Projekt
Das Forschungsnetzwerk “Kulturtechniken des Sammelns” setzt sich mit Prozessen des Sammelns und Versammelns anhand der Sammlungen der Universität Erfurt auseinander. Mittels der Perspektive der Kulturtechnikforschung fragen sich die Forscher*innen der Gruppe, wie sich alltägliche, wissenschaftliche, chaotische oder rigide Formen des Sammelns theoretisieren lassen.
Sammlung Perthes
Eine herausgehobene Rolle in der Arbeit der Forschungsgruppe kommt der Sammlung Perthes zu. Sie eröffnet ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das sich zwischen Natur- und Kulturwissenschaften ebenso aufspannt wie zwischen Lokalität und Globalität. Karten, Tagebücher, Expeditionsbriefe, Atlanten, Zeitschriften und Kupferplatten produzierten und repräsentieren ein Wissen, das die Geschichte der Globalisierung im 19. und 20. Jahrhundert vielfältig geprägt hat. Darüber hinaus sind insbesondere die Kartenentwürfe und Karten selbst Sammlungen, insofern sie das vielleicht erfolgreichste Medium der (Ver-)Sammlung und Ausstellung (von Daten, von Raumwissen) in der europäischen Neuzeit bilden.
In Bezug auf die Sammlung des Verlagshauses Perthes lässt sich das Zusammenwirken von spezifischem Wissen der Materialien in den Sammlungen mit den jeweiligen Praktiken, Räumen und Medien ihrer Organisation und Darstellung nachvollziehen. Das Verlagsunternehmen hat verschiedene Objekte und Datenträger in eine räumliche Nähe und somit in eine räumliche Beziehung gebracht. Die Sammlung des Verlags ist insofern auch als Container zu verstehen, der nicht einem neutralen Raum gleicht, sondern aktiv Beziehungen herstellt und Wissensformen generiert. So werden in der Arbeit der Forschungsgruppe unter anderem die Gestaltung von Gebäuden, aber auch von Aufbewahrungs- und Präsentationsvorrichtungen mit dem Wissen der Praktiker*innen sowie dem konzeptuellen Hintergrund der Sammlungsobjekte ins Verhältnis gesetzt. Daraus ergeben sich neue Sichtweisen auf Voraussetzungen und Nachleben der generierten Wissensordnung dieser Sammlung.
