Projektmitarbeiterin (DFG, "Eigene Stelle")
Dr. Maike Lämmerhirt
maike.laemmerhirt@uni-erfurt.deWissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Mittelalterliche Geschichte (Historisches Seminar)
Kontakt
Lehrgebäude 4 / Raum 113
Sprechzeiten
nach Vereinbarung
Besucheranschrift
Campus
Nordhäuser Str. 63
99089 Erfurt
Postanschrift
Universität Erfurt
Historisches Seminar
Mittelalterliche Geschichte
Postfach 90 02 21
99105 Erfurt
Sprechzeit nach Vereinbarung
Biographisches
- 2018 und 2020-2024: DFG-Projekt „Migration von Juden im Spätmittelalter. Das Beispiel Erfurt“
- 01-12/2019: Mitarbeit am Projekt „Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im Spätmittelalter“ an der Universität Trier.
- 2016-2017: Kuratorin der Sonderausstellung "Gekommen um zu bleiben? Die zweite jüdische Gemeinde in Erfurt 1354-1454" im Museum "Alte Synagoge" in Erfurt
- 2015-2016: Mitarbeit im DFG-Projekt "Ein hochmittelalterlicher jüdischer Wohn- und Handelskomplex in Erfurt und seine Raumerfassung"
- 2013-2014: Werkvertrag für das Teilcorpus "Von Werra und Leine bis zur Lausitzer Neiße" im Projekt „Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich“ der Akademie in Mainz
- 2010: Vorbereitung der Sonderausstellung "Von pestbringenden Dämpfen und reiner Luft" im Museum „Alte Synagoge“ in Erfurt
- 2006-2007: Archivrecherchen im Auftrag der "Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen"
- 2003-2007: Promotionsprojekt „Geschichte der Juden in den wettinischen Gebieten des Mittelalters“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- 2004-2005: Promotionsstipendium der Gerda-Henkel-Stiftung
- 1994-2003 Studium der Mittelalterlichen Geschichte, Neueren Geschichte und Kunstgeschichte in Gießen, Kraków (Polen) und Jena
Forschungsschwerpunkte
- Geschichte der Juden
- Geschichte Thüringens
- Personengeschichte
Forschungsprojekt
DFG-Projekt „Migration von Juden im Spätmittelalter. Das Beispiel Erfurt“
Die hohe Mobilität von Juden im Mittelalter ist unbestritten. Bekannt ist auch, dass sie nicht nur durch Verfolgungen und Ausweisungen bedingt war, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Die nach den Verfolgungen 1349 im Jahr 1354 neugegründete zweite Erfurter jüdische Gemeinde erscheint in besonderer Weise als Zielort wie auch als Ausgangsort von Migration jüdischer Familien. Einzigartig ist wohl die Zuwanderung etlicher Familien aus Schlesien, Mähren und Böhmen. Zugleich zogen zahlreiche Familien von Erfurt aus in die umliegenden Orte. Auch aufgrund der hohen Dichte jüdischer Siedlungen in Thüringen kann die Zeit nach 1349 als Blütezeit jüdischen Lebens in der Region gelten.
In der Erfurter jüdischen Gemeinde waren die ersten Jahre ab 1354 geprägt von einer starken Zuwanderung jüdischer Familien. Mit dem wirtschaftlichen Einschnitt durch die 1391 durchgeführte sogenannte Schuldentilgung ist eine starke Abwanderungsbewegung zu beobachten, auf die aber erneut die Zuwanderung teils wohlhabender jüdischer Familien folgte. Wirtschaftliche Krisen in den 1430er Jahren brachten erneut eine verstärkte Abwanderung jüdischer Familien mit sich. 1453 kündigte der Erfurter Rat an, die Juden nicht mehr schützen zu wollen, was ihnen ihre rechtliche Sicherheit entzog und sie zur endgültigen Abwanderung zwang.
