Mittelalterliche Handschriften
Inhalt, Umfang und Geschichte der Sammlung
Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt 521 mittelalterliche Handschriften auf, die zwischen dem 8. und dem 16. Jahrhundert im europäischen Kulturraum entstanden sind (Signaturengruppen Memb. I; Memb. II; Chart. A; Chart B).
In den Bestand gelangten sie dank der Sammeltätigkeit der ernestinischen Herzöge vor allem im 17. und 18. Jahrhundert, anfangs zum Teil aus Familienbesitz und im Zuge des Dreißigjährigen Krieges als Beutegut, später auch mit Hilfe findiger Bücherhändler wie dem französischen Benediktinermönch Jean-Baptiste Maugérard (1735-1815) als zeitweiliger Hauptlieferant Herzog Ernsts II. (1745-1804).
Zahlreiche mittelalterliche Handschriften sind mit aufwendiger Buchmalerei versehen, so z.B. die „Sächsische Weltchronik“ (Memb. I 90; um 1270) als älteste volkssprachliche Universalgeschichte mit 499 Miniaturen oder „Der Welsche Gast“ des Thomasin von Zaerklaere (Memb. I 120) in einer reich und mit 120 Randillustrationen versehenen Abschrift von 1340.
Inhaltlich reicht das Spektrum der überlieferungsgeschichtlich und materiell bedeutenden Kodizes von lateinischen Bibeln, theologischen Kommentaren früh- und hochmittelalterlicher Gelehrter wie Beda Venerabilis (672/3-735) und Petrus Comestor (ca. 1100-1178), über Heiligenviten und Werke der Frömmigkeitsübung bis hin zu Rechtssammlungen, Chroniken, dem Aristoteles latinus, zentralen Werken der klassisch-lateinischen Literatur und Grammatik, der Rhetorik sowie der Arithmetik. Auch medizinische Rezepte und Hausmittel oder der Alexanderroman gehören zum Bestand, außerdem unikal überlieferte Zeugnisse wie der Versroman „Reinfried von Braunschweig“ (Memb. II 42) aus dem 14. Jahrhundert.
Vertreten sind damit zentrale Texte der großen Fachdisziplinen wie auch der Sieben Freien Künste als Grundstock universitärer Bildung sowie der höfischen Kultur und des pragmatischen Wissens im Mittelalter.
Recherche und Benutzung
Benutzung
Mittelalterliche Handschriften können nach Voranmeldung im Sonderlesesaal eingesehen werden.
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