Professur für Globalgeschichte
Globalgeschichte verweist auf ein wachsendes Forschungsfeld, das vielfältige Themen sowie methodische Debatten und theoretische Positionierungen einschließt. Das Interesse gilt zunächst Verflechtungen und Transfers zwischen den Weltregionen, der Geschichte bestimmter Phänomene in ihren unterschiedlichen Kontexten und globalen Bezügen sowie Prozessen der Globalisierung und Repräsentationen von Globalität. Häufig eint die verschiedenen Ansätze der Versuch, ältere eurozentrische Formen der Weltgeschichtsschreibung zu überwinden und die Bedeutung nichteuropäischer Regionen – auch für die Geschichte Europas – historiographisch in den Fokus einer neu zu denkenden „Allgemeinen Geschichte“ zu rücken.
Im Rahmen einer engen Kooperation und im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Area Histories liegen die Schwerpunkte unserer Forschung im Bereich der neueren Wissensschafts- und Wissensgeschichte, in der Imperial- und Kolonialgeschichte sowie in der Internationalen Geschichte, die wir globalhistorisch zu wenden suchen. Methodisch sind wir an Fragen der Praxeologie, der Raum- und Kartographiegeschichte, der Visuellen Geschichte sowie historischer Maßstäblichkeit interessiert.
Aktuelles
Gedenkkolloquium "Die Vergangenheit der Gegenwart"
Das Forschungskolleg Transkulturelle Studien und die Professur für Neuere Geschichte der Universität Göttingen setzen im Wintersemester 2024/25 das Gedenkkolloquium für Rebekka Habermas fort. Mit Veranstaltungen in Göttingen und Gotha soll ihr wissenschaftliches Werk gewürdigt werden.
Die Veranstaltungsreihe eröffnet Isabel Richter (Berkeley) mit einem Vortrag zum Thema “Gegenkulturen und indigene Akteur/innen in den globalen 1960er Jahren”. In Göttingen wird die Reihe von Alexandra Przyrembel (Hagen) mit ihrem Beitrag “Der Traum vom Luxus: Super-Reichtum und die feinen Unterschiede der feinen Gesellschaft um 1900” fortgesetzt. In Gotha spricht Rebekka von Mallinckrodt (Bremen) über “Race Making from Below and Forms of Resistance by People of Color in Late Eighteenth- and Early Nineteenth-Century Germany”. Den Abschluss bildet Maria Rhode (Göttingen) mit ihrem Vortrag “Afrikanische Ethnographica im geteilten Polen 1880–1920” am Forschungskolleg Transkulturelle Studien in Gotha.
Bei Interesse wenden Sie sich an: lehrstuhl.habermas@uni-goettingen.de oder fkts.gotha@uni-erfurt.de
Veranstaltungen und Lehre im Wintersemester 2024/25
Das Forschungskolleg Transkulturelle Studien startet mit seinem neuen Programm ins Wintersemester 2024/25. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen der Tuesday Talks und dem Forschungsseminar Mappings teilzunehmen. Bitte melden Sie sich hierfür unter folgender E-Mail-Adresse an: fkts.gotha@uni-erfurt.de
Programm Tuesday Talks | Programm Mappings
Das neue Lehrprogramm für das Wintersemester 2024/25 kann im Vorlesungsverzeichnis auf E.L.V.I.S. eingesehen werden. Die einzelnen Lehrveranstaltungen der Professur für Globalgeschichte können Sie ebenso hier einsehen.
