Ausstellungen von 2007 bis 2013 - nationales und internationales Parkett
Herbert Bayer - Werbegrafik 1928 - 1938 (2013)
Er war einer der kreativsten Gebrauchsgrafiker seiner Zeit und dieser stilistisch um Dekaden voraus. Nach seinem Weggang vom Dessauer Bauhaus 1928 führte Herbert Bayer die am Bauhaus entwickelten Prinzipien einer modernen Werbegrafik als Gestalter in Berlin konsequent weiter. Bis zu seiner Auswanderung in die USA 1938 schuf er hunderte Plakate, Buch- und Zeitschriftentitel, Werbeanzeigen und -broschüren. Zu seinen Auftraggebern zählten neben der Konsumgüterindustrie und Verlagen auch staatliche und staatsnahe Einrichtungen. Bayer hat seine innovativen Werbeideen auch in den Dienst der NS-Machthaber gestellt.
75 Jahre nach seiner Emigration beleuchtete die Ausstellung kritisch und umfassend Herbert Bayers Schaffen in der Zeitspanne 1928-1938. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Gastkurator Prof. Dr. Patrick Rössler von der Universität Erfurt anlässlich des Themenjahres 2013 „Zerstörte Vielfalt – Berlin im Nationalsozialismus“ realisiert.
Pressemitteilung Bauhaus-Archiv (2013)
Ausstellungs-Website des Bauhaus-Archivs Berlin
Interview auf dem Forschungsblog der Universität Erfurt
Rezension im Tagesspiegel Berlin (13.1.2014)
Ausstellungsrezension auf smow.de
Einladung zur Ausstellungseröffnung
Begleitbuch zur Ausstellung mit Werkübersicht (2013)
Kurzbiografie zu Herbert Bayer (2014)
Blick in die Ausstellung in Berlin
Ausstellungseröffnung in Berlin
Herbert Bayer. Werbegrafik zwischen Bauhaus und Emigration
Herbert Bayer war einer der kreativsten Gebrauchsgrafiker seiner Zeit und dieser stilistisch um Jahrzehnte voraus. Nach seinem Weggang vom Dessauer Bauhaus 1928 führte Herbert Bayer die am Bauhaus entwickelten Prinzipien einer modernen Werbegrafik als Gestalter in Berlin konsequent weiter. Bis zu seiner Auswanderung in die USA 1938 schuf Bayer hunderte Plakate, Buch- und Zeitschriftentitel, Werbeanzeigen und -broschüren. Zu seinen Auftraggebern zählten neben der Konsumgüterindustrie und Verlagen auch staatliche und staatsnahe Einrichtungen. Bayer hat seine innovativen Werbeideen auch in den Dienst der NS-Machthaber gestellt. 75 Jahre nach seiner Emigration beleuchtet die Ausstellung des Gutenberg-Museums kritisch und umfassend Herbert Bayers Schaffen in der Zeitspanne von 1928 bis 1938.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Gastkurator Prof. Dr. Patrick Rössler von der Universität Erfurt anlässlich des Themenjahres 2013 »zerstörte Vielfalt — Berlin im Nationalsozialismus« für das Bauhausarchiv/Museum für Gestaltung Berlin realisiert und für das Gutenbergmuseum neu konzipiert.
Ausstellung: 14. Mai bis 26. Oktober 2014
Gutenberg-Museum
Museum für Buch-, Druck- und Schriftgeschichte
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz
Pressemitteilung des Gutenberg-Museums Mainz (2014)
Entstehung der Ausstellungsgrafik (Mainz, 2014), Büro Silber, Mainz
Ausstellungsstation in Mainz
Zeitgeist im Oktavformat - Illustrierte Magazine der 20er-Jahre (2013)
In der Weimarer Republik erregten die neuen bunten Monatshefte wie "Uhu" und "Querschnitt" seinerzeit großes Aufsehen. Illustrierte Magazine boten auf eine zuvor nie gekannte Art unterhaltsame Informationen zu fremden Länder und neue Erfindungen, blickten hinter sonst verschlossene Türen, publizierten Reportagen zu Stars und Sternchen, Mode- und Zeitgeistthemen, aber auch zeitkritische Prosa. Mit Hilfe der besten AutorInnen, ZeichnerInnen und FotografInnen der Zeit erreichten die Hefte ein inhaltliches und stilistisches Niveau, das bis heute kaum übertroffen wurde.
Die Ausstellung stellt neben den Titeln "Uhu", "Querschnitt", "Das Leben" und der "Revue des Monats" auch das legendäre "Magazin" vor, das nach dem Krieg weitergeführt wurde und bis heute erscheint. In Kooperation mit dem Kommunikationswissenschaftler Professor Dr. Patrick Rössler (Universität Erfurt) wurden durch die SLUB Dresden zunächst die zehn der wichtigsten deutschsprachigen Magazine der Ära virtuell zusammengeführt und für die Forschung aufbereitet
Pressemitteilung der SLUB Dresden (2014)
Die neue Stadt (2012)
Die Illustriertenpresse erlebte in den 1920er und 1930er Jahren eine erste Blüte: Technische Innovationen wie die Kleinbildkamera und die Rotationspresse, aber auch veränderte Perspektiven auf die Welt wie das ›Neue Sehen‹ in der Fotografie oder die ›Neue Typografie‹ und nicht zuletzt die politischen Meinungskämpfe der Weimarer Epoche machten jeden Kioskbesuch zu einem Ereignis.
