Die Universität Erfurt ist eine der ältesten staatlichen Universitäten Deutschlands und zugleich die zweitjüngste. Was auf dem ersten Blick paradox klingt, verweist auf eine lange und wechselhafte Geschichte. Die einstige Alma Mater Erfordensis gilt mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 als die älteste Universität vor Heidelberg (1385) und Köln (1388). Jedoch wurde das spätmittelalterliche Bildungszentrum, an dem schon Martin Luther sein Studium der „Freien Künste“ absolvierte, im Jahr 1816 geschlossen. Ihr Andenken blieb stets lebendig, dennoch sollten einige Jahre ins Land gehen, bis die Universität 1994 wiedergegründet wurde.
Die Universität Erfurt verbindet so jahrhundertealte Tradition mit lebendiger Gegenwart. Im Stadtbild verdichtet sich dies im historischen Hauptgebäude Collegium Maius in der Altstadt und im modernen Campus an der Nordhäuser Straße. Für das Nebeneinander von gestern und heute steht auch die einstige Heimstatt des Erfurter Humanistenkreises, die als Studentenzentrum Engelsburg wesentlich zum Flair der Universitätsstadt beiträgt. Zudem ist die Universität Erfurt eine echte Bürgeruniversität. Ihre Gründung ging zum einen vom mittelalterlichen Stadtrat und zum anderen von der heutigen Universitätsgesellschaft aus. Letztere war 1987 als DDR-Bürgerbewegung entstanden, die nicht nur die Wiedergründung der Universität auf den Weg brachte, sondern auch der friedlichen Revolution 1989 wichtige Impulse verlieh.
nach Dr. Steffen Raßloff, Erfurter Historiker
1293 | Die Stifts- und Klosterschulen werden zu einem „studium generale” zusammengeschlossen.
1379 | Papst Clemens VII. in Avignon erteilt das Stiftungsprivileg für die Universität Erfurt, die damit als älteste Universität im heutigen Deutschland gilt.
1389 | Infolge des Schismas muss das Privileg durch Papst Urban VI. in Rom erneuert werden.
1392 | Die städtische Universität wird eröffnet.
1396 | Der Erzbischof von Mainz wird Kanzler der Universität.
1398 | Die Statuten werden zunächst an die juristische Fakultät vergeben. 1412 folgen die philosophische und theologische Fakultät, sowie 1417 die medizinische Fakultät.
1412 | Amplonius Ratingk de Berka stiftet seine 635 Bände umfassende Bibliothek.
1433 | Das Collegium amplonianum (porta coeli) erhält die Stiftungsurkunde des Amplonius Ratingk de Bercka.
1436 | Das Collegium universitatis wird zum Collegium maius.
1501 | Martin Luther beginnt das Studium der freien Künste in Erfurt.
1510 | Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Erfurter Bürgern. Das Collegium maius wird zerstört.
1515 | Der erste Teil der „Dunkelmännerbriefe“ (Epistolae obscurorum virorum) erscheint.
1516 | Der Humanistenkreis tagt unter Eobanus Hessus in der „Engelsburg“.
1521 | Martin Luther wird im Festzug nach Erfurt geleitet – der Anlass für den Erfurter Pfaffensturm.
1530 | Der Hammelburger Vertrag zwischen dem Erzbischof von Mainz und der Stadt Erfurt garantiert Katholiken und Protestanten ihre Glaubensausübung.
1632 | Während der schwedischen Besetzung wird die Uni in eine evangelische Universität umgewandelt.
1648 | Der Zustand der multikonfessionellen Universität wird wiederhergestellt.
1664 | Die Universität Erfurt wird Kurmainzische Landesuniversität.
1681 | Das Collegium maius wird der Hauptsitz der Universität.
1754 | Die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt wird gegründet.
1778 | Christoph Martin Wieland erstellt ein Gutachten zur Reform der Universität, jedoch scheitert der Reformversuch von Dalberg.
1808 | Während des Erfurter Fürstenkongresses unterstützt u.a. Napoleon die letzten Rettungsversuche für die Universität.
1816 | Die Universität Erfurt wird durch Preußen geschlossen.