Blog "Mapping Africa and Asia" mit neuen Beiträgen
Begleitend zum Forschungs- und Digitalisierungsprojekt "Kartographien Afrikas und Asiens (KarAfAs)" (2021-2023) wurde unter der Leitung von Dr. Claudia Berger der englischsprachige Projektblog "Mapping Africa and Asia" eingerichtet. Dort wurden der Fortschritt und wichtige Ergebnisse des Projekts präsentiert. Das Projekt und die Digitalisierung wurden Anfang 2023 erfolgreich abgeschlossen, zu den Afrika- und Asienkarten der Sammlung Perthes wird aber weiter geforscht. Auch diese Forschung soll weiterhin sichtbar gemacht werden, weshalb der Blog ab 2024 unter neuer Herausgeberschaft von Albert Feierabend und Florian Balbiani am Forschungskolleg Transkulturelle Studien weitergeführt wird. Neue Beiträge werden in regelmäßigen Abständen veröffentlicht.
Neues Editorial des Blogs "Mapping Africa and Asia"
Die neuesten Blogbeiträge:
- Lange, Diana, The Mapping of Tibet. A Journey through Different Mapping Practices, in: Mapping Africa and Asia, 26.11.2024, https://doi.org/10.58079/12rkx.
- d'Alòs-Moner, Andreu Martínez, Josef Menges and the Early Mapping of Somaliland, in: Mapping Africa and Asia, 16.10.2024, https://doi.org/10.58079/12ji8.
- Schürmann, Felix, The Emergence of the Emin Pasha Gulf (Tanzania) as an Object of Hydrographic Knowledge, in: Mapping Africa and Asia, 24.09.2024, https://doi.org/10.58079/12cdd.
Laufende Forschungsprojekte
Freiwilligkeit, Dekolonisation, Geschlecht. Frauenbewegung und Citizenship im (post-) kolonialen Ghana
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird die Forschungsgruppe "Freiwilligkeit" in einer zweiten Förderphase weiter unterstützen. Seit 2020 beschäftigen sich die Wissenschaftler*innen der Gruppe mit Freiwilligkeit als politische Praxis in Geschichte und Gegenwart über räumliche und epochale Grenzen hinweg.
Auch Prof. Dr. Iris Schröder und die Globalgeschichte werden in der 2. Förderphase mit einem neuen Teilprojekt aus dem Bereich der historischen Afrikaforschung vertreten sein: Unter dem Titel "Freiwilligkeit, Dekolonisation, Geschlecht. Frauenbewegung und Citizenship im (post-)kolonialen Ghana" soll unter anderem beleuchtet werden, wie im Übergang von der spätkolonialen Indirect Rule zur Postkolonie freiwilliges Tun und Mittun geschlechtsbezogen gefasst wurde. Damit fragt das Projekt spezifisch nach der Partizipation und freiwilligen Teilhabe von Frauen sowie den Gendered Practices während dieser Transformationszeit. Es befindet sich in der Vorbereitung.
Newsmeldung: Forschungsgruppe "Freiwilligkeit" geht in die 2. Förderphase
Geographie und Politik zwischen Nordostafrika und Europa. Selbstzeugnisse als Zugang zu einer relationalen Wissensgeschichte
Das Forschungsprojekt fokussiert Reisen von Europa nach Nordostafrika vor der kolonialen Landnahme. Es untersucht naturkundlich-geographisches und politisches Raumwissen anhand ausgewählter, auf Reisen angefertigter Texte und fragt nach den unterschiedlichen Akteuren, den Formen und Inhalten kollaborativer Wissensproduktion und damit nach den Genealogien sozialer und politischer Räume vor Ort. Das Projekt stützt sich auf in der Sammlung Perthes (Forschungsbibliothek Gotha) überlieferte Notizen, Tagebücher, Berichte, Briefe und kartographischen Arbeiten, die aus der Region nach Gotha gelangten, und verknüpft globalhistorisch informierte, wissensgeschichtliche Ansätze mit Selbstzeugnisforschung... mehr
Bild: © August Petermann, Entwurf einer Karte. Ost-Afrika zwischen Chartúm & dem rothen Meere bis Sauakin & Massua, 1:1.000.000, Gotha 1860/61, SPK 40.19.01 C (01), Sammlung Perthes der Forschungsbibliothek Gotha
Hidden Histories: Frauen in ländlichen Entwicklungsprogrammen in Indien, c. 1920–1966
Das Projekt widmet sich Beiträgen indischer Frauen zu ländlichen Aufbauprogrammen von etwa 1920 bis 1966 und folgt dabei der Forderung, Gender als Analysekategorie in die Geschichte von Entwicklung einzubeziehen. Das Ziel des Projektes ist es, die Rolle von Frauen in der Gestaltung und Umsetzung von staatlichen und nichtstaatlichen ländlichen Entwicklungsprojekten in Indien in den Schlüsselbereichen Gesundheit, Bildung und Existenzsicherung zu untersuchen und auf diese Weise die Prozesse von Entwicklung und Staatsbürgerschaft neu zu erfassen... mehr
Bild: INDIEN: FAMILIENPLANUNG. NUM Familienplaner Vorlesungen Frauen auf die Verwendung von Verhütungsmitteln Geräte in einem Dorf in der Nähe von Neu-Delhi, Indien, 1968. Quelle: Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Foto.