Aber die Illustrierten transportierten – zufällig oder beabsichtigt – immer auch Visionen von Urbanität und urbanem Leben in die Öffentlichkeit. Einerseits selbst Ausfluss eines gesellschaftlichen Wandels, der mit einem rasanten Medienwandel (Stichwort: ›Iconic Turn‹) einherging, und andererseits ein wesentlicher Motor dieses Wandels, reflektierte die Massenpresse vielleicht so genau wie kein anderes Medium, was Urbanität und urbanes Leben in der Massengesellschaft bedeutete. Publiziert zumeist in den Ballungszentren des Deutschen Reiches, avancierten sie schnell zu unverzichtbaren Medien der Großstadtkommunikation.
In den Periodika der städtischen Avantgarden, aber genauso in den Magazinen und Bilderblättern der Publikumspresse wurden Bilder von der ›Neuen Stadt‹ vermittelt, wie sie sich beispielsweise die moderne Architektur im Umfeld von Bauhaus und CIAM erdachte. Großen Einfluss besaß die Zeitschrift das neue frankfurt (1926-1931), die gemeinsam mit ihrem Relaunch die neue stadt (1932) alle Bereiche des ›Neuen Lebens‹ berührte und dabei auch Medien wie den Film oder die Fotografie thematisierte. Ihr Titel überschreibt deswegen programmatisch diese Ausstellung, die die vorliegende Broschüre begleitend dokumentiert.
Der nationale und internationale Erfolg der ursprünglich als regionales Organ gestarteten Monatshefte rief schon bald Nachahmer auf den Plan: Titel wie das neue berlin (1929) oder das neue leipzig (ab 1928) und weitere Publikationen illustrieren die Welle der großstadtbezogenen Zeitschriften, die immer wieder den ›neuen‹ Lebensraum thematisierten. Dabei ist nicht zu unterschätzen, dass ausnahmslos alle dieser Zeitschriften von einem Fortschrittsglauben beseelt waren, der sie im politischen Kampf eindeutig als Kontrahenten der reaktionären Kräfte im Reich auswies. Nach 1933 wurden sie deswegen entweder sofort eingestellt, belanglos oder unter der Flagge der ›neuen‹ Machthaber umgekrempelt weitergeführt.
Gleichzeitig berichteten die gerade in der Klasse der (von Kracauer so treffend beschriebenen) Angestellten so beliebten Unterhaltungsmagazine über den ›letzten Schrei‹ und die Innovationen im Alltagsleben, die sich in Erfindungen, aber genauso in Erscheinungen sozialen Wandels (wie etwa den veränderten Geschlechterverhältnisse) niederschlugen. Ende der 1920er Jahre hatte sich damit eine Vielfalt visueller Darbietungsformen an deutschen Kiosken etabliert, die zur Illustration auch auf neue Medienberufe zurückgreifen konnte – von den in immer schnellerem Rhythmus produzierenden Bildagenturen, die ihre Abzüge zu Tausenden in den Redaktionen ablieferten, bis zu den meist autodidaktischen Fotoreporten, die Tag und Nacht die Metropolen nach reizvollen Motiven für ein immer sensationshungrigeres Publikum durchstreiften.
Die Ausstellung zeigt ausschließlich Originalmaterial zur Konstruktion von Stadt und städtischem Leben in deutschen Printmedien der Zwischenkriegszeit, genauer der kurzen Periode zwischen 1926 (markiert durch die Eröffnung des Dessauer Bauhaus-Gebäudes) bis zur faschistischen Machtübernahme. Anhand einer exemplarischen, aber keineswegs repräsentativen Auswahl verdeutlicht sie auch die Rolle, die die illustrierte Massenpresse bei der Diffusion des urbanen Zeitgeistes spielte.
Vorwort der Ausstellungsbroschüre (2012)
Zwischen Typofoto und Telehor. Medieninnovationen im Spiegel der Publikumspresse 1918-1939 (2010)
Medien berichten über Medien.
Was heute unter dem Konzept „mediale Selbstreferenzialität“ diskutiert wird und wie eine Erfindung der 90er Jahre anmutet, des unendlichen Recyclings von Casting-Sternchen und Pseudo-Comedians, ist älter, viel älter. Schon in den Journalen der frühen Neuzeit war es immer eine Mitteilung wert, wenn Verlage neue Periodika lancierten. Und der mediale Innovationsschub der Epoche zwischen den beiden Weltkriegen vervielfältigte nicht nur die Kanäle, auf denen berichtet werden konnte, sondern gleichzeitig auch die Gegenstände der Berichterstattung.
Medien berichten über Medieninnovationen.
Die Funktionslogik des journalistischen Systems, namentlich die Selektionsregeln für aktuelle Berichterstattung, befördert Medieninnovationen auf die gesellschaftliche Agenda. Der Nachrichtenfaktor „Neuigkeit“ ist einschlägig, wenn es eine neue Erfindung aus dem Bereich der Kommunikationstechnologien zu präsentieren gilt, oft verknüpft mit regionaler Nähe und Statusaspekten. Oft kuriose Visionen faszinierten gerade in den 1920er Jahren das aufstrebende Bildungsbürgertum und beflügelten die Phantasien der urbanen Mittelschicht – aber auch von Politikern und Unternehmern, die schnell das gesellschaftliche und ökonomische Potenzial eines ausdifferenzierten Mediensektors erkannten.
Die Diffusion neuer Kommunikationstechnologien ist ohne Medienberichterstattung undenkbar.
