Tobias Schmidt, M.A.
Projektskizze
Projektskizze
Narben in Literatur und Film des 20. und 21. Jahrhunderts.
Untersuchungen im Spannungsfeld von Semiotik, Medialität und Narrativität.
Es heißt, die Zeit heile alle Wunden. Was aber zurückbleibt ist die Narbe. Im Rahmen des Dissertationsprojekts sollen Narben als solche untersucht werden, frei von metaphorischen Verschleierungen. Denn die metaphorischen (Ver)Kleidungen der Narbe lassen in der Regel nur einen sehr eingeschränkten Perspektivrahmen übrig, der die Narbe vorwiegend mit psychologischen/psychologisierenden Konnotationen belegt.
Kann die literatur- und kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit der Wunde auf einen breiten Diskurs verweisen, so ist dies für die Narbe bisher nicht der Fall. Narben kommen in literarischen Texten üblicherweise dann in den Blick, wenn es gilt, eine Figur (meist negativ) zu "markieren". Im Rahmen der Dissertation werden Narben aber losgelöst von figurenpsychologisch motivierten Lesarten als Konfigurationen im Feld dreier Theoriekomplexe betrachtet: Semiotik, Narratologie und Medialität.
Die These ist, dass sich an Narben die konzeptionellen Reibungsflächen von Zeichentheorie, Medienwissenschaft und Narratologie hervorragend untersuchen lassen. Zudem soll es dadurch möglich werden, Narben, die keine ubiquitären literarischen "Motive" sind, vor dem Hintergrund dessen zu bestimmen, was sie von sich aus mitbringen. Sie liefern als Index erste Momente einer semiotischen Lektüre. Sie haben durch die ihnen eigene Geschichte narrative Impulse für den jeweiligen Text/Film. Sie sind Medium im Sinne einer Körperinschrift, die den Körper ausstellt und damit lesbar macht, sie sind als (rhetorische) Metalepse aber auch Medium einer Verschaltung mehrerer Zeitebenen.
Die Dissertation möchte in komparatistischer Perspektive diese und andere Punkte in deutschsprachigen, amerikanischen, argentinischen und russischen Texten sowie in ausgewählten Filmen untersuchen.
Wissenschaftlicher Werdegang
Wissenschaftlicher Werdegang
2001-2004 | Studium der Literaturwissenschaft und Erziehungswissenschaft an der Universität Erfurt.
Bachelor of Arts mit einer Arbeit zu Roland Barthes' S/Z
2004-2008 | Studium des Literarischen Schreibens am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (abgebrochen).
2008-2010 | Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Leipzig.
Master of Arts mit der Arbeit: "Merkmal Narbe. Modellbildungen und kulturelle Valenz eines literarischen Motivs."
ab Oktober 2010 | Assoziiertes Mitglied im Forum: Texte. Zeichen. Medien.
seit Sommersemester 2012 | Lehrbeauftragter an der Universität Erfurt
Oktober 2012-September 2015 | Stipendiat im Forum: Texte. Zeichen. Medien. mit einem Projekt zu Narben in Literatur und Film unter Betreuung von Prof. Dr. Bettine Menke
Forschungsschwerpunkte und -interessen
Forschungsschwerpunkte und -interessen
- Der Körper in Literatur, Film und Comic
- Semiotik und Semiologie
- Narratologie
- Roland Barthes
- Ernst Weiß
- Michael Roes
- Comic, Manga und Graphic Novel
- Zen und/in Literatur
Lehrveranstaltungen
Lehrveranstaltungen
- Wintersemester 2016/2017 (Lehrauftrag an der Universität Erfurt; mit Michael Friedrich)
Subjekt, Sprache, Wirklichkeit. Die literarische Moderne und ihre Diskurse - Wintersemester 2013/2014 (Lehrauftrag an der Universität Erfurt)
„Nun bin ich also unterwegs“: Ausflüge und Einblicke in das Werk von Michael Roes. - Wintersemester 2012/2013 (Lehrauftrag an der Universität Erfurt)
Semiotik und Semiologie: Fragmente – Begriffe – Theorie(werdung). - Sommersemester 2012 (Lehrauftrag an der Universität Erfurt)
"wi abgegriffn". Haut in deutschsprachigen Texten des 20. und 21. Jahrhunderts.
Publikationen
Publikationen
Aufsätze:
- (2014b) "'Er sieht mich an und schweigt.' Das Insistieren des Körpers in Andrej Gelassimows Roman Durst." In: Torsten Erdbrügger/Stefan Krause (Hg.): Leibesvisitationen. Der Körper als mediales Politikum in den (post)sozialistischen Kulturen und Literaturen. Heidelberg 2014. S. 369-385.
