Seitdem der "spatial turn" wissenschaftlich Gehör gefunden hat, befassen sich vor allem in den Kulturwissenschaften derzeit viele Projekte mit räumlichen Perspektiven. Diese Reflexionen sind mehrheitlich eindimensional – oder besser gesagt: dreidimensional, denn die zeitliche Perspektive wird häufig außer Acht gelassen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit beiden Kategorien und deren Verknüpfung hat sich die Erfurter RaumZeit-Forschung zur Aufgabe gemacht.
Ziel ist es, zunächst Projekte an der Universität Erfurt zusammenzubringen, andererseits aber darüber hinaus neue Impulse zur theoretischen Debatte sowie zur Regionalisierung und Historisierung des Umgangs mit Raum und Zeit zu geben. Neben der weltregionalen Ausrichtung und dem epochenübergreifenden Zugang der RaumZeit-Arbeitsgruppe ist vor allem der interdisziplinäre Ansatz wichtig. An den Forschungsprojekten nehmen Historiker*innen, Literaturwissenschaftler*innen, Philosoph*innen, Geograph*innen, Religions- und Kommunikationswissenschaftler*innen teil. Selbstverständlich sind interessierte Kolleginnen und Kollegen dazu eingeladen, sich zu beteiligen. In erster Linie organisieren wir diskussionsintensive Workshops mit von Beteiligten gewählten Themen, zu denen wir insbesondere auch Forscher*innen anderer Fachrichtungen einladen.
Konzeptionell gehen wir davon aus, dass Räumlichkeit und Zeitlichkeit in ihrer Konstruiertheit lebens- und alltagsweltlich nicht voneinander zu trennen sind. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeitsgruppe liegt auf räumlichen und zeitlichen Praktiken. Um hierzu Zugang zu haben, wird oftmals die Trialektik der materialisierten, produzierten und imaginierten Konstitution von Raum und Zeit angewandt. Analysiert werden unter anderem wirtschaftlich-technische Netzwerke hinsichtlich effizienter Bewegung im Raum, die gesellschaftliche Aushandlung von Klanglandschaften, die Verzeitlichung und Verortung von Gesellschaften in globalen Bezugssystemen, neben- und gegeneinander existierende Raum- und Zeitkonzepte, der Wandel von kulturell geprägten Umgangsformen mit Zeit und Raum, spezifisch räumlich-zeitlich konstruierte Wissensformationen sowie die Bedeutung von Räumlichkeit und Zeitlichkeit für die Selbst-Konstitution des Menschen.
Hier finden Sie es das Konzeptpapier zum Download.
Die theoretisch-methodische Auseinandersetzung mit Konzepten von Räumlichkeit, Zeitlichkeit und RaumZeitlichkeit ist seit Gründung ein zentrales Forschungs- und Diskussionsfeld der ERZ. Entsprechend stehen methodisch-theoretische Reflexionen nicht nur in einzelnen Beiträgen im Mittelpunkt, sondern bilden auch die Thematik einiger ERZ-Veranstaltungen. Aktuell beschäftigen wir uns insbesondere mit dem Werk von Henri Lefebvre.
Veranstalter: DFG-Graduiertenkolleg "Topologie der Technik in Verbindung mit der Erfurter RaumZeit-Gruppe
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg „Dynamiken von Raum und Geschlecht“
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe in Kooperation mit Thoralf Klein und Martina Winkler
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe mit Unterstützung durch die Plattform Weltregionen und Interaktionen, das Historische Seminar der Universität Erfurt und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Als weiteres Forschungsfeld etablierte sich die Auseinandersetzung mit politischen Konzepten aus raum-zeitlichen Perspektiven. So veranstaltete die ERZ im Oktober 2014 eine internationale Tagung zur RaumZeitlichkeit des Imperialen, deren Ergebnisse demnächst publiziert werden. Eine weitere Veranstaltung zum Konzept des „Westens“ ist in Planung.
Vortrag: "Romanization and the Digital FutBilderure of Philology" von Prof. Dr. Christopher Gogwilt (Fordham University, New York)
Veranstalter: ERZ in Kooperation mit Forum: Texte.Zeichen.Medien (TZM)
Download des Konzepts der Tagung.
Download des Programms der Tagung.
