Ein Markenzeichen der Erfurter Kommunikationswissenschaft ist die Projektstudienphase (PSP), in der Studierende des fünften und sechsten Bachelor-Semesters eigenständig ein wissenschaftliches oder wissenschaftsnahes Forschungsprojekt bearbeiten. Dabei werden sie von den Professorinnen und Professoren im Studiengang unterstützt. Seit dem ersten PSP-Jahrgang 2001/02 betreut Prof. Dr. Dr. Patrick Rössler regelmäßig eine oder zwei dieser Projektgruppen pro Kohorte.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die Studienprojekte der vergangenen Jahre.
Rückblick der Projektarbeiten und über die Besonderheit des Erfurter Bachelor-Konzepts
Ziel
„Einer Demokratie geht es nur so gut, wie es ihren Minderheiten geht.“ (Ataman – MdB, 2024) Menschen mit Lernschwierigkeiten, als eine Minderheit in unserer Gesellschaft, wird häufig die gleichberechtigte Teilhabe durch Zugangs- und Verständlichkeitsbarrieren verwehrt. In einer Demokratie spielen Nachrichtenmedien eine wichtige Rolle. Diese sind jedoch meistens in Standardsprache formuliert und stellen damit eine solche Barriere dar. Ziel unseres Projektes ist es deswegen, Einfache Sprache als Werkzeug für Inklusion in den Blick zu nehmen. Zum einen haben wir dabei überprüft, wie sich die Verwendung von Einfacher Sprache in einer Nachrichtensendung auf das Behalten von Inhalten bei Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten auswirkt. Zum anderen haben wir untersucht, inwiefern diese Sprachvarietät gesamtgesellschaftlich auf Akzeptanz stößt. Kann Einfache Sprache für alle funktionieren?
Untersuchungsanlage
Für unser Projekt haben wir gemeinsam mit dem MDR Thüringen eine eigene Nachrichtensendung produziert – in Einfacher sowie in Standardsprache. Diese haben wir mit einem Experiment getestet, an dem insgesamt 80 Menschen teilnahmen. Durch die Unterstützung unserer Projektpartner konnten wir 40 Menschen mit Lernschwierigkeiten interviewen. Parallel dazu konnten wir auch 40 Menschen ohne Lernschwierigkeiten für unser Projekt gewinnen. So hat je die Hälfte beider Zielgruppen die Nachrichtensendung in Standard- oder Einfacher Sprache gesehen. Direkt im Anschluss haben wir mit Hilfe unseres Fragebogens jeden Teilnehmenden persönlich zum Behalten der Inhalte und ihrer Akzeptanz bezüglich Einfacher Sprache befragt. Für die Auswertung der Ergebnisse wurden die einzelnen Gruppen miteinander verglichen.
Ergebnisse
Wir konnten herausfinden, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten Nachrichtenangebote in Standardsprache schlechter behalten können, als Menschen ohne Lernschwierigkeiten. Des Weiteren zeigen unsere Ergebnisse, dass sowohl Menschen mit, als auch ohne Lernschwierigkeiten Inhalte in Einfacher Sprache besser behalten können. Außerdem akzeptierten die Befragten im Durchschnitt die Verwendung von Einfacher Sprache in hohem Maße. Dabei sind keine bedeutenden Unterschiede zwischen den Gruppen aufgefallen. Die Ergebnisse zeigen also, dass Nachrichtenangebote in Einfacher Sprache tendenziell einen Mehrwert für jede*n haben.
Ein Projekt zum bewussteren Umgang mit Desinformationen und Deepfakes im Netz
Ziel
Die Erstellung täuschend echter Bild-, Audio- und Videodateien ist angesichts großer Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) immer leichter geworden. Sogenannte Deepfakes erlangen neuerdings zunehmend Bekanntheit, denn diese gefälschten Inhalte werden als Desinformationen definiert und verbreiten sich rasant in den Onlinemedien. Das Ziel unseres Projektes bestand darin, einen medienpädagogischen Blick auf die Thematik zu werfen und herauszufinden, welche mediendidaktischen Konzepte sich am besten eignen, um Jugendliche für Desinformationen, insbesondere für Deepfakes zu sensibilisieren, um so einen kompetenten und angemessenen Umgang mit Medieninhalten zu erlernen. Dabei wurde der Grad der Sensibilisierung anhand der Teildimensionen von Medienkompetenz - Medienwissen und Medienbewerten - untersucht.
Untersuchungsanlage
Die praktische Umsetzung des Projektes erfolgte anhand von zwei mediendidaktischen Konzepten, dem Frontalunterricht und dem Kooperativen Lernen, die theoriebasiert konzipiert, in den Jahrgangsstufen 9 und 11 an zwei Erfurter Gymnasien durchgeführt und anschließend evaluiert wurden. Zur Beantwortung der Forschungsfrage haben wir ein Mixed Methods Design gewählt. Die standardisierte Erhebung umfasste jeweils einen Fragebogen vor und einen nach den Workshops, womit der Zuwachs des Wissens und die Steigerung der Bewertungsfähigkeit messbar gemacht werden sollten. Die nicht-standardisierte Erhebung fand im Anschluss an die Workshops in Form einer Gruppendiskussion statt, die hauptsächlich Erkenntnisse und Resonanzen der Schüler:innen in Bezug auf den Aufbau, die Atmosphäre und weitere Aspekte des erlebten Workshops ermitteln sollte.
Ergebnisse
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass zwischen den Jahrgangsstufen 9 und 11 sowohl in der Vorbefragung als auch in der Nachbefragung bemerkenswerte Unterschiede beim Medienwissen und bei der Bewertungsfähigkeit vorliegen. Hinsichtlich des Wissenszuwachses waren in beiden Jahrgangsstufen ähnliche Anstiege nach der Durchführung beider Konzepte zu bemerken. Gleichzeitig ließ sich aber feststellen, dass vor allem beim Kooperativen Lernen in der Jahrgangsstufe 9 eine größere Steigerung der Bewertungsfähigkeit zu verzeichnen ist. Unterstützt wird dies durch die Ergebnisse der Gruppendiskussion, welche zeigte, dass die Mehrheit der Elftklässler:innen den Frontalunterricht präferiert hat, wohingegen die Jahrgangsstufe 9 das Kooperative Lernen bevorzugt hat.
Erstbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler & Dr. Markus Seifert
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Daniel Hajok
Projektpartner: Thüringer Landesmedienanstalt Junge Medien Erfurt e.V.
Wie hat sich die filmische Darstellung von Antagonisten entwickelt?
