„Uns interessiert, wie Menschen, die aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit in ihren Bildungsbestrebungen benachteiligt wurden, sich heute daran erinnern und wie sich die persönlichen Erfahrungen in unsere bisherigen Forschungen über Ungleichbehandlungen von Christ*innen in der sozialistischen Gesellschaft einpassen“, erklärt der Historiker Ringo Müller, der an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt ein Forschungsprojekt zu „Bildungs(um)wegen“ christlicher DDR-Bürger*innen betreut. Dieses analysiert zugleich, wie sich Umwege nach 1989/90 fortsetzten und sich Bildungserwartungen und -ziele wandelten.
Das Forschungsprojekt gehört zu den insgesamt zwölf Projekten an den Universitäten Jena und Erfurt, die seit einem Jahr in einem übergreifenden Forschungsverbund die Erinnerungsgeschichte an die späte DDR und die Nachwendezeit untersuchen. Die beteiligten Forscher*innen rücken persönliche Erinnerungen an die DDR und an die lange Transformationsphase seit der friedlichen Revolution in den Mittelpunkt. Besonders die Forschungen an der Universität Erfurt gründen auf Interviews mit Zeitzeug*innen. Um neue Perspektiven in der Erinnerungsforschung zu erschließen, startet Ringo Müller innerhalb seines Projektes nun einen Schreibaufruf, der sich an Christ*innen mit entsprechenden Erfahrungen richtet.
Ringo Müller: „Wir laden Sie ein, Ihre Bildungsgeschichte niederzuschreiben. Uns interessieren Ihre vielfältigen Bildungserfahrungen im Rückblick auf Ihr bisheriges Leben.“ Willkommen sind Texte jedweder Art und ergänzende Materialen. Form und Länge spielen keine Rolle. „Erzählen Sie, woran Sie sich erinnern und wie Sie Ihre Geschichte bewerten.“ Der Schreibaufruf startet am 1. Oktober. Wer sich beteiligen möchte, kann sich entweder unter www.uni-erfurt.de/go/schreibaufruf informieren oder direkt an Ringo Müller wenden (Telefon: 0361/737-4972, Mail: ringo.mueller@uni-erfurt.de). Einsendungen werden bis Ende Februar 2021 erbeten.