1) Das Internationale Lagerkomitee
Das Internationale Lagerkomitee im KZ Buchenwald war eine illegale Widerstandsgruppe aus Kommunisten verschiedener Länder. Sie planten und einen militärischen Aufstand, der schließlich nicht mehr ausgeführt werden musste, denn am 11. April 1945 tauchte die US-amerikanische Armee in Buchenwald auf. Bruno Apitz, der Autor von „Nackt unter Wölfen“ war selbst politischer Häftling im KZ Buchenwald und am Widerstand im Lager beteiligt und spiegelt in dem Roman teilweise seine eigenen Erfahrungen. Wie auch im Roman spielt das Internationale Lagerkomitee in den beiden DDR-Verfilmungen von 1960 und 1963 eine zentrale Rolle. Heimlich treffen sich die kommunistischen Widerstandskämpfer, unter den Barracken oder an anderen Orten. Sie nutzen ihre Treffen zur Vorbereitung des Widerstandes und zur Organisation der Mitglieder und Waffen, sowie der Koordination der Unterbringung des Kindes. Die Mitglieder werden heroisch und parteitreu gezeichnet – und alles im Sinne der internationalen Solidarität. Im Fernsehfilm von 2015 gibt es so ziemlich die gleichen Figuren, die sich ebenso organisieren, um das Kind zu verstecken. Das kommunistische Pathos, den die früheren beiden Filme zeichnen ist jedoch kaum bis gar nicht Teil der jüngsten Inszenierung.
2) Die Effektenkammer
In der Effektenkammer im KZ Buchenwald wurden die Habseligkeiten aller Häftlinge verwaltet und gelagert. Im Roman, den Fernsehfilmen von 1960 und 2015 und dem Kinofilm von 1963 spielt die Effektenkammer des KZs eine bedeutende Rolle: zum einen sind hier die Protagonisten Andre Höfel und Rudi Pippig beschäftigt und zum anderen verstecken diese hier Janowskis Koffer mit dem kleinen Jungen, damit dieser nicht in ein anderes Lager transportiert wird. Zu sehen sind die Szenen, in denen Untersturmführer Hermann Reineboth und Hauptsturmführer Robert Kluttig Höfel und Kropinski auffordern, zu verraten, wo sich der kleine Junge befindet. Anschließend durchsucht Reineboth die Effektenkammer, findet jedoch nichts, da Pippig Stefan bereits in die Seuchenbaracke verbrachte. Da die Zwangsarbeiter in der Effektenkammer über den Verbleib des Jungen stillschweigen, werden Höfel und Kropinski im Bunker anschließend gefoltert.
3) Die Selbstbefreiung der Häftlinge
Die Selbstbefreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald im April 1945 – eine ikonische Erzählung, die das Selbstverständnis der Deutschen Demokratischen Republik als antifaschistischen Staat maßgeblich beeinflusste und zu Propagandazwecken genutzt wurde. Sie ist Bestandteil des erfolgreichen Romans Nackt unter Wölfen von Bruno Apitz, welcher selbst KZ-Häftling in Buchenwald war. Die beiden Romanverfilmungen von 1960 und 1963 sind in der DDR entstanden, die Fernsehproduktion von 2015 hingegen nicht. Sind somit in der Darstellung der Selbstbefreiung festzustellen?
Die Selbstbefreiungsszene in der Fernsehproduktion von 1960 und dem Kinofilm von 1963 sind der des Romans und untereinander sehr ähnlich, was unter anderem daran liegt, dass Bruno Apitz selbst bei beiden Produktionen mit dem Drehbuch und am Set geholfen hat. In beiden Filmen wird die Selbstbefreiung als ein Triumph wahrgenommen. Die Häftlinge haben die SS-Männer mit ihren zuvor versteckten Waffen überwältigt; von den amerikanischen Soldaten ist keine Spur. Fröhlich jubelnd stürmen sie aus den Baracken, rennen zusammen über den Lagerplatz, tanzen, genießen die Sonne. Die Szenen der Selbstbefreiung setzen einen deutlichen Dur-Akkord. Dabei ist sie jedoch nicht ganz geschichtstreu.
Dieser teilweise von den DDR-Oberen beförderte Interpretation der Vorgänge widerspricht die Version von 2015 entschieden – hier wird die Selbstbefreiung etwas anders inszeniert. Es wird gezeigt, wie einige Häftlinge Waffen aus verschiedenen Verstecken holen, doch bevor es zu einer richtigen Auseinandersetzung kommen kann, fliehen die meisten SS-Männer. Die Häftlinge bleiben zurück. Langsam kommen sie aus den Baracken und laufen über den sonnenbeschienenen Lagerplatz. Schweigend stehen sie da und schauen sich um. Sie wirken, als wüssten sie gar nicht wo hin mit sich. Wohingegen in den Versionen von 1960 und 1963 eine positive, fast euphorische Stimmung hinterlassen wird, wird im MDR-Film von 2015 ein eher neutrales Bild gezeichnet.