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe
Nachdem ästhetische Perspektiven in vielen Beiträgen und Veranstaltungen eine Rolle gespielt haben, organisierten wir in Kooperation mit der Kunsthistorikerin Jutta Vinzent (University of Birmingham / Fellow am Max-Weber-Kolleg), mittlerweile Mitglied der ERZ, im Sommersemester 2014 einen ersten Workshop zu „RaumZeitlichkeiten ästhetischer Formen“. Nach sehr intensiven und ertragreichen Diskussionen hat sich daraus nun eine Reihe entwickelt, für 2016 ist ein Workshop zum Thema „RaumZeitlichkeit des Digitalen“ geplant.
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe in Kooperation mit dem Max-Weber-Kolleg
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe in Kooperation mit dem Max-Weber-Kolleg
Im Zuge einer ganz grundsätzlichen Ablehnung der religionsphänomenologischen Perspektive wurde seit den 1980er Jahren innerhalb der Religionswissenschaft die Erforschung der Rolle von Raum und Zeit in religiösen Weltbildern und Praktiken vernachlässigt. Zu Recht galten die Annahme einer grundlegenden Raumaufteilung in „sakral“ und „profan“ (Durkheim) ebenso wie die Rede von „Heiligem Raum“ und „Heiliger Zeit“ (Eliade) als unzulässige und für kulturelle Differenzen unsensible Verallgemeinerungen. Gerade jedoch die durch diese Kritik bedingte Hinwendung zum (Kultur-)Spezifischen, Lokalen, Alltäglichen, zur Religion vor Ort ebenso wie zu ihrer materiellen Dimension (vgl. z.B. die Arbeiten von Kim Knott) machte es schließlich möglich, die Frage nach der Raumzeitlichkeit von Religion auf neue Weise zu stellen. Religiöse Systeme und insbesondere die in ihrem Kontext auftretenden Spezialist*innen versuchen durch die Herausbildung spezifischer Strategien (Geschichtsschreibung, Kalender, exklusiv sakrale Räume etc.) Raum und Zeit zu kontrollieren, während gleichzeitig die Taktik von Alltagspraktiken (Michel de Certeau) darin besteht, die gegebenen Raum- und Zeitordnungen zu unterlaufen. Eine Analyse religiöser Praktiken, die auf diese Weise die Frage nach Raum, Zeit und Materialität in den Vordergrund stellt, ist dazu geeignet, sowohl die Machtstrategien religiöser Systeme als auch die „Eingebettetheit“ (embeddedness) und die Kreativität von gelebter, alltäglicher Religiosität adäquat zu erfassen und so erst sichtbar werden zu lassen. Die für unsere aktuelle gesellschaftliche Situation ebenso wie für historische Epochen charakteristische Vielfalt und Veränderlichkeit des religiösen Feldes lässt sich so an konkreten Beispielen, wie etwa der Individualisierung von Bestattungspraktiken, der Gestaltung sakraler Räume in Städten etc. in ihrer Spannung zu institutionalisierter Raum- und Zeitordnung analysieren. Eine derartige Analyse durchkreuzt die durch Begriffe wie „Monotheismus“ aber auch „Weltreligionen“, „religiöse Individualisierung“ und ähnliche Kategorien festgefahrenen wissenschaftlichen und alltäglichen Imaginationen des religiösen Feldes.
Veranstalter: Sabine Schmolinsky (Erfurt), Muriel Gonzáles Athenas (Bochum) und Monika Frohnapfel-Leis (Erfurt), gefördert u.a von der Ernst-Abbe Stiftung, Erfurt
Veranstalter: Muriel González Athenas (Bochum) und Monika Frohnapfel-Leis (Mainz/Erfurt)
Veranstalter: :Prof. Dr. Katharina Waldner (Erfurt) und Prof. Dr. Harry Maier (Erfurt), Erfurt
Wissens- und Wissenschaftsgeschichtliche Zugänge sind ein weiteres zentrales Forschungsfeld der ERZ, wobei die Bestände der Perthes-Sammlung hier einen besonderen Schwerpunkt bilden. So galt bereits der zweite Workshop 2011 dem „Historischen Kartenlesen“.
Veranstalter: ERZ in Kooperation mit dem International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe, Forschungszentrum Gotha
Veranstalter: Erfurter RaumZeit-Gruppe, Historisches Seminar Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha, Sammlung Perthes