Einblicke in die laufende Forschung
Neue Beiträge zur Sammlungsforschung und zum Kolonialismus in der Sammlung Perthes
Die Sammlung Perthes bietet durch ihren einzigartigen Überlieferungszusammenhang vielfältige Forschungsmöglichkeiten. Zwei mögliche Zugänge stellt nun Iris Schröder vor. In ihrem Aufsatz “Karten sammeln, Karten lesen”, der im Sammelband “Wandlungen des Sammelns”, plädiert sie für eine engere Verschränkung von Kartographiegeschichte und Sammlungsforschung. Dass dieses Sammeln auch in kolonialen Kontexten stattfand, die sich in die Sammlung Perthes eingeschrieben haben und die es durch neue Lesarten zu dekolonisieren gilt, verdeutlicht Iris Schröder in ihrem Beitrag im Band “Koloniales Erbe in Thüringen”, der im Dezember 2024 im Deutschen Kunstverlag erschien.
Sahra Rausch/Christiane Bürger (Hg.), Koloniales Erbe in Thüringen, Berlin 2024.
Workshop "Mapping the Red Sea"
Vom 22. bis 24. Mai 2024 fand am Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes der Workshop „Mapping The Red Sea” statt, der von der Gerda-Henkel-Stiftung gefördert wurde.
Der Workshop "Mapping the Red Sea" nahm die Kartographien des Roten Meeres sowie seiner weiteren Umgebung im langen 19. Jahrhundert in den Blick. Den Auftakt machte hierbei Wolbert Smidt (Jena/Mekelle) am 22. Mai mit dem Vortrag "Suggestions on the Red Sea as a Centre of Networks since Ancient Times", der die vernetzte Geschichte der Region in einer Langzeitperspektive skizzierte. Am darauffolgenden Tag wurde der Workshop mit einem Besuch in der Sammlung Perthes fortgesetzt, um ausgewählte Karten und Materialien zum Roten Meer zu diskutieren. Im Anschluss daran erörterten weitere Beiträge die vielfältigen Dimensionen des Roten Meeres und seiner Kartographien, um sowohl der Komplexität der Region als auch dem Zusammenhang zwischen Wissen und Kartographie näherzukommen.