Das Projekt geht nicht allein der Fragestellung nach, woher die Familien kamen und wohin sie zogen. Untersucht werden vor allem die möglichen wirtschaftlichen oder politischen Voraussetzungen oder Gründe für den Wohnortwechsel einer Familie. Ebenso stehen die Folgen von Ab- oder Zuwanderung für die einzelne Familie sowie für das Sozialgefüge der jüdischen Gemeinde im Blickfeld.
Grundlage wird eine Analyse der wirtschaftlichen Verhältnisse und des sozialen Umfelds vor und nach dem Wohnortwechsel sein. Nicht unbeachtet bleiben aber auch äußere Einflüsse wie das Verhalten des Erfurter Stadtrats oder wirtschaftliche Krisen.
Die wichtigste Quelle der Untersuchung ist das Erfurter Judenbuch mit seinen Hauszinslisten und weiteren Einträgen aus der Zeit von ca. 1355 bis 1407. Nach dem Ende des Judenbuchs setzen weitere, zumeist unpublizierte Quellen ein, die Auskunft über die wirtschaftliche und rechtliche Situation geben, aber auch Hinweise zur Zu- und Abwanderung jüdischer Familien bieten. Mit Hilfe dieser Quellen sollen die Lebensläufe von Personen und Familien aufgezeigt werden und zugleich auf die oben genannten Fragestellungen hin untersucht werden.
Kooperationen
Veröffentlichungen
Monographien:
Juden in den wettinischen Herrschaftsgebieten. Recht Verwaltung und Wirtschaft im Spätmittelalter (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 21). Köln, Weimar, Wien 2007.
Edition:
Neuedition des Liber Judeorum der Stadt Erfurt. In: Barbara Perlich (Hrsg.): Wohnen, beten, handeln. Das hochmittelalterliche jüdische Quartier ante pontem in Erfurt. Mit einer Neuedition des Liber Judeorum der Stadt Erfurt (Schriftenreihe der Bet Tfila-Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa 11). Petersberg 2019, S. 297-399.
Aufsätze:
Die jüdische Siedlung in Gotha im Mittelalter. In: Geschichte der Stadt Gotha, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1826 (775–1826) (in Vorbereitung).
Migration von Juden im thüringischen Raum während des 15. Jahrhunderts. In: Historisches Institut der Tschechischen Akademid der Wissenschaften, durch Marie Buňatová (Hrsg.): Migrationsprozesse und Mobilität der europäischen Juden am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Tagungsband (in Druck)
Jüdische Familien in und von Gotha im Mittelalter. In: Gotha Illustre. Jahrbuch für Stadtgeschichte 7, 2024, S. 23-49.
Migration von Juden in Thüringen, insbesondere nach 1349 und Mitte des 15. Jahrhunderts. In: Hans-Werner Hahn; Marko Kreutzmann (Hrsg.): Jüdische Geschichte in Thüringen. Strukturen und Entwicklungen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen 64), Köln, Wien 2023, S. 31-48.
Jüdische Familien aus Schmalkalden in Erfurt zwischen 1354 und 1453. In: Schmalkaldische Geschichtsblätter 12, 2022, S. 29-45.
Neue Forschungen zum jüdischen Leben in Thüringen im Mittelalter. In: Thüringer Museumsefte 30, 2021, Heft 2, S. 9-13.
Die mittelalterlichen jüdischen Gemeinden in Erfurt – neue Forschungsansätze und Ergebnisse. In: Theologie der Gegenwart 63, 2020, Heft 3, S. 162-172.
Methoden. Archivalien / Forschungslage. Juden in Erfurt / Die erste jüdische Gemeinde in Erfurt (bis 1349) / Bewohner und Hausbesitzer im Quartier ante pontem (bis 1349) / Die zweite jüdische Gemeinde / Bewohner und Hausbesitzer im Quartier ante pontem (bis 1454). In: Barbara Perlich (Hrsg.): Wohnen, beten, handeln. Das hochmittelalterliche jüdische Quartier ante pontem in Erfurt. Mit einer Neuedition des Liber Judeorum der Stadt Erfurt (Schriftenreihe der Bet Tfila-Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa 11). Petersberg 2019, S. 28f. / S. 33-35 / S. 125-129 / S. 138-147 / S. 179-186 / S. 202-211.