- (2014a) "Von makellosen und geschundenen Körpern. Körperzeichen und Gedächtnis in Thomas Hettches Roman NOX." In: Andrea Bartl/Hans-Joachim Schott (Hg., unter Mitarbeit von Sandra Potsch): Naturgeschichte, Körpergedächtnis. Erkundungen einer kulturanthropologischen Denkfigur. Würzburg 2014 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Natur. Hg. von Andrea Bartl. Bd.1). S. 389-408.
- (2013) "Schwell(en)körper. Brüchige Körperkonzepte in Thomas Hettches Roman NOX." In: Sarah Mohi-von Känel/Christoph Steier (Hg.): Nachkriegskörper. Prekäre Korporealitäten in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Würzburg 2013. S. 215-224.
Rezensionen:
- (2012a) "Das schnelle Ende einer langen Geschichte." (Zu Ulrike Landfester: Stichworte. Tätowierung und europäische Schriftkultur. Berlin 2012, auf literaturkritik.de, Nr. 8, August 2012)
- (2012b) "Verloren an der Oberfläche." (Zu Dagmar Burkhart: Hautgedächtnis. Hildesheim 2011, auf literaturkritik.de, Nr. 9, September 2012)
- (2012c) "Roman mit Schussfahrt." (Zu Michael Roes: die Laute. Berlin 2012, auf literaturkritik.de, Nr. 10, Oktober 2012)
- (2012d) "Das Wohnen in den Untiefen der Sprachen." (Zu Yoko Tawada: Fremde Wasser. Tübingen 2012, auf literaturkritik.de, Nr. 12, Dezember 2012)
- (2013a) "Erfrischung gegen den Sinnstress." (Zu Albrecht Koschorke: Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie. Frankfurt/Main 2012, auf literaturkritik.de, Nr. 4, April 2013)
- (2013b) "Der Wirklichkeit das Fürchten lehren." (Zu Alexander Kluge: Theorie der Erzählung. Frankfurter Poetikvorlesungen. 2 DVD. Berlin 2013, auf literaturkritik.de, Nr. 9, September 2013)
- (2014a) "Von den Dingen des Lebens." (Zu Stefanie Samida/Manfred K. H. Eggert/Hans Peter Hahn (Hgg.) Handbuch Materielle Kultur. Stuttgart 2014, auf literaturkritik.de, Nr. 9, September 2014)
- (2014b) "Zur aktuellen Lage der deutschsprachigen Literatur." (Zu BELLA triste Nr. 39. Hildesheim 2014, auf literaturkritik.de, Nr. 9, September 2014)
- (2014c) "Von der rebellischen Arbeit am Selbst." (Zu Michael Roes: Die Legende von der Weißen Schlange. Berlin 2014, auf literaturkritik.de, Nr. 9, September 2014)
Sonstige:
- jeweils 2006, 2007 und 2008 Veröffentlichungen in Tippgemeinschaft. Jahresanthologie der Studierenden des Deutschen Literaturinstituts (noch als Tobias Sichert)
Vorträge und Workshops
Vorträge und Workshops
Vorträge
- "Das Insistieren des Körpers in Andrej Gelassimows Roman Durst". Vortrag auf der Tagung Leibesvisitationen. Der Körper als mediales Politikum in (Post)Sozialistischen Kulturen und Literaturen am GWZO Leipzig vom 19.-21.09.2013 in Leipzig.
- "Schwell(en)körper. Brüchige Körperkonzepte in Thomas Hettches Roman NOX". Vortrag auf der Tagung Nachkriegskörper. Prekäre Korporealitäten in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. 13.-14. September 2012 in Zürich.
Workshops
- "material schlachten. Formen und Verfahren der (De-)Montage in Literatur, Kunst und Kultur". Zusammen mit Marlen Freimuth und Peter Schuck (Juni 2014).
- "Sinnesaufruhr. Weisen somatischer Beunruhigung". Zusammen mit Dr. Julia Prager und Alexander Waszynski (Juni 2015).
Universitäre Funktionen
Universitäre Funktionen
- 2013–2015: Mitglied im Forschungsausschuss der Universität Erfurt
- 08/2013–10/2015: Sprecher der Graduierten im Forum: Texte. Zeichen. Medien
- seit Mai 2013: engagiert in der Promovierendenvertretung der Universität Erfurt und im Thüringer Promovierendennetz (initiiert vom DR.FSU Jena)