Gesangbücher
Inhalt, Umfang und Geschichte der Sammlung
Die Mehrzahl der über 3.000 Gesangbücher der Forschungsbibliothek Gotha ist unter der Signatur Cant. spir (Cantica spiritualia) aufgestellt. Die vor allem deutschsprachigen Titel stammen aus dem 16. bis 20. Jahrhundert. Den Kern des Bestandes bildet die Gesangbuchsammlung des Arnstädter Superintendenten Johann Christoph Olearius (1668-1747), die Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745-1804) im Jahr 1793 für die Herzogliche Bibliothek Gotha ankaufen ließ. Olearius zählt zu den wichtigen Hymnologen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Disziplin begründeten und auf deren Ergebnissen bis heute die Liederschlüssel und Handbücher zum Gesangbuch fußen.
Die Sammlung enthält das älteste evangelische Gesangbuch, das 1524 in Nürnberg gedruckt wurde, das sog. Achtliederbuch. Sie spiegelt in hohem Maße die reiche Thüringer Gesangbuchtradition wieder. Auch wenn einzelne Pfarrer oder Buchdrucker Gesangbücher herausbrachten, so war der Besitz eines eigenen Gesangbuches in den Thüringer Territorien bis zum Ende des 17. Jahrhunderts eine Ausnahme. Erst seit dieser Zeit entstanden von der Obrigkeit geförderte und genehmigte Territorialgesangbücher. So viele Territorien es in Thüringen gab, so viele Gesangbücher gab es auch. Dies spiegelt sich im Gothaer Bestand wieder. Darüber hinaus sind auch Gesangbücher aus Elsass-Lothringen, Estland, Finnland, Frankreich, Ungarn und den USA vorhanden.
Die Mehrzahl der frühneuzeitlichen Gesangbücher war im Inneren schlicht gehalten, die Texte waren kaum verziert, Noten gab es meistens keine, denn die Kenntnis der Melodien wurde vorausgesetzt und Notendruck war teuer. Aufwändig gestaltete Titelblätter und prachtvoll gestaltete Bucheinbände waren die Ausnahme. Dass die Gesangbücher in der Regel stark gebraucht wurden, davon zeugen der heutige Zustand der Bucheinbände und die handschriftlichen Einträge.
Kataloge
Die Gesangbücher sind vollständig im Online-Katalog der Forschungsbibliothek Gotha erschlossen.