"Ich freue mich vor allem darüber, dass wir durch die Auszeichnung eine internationale Forschungskooperation mit einer französischen Elitehochschule, die inzwischen auch in der Forschung Exzellenzstatus erhalten hat, mit Leben füllen und so einen weiteren Beitrag zur Internationalisierung der Forschung an der Universität Erfurt leisten können", sagt Susanne Rau. "Persönlich freue ich mich aber auch, dass ich dadurch mit Kollegen arbeiten kann, die inzwischen teilweise schon zu Freunden geworden sind. Und natürlich freue ich mich auch über die Möglichkeit, mit exzellenten und hochmotivierten Studierenden und Promovierenden arbeiten zu dürfen - und hoffe dabei freilich auch ein wenig, den einen oder die andere für eine Weile nach Erfurt locken zu können."
Schon seit Längerem haben Susanne Rau und ihre französischen Kollegen ein Projekt geplant, das sich durch die Einladung zum Gastaufenthalt nun endlich vor Ort realisieren lässt: Denn seit einiger Zeit wird darüber diskutiert, dass Lyon im 15. und 16. Jahrhundert eine Art 'global city' avant la lettre darstellt. Gemeinsam wollen die Wissenschaftler nun die Waren- und Finanzmärkte im Übergang vom späten Mittelalter zur Frühen Neuzeit untersuchen, ohne dabei von dem Braudel'schen Modell einer Weltwirtschaft, die von den Europäern konstruiert worden sein soll, auszugehen. Statt dessen wollen sie die über die Städte gesteuerten Handelsnetzwerke, Waren- und Finanzströme in einem Raum, der damals von Europa über den Mittelmeerraum bis nach Süd- und Zentralasien reichte, in ihren wechselnden Rekonfigurationen erforschen. "Dies geht freilich nur im Verbund mit Spezialisten der verschiedenen Regionen", sagt die Erfurter Historikerin. Deshalb sind an dem Projekt auch Forscher der Universitäten Lyon und Avignon, der École normale supérieure und der ÉHESS, des CEFAS in Sanaa und Kuweit, aber auch Institutionen wie die französische Nationalbibliothek, das Departementsarchiv und das Stadtarchiv Lyon sowie das Überseearchiv in Aix-en-Provence beteiligt.