Aktuelle Ausstellungen

„Der Orient in Gotha“

Sternbild des Kepheus. ʿAbd ar-Raḥmān aṣ-Ṣūfī: Sufi Latinus, Norditalien, vor 1428.

Sonntag, 8. September bis Sonntag, 3. November 2024
Schloss Friedenstein, Spiegelsaal

Kurator: Dr. Feras Krimsti

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr sowie an den Feiertagen 20. September, 3. Oktober und 31. Oktober. Vom 25. bis 27. September bleibt die Ausstellung geschlossen.

Ende des 16. Jahrhunderts notierte ein Schüler osmanische Wörter in sein Schulheft. Er sollte später ein einflussreicher lutherischer Theologe werden. Vom Besuch eines äthiopischen Geistlichen in Gotha 1652 sind Übersetzungen religiöser Literatur erhalten, die er gemeinsam mit einem deutschen Gelehrten verfasste, der die Äthiopistik begründen sollte. Im 17. Jahrhundert schrieb ein Numismatiker ein Lobgedicht in Arabisch und Latein auf den Gothaer Herzog, in der Hoffnung sich eine Position an der Herzoglichen Bibliothek zu sichern. Ein Naturforscher sandte im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts von seiner Reise durch das Osmanische Reich und Arabien arabische, persische und osmanische Handschriften an die Gothaer Bibliothek. Auch sammelte er im Osmanischen Reich kulturelle Artefakte, wie etwa einzigartige historische Stoffproben, und schickte sie nach Gotha.

Diese und viele weitere Spuren der Auseinandersetzung mit dem Orient haben sich in Gotha erhalten. Sie verweisen auf das Wirken von Gelehrten, die es vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in die Stadt zog. Dazu gehörten protestantische Theologen, aufklärerische Naturforscher, historisch-kritisch arbeitende Orientalisten, Dichter der Romantik oder auch Kartografen. Diesen Gelehrten und den Spuren, die sie hinterlassen haben, ist die Ausstellung „Der Orient in Gotha“ gewidmet. Jeder von ihnen prägte auf seine Weise die Sicht auf die Kultur, Geschichte, Literatur und Geografie des Osmanischen Reichs, der arabischen Halbinsel, Äthiopiens und weiterer Gebiete, die als Teil des Orients verstanden wurden. Vierhundert Jahre Orient-Studien in Gotha zeugen nicht nur vom Wandel der Wissenschaften, sondern beleuchten auch die Geistes- und Wissenskultur der Stadt Gotha.

Die Forschungsbibliothek Gotha bedankt sich bei der Friedenstein Stiftung Gotha für die zur Verfügung gestellten Leihgaben.  

Flyer zur Ausstellung

 

Katalog
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, erhältlich im Buchhandel und in der Forschungsbibliothek Gotha:
Feras Krimsti (Hrsg.), Der Orient in Gotha. Gotha 2024.

Titelinformationen zum Ausstellungskatalog

Führungen durch die Ausstellung

Treffpunkt: Schloss Friedenstein, Spiegelsaal (Herzogliches Treppenhaus, 2. Etage, linke Seite)

Dienstagsführungen
10. September, 1. Oktober, 15. Oktober und 29. Oktober 2024 jeweils 17 Uhr

Kuratorenführungen durch die Ausstellung
Dienstag, 17. September, 8. Oktober und 22. Oktober 2024 – jeweils 17 Uhr
Samstag, 19. Oktober 2024 – 14 Uhr

Begleitprogramm

Mittwoch, 18. September 2024 | 18.15 Uhr | Veranstaltungsort: Spiegelsaal, Schloss Friedenstein
„Auch heute belebt der bunte Orient Gotha: Leben und Erlebnisse von Äthiopiern und Eritreern in Thüringen“
Vortrag von Prof. Dr. Wolbert Smidt (Friedrich-Schiller-Universität Jena und Mekelle University, Äthiopien)
Die Verbindungen Gothas zu Äthiopien blicken auf eine lange Geschichte zurück, die bis ins 17. Jahrhundert reicht. Die wissenschaftliche Äthiopistik wurde von dem in Gotha wirkenden Gelehrten Hiob Ludolf (1624–1704), dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 400. Mal jährt, begründet. Er arbeitete mit dem äthiopischen Geistlichen Abba Gorgoryos (um 1600–1658) zusammen, der 1652 Gotha besuchte. Noch heute gibt es in Gotha und Thüringen eine blühende äthiopische und eritreeische Community.