1882 | Eines der neun historischen Wandbilder im Erfurter Rathaus widmet sich der "alten" Universität. Die dort abgebildeten Gelehrten stehen für die vier mittelalterlichen Fakultäten: Martin Luther (Theologie), Eobanus Hessus (Philosophie), Henning Goede (Jura) und Amplonius Ratingk de Berka (Medizin).
1929 | Die Pädagogischen Akademie wird gegründet. Diese muss allerdings 1932 während der Weltwirtschaftskrise wieder geschlossen werden.
1952 | Die katholische Kirche gründet das Philosophisch-Theologische Studium, aus dem später die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt hervorgehen wird.
1952 | Die Arbeiten für eines der größten Bauprojekte der Erfurter Geschichte beginnen: Der Campus an der Nordhäuser Straße. Hier siedelt sich 1994 auch die neue Universität Erfurt an.
1953 | Das Pädagogische Institut wird eröffnet und 1969 feierlich durch Volksbildungsministerin Margot Honecker zur Pädagogischen Hochschule „Dr. Theodor Neubauer“ Erfurt-Mühlhausen aufgewertet.
1954 | Die Medizinische Akademie wird gegründet.
1987 | Erfurter Bürger gründeten um den Mitarbeiter der Medizinischen Akademie, Aribert Janus Spiegler, die Interessengemeinschaft „Alte Universität Erfurt“. Ihr Ziel: Die Wiedergründung der Universität Erfurt.
1990 | Die Interessengemeinschaft veröffentlicht den Aufruf für eine „Europäische Universität Erfurt“ und konnte neben der Stadt Erfurt auch Bundespolitiker wie den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker für sich gewinnen.
1994 | Im Januar tritt das Gesetz zur „Wiedergründung der Universität Erfurt und zur Aufhebung der Medizinischen Hochschule“ in Kraft. Mit der Renaissance der traditionsreichen Alma Mater Erfordensis hatte sich eine zentrale Zielstellung der Bürgerinitiative verwirklicht.
Im Rahmen der Reihe "25 Köpfe" erzählt Dr. Aribert Janus Spiegler von der bewegten Zeit auf dem Weg zur Wiedergründung.
Beitrag: Dr. Aribert Janus Spiegler – Wie alles begann
04/1994 | Unter dem Motto „Neues wagen!“ wird die Wiedergründung der Uni Erfurt mit einem Festakt im Augustinerkloster besiegelt.
11/1996 | Prof. Dr. Peter Glotz wird zum Rektor der Universität bestellt.
04/1997 | Prof. Dr. Dieter Langewiesche wird Gründungsdekan der Philosophischen Fakultät.
04/1998 | Mit Prof. Dr. Wolfgang Schluchter als Gründungsdekan nimmt das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien seine Arbeit auf.
09/1998 | Gemeinsam mit dem Thüringer Ministerpräsidenten, Dr. Bernhard Vogel, und dem Thüringer Wissenschaftsminister, Dr. Gerd Schuchhardt, legt Rektor Prof. Dr. Peter Glotz den Grundstein für den Neubau der Universitätsbibliothek.
04/1999 | Mit der Neufassung des Thüringer Hochschulgesetzes bildet die Forschungsbibliothek Gotha zusammen mit der Universitätsbibliothek Erfurt die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha.
Bettina Hollstein war von der „Stunde Null“ an am MWK und erzählt für die Reihe „25 Köpfe“ von ihren Erfahrungen: Bettina Hollstein – Zwischen Forschung und Wissenschaftsmanagement
10/1999 | Mit der feierlichen Immatrikulation der ersten 139 Studierenden nimmt die Universität Erfurt den Studienbetrieb in der Philosophischen Fakultät auf.
10/2000 | Mit den Studienrichtungen Rechtswissenschaft, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft nimmt die Staatswissenschaftliche Fakultät den Studienbetrieb auf.
01/2001 | Die Pädagogische Hochschule Erfurt-Mühlhausen wird in die Uni Erfurt eingegliedert, gleichzeitig erfolgt die Gründung der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät.
11/2003 | Das Philosophisch-Theologische Studium wird als Katholisch-Theologische Fakultät integriert.