Ziel
Das Ziel des Projektes war es, festzustellen, inwiefern sich die filmische Darstellung von Antagonisten in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Dabei wurde untersucht, ob sich diese Figur gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst hat. Der Antagonist ist in der Dramaturgie der zentrale Gegenspieler des Protagonisten und ist somit für die Handlung zentral. Da dieser bislang kaum erforscht wurde, stellte sich dieses Projekt die forschungsleitende Frage „Wie hat sich die filmische Darstellung von Antagonisten im Zeitraum von 1972 bis 2019 verändert?“
Untersuchungsanlage
Um die forschungsleitende Fragestellung zu beantworten, erfolgte eine zweistufige Inhaltsanalyse. Berücksichtigt wurden dabei nur Spielfilme aus dem Genre Action, die im Zeitraum von 1972 bis 2019 in deutschen Kinos erschienen sind. Zunächst fand eine quantitative Erhebung anhand einer Stichprobe von 238 Filmen statt. Dabei wurden die ersten und letzten drei Minuten des Auftretens des Antagonisten analysiert. Um eine Veränderung der filmischen Darstellung festzustellen, wurden unter anderem körperliche Merkmale, Persönlichkeitseigenschaften oder soziale Beziehungen erhoben. Anschließend erfolgte eine vertiefende qualitative Inhaltsanalyse. Auf Grundlage der quantitativen Untersuchung wurden Extremfälle identifiziert und diese näher analysiert. Dabei konnten acht Filme in vollständiger Länge angesehen und die Antagonisten mithilfe eines Leitfadens untersucht werden.
Ergebnisse
Es konnte festgestellt werden, dass nur wenige Entwicklungen hinsichtlich der filmischen Darstellung im Untersuchungszeitraum zu erkennen sind. Neben der klaren Dominanz von männlichen Antagonisten zeigte sich unter anderem auch, dass diese seit jeher kaum in soziale Beziehungen wie Partner- oder Freundschaften eingebunden sind. Es deutete sich lediglich an, dass Antagonisten im Zeitverlauf zunehmend komplexer und transparenter im Hinblick auf ihre Charaktereigenschaften dargestellt werden. Zudem zeigte sich zwar in der qualitativen Analyse, dass die Handlung des Antagonisten häufig mit Hintergrundinformationen gestützt wird oder dass die soziale Position Einfluss auf das Handeln hat, aber insgesamt konnte aus den Ergebnissen gefolgert werden, dass diese Figuren sehr konstant dargestellt werden und sich gesellschaftliche Entwicklungen kaum in der Figurendarstellung widerspiegeln.
Erstbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Sven Jöckel
Projektpartner: Filmmuseum Potsdam Institut der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Ziel
Das Ziel der Studie war es, den Einfluss des Grades an kognitiver Dissonanz hinsichtlich unterschiedlicher inhaltlicher Faktoren auf die Auswahl und Lesedauer von Informationen bezüglich der Covid-19 Impfung zu ermitteln. Zudem wurde überprüft, ob Auswahl und Lesedauer valide Indikatoren sind, um kognitive Dissonanz zu messen. Da nicht davon ausgegangen werden konnte, dass der Grad der kognitiven Dissonanz generell die gleiche Stärke aufweist, wurde zudem untersucht, wie unterschiedliche inhaltliche Faktoren den Dissonanzgrad beeinflussen. Hierfür wurde die Theorie der kognitiven Dissonanz nach Leon Festinger (1956) mit den 5C-Faktoren nach Betsch et al. (2019) in Verbindung gebracht. Während Festingers Theorie eine Erklärung für die Selektion verschiedener Inhalte lieferte, dienten die 5C-Faktoren als inhaltliche Elemente, um einen Bezug zur Impfthematik herzustellen.
Untersuchungsanlage
Der methodische Schwerpunkt der Studie bestand aus einem quantitativen Online-Fragebogen. Dabei bot eine Studie von Knobloch-Westerwick & Meng (2009) eine Orientierung. Innerhalb des Fragebogens wurde eine verdecke Verhaltensbeobachtung integriert. Den Teilnehmenden wurde ein für diese Studie erstelltes fiktives Online-Magazin gezeigt. Dieses bestand aus zehn Texten, welche thematisch auf vier der 5C-Faktoren ausgerichtet waren. Jeweils zwei Artikel enthielten gegensätzliche Sichtweisen zu einem C-Faktor. Während der Rezeption der Inhalte wurden Auswahlverhalten und Lesedauer mithilfe einer Software aufgezeichnet. Weiterhin wurden qualitative Expert:inneninterviews geführt, deren Ergebnisse mit denen des quantitativen Erhebungsteils verglichen wurden. Die Rekrutierung von 510 Proband*innen erfolgte mittels eines AccessPanels. Dabei wurde eine Quotierung angestrebt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass ein Zusammenhang zwischen der direkt gemessenen kognitiven Dissonanz sowie der Auswahl zu existieren scheint. Eine Korrelation zwischen der direkten kognitiven Dissonanz und der Lesedauer besteht nur teilweise. Zudem weisen die Ergebnisse darauf hin, dass Auswahl und Lesedauer keine validen Faktoren darstellen, um den Grad an kognitiver Dissonanz zu messen. Ergänzend zeigte sich kein einheitlicher Einfluss der Einstellungen auf Auswahl und Lesedauer. Eine mögliche Ursache ist, dass das Auslösen von kognitiver Dissonanz nur in Teilen erfolgreich war, wie der Treatment-Check zeigte. Zudem konnten weitere Erkenntnisse hinsichtlich der Relevanz der verschiedenen Faktoren generiert werden. Diese stimmten mit den Aussagen der befragten Expert*innen überein.
Erstbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Cornelia Betsch
Projektpartner: BARMER
Ziel
Das Ziel unserer Forschungsarbeit ist es, Werbung als „Spiegel der Gesellschaft“ zu untersuchen. Da sie ein Instrument der Wirtschaft ist, die den Anspruch hat, sich stets mit dem aktuellen Zeitgeist zu synchronisieren, kann Werbung in diesem Kontext als Resonanzkörper gesellschaftlicher Tendenzen aufgefasst werden. Innerhalb dieses Resonanzkörpers wird untersucht, ob Fernsehwerbung die Dimensionen der Diversität repräsentativ zur Gesellschaft abbildet. Weiterhin ist nicht nur das quantitative Vorkommen Teil des Untersuchungsziels, sondern auch die Beweggründe der werbenden Wirtschaft sich für oder gegen das Aufgreifen von Diversität in Fernsehwerbung zu entscheiden.
