgit Scheps-Bretschneider (Kustodin der Ozeaniensammlung, GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig).
Die Moderation übernehmen PD Dr. Silvan Niedermeier (Universität Erfurt, DFG-Forschungsgruppe „Freiwilligkeit“) und Dr. Sahra Rausch (Universität Jena, Wissenschaftliche Koordinationsstelle „Koloniales Erbe in Thüringen“).
Die Podiumsdiskussion ist Teil eines zweitägigen internationalen Workshops an der Universität Erfurt, in dem Forscher*innen aus Erfurt und Jena gemeinsam mit Gästen aus Afrika und Europa die postkolonialen Auseinandersetzungen mit Restitution (Wiederherstellung) und Repatriierung (Rückführung) aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven in den Blick nehmen wollen.
Die Idee zu dieser Veranstaltung entstand in Anlehnung an das Teilprojekt „Freiwilligkeit und die Repatriierung menschlicher Überreste aus kolonialen Kontexten (1970–2021)“ der Forschungsgruppe „Freiwilligkeit“ an der Universität Erfurt und wird nun als kollaborativer Workshop zusammen mit dem Sonderforschungsbereich „Strukturwandel des Eigentums“ der Universitäten Erfurt und Jena sowie der „Wissenschaftlichen Koordinationsstelle Koloniales Erbe in Thüringen“ (KET) umgesetzt.