Global Networks, Local Pioneers in/aus Südasien
Im Februar 2023 fand der zweitägige Workshop „Global Networks, Local Pioneers: Gendered Perspectives on social activism, work and political engagement in and from South Asia" in Delhi statt. Der Workshop wurde gemeinsam von Fritzi-Marie Titzmann (RePLITO) und Maria Framke (DFG-Projekt „Hidden Histories") in Kooperation mit dem TM5 Module „The Challenge of Gender" des ICAS:MP organisiert. Erste Ergebnisse des Workshops in Form von Essays und eines Workshop-Report können im Knowledge Archive von Replito eingesehen werden. Mit ihrem Essay gewährt Dr. Maria Framke von der Universität Erfurt Einblick in ihre Forschung:
Äthiopische Stipendiaten zu ihrer Arbeit in der Sammlung Perthes interviewt
Seit 2014 betreibt die Professur für Globalgeschichte eine intensive Kooperation mit der Universität Mekelle in Äthiopien. Auch aktuell arbeiten Doktoranden der Universität Mekelle in Gotha an ihren Promotionen, wofür sie die zahlreichen Bestände an Äthiopienkarten in der Sammlung Perthes nutzen und täglich neue Entdeckungen machen. "WortMelder" hat die am Forschungskolleg Transkulturelle Studien Gotha/Sammlung Perthes arbeitenden äthiopischen Wissenschaftler zu ihren Forschungsvorhaben, ihren Erfahrungen mit den Beständen der Sammlung Perthes und dem Studienort Gotha interviewt. Die interessanten Berichterstattungen finden Sie hier:
Interview mit Zegeye Woldemariam Ambo
Neuerscheinungen
Koloniales Erbe in Thüringen
Rausch, Sahra/ Bürger, Christiane (Hg.), Koloniales Erbe in Thüringen, Berlin 2024.
Die Bedeutung der kolonialen Vergangenheit für die Gegenwart bewegt derzeit die öffentlichen Debatten wie kaum ein anderes Thema. Dabei geraten zunehmend die Regionen fernab der Metropolen in den Blick, schließlich reichten die kolonialen Verbindungslinien bis in das dörfliche Kolonialwarengeschäft. Der Sammelband fragt nach den Spuren der kolonialen Vergangenheit im Lokalen und zeichnet dabei auch Thüringens Verflechtungen in kolonialen Strukturen im Globalen nach. Die Beiträge erstrecken sich von der Frühen Neuzeit bis in die Transformationszeit ab 1990. Das Buch bietet eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Forschungsinitiativen an den Thüringer Universitäten und bildet darüber hinaus auch gesellschaftspolitische Perspektiven von dekolonialen Initiativen und Künstler*innen ab. Der Band entstand in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Patricia Vester. Ihre eigens für diese Publikation entworfene Graphic Novel und Illustrationen geben Anregungen für die schulische oder außerschulische Thematisierung der kolonialen Vergangenheit.
“Koloniales Erbe in Thüringen” ist im Dezember 2024 im Deutschen Kunstverlag (DKV) erschienen.
Wandlungen des Sammelns
Friedrich, Susanne/ Mangold, Jana/ Rau, Susanne (Hg.), Wandlungen des Sammelns. Praktiken, Wissen, Anordnungen – Ein Reader, Bielefeld 2024.
Das Sammeln ist als Kulturtechnik zu begreifen, die synchron verschiedene Ausprägungen kennt und diachron einem beständigen Wandel unterliegt. Sammlungen sind Resultate spezifischer Praktiken: Sie spiegeln in ihrer epistemologischen und ästhetischen Anordnung die kulturellen Ordnungen und Topographien ihrer Zeit, wodurch sie Wissensräume ab- und ausbilden. Die Beiträger*innen dieses Readers fokussieren auf sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichten und etablieren damit eine interdisziplinäre kulturwissenschaftliche Sammlungsforschung - ein innovativer Ansatz, der sammlungs- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge multiperspektivisch sichtbar macht.
Wandlungen des Sammelns ist im Oktober 2024 im Transcript Verlag erschienen.
»Deaf History« als Wissenschaftsgeschichte
Werner, Anja, »Deaf History« als Wissenschaftsgeschichte, Die Teilhabe gehörloser Menschen an Fachdiskursen über Taubheit im geteilten Deutschland, Bielefeld 2024.
