Schmalz wurde zu einer der prägenden Figuren des frühen Sozinianismus in Polen, jener nach Fausto Sozzini benannten Bewegung, die mit ihrer fundamentalen Dogmenkritik die orthodoxen Konfessionen irritierte und der späteren Frühaufklärung entscheidend vorgearbeitet hat. Der Vortrag, zu dem die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt und der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. alle Interessierten herzlich einladen, führt in die Gedankenwelt dieser radikalen Bewegung aus dem Untergrund ein. Beginn ist um 18.15 Uhr im Herzog-Ernst-Kabinett auf Schloss Friedenstein.
Der in Gotha gebürtige Valentin Schmalz schloss sich früh der antitrinitarischen Bewegung in Polen an, die mit Fausto Sozzini (1539–1604) ihre repräsentative Hauptfigur gefunden hatte. Der Antitrinitarismus war eine aus Sicht der etablierten Konfessionen „ketzerische“ Bewegung, da er alle wichtigen Glaubensartikel der Katholiken und Protestanten – wie die Trinitäts-, Rechtfertigungs- und Zwei-Naturen-Lehre Christi – ablehnte, stattdessen ein undogmatisches Christentum mit einer Konzentration auf den praktischen Lebensvollzug vertrat. Aus heutiger, wissenschaftlicher Sicht gilt freilich die Einschätzung, dass der Antitrinitarismus ein Entwickler moderner Gedanken par excellence gewesen ist. Der Vortrag zeichnet Leben und Werk von Valentin Schmalz nach, der nach Sozzinis Tod zu einem der wichtigsten Repräsentanten dieser Bewegung werden sollte, und führte in die historischen Umstände um 1600 ein.
Der Referent, Sascha Salatowsky, studierte Philosophie und Germanistik an der Freien Universität Berlin. Die Promotion in Philosophie erfolgte 2004 zur Rezeption von Aristoteles‘ Seelenlehre in der Frühen Neuzeit. Von 2009 bis 2011 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Philipps-Universität Marburg an dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekt „Die Philosophie der Sozinianer. Transformationen zwischen Renaissance-Aristotelismus und Frühaufklärung“. Von 2011 bis 2017 war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Projekt „Ausbau der Forschungsbibliothek Gotha zu einer Forschungs- und Studienstätte für die Kulturgeschichte des Protestantismus in der Frühen Neuzeit“ tätig.
Im Anschluss an seinen Vortrag lädt der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha zu einem Empfang ein.
Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Sascha Salatowsky
Tel. +49 (0) 361/737-5562
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