Untersuchungsanlage
Da Diversität mit Ort und Zeit korreliert, bietet sich eine punktuelle Inhaltsanalyse der Jahre 2003 und 2021 und deren Vergleich an. Soziodemographische Daten der deutschen Bevölkerung bilden einen Referenzpunkt für die Ergebnisse, um die Repräsentativität der Merkmale zu überprüfen. Vereinzelte Dimensionen werden aufgrund fehlender Datengrundlage in ihrer Gewichtung innerhalb betrachtet und nach einer Gleichverteilung untersucht. Die Hypothesen beziehen sich auf die Dimensionen und ihr Vorkommen in der Fernsehwerbung. Sie werden sowohl für die einzelnen Jahre als auch im Zeitvergleich aufgestellt. Anschließend werden die Ergebnisse mithilfe von Expert*innen aus der Werbe- und Medienlandschaft in der Praxis verortet. Dementsprechend beinhaltet das Erhebungsdesign dieser Studie eine standardisierte Inhaltsanalyse, eine qualitative fallbeispielhafte Illustration und vier halbstandardisierte Leitfadeninterviews.
Ergebnisse
Durch signifikante Unterschiede im Jahresvergleich konnten vier „Trenddimensionen” ermittelt werden: Geschlecht, Ethnizität, Status und Rolle und Aussehen. Unter Einbeziehung des intersektionalen Ansatzes stach besonders die Dimension Status und Rolle heraus. In den Dimensionen Alter und sexuelle Orientierung wurden kleine Veränderungen verzeichnet. Die übrigen Dimensionen konnten kaum bis gar nicht erfasst werden. Weiterhin bestätigten die Expert*innen, dass Diversität ein brisantes Thema darstellt, merkten jedoch an, dass es als Element in Fernsehwerbung primär für Absatzförderung und Imagepflege genutzt wird. Die untersuchten Fallbeispiel-Spots zeigten: Es ist machbar, Diversität authentisch zu integrieren. Dabei genügt es, mehr Akteur*innen mit diversen Merkmalen in jeglichen Storylines zu integrieren, um die Gesellschaft vielfältig abzubilden. Generell besteht eindeutig Handlungsbedarf für die werbetreibende Wirtschaft.
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrik Rössler
Zweitbetreuerin: Dr. Anne Grüne
Projektpartner: WOLFFBERG Management Communication GmbH
Ziel
Ziel der Forschungsarbeit war es, die wahrgenommene Glaubwürdigkeit von Sinnfluencer*innen, die primär über Nachhaltigkeit kommunizieren, und deren Effekt anhand der Glaubwürdigkeitsdimensionen Sachkenntnis, Wohlwollen und Attraktivität zu untersuchen. Hintergrund war der allgegenwärtige Nachhaltigkeitsdiskurs – online wie offline. Primär das soziale Medium Instagram etabliert sich dabei immer mehr als Plattform, auf der ein reger Austausch über Nachhaltigkeit stattfindet und die junge Menschen (Zielgruppe: 14 bis 25 Jahre) vermehrt zur Informationssuche nutzen. Da die Arbeit eine Pionierstudie innerhalb der Forschung über Sinnfluencer*innen darstellt, wurde das neuartige Phänomen theoretisch verortet, um im Anschluss eine erste Definition zu geben. Eine Abgrenzung von klassischen Influencer*innen erfolgte dabei anhand der Themenfelder sowie der zugrundeliegenden Absicht.
Untersuchungsanlage
Es wurde ein Online-Experiment mit 10 fiktiven, professionell programmierten Instagram-Accounts (8 Experimental- und 2 Kontrollgruppen) als Stimulusmaterial gestaltet, an dem n = 944 Proband*innen mit ihrem privaten Smartphone teilnahmen. Jeder Account umfasste neun exemplarische Beiträge, eine Profilbeschreibung und ein Profilfoto, auf denen eine weiblichen Person – entweder als Sinnfluencerin oder als Influencerin – inszeniert wurde. Die Manipulation der drei Glaubwürdigkeitsdimensionen erfolgte sowohl auf textueller als auch auf visueller Ebene, um diese in ihren jeweiligen Extremausprägungen abbilden zu können. In einem Pre-Post-Lagged-Design wurde die Befragung zu drei Erhebungszeitpunkten durchgeführt, um kurz- und mittelfristige Wirkungen der wahrgenommenen Glaubwürdigkeit auf die Meinung und Anschlusskommunikation der Teilnehmenden überprüfen zu können.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass Sachkenntnis und Wohlwollen den stärksten Einfluss auf die Glaubwürdigkeit haben. Die Attraktivität allein spielt trotz des visuell geprägten Untersuchungskanals lediglich eine untergeordnete Rolle (ausgebliebener Haupteffekt), ist in Kombination mit Sachkenntnis und Wohlwollen jedoch nicht zu vernachlässigen (Interaktionseffekt). Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Sinnfluencer*innen eine Art Hybrid zwischen Wissenschafts- und Marketingkommunikation darstellen. Dabei werden im Zuge ihrer Glaubwürdigkeitsbeurteilung ursprünglich gegenläufige Bewertungsmuster eines Socio-Scientific-Issues und der Werbewirkungsforschung vereint. Diese Erkenntnis könnte grundlegend dafür sein, dass Sinnfluencer*innen glaubwürdiger wahrgenommen werden als Influencer*innen, was die Studie ebenfalls bestätigte. Effekte auf die Meinung und Anschlusskommunikation blieben hingegen aus.
Betreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Cornelia Betsch
Projektpartner: Groth & Co. Bauunternehmung GmbH & CrowdArchitects GmbH
Ziel
Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, welche globale Zusammenarbeit erfordern, werden komplexer. Dennoch wird die Europawahl oftmals nur als zweitrangige Wahl wahrgenommen. Am geringsten war die Beteiligung an vergangenen Europawahlen bei jungen Erwachsenen im Alter von 21 bis 24 Jahren. Dies versuchte das Europäische Parlament bei der Europawahl 2019 mit der Kampagne „Diesmal wähle ich“, die erstmals die Bevölkerung selbst in die Kampagnenumsetzung einbezog, zu ändern. Da die Kampagnenteilnehmer als Mittler zwischen Politik und Bevölkerung agieren, können sie aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive als Meinungsführer angesehen werden. Die zentrale Fragestellung des Forschungsprojekts ist folglich, ob partizipativ angelegte Kampagnen die Selbstwahrnehmung als Meinungsführer verstärken und inwiefern dies eine erfolgreiche Strategie zur Erhöhung politischer Partizipation ist.