Ob ehemalige PH-Mitarbeiter*innen, Rektor des Philosophisch-Theologischem Studium, Wegbegleiter*innen oder auch Matrikelnummer 1 – für die Reihe "25 Köpfe" haben sie ihre (Uni-)Geschichte erzählt:
Beitrag: Silvia Andrée – ein (Arbeits-)leben auf dem Campus
Beitrag: Manuela Lindes Herz schlägt international
Beitrag: Jürgen Leitgebel – vom Naturwissenschaftler zum Verwaltungsprofi
Beitrag: Alexander Thumfart – Wahl-Erfurter mit Engagement über die Grenzen der Uni hinaus
Beitrag: Eberhard Tiefensee – Auf rauen Wegen zu den Sternen
Beitrag: Barbara Thériault ist unsere Nummer 001!
Beitrag: Jens Panse – ein Mann der ersten Stunde
2013 | Die Erfurt School of Education, das Forschungszentrum Gotha sowie die Willy-Brandt-School werden als zentrale Einrichtungen bestimmt.
10/2016 | Das Kommunikations- und Informationszentrums (KIZ) wird eröffnet. Darin sind das Universitätsrechen- und Medienzentrum (URMZ) und zwei Veranstaltungssäle untergebracht.
01/2018 | Die Forschungsbibliothek Gotha wird eine eigenständige wissenschaftliche Einrichtung der Universität Erfurt.
2019 | Die Universität Erfurt feiert mit zahlreichen Veranstaltungen ihr 25-jähriges Bestehen.
07/2019 | Die Universität Erfurt wird Mitglied in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
10/2019 | Für den Forschungsbau „Weltbeziehungen“ auf dem Campus erfolgt der feierliche erste Spatenstich.
10/2023 | Der Forschungsbau „Weltbeziehungen“ wird feierlich eingeweiht.
Die Universität Erfurt residiert in denkmalgeschützten Gebäuden, die überwiegend in den 1950er und frühen 1960er Jahren für ein Lehrerbildungsinstitut errichtet worden waren.
Quellen: Günther Lucke, Anlage zur Eintragung in die Denkmalliste, Az. EF EIN 1 L 09-013 (1993); St. Burucker, Projekt 31: Pädagogische Hochschule Erfurt, in: J. Behrens, M. Mann, B. Zimmermann (Hgg.), Architektur in Erfurt von den 20ern bis zur Gegenwart. Erfurt: VHT 1999, 76-81; eigene Recherchen. | Zusammengestellt von Prof. Dr. Kai Brodersen.
Erfurt. Die älteste und (fast) jüngste Universität Deutschlands.
2024 (3. Auflage) | 64 Seiten | kostenlos erhältlich bei der Universitätsgesellschaft, der Pressestelle der Universität und im Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“
Die Gebäude der Universität Erfurt sind mit zahlreichen zeitgenössischen Kunstobjekten, Wandbildern und Bauschmuck geziert.
Anlässlich der Umgestaltung des Eingangsbereichs nach der Errichtung des Wohnheimes V (heute Mitarbeitergebäude 1) wurde im selben Zeitraum eine von Heinz Scharr (*1924) entworfenen Stahlskulptur errichtet, die den Eingangsbereich der Pädagogischen Hochschule auffallend prägte.
Die Gesamtkomposition ist durch deutlich konturierte Personen (was in der Natur der Technik liegt), aber auch durch starke Schwarzweiß-Kontraste geprägt. Die Figurenauffassung erinnert - gerade, was die Darstellung der Gesichter anbetrifft - deutlich an Fernand Leger. Da in dessen Werke tatsächlich Elemente eines sozialistisch-heroischen Impetus’ enthalten, ist eine Einflussnahme des Franzosen auf den Urheber der Metallplastik durchaus vorstellbar.
Im Foyer des Hörsaals sind drei von Gottfried Schüler (1923–1999) gestaltete Stein-Mosaiken angebracht. Sie thematisieren Aufbau (links), Freizeit – Freundschaft – Liebe – Familie (Mitte) und Musik – Lernen – Kunst (rechts).
Aufgrund des Materials sind sie wenig buntfarbig. Die Figuren werden eckig und abstrahierend dargestellt, so dass die Farbwahl zusammen mit den kubischen Formen entfernt an kubistische Bildfindungen denken lassen. Gleichermaßen erinnern einige – stark im Profil dargestellte – Figuren vor hellem Hintergrund an Malereien in ägyptischen Pyramiden. Eine schwarze Konturierung lässt die Figuren deutlichvor dem Hintergrund hervortreten.