Was für Saatgut und Unterhaltungselektronik gilt, kann analog auf Medieninnovationen angewendet werden: Ihre Durchsetzung folgt der typischen Diffusionskurve, bei der es entscheidend ist, ob der Spill-Over von den Innovatoren auf die Gruppe der frühen Übernehmer (‚Early Adopters‘) gelingt. Um eine kritische Masse an Interessenten und späteren Nutzern zu erreichen, ist Medienberichterstattung notwendig, die gerade auch die adaptiven Meinungsführer erreicht. Gleichzeitig bieten die Medienberichte einen Interpretationsrahmen an, der für die Aneignung der Technologien maßgeblich werden kann.
Medien in der Kunst
Interessant erscheint aus heutiger Sicht, dass die technologisch getriebenen Innovationsprozesse seinerzeit bevorzugt von Künstlern der Avantgarde aufgegriffen wurden, die in den neuen Medienanwendungen auch Möglichkeiten für den schöpferischen Ausdruck erkannten. Die Geburtstagmappe für den Bauhausdirektor Walter Gropius aus dem Jahr 1924, für die die Bauhausmeister Klee, Schlemmer, Feininger, Kandinsky, Muche und Moholy-Nagy ein Schlüsselbild der Medienentwicklung als Inspiration verwendeten (s. Abb.), ist hier nur ein prominentes Beispiel: Das Pressefoto zeigt eine Menschenmasse vor einem Lautsprecher auf dem Potsdamer Platz zeigt, die die Verkündung der Ergebnisse der Reichstagswahl erwartet. Moholy-Nagy stellte seinen Meisterkollegen die Aufgabe, auf Basis dieses Fotos eine eigene Interpretation zu schaffen, das dessen Formensprache aufgreift; Ergebnis waren verschiedene Abstraktionen des dokumentierten Kommunikationsprozesses.
Typofoto und Telehor
Gerade der ungarische Konstruktivist Laszlo Moholy-Nagy kann als Vordenker begriffen werden, der die Funktion der Entwicklung audiovisueller Medien für Kunst und Gesellschaft beispielsweise in seinem epochalen Bauhausbuch „Malerei, Fotografie, Film“ (1925) adressierte. Anhand verschiedener Anwendungsfelder verdeutlicht er den Übergang aus der Gutenberg-Galaxis in ein multimediales Zeitalter, dessen Medien „neue Beziehungen zwischen optischen, akustischen und anderen funktionellen Erscheinungen“ (etwa der Schrift) herstellen. Das von ihm propagierte ‚Typofoto‘ als „visuell exaktest dargestellte Mitteilung“ kombiniert in diesem Sinne Fotografie und Text zu effektiven Fotomontagen; man erfindet den ‚Telehor‘: „den Fernseher – man kann morgen in das Herz des nächsten schauen, überall sein und doch allein sein“.
Medieninnovationen in den Medien: Eine Ausstellung
Moholy-Nagys Überlegungen markieren die Spitze eines Diskurses, der auch in den populären Medien geführt wurde, wenngleich dort stärker auf den Aspekt des technologischen Fortschritts fokussiert. Die Ausstellung „Zwischen Typofoto und Telehor“, die diese Broschüre begleitet, verdeutlicht in sechs Abteilungen anhand von gedruckten Beispielen, wie über Medieninnovationen in der Zwischenkriegszeit berichtet wurde. Die Exponate zeigen die Entwicklung von illustrierter Massenpresse und Fotomontage, Film und Fernsehen, Radio und mobiler Kommunikation – aber insbesondere die Art und Weise, in der diese Innovationen publizistisch kommentiert wurden. Das Spektrum reicht dabei von ungläubigem Staunen über einen ungebrochenen Fortschrittsglauben bis hin zur zaghaften Technologieskepsis – also genau die Argumentationsfiguren, die uns aus der Technikfolgendiskussion bis heute geläufig sind.
Dank
Für ihre Unterstützung bei der Umsetzung von Ausstellung und Broschüre danke ich zunächst Anne Gröschel und Laura Scherler aus dem BA-Studiengang Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt, die alle Arbeiten mit der erforderlichen professionellen Sorgfalt ausgestaltet haben. Für die finanzielle Förderung danke ich dem Organisationsteam der DGPuK-Jahrestagung 2010 in Ilmenau, für die die Ausstellung eingerichtet wurde, und den Fachverlagen, die durch ihre Insertionen den Druck dieser Broschüre ermöglichten. Alle gezeigten Original-Exponate entstammen dem Archiv der Massenpresse Patrick Rössler.
Prolog (aus der Ausstellungsbroschüre, 2010)
Zweite Ausstellungsstation: Medienträume in den Roaring Twenties - Visionen und Ängste (2011)
Adolf-Georg B. Cohrs - Zwischen Gegenstand und Abstraktion (2009)
Anlässlich des Veranstaltungszyklus "Bauhaus 2009" wird in der Universitätsbibliothek Erfurt eine Ausstellung zum Werk von Adolf-Georg B. Cohrs gezeigt. Zur Eröffnung am 19. Mai 2009 um 19 Uhr sind Interessierte herzlich eingeladen.
Das Bauhaus legte den Grundstein für viele künstlerische Karrieren - so auch für die von Adolf-Georg Benno Cohrs. Der bewarb sich 1929, im Alter von 20 Jahren, am Dessauer Bauhaus. Bis Ende 1932 studierte er bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Josef Albers. Für seine Ausbildung als Architekt sorgten Mies van Der Rohe, Ludwig Hilbersheimer und Alfred Arndt. Nach der Übersiedlung des Bauhauses nach Berlin war auch Cohrs von der NS-Verfolgung bedroht; Werke wurden aus Ausstellungen als "entartet" entfernt, und bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmte und vernichtete die Gestapo im Oktober 1934 alle Bilder, Zeichnungen und weiteren Unterlagen. Nach dem Krieg widmete sich Cohrs wieder der Malerei, neben seiner Haupttätigkeit als selbständiger Architekt, der (u. a. als Leiter des Hochbauamts Dortmund) an zahlreichen renommierten Bauprojekten der frühen Bundesrepublik mitwirkte. Eine erste Retrospektive seines künstlerischen Werks mit rund 40 Gemälden und Zeichnungen aus dem Nachlass ist nun vom 19. Mai bis 25. Juni 2009 in der Universitätsbibliothek Erfurt zu sehen.