Untersuchungsanlage
Die Studie begleitete den Kampagnenverlauf von Dezember bis Mai wissenschaftlich und untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Meinungsführerkonzept und der politischen Partizipation. Dafür wurde ein Mehrmethodendesign angewandt, in dessen Zentrum eine länderübergreifende, zweiwellige Online-Befragung stand, mit der das aufgestellte Theoriemodell überprüft wurde. Darin wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der Kampagnenteilnahme und der politischen Partizipation angenommen, der über die Selbstwahrnehmung als Meinungsführer teilweise mediiert wird. Die Stichprobe setzte sich aus 206 Befragten aus 23 EU-Ländern zusammen. Zudem fand eine qualitative Beobachtung von ausgewählten Wahlveranstaltungen statt, um die Rolle von Meinungsführern bei der Organisation und Umsetzung von Wahlkampagnen zu bewerten. Weiterhin wurden Leitfadeninterviews mit engagierten Kampagnenteilnehmern geführt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kampagne speziell auf die Online-Partizipation und die Selbstwahrnehmung als politischer Meinungsführer einen positiven Einfluss hatte. Vorrangig registrierten sich bei ihr Personen mit einer hohen Selbstwahrnehmung als Meinungsführer und einem hohen politischen Interesse. Die Annahme der Mediation konnte nicht bestätigt werden. Ähnliche Ergebnisse zeigt auch die Beobachtung der Wahlveranstaltungen und die Leitfadeninterviews: Der Einsatz von Meinungsführern in Wahlkampagnen kann sinnvoll sein, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen. Eine Mobilisierung beteiligungsferner Gruppen ist hingegen nicht zu erwarten. Der Erhöhung der Wahlbeteiligung durch Meinungsführer sind dadurch klare Grenzen gesetzt. Die Studie leistet einen Beitrag zur Meinungsführerforschung in politischen Kontexten und dient bei der Gestaltung künftiger Wahlkampagnen zur Orientierung.
Betreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Kai Hafez
Projektpartner: Europäisches Parlament, soulproducts GmbH, Friede Springer Stiftung
Ziel
Das Projekt neophobia zielt darauf ab empirisch zu untersuchen, ob Zuschauer dystopischer Filme und Serien gewisse Botschaften über die Zukunft aufnehmen und dadurch eine verzerrte Wahrnehmung der Zukunft haben. Die Themen dystopischer Filme und Serien behandeln negative Zukunftsvisionen, welche durch die heutigen Taten der Menschen ausgelöst werden. Dazu zählen Filme wie THE DAY AFTER TOMORROW, 1984 und THE CIRCLE und Serien wie YOU WARE WANTED, BLACK MIRROR und THE 100. Schaut eine Person viele dystopische Filme und Serien und gleichen seine Zukunftsvorstellungen den in den Dystopien gezeigten Bildern, so wurde er kultiviert. Kultivierung durch Rezeption von Unterhaltungsmedien bedeutet nach George Gerbner, dass die angeschauten Inhalte beim Rezipienten ein verzogenes Weltbild entfalten. Dadurch werden die Darstellungen aus Filmen und Serien auf die eigene Realität übertragen.
Untersuchungsanlage
Diese Studie stützt sich auf eine ausführliche Inhaltsanalyse dystopischer Filme, durchgeführt von der Soziologin Leila Akremi. Die Ergebnisse stellen die Grundlage für die Konzeption von Metabotschaften dar, welche durch das Schauen von dystopischen Filmen und Serien an den Rezipienten übertragen werden. Vor allem das diffuse Konstrukt von Angst kann durch diese Metabotschaften erklärt und für den Befragten greifbar gemacht werden. Auf diesen Metabotschaften basiert der Kern dieser Studie, der Fragebogen. Durch diesen soll der Kultivierungseffekt aufgezeigt werden. Der Online-Fragebogen wurde großflächig und gezielt gestreut, u. a. in Onlineforen für Serien- oder Dystopieliebhaber. Nach der Auswertung der Fragebogenergebnisse werden qualitative Leitfadeninterviews geführt, um darüber zu diskutieren, inwieweit man von einer durch Filme und Serien kultivierten Zukunftsangst sprechen kann.
Ergebnisse
Das Forschungsprojekt ergibt, dass die Kultivierung von Zukunftsängsten durch dystopische Unterhaltungsmedien möglich ist. Es kann aufgezeigt werden, dass Vielseher von dystopischen Filmen und Serien mehr Angst vor der Zukunft haben als Wenigseher dieses Genres. Zudem tendieren Vielseher eher dazu, sich vor der Zukunft schützende Maßnahmen zu ergreifen. Eine These, welche nicht bestätigt wird, ist die, dass die Vorstellung der Zukunft von Vielsehern den Bildern gleicht, welche in dystopischen Filmen und Serien gezeigt werden. Eine andere interessante Erkenntnis ist, dass vor allem zwischenmenschliche Gespräche und die persönlichen Erfahrungen, z. B. Missbrauch der eigenen Daten, einen erheblichen Einfluss auf den Kultivierungseffekt haben. Beide Faktoren können das Entstehen von Zukunftsängsten sowohl hemmen als auch stärken.
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuerin: Dr. Nicole Podschuweit
Projektpartner: Ludwig Delp Stiftung
Ziel
In den letzten Jahren war in Deutschland ein politischer Rechtsruck zu erkennen. Die Ideologien rechtsradikaler Bewegungen erlangen immer mehr mediale Aufmerksamkeit. Innerhalb dieser Studie wurde deshalb das Ziel gesetzt, die Risikowahrnehmung gegenüber rechtsextremen Gruppierungen zu untersuchen. Anhand des aktuellen Beispiels der rechtsextremen Identitären Bewegung sollten Erkenntnisse darüber gewonnen werden, inwiefern Menschen in Deutschland ein Risiko ausgehend von jener Extremgruppe wahrnehmen. Von besonderem Interesse war hierbei, ob durch das Wissen, dass andere Menschen Botschaften von der oder über die Extremgruppe erhalten, eine Risikowahrnehmung ausgelöst werden kann. Grundlage dafür ist die Annahme, dass Menschen den Medieneinfluss auf Andere stärker einschätzen als auf sich selbst. Im Fokus stand dabei die Frage, ob diese Wahrnehmung zu Verhaltensintentionen führen kann.
Untersuchungsanlage
Für die Untersuchung des zentralen Forschungsinteresses dieser Arbeit wurden zwei Themenrecherchen durchgeführt: In der ersten wurde die Außenkommunikation der Identitären Bewegung selbst analysiert. Aufbauend darauf fand die zweite Recherche statt. Dabei wurden die Medien und ihre Stellung zur Agenda der Extremgruppe analysiert. Diese Recherche sollte unter Anderem erfassen, wie die Gruppe in der Berichterstattung dargestellt wird. Innerhalb einer Online-Befragung sollte die Risikowahrnehmung in der Gesellschaft abgefragt werden. Von Interesse war zudem die politische Einstellung der Befragten und ihre Einschätzung des Medieneinflusses auf Andere. Zuletzt wurden auf Grundlage dieser Einschätzung die Risikowahrnehmung sowie die daraus resultierenden Verhaltensintentionen abgefragt.
