Friedrich Melchior Grimm (1723–1807) – Hauslehrer und Reisebegleiter adeliger Familien, Schriftsteller und Übersetzer, Journalist und Kritiker, Freund Diderots und Liebhaber der Salonnière Louise d’Epinay, Förderer Mozarts und Kunsteinkäufer für Katharina die Große, Diplomat und Atheist – kann zweifellos als eine der interessantesten Figuren des 18. Jahrhunderts bezeichnet werden. Dass die Werke und Ideen der französischen Aufklärung in Gotha zur Zeit Herzog Friedrichs III. (1699–1772) und seiner Gemahlin Luise Dorothea (1710–1767) so lebhafte Aufnahme fanden, verdankt sich neben dem ausgedehnten Korrespondenznetzwerk Luise Dorotheas vor allem Grimm, der seit 1748/49 in Paris lebte und sich dort bald mit Philosophen wie Diderot, d’Alembert, Helvétius, d’Holbach und Rousseau anfreundete. In seiner handgeschriebenen „Correspondance littéraire, philosophique et critique“ berichtete er ab 1753 regelmäßig über das literarische und intellektuelle Leben in Paris. Außer in Gotha, dessen Herzogspaar zu seinen eifrigsten Lesern und Förderern gehörte, las man die „Correspondance“ zeitweise an bis zu 15 weiteren deutschen und europäischen Höfen, darunter dem Katharinas der Großen.
Der 300. Geburtstag Grimms, der Paris 1792 verließ und 1807 in Gotha starb, ist nun Anlass, die Rolle Gothas – dessen junger Herzog Ernst II. Grimm 1775 zum Gesandten am Hof von Versailles ernannte und damit wirtschaftlich absicherte – im Leben und Schaffen Grimms im Rahmen einer internationalen wissenschaftlichen Tagung näher zu untersuchen. Die Veranstaltung im September widmet sich Grimm insbesondere als Herausgeber der „Correspondance littéraire, philosophique et critique“, die als vertrauliches Feuilleton europäischen Herrschern Einblick in das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Paris gab und zentral für den europäischen Kulturaustausch war.