Bei Kandinsky, den Cohrs als seinen "großen Lehrmeister" bezeichnete, entstand 1930/31 auch eine seinerzeit viel beachtete Kleinbild-Serie über "Das sonderbare Erlebnis eines kleinen Mannes", die in renommierten Ausstellungen gezeigt wurde und Cohrs selbst aufgrund von Fotodokumenten später wieder rekonstruieren konnte. Über seine Bildwerke - oft surreal verfremdete Landschaften - sagte er: "Eine Analyse zu finden vom Gegenständlichen zum Abstrakten - im gegenseitigen Wechsel - kennzeichnet meine Arbeiten. Wie entstehen meine Bilder? Welches sind die Impulse, die mich zum Schaffen anregen? Nun, es sind Erlebnisse meiner Umwelt, die ich festhalten möchte. Für mich bedeutet Malen, Erlebtes mitzuteilen, Empfindungen sichtbar zu machen, und das ist etwas ganz anderes als Bilder oder Abbilder des Gesehenen wiederzugeben."
Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Bibliothek (montags bis freitags 8-22 Uhr, samstags 10-18 Uhr und sonntags 13-18 Uhr) vom 19. Mai bis 25. Juni im Erdgeschoss zugänglich. Sie wird aus Mitteln der Stadt Erfurt, Kulturdirektion gefördert. Begleitend erscheint eine Katalogbroschüre.
Pressemitteilung Uni Erfurt (2009)
Ausstellungseröffnung in der Universitätsbibliothek Erfurt (2009)
Vom Bauhaus zum Informel - Die Kunst von Irmgard Sörensen-Popitz (2009)
Irmgard Sörensen besuchte 1923 die Bauhaus-Ausstellung, auf der sie sich - als ausgebildete Gebrauchsgrafikerin - besonders für die typographischen Arbeiten der Bauhausdruckerei unter Laszlo Moholy-Nagy begeisterte. Sie entschloss sich, 1924 und 1925 als Schülerin ans Bauhaus Weimar und Dessau zu gehen. Dort belegte sie nach eigenen Angaben den Unterricht bei Kandinsky, Klee und Moholy-Nagy und erstellte Reklameentwürfe. Eine Fotografie aus ihrem Nachlass zeigt (handschriftlichen Anmerkungen zufolge) sie selbst und Irene Bayer, Frau von Herbert Bayer, vor dem Portal des unfertigen Bauhaus-Neubaus in Dessau.
Nach ihrer Heirat siedelte Sörensen-Popitz nach Leipzig über und arbeitete (bis zum Ausstellungsverbot durch die Nazis) als freie Malerin und Grafikerin. Wie ihr vom Beyer-Verlag mehrfach bescheinigt wurde, war sie dort ab 1925 kontinuierlich als »graphische Kunstgewerblerin« tätig, unter anderem für die Avantgarde-Zeitschrift die neue linie. Ihren Erinnerungen zufolge war sie 1929 im Beyer-Verlag für die Gestaltung der Zeitschriften zuständig und damit nicht eine der weltweit ersten ›Art Directors‹.
Obwohl alle Belege ihrer Arbeiten 1944 durch einen Bombenschaden im Beyer-Haus verloren gingen, lassen sich eine Reihe moderner Titelblatt- und Prospektentwürfe, die eindeutig die Handschrift der Bauhaus-Tradition tragen, mit ihrer Signatur nachweisen. Nach dem Kriege vertiefte Söre ihre freie künstlerische Tätigkeit, zunächst allerdings ohne eigene Bemühungen um öffentliche Resonanz. Es entstehen Blumenbilder und frühe Arbeiten auf Papier; außerdem verfasst sie ausführliche konzeptionelle Aufzeichnungen zu ihrer Kunst.
In den 1960er Jahren die fertigt sie verschiedene Aquarellzyklen an, die heute als ihr Hauptwerk gelten können. Teils in schwarz-weiß, teils als Farbkompositionen gehalten stehen sie in der Tradition des Informel als wesentliche Stilrichtung der Epoche. Obgleich Söre keiner der einschlägigen Künstlergruppen zuzurechnen ist, schließen ihre nicht-figurativen Werke nahtlos an die Farb- und Formensprache jener Zeit an.
Das Werk von Söre wurde - außer in wenigen kleineren, lange zurückliegenden Galerieausstellungen - bislang kaum präsentiert und hier erstmals in einer Gesamtschau gewürdigt.
Die Ausstellung »SÖRE. Vom Bauhaus zum Informel: die Kunst von Irmgard Sörensen-Popitz« wird kuratiert von Prof. Dr. Patrick Rössler, assistiert von Lena Hautzer und Anne Müller. Amelie Greiner realisierte die Begleitpublikation.
