"In unserer empirischen Studie sind wir der Frage nachgegangen, wie einzelne Aspekte der Lehrerprofessionalität (z.B. pädagogisches Wissen und Überzeugungen) in Zusammenhang mit dem Einsatz von kooperativen Lehr-/Lernformen im Unterricht stehen", erläutert Prof. Dr. Susanne Jurkowski, Inhaberin der Professur für Inklusive Bildungsprozesse mit Schwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät.
Kooperatives Lernen ist eine evidenzbasierte Lehrstrategie. Dabei strukturieren die Lehrkräfte die Interaktionen der Schülerinnen und Schüler und bereiten sie auf die Zusammenarbeit vor, so dass sie in kleinen Gruppen zusammenarbeiten und sich gegenseitig in ihren Lernprozessen unterstützen können. In der vorliegenden Studie wurde nun untersucht, ob sich die empirischen Belege für die Wirksamkeit des kooperativen Lernens in den beruflichen Kompetenzen der Lehrkräfte und ihrer Lehrpraxis widerspiegeln. Susanne Jurlkowski erläutert: "Wir haben 1.495 Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer in Polen befragt und ihr Wissen über kooperatives Lernen und dessen Anwendung im Unterricht erfasst. Erstaunlich: Obwohl die Lehrerinnen und Lehrer gut über die Prinzipien des kooperativen Lernens informiert waren, kannten sie nur wenige Methoden, um kooperatives Lernen im Unterricht umzusetzen." Die Befragten stimmten darin überein, dass kooperatives Lernen für das akademische und soziale Lernen der Schülerinnen und Schüler effektiv ist und ihnen individuelle Unterstützung für ihre Lernprozesse bieten kann. Trotz dieser Überzeugung setzen die Lehrer*innen kooperatives Lernen jedoch nur selten ein. Wenn sie kooperatives Lernen nutzen, organisieren und unterstützen sie die Interaktionen der Schülerinnen und Schüler in Übereinstimmung mit den Prinzipien des kooperativen Lernens. Die Lehrer*innen gaben zudem an, gern mehr über kooperatives Lernen lernen und es öfter im Unterricht anwenden zu wollen. Dabei waren sie besonders an Unterstützung wie Unterrichtsbeispielen und Lehrmaterialien interessiert.
Im nächsten Schritt sollen die Ergebnisse im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Lehrerbildung diskutiert werden.
Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Susanne Jurkowski
Tel.: +49 361 737-2261
susanne.jurkowski@uni-erfurt.de
