Prof. Zaborowski spricht über "Eine Frage der Schuld" bei der 27. Jahrestagung der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft

Datum
23. Juni 2023, 10:00 Uhr

„Wir sind Kinder unserer Zeit, das heißt, Produkte und

Bekenner einer ganz bestimmten Summe unserer Vorstel-

lungen über das Wesen und den Zustand dieser Welt, einer

bestimmten Weltanschauung – bei allen Differenzen im

einzelnen -, die immerhin auch ganz anders sein könnten,

die einmal anders waren, die später andere sein werden.

Wenn dem so ist, dann sind wir auch Mitwirkende an einem

bestimmten Stück Geistesgeschichte.

Wir alle schaffen
geistige Werte und zerstören solche, wir zerstören Un-
werte und schaffen wohl auch Unwerte. Wir machen also
Geschichte. Daraus aber folgt Verantwortung, Mitverant-
wortung. Das klare Bewusstsein solcher Verantwortung
aber, das wollen wir einmal Philosophie nennen. Wenn
wir also sagen, wir wollen hier philosophieren, so soll das
heißen, wir wollen ein klares Verantwortungsgefühl und
ein klares Bewußtsein des Inhalts der Verantwortung ent-
wickeln“. (Viktor von Weizsäcker, Am Anfang schuf Gott
Himmel und Erde. Grundfragen der Naturphilosophie)
Es geht darum, ein Bewusstsein von Mitverantwortung zu
entwickeln, die nicht erst aus den Folgen für unser Handeln
erwächst, sondern die wir vielmehr einander schulden in
unserem professionellen Handlungsalltag. Zu einer Verstän-
digung über dieses Schulden als Grundlage und Inhalt unse-
rer Verantwortung laden wir mit dieser 27. Jahrestagung der
Viktor von Weizsäcker Gesellschaft ein, um die Hand lungs-
konflikte, die dieses Thema in unterschiedlichen Praxis -
feldern des medizinischen Handlungsalltages birgt, zu
beleuchten, Dimensionen von Schuld und Verantwortung
in ihrer normativen Reichweite philosophisch und theo-
logisch zu reflektieren und die Bedeutung der anthropo-
logischen Medizin für dieses Thema heute zu diskutieren.
Wer sind die ‚Subjekte‘ im medizinischen Handlungsall-
tag, von denen Verantwortung eingefordert wird, die Ver-
antwortung aus ihrer Aufgabe heraus empfinden und für
die wir Verantwortung haben? Welche Vorgaben für Ver-
antwortung werden institutionell und persönlich an den
medizinischen Handlungsalltag herangetragen? Von wel-
chen unterschiedlichen Dimensionen der Schuld – juris-
tisch, moralisch, existenziell – sprechen wir, im Bemühen
dieser Verantwortung gerecht zu werden?
Diesen Fragen gehen wir nach und gemeinsam wollen wir
sie in unterschiedlichen Diskussionsformaten im Plenum
transdisziplinär verhandeln.

Das Programm der 27. Jahrestagung finden Sie hier