Informationstext zur Ausstellung (2009)
Das Bauhaus am Kiosk: Die neue Linie 1929-1943 (2007/2009)
Zwischen 1929 und 1943 erschien ‘die neue linie‘ im Leipziger Beyer-Verlag als die herausragende Lifestyle-Illustrierte ihrer Zeit. Keine andere Zeitschrift setzte in ihrer Gestaltung die Ideen der typografischen Moderne so konsequent um. Führende Grafik-Designer aus dem Bauhaus wie László Moholy-Nagy und Herbert Bayer prägten das Erscheinungsbild der Illustrierten.
Neue Typografie, klare Formen, schnörkellose Schrift, dynamische Diagonalen und dramatische Fotomontagen sorgen für ein auffallendes Erscheinungsbild. Inhaltlich setzte ‘die neue linie‘ auf ein anspruchsvolles Niveau. Literarische Gastautoren wie Aldous Huxley, Gottfried Benn oder Thomas Mann lieferten Beiträge. Der Modeteil – höchstens ein Viertel des Umfangs – bildete raffinierte Entwürfe ab, die die elegante Damenwelt der Weimarer Republik ansprach.
Große Gewichtung hatte alles was mit "Schöner Leben" zusammenhing. Das macht ‘die neue linie‘ zu einem Vorläufer heutiger Lifestyle-Magazine. Aktuelle architektonische Trends stellte unter anderem Walter Gropius vor. Als vorbildliches Design werden Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer oder die "Frankfurter Küche" präsentiert. Die Werbeseiten, gestaltet von Ex-Bauhäuslern wie Herbert Bayer, Kurt Kranz oder den Brüdern Neuner, wandten sich an ein zahlungskräftiges Publikum und die intellektuelle Oberschicht. 40.000 Auflage und der Preis von 1 RM bestätigen dies.
Dass die modern aufgemachte Zeitschrift in den nationalsozialistischen Jahren und während der Kriegszeit von Repressalien weitgehend verschont blieb, ist darauf zurückzuführen, dass ‘die neue linie‘ als schöngeistiges Alibi einer weitgehend gleichgeschalteten Nazipresse diente. Die Grenzen journalistischer Freiheit waren eng, zu keiner Zeit gab es regimekritische Beiträge, aber möglich war dennoch der völlige Verzicht auf antisemitische Hetzpropaganda. Mit Kriegsbeginn dominierten militärische Abbildungen die Titelseiten, deutsche Klassik und alte Meister hielten Einzug in die Hefte.
Ausstellung und Katalog, die das wechselhafte Schicksal der Illustrierten beleuchten, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt.
Pressemitteilung des Bauhausarchivs-Berlin (2007)
Ausstellungskatalog (2007; überarbeitete, deutsch-englische Fassung 2009)
„Bauhaus am Kiosk“ lockt Besucher
Große Resonanz der Ausstellung der Universität Erfurt im Bauhaus-Archiv Berlin
Die Stühle waren im nu belegt, und manche Besucher konnten nicht einmal einen Stehplatz ergattern: Die Eröffnung der Sonderausstellung „Das Bauhaus am Kiosk“, die Medienforscher der Universität Erfurt für das Bauhaus-Archiv in Berlin erarbeitet hatten, wurde zu einem unerwarteten Publikumsmagneten. Mehrere hundert Neugierige drängten sich um die Hefte der Zeitschrift ‘die neue linie‘ – einer Lifestyle-Illustrierten, die zwischen 1929 und 1943 die Ideen Bauhaus-Typographie einem Massenpublikum erschlossen. „So viel Resonanz hatten wir schon lange nicht mehr bei einer Vernissage,“ zeigte sich Dr. Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus-Archivs, erstaunt über das große Interesse in der an Kulturevents so reichen Hauptstadt.
Über zwei Wochen hinweg leiteten Prof. Dr. Patrick Rössler und Prof. Dagmar Demming von der Universität Erfurt den Aufbau. Für die Ausstellung wurden mehere Bauten angefertigt, die ihre Wirkung auf den Betrachter nicht verfehlen, darunter zwei Schaufenster mit zeitgenössischer Kleidung und echten Modepuppen, ein Wohnzimmer-Ambiente mit Bauhaus-Möbeln und natürlich einen Kiosk. „Wir konnten die Ideen unserer Studierenden ohne Einschränkungen umsetzen,“ bilanzierte die Künstlerin Demming, „aber der Aufwand war schon enorm.“ Und so resultierte die enge Kooperation zwischen den Ausstellungsexperten am Bauhaus-Archiv und der Erfurter Projektgruppe in einer außergewöhnlichen Präsentation, die auch in der Medienberichterstattung deutliche Spuren hinterließ.
Auf der Eröffnungsveranstaltung betonte der Erfurter Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider die Signalwirkung, die von einer solchen Zusammenarbeit zwischen Hochschule und öffentlichen Einrichtungen ausgeht. Insbesondere das Erfurter Studium Fundamentale, eine interdisziplinäre Spezialität der hiesigen Bachelor-Programme, brachte die gemeinsamen Stärken von Medienstudenten, Künstlern und Hörern anderer Fachgebiete gut zur Geltung. In seinem Vortrag zum Ausstellungsthema verdeutlichte Rössler, Gastkurator und Autor des umfangreichen Katalogs, nochmals die besondere Rolle der ‚neuen linie’ als stilbildende Publikation des 20. Jahrhunderts mit einer wechselvollen Geschichte.
Pressemitteilung zur Eröffnung, März 2007
Wie das Bauhaus an den Kiosk kam (2009)
Universität Erfurt und Klassik Stiftung Weimar kooperieren bei Ausstellung »die neue linie. Das Bauhaus am Kiosk«
Das Lebensgefühl der dreißiger Jahre steht im Mittelpunkt der Ausstellung »die neue linie. Das Bauhaus am Kiosk«, die die Universität Erfurt und die Klassik Stiftung Weimar ab kommenden Sonntag, 16. August, bis 8. November 2009 im Bauhaus-Museum präsentieren.