Die Figurengruppe am Giebel oberhalb des neoklassizistischen Portikus wurde von Helmut Braun (*1925) entworfen, der auch an den Hochreliefs am Hörsaalanbau des Lehrgebäudes I beteiligt war.
Dargestellt sind eine weibliche und eine männliche allegorische Figur, die unbekleidet mit vor ihrer Scham verschränkten Beinen in ihrer Mitte einen Globus mit ihren Armen halten, auf dem eine Friedenstaube abgebildet ist. Die Ausführung in Kalkstein oblag dem Erfurter Steinmetzmeister Otto Lehmann.
Die als Hochrelief ausgeführten Friese stammen von Hans Walther (1888-1961) und Helmut Braun (*1925). Sie thematisieren Literatur, Kunst und Musik (Nordseite, von Braun und Walther geschaffen) und verschiedene Lehrsituationen (Westseite, von Walther geschaffen, Südseite, von Braun geschaffen).
Vor Hörsaal 3 befindet sich ein monumentales Wandbild von 1966, geschaffen von dem Erfurter Künstler Lutz Gode (*1940), das (in einem Stil, der an die Kunst der Neuen Sachlichkeit denken lässt) Studenten zeigt.
Ebenfalls von Lutz Gode aus dem Jahre 1990 stammt ein Ölgemälde vor Hörsaal 4, eine leicht abstrahierte figürliche Komposition.
Auf demselben Flur hängen zwei weitere, querformatige Ölgemälde: "Landschaft mit Erntearbeitern", ein im Stil des Realismus des 19. Jahrhunderts geschaffenes Gemälde des Erfurter Künstlers Karl Ortelt (1907-1972), sowie „Industrielandschaft bei Sondershausen“ des Erfurter Künstlers Wolfgang Taubert (1909–1990), das thematisch und stilistisch ebenfalls an Werke des Realismus im 19. Jahrhundert denken lässt.
Im Treppenhaus des 1958–1962 in einer Stahlskelettkonstruktion errichteten Lehrgebäudes II befindet sich zwei nach Norden ausgerichtete, über mehrere Geschosse ausgedehnte, die Wand komplett ausfüllende Glasfenster in der Größe 6 x 10 m, die 1963 nach einem Entwurf von Otto Kayser (1915–1988) und Gottfried Schüler (1923–1999) entstanden und dessen Herstellung in Glasschliff- und Ätztechnik die Glasfertigung Magdeburg vorgenommen hatte.
Die Fenster füllen jeweils das aus zehn Einheiten bestehende "Gefache" der Wand aus. Jedes der hochrechteckigen "Gefache" ist durch Metallsprossen noch einmal in neun Flächen unterteilt. Ursprünglich hatte das Gebäude unter anderem die Fächer Mathematik und Physik aufgenommen; dieser Thematik trägt die abstrakt gehaltenen Glasfenster Rechnung, auf denen Signaturen und Formeln von Einstein, Planck und Kopernikus zu lesen sind.
Vor dem Verwaltungsgebäude findet sich auf einer Stele eine Bronzebüste Theodor Neubauers nebst einer Inschrift. Die Umbenennung des Pädagogischen Instituts in "Pädagogische Hochschule Theodor Neubauer" erfolgte 1965, und aus diesem Jahr stammt auch die Bronzebüste.
Geschaffen wurde sie von Walter Arnold (1909–1979), der in dieser Zeit Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden war.
1969 wurde am Nordgiebel des Wohnheims I das Gurtgesims entfernt und stattdessen ein großflächiges Wandbild angebracht, das der Weimarer Künstler Herbert Reiher in Sgrafitto-Technik geschaffen hat.
Das Wandbild zeigt vor graugrünen, erdfarbenen und weißen geometrischen Flächen junge Menschen: ein Mann und zwei Frauen beim Sport. Die Figuren sind durch Umrisslinien gekennzeichnet und besitzen keine eigene Farbigkeit, so dass die Hintergrundfarben durch sie hindurch scheinen.