Ergebnisse
Die beiden Themenrecherchen lieferten ein umfassendes Bild von der Gruppe und ihrer Außenkommunikation sowie ihrer medialen Präsenz. In der Studie konnte aufgezeigt werden, dass die Befragten ein Risiko gegenüber der Extremgruppe wahrnehmen. Herauszustellen ist, dass die Befragten den Medieneinfluss auf andere Personen deutlich stärker einschätzten und dies die Risikowahrnehmung beeinflusst. Des Weiteren konnte erarbeitet werden, dass Befragte, welche die Ideologie der Gruppe ablehnen, ein höheres Risiko wahrnehmen. Gleiches gilt für Frauen sowie jüngere Befragte. Das gegenüber der Gruppe wahrgenommene Risiko kann außerdem zu progressiven Verhaltensintentionen führen. Eine hohe Risikowahrnehmung kann demnach ein bestimmtes Verhalten anstoßen und könnte so einen Einfluss auf demokratische Prozesse haben und schlussendlich einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen.
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Sven Jöckel
Projektpartner: IDZ – Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft & Sparkassenstiftung Thüringen & Amadeu Antonio Stiftung
Ziel
‚Typisch Mann‘, ‚typisch Frau ‘– Sprüche, die jeder kennt. Aber was genau sagt das aus? Geschlechterrollen bestehen bereits seit vielen Jahrhunderten und trotz einiger Versuche diese aufzubrechen, sind sie teilweise noch vorhanden. Inwiefern geschlechtliche Unterschiede biologisch begründet oder gesellschaftlich auferlegt sind, ist hierbei fraglich. Medien, als Bindeglied zwischen Gesellschaft und Politik, Kultur sowie Religion, kommt bei der Vermittlung von Geschlechterrollen und Sexismus ein besonderer Stellenwert zu. Sie wirken auf unsere Einstellungen und unser Verhalten wie keine andere Instanz. Inwieweit Sexismus und Geschlechterrollen in Serienformaten – in denen das Identifikationspotential mit den Akteuren besonders hoch ist – vorhanden sind und inwiefern sich diese äußern, ist Gegenstand unserer Forschung.
Untersuchungsanlage
Für die Beantwortung unserer Forschungsfrage haben wir ein Mehrmethodendesign gewählt, dessen Basis eine quantitative Inhaltsanalyse von 60 anglo-amerikanischen, britischen und deutschen Serien bildet. Zur Identifikation von Sexismus und Geschlechterrollen wurde ein umfassendes Codebuch entwickelt. Die Serien, die den höchsten Sexismusgrad aufwiesen, wurden anschließend in einer qualitativen Inhaltsanalyse genauer untersucht. Dabei stand vor allem die Vermittlung von Sexismus und Geschlechterrollen hinsichtlich impliziter Bewertungen und Darstellungen durch die Serie im Fokus der Untersuchung. Mit Hilfe einer Online-Befragung ermittelten wir abschließend die Wahrnehmung der zuvor erhobenen Sexismusarten und Geschlechterrollen im Alltag. Auf Grundlage der Ergebnisse aller drei Methoden wurde ein Kriterienkatalog zur Bestimmung des Sexisumusgrades in Serienformaten erstellt.
Ergebnisse
In der quantitativen Inhaltsanalyse entstanden insgesamt 324 personalisierte Codebögen, die dazu beitrugen, die Hauptakteure der jeweiligen Serie zu analysieren. Insgesamt konnte in 55 der 60 untersuchten Serien Sexismus ermittelt werden, wobei das Genre ,Comedy’ den höchsten Sexismusgrad aufwies. Die qualitative Inhaltsanalyse verdeutlichte zudem, dass Serien durch die Anlegung der Figuren sowie Dialoge zur Aufrechterhaltung der Zweigeschlechtlichkeit beitragen. Weiterhin ist Sexismus nicht losgelöst vom jeweiligen Kontext zu betrachten, welcher das Phänomen durchaus kritisieren kann. Die Meinung der 812 Teilnehmer der Online-Befragung ergab, dass vor allem ,Traditioneller Sexismus’ als unakzeptabel angesehen wird. Der entwickelte Kriterienkatalog kann in Zukunft von Filmschaffenden und Filmvertreibern als Messinstrument für den Sexismusgrad in Serien angewandt werden.
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Sven Jöckel
Projektpartner: Bündnis 90/Die Grünen Thüringen & Mitteldeutscher Rundfunk
Ziel
Fake News, Lügenpresse, alternative Fakten: In unserer „postfaktischen Gesellschaft“ sehen sich Journalisten täglich mit dem Vorwurf konfrontiert, zur Verbreitung von Fehlinformationen beizutragen. Tatsächlich kann der Aktualitätsdruck vor allem im Internet dazu führen, dass unbeabsichtigt falsche Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Dies gilt in besonderem Maße für die immer beliebteren Online-Liveblogs (im deutschen Raum geläufiger als „Liveticker“). Dieses dynamische Nachrichtenformat lässt Journalisten oft nicht die Zeit, Informationen vor deren Publikation ausreichend zu verifizieren. Wie muss mit einer Falschmeldung umgegangen werden, damit sie sich nicht dauerhaft in den Köpfen der Menschen festsetzt? Wie muss eine effektive Korrektur in einem Liveblog aussehen? Dies herauszufinden war Ziel unserer Forschungsgruppe „memoright“.
Untersuchungsanlage
Um uns diesem Ziel zu nähern, wählten wir ein experimentelles Online-Forschungsdesign mit Befragung. Die rund 600 Probanden gaben zunächst Auskunft über ihren Medienkonsum und beantworteten inhaltliche Fragen zu den Themen Demonstrationen und Tierschutz. Daraufhin wurden sie mit einem von uns konstruierten Liveblog konfrontiert, welcher die Entwicklung einer fiktiven Tierschutzdemonstration beschrieb, die zunehmend eskalierte. Form und Inhalt unterschieden sich je nach Untersuchungsgruppe. Der Liveblog enthielt eine Meldung, die später als falsch deklariert und richtiggestellt wurde, wobei die Schwere des Fehlers und die Art der Korrektur je nach Gruppe variierten. Im Anschluss an die Rezeption des Liveblogs wurden erneut Fragen beantwortet. Für unser Forschungsinteresse zentral waren Fragen nach Erkennen einer Korrektur und der Erinnerung an deren Inhalt.
