Im Zentrum der Forschung des Teams um den Religionswissenschaftler Prof. Dr. Jörg Rüpke stand der Nachweis, dass die religionsgeschichtlichen Umbrüche nicht religionspolitischen Entscheidungen römischer Kaiser zu verdanken waren. Was sich vor allem seit dem zweiten Jahrhundert v. Chr. in großer Breite änderte, war die Rolle, die individuelle religiöse Vorstellungen und Rituale spielten. Religion wurde für immer mehr Menschen zu einem wichtigen Werkzeug, in den wachsenden Städten einen eigenen Ort zu finden und sich nah oder fern zu vernetzen. Das Judentum und das daraus entwickelte Christentum, so zeigte sich, waren nicht Auslöser für diesen Prozess, sondern selbst Produkte. Die Ergebnisse liegen in einer Vielzahl von Aufsätzen und Büchern vor. Das jetzt vorgelegte Buch zur ‚gelebten Religion in der Mittelmeerwelt‘ wendet diese Ergebnisse und Methoden nun auf weitere Felder, Spätantike und frühes Mittelalter an. Auf fast 600 Seiten stellen Expert*innen aus der ganzen Welt in den Kapiteln „Experiencing the Religious“, „Switching the Code“, „A Thing Called Body“ und „Commemorating the Moment“ weiterführende Befunde vor. Jörg Rüpke: „Es ist toll, dass die Arbeit am Max-Weber-Kolleg eine solche Wirkung gefunden und sich als ein neues Forschungsparadigma auch für die vormoderne Religionsgeschichte etabliert hat“.
Valentino Gasparini, Maik Patzelt, Rubina Raja, Anna-Katharina Rieger, Jörg Rüpke und Emiliano Urciuoli (Hrsg.)
Lived Religion in the Ancient Mediterranean World
Approaching Religious Transformations from Archaeology, History and Classics
De Gruyter, 2020
ISBN: 978-3-11-055757-2
597 Seiten
99,95 EUR