Thüringen begeht in diesem Jahr "Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen" mit zahlreichen Projekten und Veranstaltungen. In der langen wechselhaften deutsch-jüdischen Geschichte in Thüringen ragen die Jahrzehnte am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts positiv heraus. Mit der rechtlichen Gleichstellung der Jüdinnen und Juden nach 1871 eröffneten sich Chancen für ihre gesellschaftliche Emanzipation. Ihre Innovationskraft veränderte vor allem in den Städten Kunst und Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. In vielen Städten Thüringens bauten die wachsenden jüdischen Gemeinden neue Synagogen. In Erfurt wurde die Große Synagoge mit 500 Sitzplätzen 1884 geweiht. Doch die Nationalsozialisten zerstörten dieses reiche jüdische Leben in Thüringen. Im Novemberpogrom 1938 wurden alle Synagogen in Thüringen geplündert, zerstört und in Brand gesetzt.
Nun macht das Projekt "Virtuelle Rekonstruktion der Großen Synagoge Erfurt" zum ersten Mal eine der zerstörten Synagogen in Thüringen wieder erlebbar. Die virtuelle Rekonstruktion der Großen Synagoge soll einem breiten, heterogenen und insbesondere jungen Publikum niedrigschwellig einen Zugang zur jüdischen Geschichte und Kultur als integraler Bestandteil der städtischen Geschichte und Gegenwart vermitteln.
Zum Einsatz kommt dabei eine Virtual-Reality-Umgebung (VR), bei der die Betrachterinnen und Betrachter die Illusion einer realitätsnahen historischen Raumwahrnehmung erleben: Mit Hilfe einer VR-Brille und Hand-Controllern können sie, ähnlich wie in einer Zeitmaschine, in die „Vergangenheit“ reisen und die Große Synagoge in ihrem Zustand vor ihrer Zerstörung kennenlernen. Dazu wird das Gebäude, aber auch seine Einrichtung und wichtige Objekte des jüdischen Lebens - soweit es sich heute rekonstruieren lässt - zunächst als 3D-Geometrie einschließlich Oberflächenmaterialien definiert und anschließend in einen interaktiven Raum übertragen, der sich in Originalgröße individuell erkunden lässt. Zusätzliche Informationsangebote erläutern historische Zusammenhänge, aber auch Riten und Gebräuche des jüdischen Lebens in und um eine Synagoge.
Das interdisziplinäre Kooperationsprojekt wird gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei. Die Projektleitung liegt bei den Geschichtsmuseen der Landeshauptstadt Erfurt. Kooperationspartner sind die Interdisziplinäre Forschungsstelle für Historische Medien an der Universität Erfurt, die Fachgebiete Angewandte Informatik und Architektur der Fachhochschule Erfurt und das Landesdigitalisierungszentrum an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek/Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Partner stimmen das Projekt eng mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen ab.
Die Virtual-Reality-Anwendung der Großen Synagoge Erfurt wird am 1. September 2021 in der Erfurter Neuen Synagoge vom Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, dem Vorsitzenden der jüdischen Landesgemeinde Prof. Dr. Reinhard Schramm und dem Erfurter Beigeordneten für Kultur und Stadtentwicklung Dr. Tobias J. Knoblich der Öffentlichkeit übergeben. Gleichzeitig wird ein Web-3D-Modell der Großen Synagoge mit Inhalten der Wissensstationen und Angaben zur Nutzung auf www.juedisches-leben-thueringen.de/projekte/synagoge-ef-vr/ freigeschaltet.
Am 1. März 2021 startete der Instagram-Kanal „Jüdisches Leben in 3D“ der Universität Erfurt, der rund um die Themen Wissen, Orte, Portraits, Kulturelles und Aktuelles über das Projekt fortlaufend informiert. Ab 1. September wird er von der Stadt Erfurt weitergeführt.
Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Google Datenschutzerklärung.
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Nora Wunderwald, B.A.
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