Ergebnisse - Auszug
Generell erinnerten sich die Versuchspersonen, die die Demonstration “live” mitverfolgten – also in unterschiedlichen Zeitabständen immer wieder neue Updates erhielten – besser an eine Korrektur als die Probanden, die von Anfang an den gesamten Text des Liveblogs zur Verfügung hatten. Darüber hinaus stellte sich eine Richtigstellung in dem unmittelbar auf die Falschmeldung folgenden Beitrag als effektiver heraus als eine Korrektur zu einem späteren Zeitpunkt oder das Durchstreichen der Fehlinformation in dem Originalbeitrag. Zudem hatte die Reihenfolge, in der die Beiträge gelesen wurden, einen Einfluss auf die Wirkung der Richtigstellung: Die Probanden, die mit der chronologisch ersten Nachricht zu lesen begannen, erinnerten sich besser an die Korrektur als die, die bei der aktuellsten, chronologisch letzten Meldung zu lesen begannen.
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Kai Hafez
Projektpartner: Mediengruppe Thüringen & ZDF Landesstudio Thüringen
Ziel
Ziel unserer Studie war es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welchen Einfluss die personalisierten Suchergebnisse von Google auf den Wissenshorizont der Suchmaschinennutzer haben. Darüber hinaus wollten wir mit unserer Studie klären, ob die Effizienz von Suchmaschinen normativ sinnvoll und bereichernd für den Nutzer ist oder ob nicht gerade offenere Algorithmen, die mehr Vielfalt und auch Zufallstreffer zulassen, dem Nutzer eine umfassendere Perspektive über gesellschaftlich relevante Themen bieten können. Hierfür wurde die personalisierende Suchmaschine Google mit zwei, nicht personalisierenden
Suchmaschinen StartPage und DuckDuckGo verglichen.
Untersuchungsanlage
Für die Untersuchung der beiden zentralen Forschungsinteressen dieser Arbeit wurde eine zweiwellige Panelbefragung mit experimentellem Treatment, mittels eines Feldexperiments, durchgeführt. Mittels eines Fragebogens wurde unter anderem das Vorwissen zum Thema "Flüchtlinge" abgefragt. Nach der ersten Befragungswelle wurden die Probanden mit einer Suchaufgabe betraut: an drei aufeinanderfolgenden Tagen sollte mit einer Suchmaschine - Google, StartPage oder DuckDuckGo - zum Thema "Flüchtlinge" recherchiert werden. Im Anschluss wurde abermals das Wissen der Teilnehmerinnen abgefragt und mit einigen Probanden wurden zudem qualitative Interviews geführt.
Ergebnisse
Unsere Studie konnte unter anderem nachweisen, dass sich die Nutzung personalisierender und nicht personalisierender Suchmaschinen unterschiedlich auf das Wissen auswirkt, sowie deren unterschiedlicher Effizienzgrad. So konnte nachgewiesen werden, dass alternative Suchmaschinen, vor allem DuckDuckGo, dem Probanden wesentlich mehr Vielfalt in den Ergebnissen zur Verfügung stellen, dennoch war der wissenzuwachs zum Suchthema "Flüchtlinge" bei Google am höchsten. Google scheint so mittels der Personalisierung und der effektiven Arbeitsweise, den Information Overload im Internet zu verringern, was für die Erweiterung des wissenshorizonts nützlich ist. Jedoch muss die verringerte Vielfalt kritisch reflektiert werden.
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Projektpartner: Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet
Ziel des Projektes
Von zentralem Interesse war es herauszufinden, ob die Rezeption der heute-show eine Veränderung der Einstellungen von jungen Menschen zu Politik bewirkt.
Untersuchungsanlage
Auf eine Vorstudie mit 17 Interviews folgte ein Prolonged-Exposure-Experiment mit 543 TeilnehmerInnen, im Alter von 18 bis 26 Jahren. Anschließend erklärten sich sechs ausgewählte Teilnehmer dazu bereit, in persönlichen Gesprächen genauer auf ihre Ergebnisse einzugehen. Damit ermöglichten sie einen Blick auf den Prozess der Einstellungsänderung durch die heute-show. Schließlich führte die Antwort auf die Frage „Wie wirkt eine Sendung?“ zu der neuen Problematik: „Wirkt denn die Sendung so wie sie wirken soll?“ – und damit nach Köln zu Morten Kühne (Chefautor der heute-show), Stephan Denzer (Ressortleiter Kabarett & Comedy, ZDF) und Oliver Welke (Anchorman der heute-show). In den Gesprächen nahmen die Macher Stellung zu den Ergebnissen. So erfolgte ein Abgleich von Intention und Wirkung.
Ergebnisse
Nach regelmäßiger Rezeption der heute-show bewerten junge Erwachsene Politiker in den Dimensionen Sympathie, Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit negativer als zuvor. Gleichzeitig passen sie ihre politische Einstellung zu tagesaktuellen Themen bei fehlendem Wissen der Argumentation in der heute-show an. Diese Anpassung wird begünstigt, wenn sie den Kommunikator (Oliver Welke) für politisch kompetent halten. Je realer die Inhalte der heute-show eingeschätzt werden, desto eher kommt es zu einer Einstellungsänderung. Auf Ebene tief verankerter Einstellungen wie dem Vertrauen in das politische System konnten keine Änderungen infolge einer heute-show Rezeption festgestellt werden. Es lässt sich zusammenfassen, dass die Rezeption der heute-show eher zu einer Art Verdrossenheit gegenüber Politikern als zur Politikverdrossenheit im herkömmlichen Sinne führt.
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Projektpartner: Sozialwerk des DJV-Landesverbandes Thüringen, SPIEGEL, DIE ZEIT, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Hirschfeld Touristik Event, Reisebüro Schäfer, Peckham`s, Café Hilgenfeld, Übersee Erfurt
Ziel des Projektes
Nachdem noch vor ungefähr 30 Jahren ökologisches Denken mit Konsumverzicht verbunden war zeigt sich heute der Trend, Nachhaltigkeit mit Konsum zu verei-Inen im Laufe der Jahre hat sich eine Lebensstilgruppierung herausgebildet, die genau dies tut. Dieser Lebensstil wird als „Lifestyle of Health and Sustainability" kurz LOHAS bezeichnet Im Rahmen unseres Projekts widmeten wir uns den Mei-nungsführern innerhalb dieser Lebensstilgruppierung. Uns interessierte das Kom munikationsverhalten der LOHAS-Vertreter im Hinbick auf Meinungsführerschaft.