Projektvorstellung: Migration von Juden im Spätmittelalter. Das Beispiel Erfurt. In: Mitteilungen der Residenzen-Kommission. NF: Stadt und Hof 7, 2018, S. 13-22.
Die jüdische Siedlung im mittelalterlichen Weißensee. In: Hartmut Kühne, Johannes Mötsch (Hrsg.): Der „Gute Conrad“ von Weißensee. Judenmord und Heiligenverehrung zwischen Spätmittelalter und Reformation. Berlin 2017, S. 15-27.
Die Schutzaufkündigung 1453 und das Ende der zweiten jüdischen Gemeinde. In: Landeshauptstadt Erfurt; Universität Erfurt (Hrsg.): Die Erfurter jüdische Gemeinde im Spannungsfeld zwischen Stadt, Erzbischof und Kaiser (Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte 4). Erfurt 2016, S. 124-137.
Jüdisches Leben in Erfurt und Thüringen im Mittelalter. In: KUSATU – Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testaments und seiner Umwelt 21, 2016, S. 101-142.
Kapitel III.7. Die Juden. Randgruppe in der christlichen Gesellschaft. In: Stadt Leipzig (Hrsg.): Geschichte der Stadt Leipzig, Bd. 1: Enno Bünz (Hrsg.): Von den Anfängen bis zur Reformation. Leipzig 2015, S. 414-424.
Die Anfänge der jüdischen Besiedlung im Mittelalter. In: Zeitschrift für Thüringische Geschichte 69, 2015, S. 57-91.
Der jüdische Friedhof in Erfurt. Historische Betrachtung. In: Landeshauptstadt Erfurt; Universität Erfurt (Hrsg.): Die Grabsteine vom mittelalterlichen jüdischen Friedhof in Erfurt (Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte 2). Jena, Quedlinburg 2013, S. 12-27.
Jüdisches Leben im spätmittelalterlichen Leipzig. In: Enno Bünz; Armin Kohnle (Hrsg): Das religiöse Leipzig. Stadt und Glauben vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig 6). Leipzig 2013, S. 91-111.
Die Stellung der jüdischen Gemeinde Erfurts in Thüringen und Aschkenas. Erste Ergebnisse. In: Landeshauptstadt Erfurt; Universität Erfurt (Hrsg.): Die jüdische Gemeinde von Erfurt und die SchUM-Gemeinden. Kulturelles Erbe und Vernetzung (Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte 1). Jena, Quedlinburg 2012, S. 28-39.
Jüdisches Leben im mittelalterlichen Mühlhausen. In: Mühlhäuser Beiträge 34, 2011, S. 73-90.
Zur Geschichte der Juden im mittelalterlichen Erfurt. In: Sven Ostritz (Hrsg.): Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt. Bd. 1: Der Schatzfund. Archäologie – Kunstgeschichte – Siedlungsgeschichte. Weimar 2010, S. 324-375.
„Vettern“ und „Kompanen“. Geschäftsverbindungen der Juden in den wettinischen Gebieten. In: Jörg R. Müller (Hrsg.): Beziehungsnetze aschkenasischer Juden während des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Forschungen zur Geschichte der Juden A 20). Hannover 2008, S. 25-50.
Die Ritualmordlegende im thüringischen Raum und die Verfolgung der Juden von Weißensee 1303. In: Enno Bünz; Stefan Tebruck; Helmut G. Walther (Hrsg.): Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Festschrift für Matthias Werner zum 65. Geburtstag (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 24). Weimar 2007, S. 738-762.
Die jüdische Siedlung in Leipzig im Mittelalter. In: Stadtgeschichte. Mitteilungen des Leipziger Geschichtsvereins e.V. Jahrbuch 2006, S. 27-54.
Beteiligung:
Shamam Waldman u.a.: Genome-wide data from medieval German Jews show that the Ashkenazi founder event pre-dated the 14th century. In: CELL, 30 November 2022.