Die roten Rohre, die in der Luft zu schweben scheinen, sind ein Blickfang in der Bibliothek. Sie sind das Werk des Künstlers Dietrich Förster, der sich seit 1990 schwerpunktmäßig der Kunst im öffentlichen Raum mit Skulpturen und Installationen widmet. Seiner Rauminstallation in der Universitätsbibliothek Erfurt gab er den Titel "Ordnung und Freiheit".
Für die "Kunst am Bau" im Bibliotheksneubau wurde 1999 ein offener, anonymer Künstlerwettbewerb durchgeführt, in dem Dietrich Försters Entwurf den 1. Platz von 53 Teilnehmern belegte. Zur Eröffnung im Jahr 2000 war die Rauminstallation fertig: 100 Aluminium-Rohre mit roter Pulverbeschichtung an nichtrostenden Stahlseilen, die im zentralen Luftraum der Bibliothek schweben. Entsprechend der umgebenden Architektur ist die Installation auf ein geometrisches Raster aufgebaut. Zugleich enthält sie eine Dynamik, die der Künstler so beschreibt: "In der Anordnung der Rohre durchläuft das Raster eine Weiterentwicklung bis hin zu seiner Auflösung.
Die Skulptur kann als eine Metapher für den Fortschritt gelesen werden: Wissenschaftlicher Fortschritt wird möglich, wenn es gelingt, das Fundament aus gesetzmäßig erfasster Ordnung zu verlassen, um sich in einer Art kreativem Höhenflug in noch unbekanntes Terrain zu bewegen, ohne dabei den Bezug zum Vorangegangenen zu verlieren.“
Den Anfang für die farbenfrohe Gestaltung im Treppenhaus der Universitätsbibliothek machte die Ausstellung „The Ironic Turn. Kanadische Kunst der Gegenwart“ in der Kunsthalle Erfurt im Sommer 2003, die unter anderem Werke des Künstlers Garry Neill Kennedy (1935-2021) zeigte. Kennedy wollte auf künstlerische Weise die beiden Partnerstädte Erfurt und Shawnee in eine Beziehung setzen.
Dies gelang ihm mit der Verwendung und bildhaften Darstellung von Namen aus den Telefonbüchern beider Städte, die einen farbbasierten Namen tragen, z.B. Braun (Brown), Weiss (White) oder Schwarz (Black).
Als Hintergrund für die einfarbigen Gemälde wurden Farben verwendet, die für beide Städte historisch und bis heute große Bedeutung haben: für Erfurt das Waidblau und für Shawnee ein bestimmtes Rot. Für Erfurt gibt es 39 Gemälde, d.h. 39 Farbnamen von insgesamt etwa 800 Einwohnern in Erfurt. Das größte ist 164 cm lang und repräsentiert den Farbnamen Braun (115 Namenseinträge). Die Präsentation für Erfurt wurde der Universität Erfurt nach Beendigung der Ausstellung überlassen. Kennedy arrangierte sie neu im Treppenhaus der Universitätsbibliothek (2. OG).
Bei der "endlosen" Inschrift an den Glaswänden in der Bibliothek handelt es sich rein formal eigentlich um einen sogenannten "Durchlaufschutz". Ein kreativer Bibliothekar hatte die Idee, dieses notwendige Sicherheitselement in ein Spruchband zu verwandeln, das zum Nachdenken anregt. Es sind lateinische Verse von Notker Balbulus aus dem 9. Jahrhundert:
Quid prodest temet studiis librorum
tam brevis vitae morulas dicasse
corpus ac fractum macerasse tantum
si nihil audes
Übersetzt bedeutet das: „Was nützt es, dass du die kurze Zeit deines Lebens dem Studium der Bücher gewidmet und deinen kraftlosen Körper so sehr geschwächt hast, wenn Du nichts wagst?“
Eine von Ulrike Wollenhaupt-Schmidt verfasste ausführlichere und bebilderte Darstellung der Kunst auf dem Campus mit Belegen bieten wir zum Download an.
2019 war unser Jubiläumsjahr. Auf der Sonderseite "25 Jahre Uni Erfurt" bieten wir Einblicke in die Geschichte unserer Universität und stellen Ihnen einige der Menschen vor, die unsere Hochschule ausmachen. Vieles wird Ihnen vertraut sein, manches wird Sie überraschen. Schauen Sie sich gern um!