Dabei ging es um die Frage, welche verschiedenen Typen von Meinungsführern sich identifizieren lassen, über welche Themen diese kommunizieren und ob die Meinungsführer innertalb des LOHAS eher online oder offine akov sind
Untersuchungsanlage
Um das LOHAS-Konzept im Rahmen unserer theoretischen Vorarbeit weiter zu untermauern und unser Erhebungsinstrument entwickeln zu können, haben wir qualitative Experteninterviews zum Thema LOHAS durchgeführt. Dadurch konnten wir unsere bisherigen Erkenntnisse absichern und weitere potentiell wichtige informationen zum LOHAS gewinnen. Um anschließend unsere Forschungsfragen und Hypothesen überprüfen zu können, haben wir eine Online-Umfrage durchgeführt. In den Fragebogen waren Fragen integriert (ein LOHAS-index), die es uns ermöglichten, der Antworten im Nachhinein zu überprüfen, ob unsere insgesamt 160 Befragten als Vertreter des LOHAS gelten können und mit welcher intensität sie diesen Lebensstil pflegen.
Ergebnisse
Es stellte sich heraus, dass alle Befragten unserem LOHAS-Index zufolge als LOHAS-Vertreter zu betrachten sind. Diese wurden in drei Gruppen eingeteilt: periphere, gemäßigte und zentrale LOHAS-Vertreter. Zu den zentralen LOHAS-Vertretern zählen diejenigen, die den Lebensstil gemäß unserer Definition mit höherer Intensität pflegen. Demgegenüber stehen periphere LOHAS-Vertreter, die diesen nachhaltigen Lebensstil mit geringerer Intensität pflegen, wir fanden außerdem heraus, dass sich tendenziell mehr Meinungsführer in der Gruppe der peripheren LOHAS-Vertreter befinden, als in der Gruppe der zentralen LOHAS-Vertreter, Darüber hinaus wurde deutlich, dass sich die Gruppen der LOHAS-Vertreter - unabhängig von Meinungsführerschaft - nicht in ihrer informationsweitergabe von LOHAS-relevanten Themen unterscheiden. Es wurden keine Online-Meinungsführer identifiziert, obwohl die LOHAS-Vertreter als internetaffin eingestuft werden können.
Projektpartner: INEOS Köln GmbH, German Engineering Academy 2.0
Projektbetreuer: Prof Dr Patrick Rössler
Ziel des Projektes
Haben Sie schon einmal einen Link per E-Mail erhalten? Ja? Dann haben Sie bereits einen ersten Eindruck davon bekommen, worum es sich bei Social Navigation handelt! Social Navigation ist die Orientierung am Verhalten Anderer im Internet. Dies bezieht sich zum Beispiel auf Klickzahlen bei YouTube, „meist verschickt“-Beiträge auf Spiegel Online, bewertete Beiträge bei Facebook oder eben den Link in der E-Mail. Wir haben uns ein Jahr mit dem Thema beschäftigt, um die dahinter stehende Motivation und die verschiedenen beeinflussenden Aspekte zu untersuchen.
Untersuchungsanlage
Zur Beantwortung unserer Fragen haben wir mehrere kommunikationswissenschaftliche Theorien verbunden und in Modellen vereint. Empirisch haben wir anhand einer Online-Befragung und einer Online-Inhaltsanalyse Medieninhalte auf Online-Nachrichtenseiten sowie Motive und Persönlichkeitsaspekte in Bezug auf Social Navigation untersucht. Des Weiteren wurden Experteninterviews durchgeführt, um verschiedene Perspektiven aus Theorie und Praxis in unsere Arbeit einfließen zu lassen.
Ergebnisse
Unsere theoretischen Modelle konnten durch die Empirie weitestgehend bestätigt werden. Dazu konnte gezeigt werden: Die klassischen journalistischen Beiträge unterscheiden sich von den sozial navigierten in Bezug auf ihre inhaltlichen Faktoren und ihre Verweildauer auf der Startseite. Darüber hinaus sind die Persönlichkeit der Nutzer und ihre Beziehungsstrukturen entscheidend für die Ausführung von Social Navigation. Mit unserer Arbeit konnten wir somit erste Erkenntnisse über das recht unerforschte Phänomen Social Navigation gewinnen, an die weitere Studien anknüpfen können
Projektpartner: Thüringer Landesmedienanstalt (TLM)
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Ziel des Projektes
Ziel war es herauszufinden, ob verschiedene Darstellungsweisen in Umweltdokumentarfilmen die Umwelteinstellung Jugendlicher verändern können. Es interessierte hierbei besonders, ob Darstellungsweisen mit hoher, mittlerer oder niedriger Furchtinduktion die größten Effekte erzielen.
Untersuchungsanlage
Die Untersuchungsanlage für diese Medienwirkungsforschung war das Experiment. Die Stichprobe setzte sich aus rund 120 Schülern der neunten Klassenstufen zusammen, die auf zwei verschiedene Erfurter Schulen verteilt waren. Den drei Experimentalgruppen wurden verschiedene, vom Forschungsteam manipulierte, Filmversionen vorgeführt, die sich in der Höhe ihrer Furchtinduktion voneinander unterschieden. Einer Kontrollgruppe wurde ein Dokumentarfilm anderen, nicht umweltrelevanten Inhalts vorgeführt. Die Befragungen fanden eine Woche vor der Vorführung der Filme, sowie unmittelbar und eine Woche danach per Fragebogen statt. So sollten sowohl kurz- als auch mittelfristige Effekte gemessen werden.
Ergebnisse
Der kurzfristige Zuwachs an Umweltbewusstsein war bei der Experimentalgruppe am höchsten, welche den Film mit niedriger Furchtinduktion gesehen hatte. Ihr Umweltbewusstsein unterschied sich signifikant vom Umweltbewusstsein der Kontrollgruppe. Eine Woche später war das Umweltbewusstsein aller Experimentalgruppen wieder zurückgegangen. Dieser Rückgang war bei den Schülern, welche den Film mit hoher Furchtinduktion gesehen hatten, am geringsten. Ihre Gruppe wies bei der Messung eine Woche nach Rezeption des Films das höchste Umweltbewusstsein auf. Dieser Unterschied zu den anderen Gruppen war jedoch nicht mehr signifikant. Die Ergebnisse stehen unter dem Einfluss der Natur- und Atomkatastrophe in Japan. Der medialen Berichterstattung zu diesem Thema konnte sich nachweislich kein Schüler entziehen und es ist nicht auszuschließen, dass die Ergebnisse der Studie dadurch verfälscht wurden.