Seit 1945 gab es in westlichen Ländern und der Sowjetunion neue Forschungsimpulse zur Kommunikation gehörloser Menschen, die u.a. über internationale Konferenzen der UNESCO und des Weltverbands der Gehörlosen im geteilten Deutschland alte Traditionen der Sprachvermittlung in Frage stellten. Anja Werner analysiert historisch die Erforschung nationaler Gebärdensprachen im interdisziplinären Dialog mit der zeitgleich stattfindenden Entwicklung hörverstärkender Innenohrprothesen (Cochlea-Implantate). Sie verdeutlicht, dass konstruktive Wissenschaftskooperation nötig ist, um die mit der Kommunikation tauber Menschen verbundenen Herausforderungen komplett zu erfassen – aber auch, um Möglichkeiten zum Fortschritt aufzuzeigen.
»Deaf History« als Wissenschaftsgeschichte ist im Mai 2024 beim Transcript Verlag erschienen.
The Pet Shop Boys and the Political
Ashton, Bodie A. (Hg.), The Pet Shop Boys and the Political: Queerness, Culture, Identity and Society, London 2024.
The Pet Shop Boys came of age at a time of deep socio-political tension. From the rise of sexual politics and awareness to Thatcherite neoliberalism and the Cold War, this book explores the cultural and political impact of the band and offers a fascinating window into the late 20th and early 21st centuries. An archetypal 'gay band', it shows how their overt queerness influenced generations of LGBTQIA+ music lovers and artists alike.
Covering the full oeuvre of The Pet Shop Boys; their albums, films, stage productions and collaborations, chapters in this collection show how their work is suffused with political commentary on the past and present covering themes as broad as queer identity, the HIV/AIDs epidemic, globalization and Brexit. It also places them within the context of their times and considers them as activists, authors, social commentators, political actors and personalities to better understand what influenced them. Bringing together a range of perspectives and disciplines, "The Pet Shop Boys and the Political" provides a unique and untapped insight into a formative pop band of the modern era that has mirrored and shaped society over the past forty years.
"The Pet Shop Boys and the Political" ist im Februar 2024 bei Bloomsbury erschienen.
Prisms of Work
Rösser, Michael, Prisms of Work: Labour, Recruitment and Command in German East Africa, Berlin/Boston 2024.
The phenomenon of labour takes the character of a prism. Labour is thereby always context dependent and constituted through the actions of all protagonists involved in any labour relationship. On the basis of three case studies in colonial German East Africa – the construction of the Central Railway (1905–1916), the Otto Plantation in Kilossa (1907–1916) and the palaeontological Tendaguru Expedition (1909–1911) – labour and labour relations are analysed. The focus lies on hitherto neglected actors and groups of actors of labour in the colonial context of East Africa. These were especially German companies and their staff, white subaltern railway sub-contractors and labour recruiters, Indian skilled workers and (qualified) East African workers. Furthermore, all three sites of labour proved to have their individual logics and characteristics. But all of them were in tension between the ‘global’ and the ‘local’, coercion and voluntariness, machine and manual labour, skilled and unskilled labour, reproductive and wage labour, as well as between black and white.
Michael Rösser’s dissertation has been awarded with ‘honorary distinction’ by the European Network in Universal and Global History (ENIUGH).
"Prisms of Work" ist im Dezember 2023 mit Open Access bei De Gruyter Oldenbourg erschienen.
Themenheft Central European History: "Bordering the GDR"
Richardson-Little, Ned u.a. (Hg.), Bordering the GDR: Everyday Transnationalism, Global Entanglements and Regimes of Mobility at the Edges of East Germany, in: Central European History 56, Special Issue 2 (2023).
No state has ever been as identified with its borders as the German Democratic Republic (GDR). In this special issue, the editors analyse the development of the historiography of the borders of the GDR, showing how new approaches to the country's history have also impacted scholarship on the everyday history of the border. We argue for approaches that understand the border simultaneously as a site of conflict and cooperation and that situate the border not just alongside its geographical neighbors, but within broader flows of natural resources, pollution, narcotics, migration, and disease. Drawing on the interdisciplinary field of border studies, we argue that global approaches can help contextualize the exceptional and encourage scholars to ask new questions about which elements of GDR bordering practices were part of the globally emerging normalcy of border regimes, and which were unique to East Germany. In these ways, this special issue seeks to reveal new aspects of East German history and, in turn, make the GDR more legible within border studies.
