Handschriften der Frühen Neuzeit

Inhalt, Umfang und Geschichte der Sammlung

Luise Dorothea: Brief an Voltaire vom 16.1.1759.

Sammlungsgeschichtlich durchlief die Bibliothek seit ihrer Gründung durch Herzog Ernst I. (1601–1675) im neu errichteten Schloss Friedenstein und bis in das 19. Jahrhundert hinein eine umfassende Entwicklung und rasche Erweiterung. Diente sie zunächst vor allem der fürstlichen Bücherliebhaberei, bauten sie bereits Herzog Ernsts Sohn Friedrich I. (1646–1691) und der kurze Zeit danach wirkende Bibliothekar und Theologe Ernst Salomon Cyprian (1673–1745) Ende des 17. und vor allem im 18. Jahrhundert zu einer wissenschaftlichen Hofbibliothek aus. Reformation und Protestantismus sind als thematische Schwerpunkte der Handschriften-Sammlung genauso wenig zu übersehen wie der früh zum Ausdruck gebrachte universale Anspruch.

Höhepunkte dieser Erweiterungen sind die Erwerbungen der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg, Ernst II. (1745–1781) und August (1772–1882), wobei Ernst II. die Bibliothek öffentlich zugänglich machte. In ihrer Zeit gelangten zahlreiche kostbare Handschriften, zudem seltene Alte Drucke und orientalische Handschriften mittels Kauf oder Schenkung in die Bibliothek.

Zu den universal ausgerichteten Sammlungen gehören allerdings nicht nur die Herzogliche Bibliothek und die bedeutenden herzoglichen Privatbibliotheken des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, sondern auch die herzogliche Gymnasialbibliothek, die auf die 1596 gestiftete Büchersammlung des Gothaer Gymnasium illustre (heute Gymnasium Ernestinum) zurückgeht. Bücher und Bibliotheken wurden von den ernestinischen Herzögen als Wissensspeicher und Instrumente zur Selbstrepräsentation im Sinne von kundigen Sachwaltern des Protestantismus verstanden.

Außer Werken bedeutender Theologen des Reformationszeitalters und tragender Köpfe protestantischer Gelehrsamkeit, umfasst der frühneuzeitliche Bestand auch den Nachlass Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar (1604–1639) aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, darüber hinaus Quellen zur französischen Aufklärung wie das vollständigste Exemplar der von Friedrich Melchior Grimm (1723–1807) in Paris 1753 bis 1813 herausgegebenen „Correspondance littéraire“ oder die Korrespondenz zwischen Voltaire (1694–1778) und Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg (1710–1767).

Die höfische Kultur beleuchtet unter anderem die in Gotha aufbewahrte Theaterliteratur, darunter die Sammlungen des Schauspielers und Direktors des Gothaer Hoftheaters Conrad Ekhof (1720–1778) oder der Herzogin Charlotte von Sachsen-Gotha-Altenburg (1751–1827).

Handschriften naturwissenschaftlicher Ausrichtung und besonders aus dem Bereich der Geo- und Astrowissenschaften dokumentieren weitere interessante Facetten des in Gotha zeitgenössisch verfügbaren Wissens. Dazu gehören auch die in Gotha entworfenen Fassungen des „Schulmethodus“, die der Pädagoge Andreas Reyher (1601–1673) als erste Schulordnung des Elementarschulwesens unabhängig von direkter kirchlicher Einflussnahme verfasste.

Recherche und Benutzung

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Benutzung
Handschriften können nach Voranmeldung im Sonderlesesaal eingesehen werden.

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Kontakt

Leiterin der Abteilung Sammlungen und Bestandserhaltung, Auswandererbriefsammlung
(Forschungsbibliothek Gotha)
Forschungsbibliothek Gotha (Gotha, Schlossplatz 1)