Dr. Sahra Rausch (Koloniales Erbe Thüringen, Uni Jena)
„Not about us without us“ – Der Genozid an den OvaHerero und Nama in der deutschen Erinnerungspolitik
Als Auftakt zur Veranstaltungsreihe gibt der Vortrag einen Überblick über die Geschichte des Völkermords an den OvaHerero und Nama (1904–1908) in der ehemaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ sowie über die Bestrebungen der OvaHerero und Nama, eine Anerkennung der historischen Verbrechen, Entschädigungen sowie eine offizielle Entschuldigung zu erwirken. Bereits seit den 1990er-Jahren haben die betroffenen Communities wiederholt ihre Forderungen erfolglos gegenüber der deutschen Bundesregierung artikuliert. Ins öffentliche Bewusstsein deutscher Erinnerungspolitik rückte der Völkermord erstmals 2004 mit dem 100-jährigen Gedenken an die „Schlacht am Waterberg“, mit der der Genozid begann. Jedoch wurde erst im Jahr 2015 ein Dialogprozess angestoßen, der 2021 mit der Unterzeichnung eines „Versöhnungsabkommens“ zwischen Namibia und Deutschland abgeschlossen werden sollte. Die „Gemeinsame Erklärung“ wurde allerdings bis heute noch nicht unterzeichnet, nachdem deren Inhalte heftige Protesten unter den Vertreter:innen der OvaHerero und Nama sowie der namibischen Opposition auslöste. Der Vortrag konzentriert sich auf der verkennenden Praktiken deutscher Erinnerungspolitik, die eine gemeinsame Aufarbeitung des Völkermords weiterhin verunmöglichen.