Zwischen 1929 und 1943 erschien »die neue linie« im Leipziger Beyer-Verlag als die herausragende Lifestyle-Illustrierte ihrer Zeit. Keine andere Zeitschrift setzte in ihrer Gestaltung die Ideen der typografischen Moderne so konsequent um. Führende Grafik-Designer aus dem Bauhaus wie László Moholy-Nagy und Herbert Bayer prägten das Erscheinungsbild der Illustrierten. Neue Typografie, klare Formen, schnörkellose Schrift, dynamische Diagonalen und dramatische Fotomontagen sorgten für ein auffallendes Erscheinungsbild.
Inhaltlich setzte »die neue linie« auf ein anspruchsvolles Niveau. Literarische Gastautoren wie Aldous Huxley, Gottfried Benn und Thomas Mann lieferten Beiträge. Der Modeteil bildete raffinierte Entwürfe ab, die die elegante Damenwelt der Weimarer Republik ansprachen. Der Schwerpunkt »Schöner Leben« ließ »die neue linie« zu einem Vorläufer heutiger Lifestyle-Illustrierte werden. Aktuelle architektonische Trends stellte u. a. Walter Gropius vor, als vorbildliches Design wurden Bauhausmöbel oder die »Frankfurter Küche« präsentiert.
„Für mich als Kommunikationswissenschaftler ist »die neue linie« der Inbegriff einer Kombination aus der Bauhaus-Moderne und der modernen Publizistik der Weimarer Republik“, beschreibt Prof. Dr. Patrick Rössler, Kurator der Ausstellung, was ihn an diesem Thema umtreibt. „Die 20er Jahre waren die Blütezeit des Zeitungswesens. Nie mehr danach existierten so viele Publikumszeitschriften. Viele davon waren konventionell. Die Ausstellung »die neue linie« zeigt, wie die typographische Moderne ihren Weg ans Kiosk gefunden hat.“ Dr. Ulrike Bestgen, Leiterin des Bauhaus-Museums Weimar, ergänzt: „In Ausstellung und Katalog verbinden sich auf hervorragende Weise die akribische kommunikations-wissenschaftliche Analyse der »neuen linie« mit der profunden Beschreibung der zeit- und kulturgeschichtlichen Kontexte jener Zeit. Anschaulich und lebendig wird ein wichtiger Teil der Alltagskultur der dreißiger und frühen vierziger Jahre publikumsorientierten Präsentation vermittelt.“
Die modern aufgemachte Zeitschrift blieb in den Jahren nach 1933 von Repressalien weitgehend verschont, weil sie als schöngeistiges Alibi einer weitgehend gleichgeschalteten Nazipresse diente. Die Grenzen journalistischer Freiheit waren eng, zu keiner Zeit gab es regimekritische Beiträge, aber der völlige Verzicht auf antisemitische Hetzpropaganda war möglich. Mit Kriegsbeginn dominierten militärische Abbildungen die Titelseiten, deutsche Klassik und alte Meister hielten Einzug in die Hefte.
Ausstellung und Katalog, die das wechselhafte Schicksal der Illustrierten beleuchten, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Lehrgebiet Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt, Empirische Kommunikationsforschung (Prof. Dr. Patrick Rössler). Der Katalog wurde seit seiner Erstauflage 2007 ergänzt und überarbeitet und erscheint nun in deutscher und englischer Sprache.
Das Stadtmuseum Weimar stellt aus seinen umfangreichen Sammlungen u.a. Mode der 1930er Jahre zur Verfügung, die den in »die neue linie« vermittelten modernen Lifestyle anschaulich illustriert. Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer und Mies van der Rohe aus der Sammlung des Bauhaus-Museums Weimar stehen darüber hinaus für die exklusiven Wohnideen der damaligen Zeit.
Die Vernissage findet am kommenden Sonntag, 16. August 2009, um 11 Uhr im Bauhaus-Museum statt. Es begrüßt Prof. Dr. Kai Brodersen, Präsident der Universität Erfurt. Nach einem Grußwort von Prof. Dr. Wolfgang Holler, Generaldirektor der Museen der Klassik Stiftung Weimar, spricht Prof. Dr. Patrick Rössler.
Ausstellungsdaten
die neue linie. Das Bauhaus am Kiosk
16. August bis 8. November 2009
Bauhaus-Museum
Theaterplatz | 99423 Weimar
Mo – So 10 – 18 Uhr
Vernissage am 16. August 2009, 11 Uhr,
Bauhaus-Museum Weimar | Theaterplatz | 99423 Weimar
Eintritt frei
Pressemitteilung der Klassik-Stiftung Weimar 2009
Dada bis Pop - Buchobjekte der Avantgarde (2008)
„Von Dada bis Pop Art" - unter diesem Titel fand im Zeitraum vom 5. Februar bis 17. April eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek Erfurt statt. Gezeigt wurde ein Querschnitt der künstlerischen Avantgarde im Spiegel ihrer Publikationen: Von Büchern über Mappenwerke, Zeitschriften, Flugblätter bis hin zu Künstlerbüchern und Originalfotografien reichte das Spektrum.
