Das Patronatsfest musste zwar ausfallen, dennoch wurde am Sonntagabend im Erfurter Dom in sehr kleinem Rahmen ein Festgottesdienst gefeiert. Prof. Dr. Jörg Seiler, der Dekan der Katholisch-Theologische Fakultät, zeigte sich erfreut, dass damit die jahrzehntealte Tradition des Festtages nicht gänzlich unterbrochen werden musste und Fakultätsangehörige sich zumindest in kleiner Zahl treffen konnten. Und so fand vor dem Gottesdienst im Kreuzgang des Doms auch die Verleihung des Förderpreises statt, die sonst Teil der Festakademie ist: Die Auszeichnung ging diesmal an Michelle Dylong - für ihre hervorragende Magisterarbeit über ein kirchlich wie theologisch aktuelles Thema, nämlich „Kirchliche Segnung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften? Dogmatische und liturgietheologische Perspektiven“.
Über Segnungen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften wird öffentlich in Kirche und Theologie aktuell viel diskutiert. Die gesellschaftlichen Umbrüche bis hin zur gesetzlich geregelten Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare haben der Debatte in Kirche und Theologie Dynamik verliehen. Mehrere deutsche Bischöfe setzen sich in den vergangenen Jahren für eine Revision dieser Lehre und vor allem der entsprechenden Segenspraxis ein und wollen letztere in den Raum öffentlichen Handelns der Kirche bringen. Michelle Dylong hat mit ihrer Arbeit Neuland betreten und eine eigenständige Forschungsarbeit vorgelegt und gibt Denkanstöße für die weitere Diskussion über Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Homosexualität, sagt Dylong, sei weder eine Wahl noch unnatürlich. Sie dürfe nicht unter Rückgriff auf hierzu ungeeignete Bibelstellen diskriminiert und muss enttabuisiert werden. Die Theologie des Segens sei stark zu machen. Homosexualität müsse von einer Theologie der Partnerschaft her angegangen werden. Die Verfasserin spricht sich theologisch begründet für Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare aus. Ihre Arbeit ist ein interessanter theologischer Beitrag zu einer Frage, die derzeit die katholische Kirche nicht nur in Deutschland umtreibt.