Projektpartner: Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI)
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Ziel
Ziel dieser Projektarbeit war es, die zentralen Annahmen der Theorie der öffentlichen Meinung von Elisabeth Noelle-Neumann vor dem Hintergrund der heutigen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu justieren. Die Theorie macht Aussagen über die Bildung und Funktion öffentlicher Meinung auf individueller und gesellschaftlicher Ebene, wobei insbesondere der Berichterstattung der Massenmedien eine richtungsweisende Rolle zugewiesen wird. Sie vermitteln dem Individuum, welche Meinungen öffentlich akzeptiert sind und daher geäußert werden können bzw. welche Meinungen zu sozialer Isolation führen und aus Angst davor verschwiegen werden sollten. Da die Theorie in den 70er Jahren formuliert wurde, sind zentrale Postulate und Prämissen an die medialen Rahmenbedingungen dieser Zeit geknüpft. Seitdem hat sich das deutsche Mediensystem sehr verändert. Insbesondere das Internet bietet eine Vielzahl neuer Kommu-nikationsmöglichkeiten für jeden Einzelnen. Es sollte überprüft werden, inwiefern die Theorie der öffentlichen Meinung auch im Online-Zeitalter eine Erklärungskraft besitzt bzw. wo sie dort an ihre Grenzen stößt.
Untersuchungsanlage
Im Rahmen des Projekts wurde keine eigene Erhebung durchgeführt, die Überprüfung der ursprünglichen Aussagen der Theorie fand stattdessen auf rein theoretischer Ebene, auf Basis von Sekundäranalysen und Expertengesprächen statt. Jede Hypothese wurde für sich in Frage gestellt und auf die neuen medialen Bedingungen angewandt. Theorien, Ansätze und Konstrukte aus den Bereichen der Kommunikationstheorie, der Sozialpsychologie und der Gesellschaftstheorie halfen dabei, eigene Annahmen auch ohne eine empirische Überprüfung abzusichern.
Ergebnisse
Auf individueller Ebene wurden die Ergebnisse in einem komplexen Modell zusammengefasst, welches die ursprünglichen Einflussgrößen No-elle-Neumanns um weitere ergänzt bzw. die vorhandenen in eine neue Ordnung bringt. Der Meinungsbildungsprozess hängt nicht mehr nur vom wahrgenommenen Meinungsklima und dem Abqleich der eigenen Meinung mit der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung ab, sondern auch von der individuell selektierten Medienmeinung, den Möglichkeiten des Kommunikationsraums sowie vom Einfluss bestimmter Gruppen und spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen. Dies soll aber keinesfalls heißen, dass es auf gesellschaftlicher Ebene nicht mehr zur Herausbildung einer einzigen öffentlich akzeptierten Mehrheitsmeinung kommen kann. Vielmehr könnte sich der klassische Meinungsbildungsprozess aufgrund dieser Neuordnung im und durch das Internet beschleunigen oder gar verlangsamen.
Projektbetreuer: Prof. Dr. Patrick Rössler
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Kai Hafez
Projektpartner: Stiftung Demoskopie Allensbach
Ziel
Die Medien sind voll von Geschichten und besonders Kinder lassen sich leicht von ihnen faszinieren, indem sie diese intensiv erleben und in deren Welt eintauchen. Dabei stellte sich für die Projektgruppe Bilder Leben die Frage, inwiefern Kinder durch dieses „Narrative Erleben" beeinflusst werden können. Ziel des Projekts war es, zu überprüfen, ob Kinder aus einer Fernsehserie Überzeugungen, Einstellungen oder sogar dargestelltes Verhalten übernehmen. Zusätzlich war von Interesse, welche Rolle dabei das Vorwissen um bestimmte Handlungsabläufe spielt.
Theoretische Grundlage dazu war ein Modell, das sich mit dem Erleben einer Geschichte und dessen Effekten befasst. Dessen Annahmen wurden erstmals mit Kindern untersucht.
Untersuchungsanlage
Im Rahmen der Studie wurde ein Experiment mit 290 Kindern im Alter von zwölf Jahren durchgeführt. Dazu wurde ihnen eine Episode der Kin-der-Soap Schloss Einstein gezeigt, die sich mit altersspezifischen Themen auseinandersetzt. Zuvor lasen die Kinder vier kurze Geschichten, die unterschiedliches Vorwissen zu einem Handlungsstrang der Soap-Episode boten: Je nach Experimentalbedingung sollte dies bei der Rezeption der Fernseh-Geschichte entweder fördernd, neutral oder störend wirken. Im Anschluss daran wurden die Kinder anhand eines Fragebogens zu ihrem Erleben der Soap-Episode und zu ihren Überzeugungen sowie ihrer Intention, das in der Serie dargestellte Verhalten (Engagement an der Schule) auszuführen, befragt.
Ergebnisse
Die Auswertung der Daten ergab, dass Vorwissen in Form der gelesenen Geschichten einen Einfluss auf die Verhaltensintention hatte. Allerdings konnte nicht gezeigt werden, dass dieses Vorwissen die Intensität des Erlebens beeinflusste. Dennoch ließ sich ein Zusammenhang zwischen dem Narrativen Erleben und der Ubernahme einer der in der Serie dargestellten Überzeugungen ermitteln. Außerdem wurde deutlich, dass das Erleben der Geschichte einen Einfluss auf die Übernahme der in der Soap-Episode dargestellten Einstellungen hatte.
Somit lieferte diese Studie weitere Ansätze im Bereich der Forschung zur Überzeugungskraft von Geschichten bei Rezipienten im Kindesalter. Im Rahmen dessen wurde ein Instrument entwickelt, welches das Narrative Erleben von Kindern messbar macht. Dadurch wurden Möglichkeiten für zukünftige Forschung in diesem Gebiet aufgezeigt.
Projektpartner: MDR-Markt- und Medienforschung
Projektbetreur: Prof. Dr. Patrick Rössler & Jun.-Prof. Dr. Sven Jöckel
2009 | Nachrichtenselektion bei Kindern |
2008 | Augenzeugen - Eine empirische Studie zur Selektion und Wirkung von Pressefotos am Beispiel des ‚stern’ |
2008 | Spotlight - Die unmittelbare Wirkung harter und weicher Antiraucherwerbespots |
2007 | Wann und warum rufen Rezipienten bei Call-In-Sendungen von 9Live an? |
2007 | Europa als Gegenstand politischer Kommunikation. Fallstudie zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 |
2006 | Reflect. Decide. Do. Soziale Kampagnen im Fernsehen |
2004 | Belgien-Bilder: Imagekampagnen als Staaten-PR |
2004 | Wahlzeit - Wirkungen einer Erstwählerkampagne |
2004 | TV-Sonderwerbeformen auf dem Prüfstand |
2003 | Effekte von Musikvideos auf die Wahrnehmung und Bewertung zugehöriger Musikstücke |
2003 | Externer Blick auf interne Kommunikation |
2002 | Nutzungsprofile von People Magazinen |
2002 | User-Quality: Online-Zeitungen im Vergleich |