Auch wenn es meistens Gemälde und Skulpturen sind, die unseren Eindruck von dem Schaffen eines Künstlers prägen - für deren Verbreitung sorgen meist gedruckte Dokumente. Das gilt für Walter Serners Dada-Manifest „Letzte Lockerung" ebenso wie für die programmatischen Statements der Surrealisten mit ihren verschiedenen Manifesten. Manches Werk war von vornherein für die Verbreitung gedacht (wie etwa die bissigen Karikaturen zur Zeit von George Grosz), andere funktionieren überhaupt nur als Druckwerk wie die berühmten Collagenromane von Max Ernst. Und die Pop-Art schließlich hat die Beziehung zwischen Kunst und Konsum ausdrücklich thematisiert und sich der Ausdrucksformen der Massenmedien bedient, vom Comic bis zum gerasterten Pressefoto.
Die Ausstellung in der Universitätsbibliothek zeigte knapp 80 seltene Dokumente aus einer Privatsammlung, von denen manche heute kaum mehr auffindbar sind: Das gilt für Schawinskys legendären Prospekt der Magdeburger Hafenanlagen, der die am Bauhaus gepflegte „Neue Typografie" in idealer Weise umsetzt, ebenso wie für die Fotomontagen von John Heartfield aus der „Arbeiter Illustrierten Zeitung", die aus dem Exil ins Nazi-Deutschland eingeschmuggelt wurden. Dem Betrachter strahlten die „Fluttering Hearts" von Marcel Duchamp entgegen, die dieser 1935 für eine Ausgabe der Zeitschrift „Cahiers d'Art" in leuchtendem: Rot und Blau entworfen hatte, und nicht minder farbenprächtig entfaltete Carl Ernst Hinkefuss in einem Kinderbuch sein„Vogelparadies". Staatliche Beschlagnahme schließlich sorgte dafür, dass 1971 von „Lucy's Lustbuch", einem freizügigen Pop-Art-Comic über das vermeintliche Liebesleben von Prominenten, nur noch einige wenige Presseexemplare erhalten sind; von Franz-Josef Strauß bis Peter Alexander und Heino fand sich die deutsche Schickeria in eindeutig zweideutigen Posen verewigt. Die für die Ausstellung ausgewählten Stücke erzählten ihre eigene Geschichte der Avantgarde des 20. Jahrhunderts und boten einige unverbrauchte Einblicke in ein eigentlich bekanntes Sujet. ,,Im Bereich der Zeitschriften und Bücher der Moderne ist noch so manche Entdeckung zu machen", begründete Patrick Rössler, Professor für Kommunikationswissenschaft, Sammler und gleichzeitig Kurator der Ausstellung sein Interesse für diese Dokumente. ,,Um diese Vielfalt zu verdeutlichen, hätten wir gerne die doppelte Menge an Werken gezeigt - aber für einen vollständigen Überblick hätte auch dies längst nicht gereicht." Die Besucher des Ausstellungsraums im 2. OG hatten so wenigstens die einmalige Gelegenheit, einige Stücke im Original zu sehen, die in öffentlichen Bibliotheken entweder nicht mehr anzutreffen sind oder unter Verschluss gehalten werden.
Begleitet wurde diese Ausstellung durch studentische Exponate, die sich an namhafte Kunstwerke der Avantgarde anlehnten. Konzipiert und realisiert wurde die Ausstellung von 25 Studierenden, die im Rahmen eines Seminars des Studiums Fundamentale eigene Variationen populärer Kunstwerke entworfen haben. Von dadaistischen Kunstwerken über surrealistische Installationen, Fotografie und Bauhaus-Parodien bis zur konsumorientierter Pop-Art war ein breites Spektrum geboten. Auch viele Erfurter konnten sich in der Ausstellung wiedererkennen, denn sie wurden im Stadtzentrum fotografiert und im Stil von Andy Warhols Porträts verfremdet. Das gesamte Projekt beruhte auf einer fakultätsübergreifenden Kooperation der Fachgebiete Kunstwissenschaft (Prof. Dagmar Demming) und Kommunikationswissenschaft.
Monografie zur Ausstellung (2008)
Artikel aus der TLZ, 08.02.2008
Artikel aus der TLZ, 06.02.2008
Cover Stories - Magazine Design in Germany and the U.S. (2008)
The exhibit is on view at the Annenberg Gallery, on the second floor of the Annenberg School building, 3502 Watt Way, Los Angeles. Regular viewing will be Monday through Friday, 10 a.m. to 6 p.m. The exhibit is free and open to the public.
Globalism took root in the early 20th century, as technology began to allow faster travel and communication. The history of magazines reflects this early period of globalization in the cross-national exchange of graphic design and editorial concepts between German and American magazines. This exhibit – curated by communication scholar Patrick Roessler – highlights this international cross-pollination of creativity in publishing.
“In our digital age, few realize the role of the photo magazine in shaping Western societies’ view of the world in the days before television and the Internet,” said Larry Gross, director of USC Annenberg’s School of Communication and an expert in visual communication. “Even fewer know that the familiar look and style of LIFE magazine and its U.S. and British counterparts in the ‘golden age’ of the photo magazine was actually invented by the pioneering German magazine editors of the 1920s and 1930s, mostly on the left, who found refuge from the Nazis in England and America. This exhibit offers a powerful and compelling introduction to the history of photojournalism in the 20th century.”
“The exhibit focuses on news and entertainment magazines of the popular press,” said Roessler, a communication professor at the University of Erfurt in Germany. “On display are original issues of famous LIFE, Time and Look magazines, as well as their German counterparts.”
The exhibit features 100 covers from Roessler’s extensive collection, beginning with the first golden age of the illustrated press in the 1920s, and the influence of the new typography developed by the Bauhaus avant garde and its influence on the popular press.
