Mirijam Habel, M.A.
Projektskizze
Projektskizze
Über die Paradoxie weiblichen Heldentums: Die Schriftstellerin Charlotte Schiller und die Frauenfiguren in ihren Erzählungen [Arbeitstitel]
Das Dissertationsvorhaben widmet sich Charlotte Schiller als Schriftstellerin, die bislang ausschließlich als Dichtergattin Friedrich Schillers wahrgenommen worden und als solche in das kollektive Gedächtnis eingegangen ist.
Die Dissertation beschäftigt sich deshalb zunächst mit der Frage nach (weiblicher) Autorschaftum 1800, das zu dieser Zeit noch überwiegend männlich codiert gewesen ist und weibliches Schreiben zu verhindern wusste. Das Forschungsprojekt steht daher ganz im Diskurs des soziokulturellen Rollenverständnisses, der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Restriktionen jener Zeit, die schreibende Frauen unterdrückten und weibliches Genie ausschlossen, anstatt sie und ihre Kreativität zu fördern, wie es einige wenige Zeitgenossen durchaus getan haben. Unter anderem Friedrich Schiller, welcher als Lektor und Herausgeber ihrer in ausgewählten Zeitschriften anonym publizierten Texte erscheint. Ein Einblick in ihre Manuskripte deckt nicht nur ihren Schreibprozess, sondern auch das Einschreiben einer fremden Hand, der Friedrich Schillers auf, und damit zugleich die stille Koautorschaft.
Bislang blieben die Literarischen Schriften Charlotte Schillers jedoch unberücksichtigt, so dass ihre Handschriften, die in deutscher Kurrentschrift vorliegen, über 100 Jahre im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar geruht haben. Die Germanistin Gaby Pailer hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diese zu transkribieren und mit einer 2016 erschienenen Edition einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
An diese knüpft das Forschungsvorhaben an, um eine erste literaturwissenschaftliche Analyse Charlotte Schillers Erzählungen zu leisten. Hierbei kann vorerst nach der Intertextualität ihrer Schriften mit anderen entsprechenden Vorlagen gefragt werden, die ihre Erzählungen zugleich in einen literaturwissenschaftlichen Kontext bereits vorherrschender Werke einbetten. Dass es sich hierbei nicht nur um Adaptionen, Überarbeitungen oder Varianten dieser handelt, sondern um eigenständige Erfindungen, soll eine literaturwissenschaftliche Analyse ihrer sowohl historischen, als auch zeitgeschichtlichen Erzählungen belegen. Diese werden zunächst in einer strukturalistischen Verfahrensweise mit Methoden der Erzähltextanalyse untersucht, wobei auch außerliterarische bzw. kulturhistorische Aspekte, die etwas über die Situation der Frau um 1800 aussagen, berücksichtigt werden. Im Zentrum stehen jedoch die Frauenfiguren ihrer Erzählungen, die in ihren Autonomiebestrebungen wahrgenommen werden sollen.
Wissenschaftlicher Werdegang
Wissenschaftlicher Werdegang
09/15-heute | Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Literaturwissenschaft Promotion
03/2013-heute | Ausbau einer selbstständigen Tätigkeit, Unternehmen / Lektorat: Schreibpassion
04/2011-03/2013 | Friedrich-Schiller-Universität Jena, Literatur-Kunst-Kultur Master of Arts (2,3) Thema der Masterarbeit: „Friedrich Schillers ästhetische Erziehung des Menschen in Übertragung auf die Figur Marquis Posa des Dramas Don Carlos“
09/2007-02/2011 | Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Deutsche Philologie und Europäische Kunstgeschichte Bachelor of Arts (2,3) Thema der Bachelorarbeit: „Analyse der Kommunikationsstruktur zwischen dem Dicken und dem Beter in Franz Kafkas Beschreibung eines Kampfes“
Forschungsschwerpunkte
Forschungsschwerpunkte
- Konzepte von (weiblicher) Autorschaft: Mittelalter / um 1800 / Gegenwart
- Mittelhochdeutsche Literatur: Das Rittertum im Spiegel der höfischen Dichtung
- Gegenströmungen der Aufklärung
- Charlotte und Friedrich Schiller, Franz Kafka und Rilke
- Erzähltextanalysen und -theorien