Dieses Themenheft, an dem sich u.a. Ned Richardson-Little und Andrew Tompkins von der Universität Erfurt beteiligten, ist im Juni 2023 bei Cambridge Univeristy Press mit Open Access erschienen.
The Grey Undercurrent
Schürmann, Felix, The Grey Undercurrent: Whalers and Littoral Societies at the Deep Beaches of Africa (1770–1920), München/Wien 2023.
By extending their voyages to all oceans from the 1760s onward, whaling vessels from North America and Europe spanned a novel net of hunting grounds, maritime routes, supply posts, and transport chains across the globe. For obtaining provisions, cutting firewood, recruiting additional men, and transshipping whale products, these highly mobile hunters regularly frequented coastal places and islands along their routes, which were largely determined by the migratory movements of their prey. American-style pelagic whaling thus constituted a significant, though often overlooked factor in connecting people and places between distant world regions during the long nineteenth century.
Focusing on Africa, this book investigates side-effects resulting from stopovers by whalers for littoral societies on the economic, social, political, and cultural level. For this purpose it draws on eight local case studies, four from Africa’s west coast and four from its east coast. In the overall picture, the book shows a broad range of effects and side-effects of different forms and strengths, which it figures as a "grey undercurrent" of global history.
"The Grey Undercurrent", basierend auf "Der Graue Unterstrom" (Campus 2017), ist im April 2023 bei De Gruyter Oldenbourg erschienen.
Mission – Kolonialismus – Nationalsozialismus
Balbiani, Florian, Mission – Kolonialismus – Nationalsozialismus. Ernst Dammann und die Hamburger Afrikanistik, 1930–1937 (= Hamburger postkoloniale Studien, Bd. 8), München 2023.
Die Afrikawissenschaften treten immer stärker in den Fokus der kritischen Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe europäischer Gesellschaften. Florian Balbiani untersucht die bisher kaum erforschte Geschichte der sprachwissenschaftlichen Afrikanistik in der Zwischenkriegszeit. Nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft begab sich die Disziplin auf die Suche nach neuer praktischer Relevanz und blieb dabei ihren missionarischen und kolonialen Ursprüngen treu. Die Arbeit zeigt, welche ideologischen und politischen Einflüsse das Fach in den 1930er Jahren prägten und wie sich ihre Vertreter positionierten. Dazu betrachtet sie das wissenschaftliche Wirken sowie das politische und kirchliche Engagement des Hamburger Afrikanisten Ernst Dammann und arbeitet daran die Vorstellungen, Netzwerke und Rahmenbedingungen heraus, die die Wissensproduktion bestimmten.
"Mission – Kolonialismus – Nationalsozialismus" ist im Mai 2023 im Allitera Verlag erschienen.
Themenschwerpunkt Wissensgeschichte
Das Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ stellt seine Arbeiten im Rahmen des Themenportals Europäische Geschichte mit einem eigenen Themenschwerpunkt vor: Unter der Überschrift „Europäische Geschichte, Wissensgeschichte“ zeigen Quellen und Essays, wie fruchtbar wissensgeschichtliche Ansätze für die Geschichtsschreibung Europas sind. Ausgehend von ausgewählten Quellenmaterialien gehen Marian Hefter, Marie Nosper, Elisa Kewitsch, Erik Liebscher, Anna-Maria Hünnes, Annika Dörner und Verena Bunkus (alle Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“, Forschungscampus Gotha) in Anlehnung an ihre Dissertationsthemen auf eher ungewohnte Orte des Wissens ein. Die Publikationen können online auf dem Themenportal Europäische Geschichte abgerufen werden.