“Popular magazines were always perceived as a cultural artifact of minor value in Germany,” Roessler said. “Thus, public and academic libraries have always refused to stock these media outlets. My collection, consisting of 10,000-plus selected magazines from different countries, can be seen as a supplement filling this historical gap.”
Different sections review German and American tendencies in the areas of news, fashion and movie magazines, with a special emphasis on bilingual and multilingual magazines published for propaganda purposes. In each of these areas, World War II and the exile of many intellectuals fleeing Nazi Germany marked a major rupture in this exchange of ideas and concepts, but at the same time served as a catalyst for the spread of modern magazine design.
Pressemitteilung (USC Annenberg, 2008)
Anders Denken - Eine Ausstellung zur Literatur der 50er Jahre (2007)
Knallharte Detektive und Demokratie
anders denken - Krähen-Krimis und Zeitprobleme: Der Nest-Verlag von Karl Anders
Unter diesem Titel finden vom 7.11. bis 14.12.2007 parallele Ausstellungen im Literaturhaus Frankfurt und in der Frankfurter Universitätsbibliothek statt. Gezeigt wird ein Querschnitt durch das Verlagswerk des Nest-Verlages.
Anlass ist das Gedenken an den Verlagsgründer und verdienten Demokraten Karl Anders (SPD). Er wäre im Januar dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Vom "Malteser Falken" über vergnügliche Freizeitliteratur bis zum Sachbuch zu den Nürnberger Prozessen spannt sich der Bogen der gezeigten Werke. Die ausgestellten "Krähen-Bücher" sind die bedeutendste Krimireihe der Nachkriegszeit, viele davon sind wegen ihrer Verfilmungen (u.a. mit Humphrey Bogart) bekannt. Neben Büchern werden auch private Dokumente und Fotografien ausgestellt.
Eigentlich heißt er anders, Karl Anders: Kurt Wilhelm Naumann (so sein Geburtsname) war Nazi-Gegner und Exilant. 1934 floh der damalige KPD-Funktionär vor den Nationalsozialisten erst nach Tschechien, dann nach England. Zuvor hatte er seinen Namen geändert. Seit seiner Flucht staatenlos, wurde er 1947 britischer Staatsbürger. Seit 1940 war Anders bei der BBC tätig, ab 1945 als Deutschland-Korrespondent. In dieser Funktion und in britischer Uniform berichtete er über die Nürnberger Prozesse und die Potsdamer Konferenz. 1946 gründete er den Nest-Verlag, um zumeist politische und polarisierende Sachbücher in Deutschland zu verlegen: Anders wollte die Deutschen demokratisch erziehen. Um dies zu finanzieren, importierte er amerikanische Krimis der so genannten "hard-boiled"-Schule. Ambler, Chandler und Hammett sind einige der heute noch bekannten und hoch geschätzten Autoren. Humphrey Bogart wurde mit der Rolle des hart-gesottenen Detektivs in "Der Malteser Falke" weltberühmt. Die silbernen Krimis mit der Krähe als Logo waren damals Kassenschlager - und fanden reissenden Absatz.
Karl Anders wurde Mitte der 1950er Jahre Geschäftsführer der Frankfurter Rundschau, wo er 1961 wieder ausschied. Gleichzeitig beendete er seine Verlegerkarriere und trat alle Verlagsanteile ab. Er ging in die Politik und wurde Wahlkampfleiter für Willy Brandt. Anders verhalf der SPD 1960/1961 zu einem Plus von 4,8%. Von 1971 bis 1973 war er Mitglied der SPD-Grundwerte-Kommission, später des Seniorenrates. Für seine Verdienste um die Republik erhielt Karl Anders das Bundesverdienstkreuz am Bande. Am 27. Februar 1997 verstarb Anders nahe Frankfurt am Main. Seine Todesanzeige zierte ein Raymond-Chandler-Zitat: "You were sleeping the big sleep, you were not bothered by things".
Realisiert wird das Ausstellungsprojekt durch Professor Dr. Patrick Rössler und seine Studierenden an der Universität Erfurt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Buchhandel:
Patrick Rössler: anders denken. Krähen-Krimis und Zeitprobleme: der Nest-Verlag von Karl Anders. Mit Beiträgen von Ann Anders, Herbert Ehrenberg, Alf Mayer und Sascha Münzel und einer Bibliografie der im Nest-Verlag erschienen Bücher. 160 Seiten mit ca. 400 farbigen Abbildungen. Sutton Verlag Erfurt, ISBN: 978-3-86680-225-4, 19,95 EUR
Eröffnung der Ausstellungen
Mittwoch, 7. November, um 18.00 Uhr in der Universitätsbibliothek
Begrüßung: BDir. Dr. Wilhelm R. Schmidt
Beiträge von Dr. Rainer Weiss, Lektor und Publizist, und Prof. Dr. Patrick Rössler, Universität Erfurt
Abschlussveranstaltung
Sonntag, 16. Dezember 2007, 11.00 Uhr im Literaturhaus Frankfurt
"Morde für die Demokratie?"
mit Ann Anders (Kulturpolitikerin, Tochter von Karl Anders), Hans Altenhain (Verlagshistoriker), Stephan Füssel (Buchwissenschaftler), Hans-Otto Hügel (Kulturwissenschaftler), Patrick Rössler (Kommunikationswissenschaftler, Kurator der Ausstellung)
Zum Besuch der Ausstellungen und der beiden Veranstaltungen laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein!
Pressemitteilung der Goethe-Universität Frankfurt a.M. (2007)
Artikel in der Zeitschrift "Buchmarkt"
Einladung zur Ausstellungseröffnung in Erfurt und Frankfurt a.M. (2007)