Aufgrund des besonderen sprachlichen und kulturellen Referenzrahmens und der spezifischen Produktions- und Rezeptionsbedingungen der „Enklavenpublizistik“ unterscheiden sich die Sprachlichkeit und die Kulturalität der auslandsdeutschen Medienprodukte deutlich von den bundesdeutschen Presseerzeugnissen. Dies zeigt sich auf den verschiedensten Ebenen, z.B. in der Lexik, der Grammatik und besonders in den Vertextungsroutinen und den Diskurstraditionen usw. „Mit einem internationalen Projektteam, bestehend aus Germanisten aus Russland, Kasachstan, Polen, Rumänien, Ungarn und der Slowakei, wollen wir nun die Sprache der Minderheitenpresse aus diesen Ländern untersuchen und versuchen dabei nicht zuletzt, Manifestationen der Mehrsprachigkeit (z.B. sprachliche Kontaktphänomene) systematisch zu beschreiben und gemeinsame Wesenszüge von deutschen Minderheitenzeitungen im mittel- und osteuropäischen Raum herauszuarbeiten“, erläutert Professor Földes.
Die Materialgrundlage für die Untersuchungen der Wissenschaftler dient dabei das Deutsche als Minderheitensprache in Polen, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Russland und Kasachstan, genauer: die geschriebene Sprache der deutschen Minderheit im Kommunikationsbereich „Presse“. Csaba Földes: „Die Auswahl dieser Schwerpunktländer erklärt sich vor allem damit, dass diese immer noch über eine deutschsprachige minderheitenbezogene Presselandschaft in nennenswertem Umfang verfügen. Unsere Forschung soll einen Beitrag zur linguistischen Erfassung dieses sprachlich-kulturellen Bereichs leisten und dabei grundlegende typologischen Strukturen und konstitutive Merkmale erfassen. Unser Ziel ist es, die Besonderheiten der geschriebenen Sprache in der deutschsprachigen Minderheitenpresse empirisch begründet zu erfassen und zugleich journalistische Handlungsmöglichkeiten und -formen unter den speziellen Bedingungen von Mehrsprachigkeit und Inter- bzw. Transkulturalität zu hinterfragen.“ Dabei wollen die Wissenschaftler unter anderem eine online zugängliche und kommentierte Datenbank zur Mediensprache deutscher Minderheiten erstellen, die vor allem für sprach- und kulturwissenschaftliche, aber auch sozial-, mentalitäts- und alltagshistorische Untersuchungen von Bedeutung ist.
Das vom BKM geförderten Projekt schließt an Forschungen an, die Prof. Dr. Dr. Csaba Földes seit 2015 zu einem „Ungarndeutschen Zweisprachigkeits- und Sprachkontaktkorpus“ angestellt hat. Dabei ging es um die aktuelle deutsch-dialektale Sprachverwendung, d.h. um die authentische mündliche Kommunikationspraxis deutscher Minderheiten am Beispiel der Ungarndeutschen („Donauschwaben“). Im jetzt bewilligten Projekt soll vor allem die schriftliche Sprachverwendung untersucht werden.