Zu den Großtaten (oder „Arbeiten“) des Herkules gehört der Sieg über die Hydra. Der Kampf
zwischen Held und Ungeheuer ist historisch immer wieder umgedeutet und auf zeitgenössiche politische Konflikte, auf vermeintliche Klassenkämpfe oder Verschwörungen projiziert worden.
Im Zentrum steht dabei stets das Verhältnis zwischen dem „Einen“ und den „Vielen“, zwischen Einheit und Vielheit, Ordnung und Chaos.
Der Vortrag geht den Umdeutungen von Herkules und Hydra nach, wertet sie systematisch aus
und legt einen historischen Schwerpunkt auf das frühe 17. Jahrhundert (mit Bezügen u.a. auf
Shakespeare und Thomas Hobbes) sowie auf die Zeit der Französischen Revolution.
Dieter Thomä war Volontär an der Henri Nannen Journalistenschule und Redakteur beim Sender Freies Berlin. Er studierte in Berlin und Freiburg Philosophie und wurde 1989 mit einer Arbeit Zur Kritik der Textgeschichte Martin Heideggers 1910–1976 promoviert. Von 2000 bis 2023 war er Professor für Philospohie an der Universität St. Gallen, seit 2003 ist er Mitherausgeber der Reihe „Zur Einführung" des Junius Verlages. Er war u. a. Fellow am Getty Research Institute in Los Angeles (2002/3), am Wissenschaftskolleg zu Berlin (2009/10) und am Institute for Advanced Study in Princeton (2018/19).