Max Walther, M.A.

max.walther@uni-erfurt.de

Projektskizze

Projektskizze

Die zu verfassende Dissertation untersucht an Hand verschiedener Texte von

Simone Weil, Chris Kraus, Kathy Acker und Annie Ernaux mögliche Relationen zwischen trans- und autoaggressiven Praktiken des Körpers und Subjektkonstitution. Dabei bedient sie sich vornehmlich der Praxis-Theorie von Michel Foucault sowie den Überlegungen zu subjektpraktischen Ein- und Ausfaltungen Gilles Deleuzes und Félix Guattaris.

Hierfür sollen die Beziehungen zwischen Körpern und Äußerungssubjekten, näherhin die Beziehungen zwischen Schreibverfahren und Körperpraktiken wie Askese, Anorexie und Sadomasochismus analysiert werden. Rückgebunden wird diese Beschäftigung an Fragen der Subjektkonstitution, welche weniger allein kognitive, psychische Prozesse für eine mögliche Konstitution hervorhebt, sondern vielmehr solche an den Körper gebundene Praktiken und Praxen. Dabei folgt der Ansatz der Feststellung, dass Selbst-Bewusstsein, sowie Selbst und Bewusstsein und damit auch Subjektivität nicht Resultat geistiger Selbstsetzung sind, sondern sich im Prozess praktischer Tätigkeit, in Formen menschlichen Handelns (praxis) bilden.

Damit soll ein Fundament für ein existentielles Verständnis von (Körper-)Praktiken für die Subjektkonstitution gelegt werden, welches sodann mit der, ebenfalls von Foucault erarbeiteten, Idee antiker Askese zusammen gedacht wird. Mit der Einführung des Begriffs der Hypomnemata kann darüber ein subjektbegründendes Verständnis von Schreiben, Lesen, Zitieren und Meditieren offengelegt werden, welches für die Lektüre der Texte, die Analyse der écriture(n) und die Erarbeitung zugrundeliegender Poetologien relevant ist.

 

Die leitende Frage meiner Arbeit, die unter Zuhilfenahme des Er-Schreibens, Zer- Schreibens sowie der Verortung, analysierbar wird, lässt sich folgendermaßen fassen: Begreift man Schreiben [ebenso Lesen, Zitieren, Meditieren] mit Foucault – sowie in oben genannter Weiterführung mit Deleuze – als asketische Selbstpraktik, die subjektbegründend ist, und das Sprechen von asketischem Schreiben, einer asketischen écriture ermöglicht, so drängt sich die Frage auf, wieso und zuvorderst inwiefern jene asketischen Selbstpraktiken im Laufe des 20. Jahrhunderts derart verstärkt auf autoaggressive und transgressive Formen von Selbstpraktiken rekurrieren, wie sie in den Texten von Simone Weil, Annie Ernaux, Chris Kraus und Kathy Acker er-lesbar werden. Zu fragen ist, ob es sich dabei um eine Strategie oder ein Verfahren selbstreflexiver Auslotung einer feminin-feministischen subjektkonstitutiven écriture handelt, welche diskutieren lässt, ob das was 'drängt' einem spezifischen Modus des subjektkonstitutiven 'pli' in den ausgewählten Literaturen der Gegenwart entspricht und somit einen historischen Rahmen setzt. Hierbei wird vor allem davon ausgegangen, dass wie Deleuze – wohl unter dem Eindruck der Studentenunruhen von 1968 – es fasst, veränderte soziale, politische, ethische Voraussetzungen zu 'neuen' Formen von Subjektivität führen oder genauer: neuartige Faltungen provozieren und produzieren. Besonders dahingehend scheint es von enormer Bedeutung der textimmanenten Suggestion einer biographistischen Lesart von u.a. Weil, Ernaux und Kraus zu widerstehen und die Mechanismen und Verfahren des Subjekt-Werdens qua (scheinbar) destruktiver Selbstpraktiken von der vorstellig werdenden écriture her zu lesen. Dabei sollen die zu untersuchenden Texte vor dem Hintergrund der Hypomnemata gelesen werden, sprich, die Technik des Faltens hinsichtlich der selbstpraktischen Subjektkonstitution ernst zu nehmen und die Mechanismen wie Prozesse der Faltung im Text, in der écriture zu verorten.

Wissenschaftlicher Werdegang

Wissenschaftlicher Werdegang

seit 01/2019 | Promotion an der Universität Erfurt, Stipendiat im Forum Texte. Zeichen. Medien. Christoph-Martin-Wieland Stipendium 

08/2019 – 10/2019 | Promotionsvorbereitungsstipendium im Rahmen des Christoph-Martin-Wieland-Graduiertenforums

04/2015 – 03/2018 | MA-Studium an der Universität Erfurt: Literaturwissenschaft, Titel der MA-Arbeit: Er-Schreiben von Verortung. Verortung Er-Schreiben. Zu den Journaux Extimes Annie Ernaux.

04/2017 – 04/2018 | Studentische Hilfskraft am IKKM, Weimar 

07/2017 | Ausrichtung eines NachwuchswissenschaftlerInnen Workshops zu/mit Chris Kraus in Kooperation mit der Bauhaus Universität Weimar sowie der Forschergruppe Medien & Mimesis, Weimar.

10/2014 – 04/2018 | Studentische Hilfskraft im Fachbereich „Romanistische Literaturwissenschaft“ der Universität Erfurt sowie bei der „Laborgruppe Kulturtechniken“

10/2010 – 03/2015 | BA-Studium an der Universität Erfurt und der Université Lille III: Literatur- und Geschichtswissenschaft, Titel der BA-Arbeit: Versuch einer Ästhetik der Leerstelle anhand Louis-Ferdinand Célines Mort à Crédit

Forschungsinteressen

Forschungsinteressen

- Subjektkonstitution/-konstruktion

- Mystik / (feministische) Mystikrezeption

- Askese / asketisches Schreiben

- Körperpraktiken 

- New Materialism 

- Raumtheorie / Urbanitätsforschung