Freitag, 20. September 2024 | 14 Uhr | Treffpunkt: Museumskasse Schloss Friedenstein
Führung für Kinder und Familien durch die Ausstellung „Der Orient in Gotha“ mit Dr. Feras Krimsti (Kurator).
Anschließend Führung durch die Ausstellung „Mein Herz zittert wie Bambus“ in der Stadtbibliothek Gotha anlässlich des Schlösserkindertages und des ACHAVA Familienfestes. Die Teilnahme ist ab 10 Jahren möglich.

Mittwoch, 25. September 2024 | 18.15 Uhr | Veranstaltungsort: Ahnensaal im Perthes-Forum Gotha
Perthes im Gespräch: „Ulrich Jasper Seetzen und die Kartografie des Orients“
Vortrag von Dr. Petra Weigel (Forschungsbibliothek Gotha)
Im Fokus des Vortrages steht das bisher kaum wahrgenommene kartografische Werk Ulrich Jasper Seetzens, vor allem seine bedeutendste Leistung – die Kartierung des Heiligen Landes und des Toten Meeres, das er als erster Europäer umrundete und erforschte. Diese Pionierleistung wurde jedoch kaum wahrgenommen, weil Seetzens Karten und Reiseberichte erst 40 Jahre nach seinem Tod 1811 im Jemen in den Blick der Forschung kamen.

Samstag, 28. September 2024 | 18 Uhr | Veranstaltungsort: Spiegelsaal, Schloss Friedenstein
„Tausendundeine Nacht. Das Buch der Liebe“
Die Übersetzerin Claudia Ott und das IBTAHIDSCH Ensemble präsentieren Erzählungen aus „Tausendundeine Nacht“. Die berühmte Erzählsammlung wurde jahrhundertelang im Nahen Osten mündlich überliefert und war so ständig im Wandel. Europäische Gelehrte begannen sich im 18. Jahrhundert mit den Erzählungen auseinanderzusetzen. Unter dem Titel „Das Buch der Liebe“ werden bei dem Erzählkonzert Liebesdramen aus den ältesten Quellen von Tausendundeine Nacht erzählt und vorgetragen.

Mittwoch, 9. Oktober 2024 | 18.15 Uhr | Veranstaltungsort: Spiegelsaal, Schloss Friedenstein
„… elende Scherben und Steinplatten, während die Welt in allen Fugen kracht.” Der Orient des Kaisers
Vortrag von Prof. Dr. Matthias Steinbach (Technische Universität Braunschweig)

Das persönliche Interesse Wilhelms II. an Archäologie, Ethnologie und Orientalismus korrespondierte mit der neuen kulturpolitischen Bedeutung der Grabungswissenschaften im deutschen Kaiserreich. Im Falle des Monarchen beruhten die Verflechtungen von Archäologie und Politik auf ekapistischen wie auch auf legitimistischen Motiven. Wilhelms persönlicher Einsatz zugunsten der Klassischen und Vorderasiatischen Archäologie verhielt sich dabei ambivalent zu den innen- und außenpolitischen Interessen des Kaiserreiches.

Mittwoch, 23. Oktober 2024 | 18.15 Uhr | Veranstaltungsort: Spiegelsaal, Schloss Friedenstein
„Ein Kampf auf Leben und Tod: Die NS-Diktatur gegen den Orientalisten Paul Kahle (1875–1964)“
Vortrag von Prof. Dr. Christine Schirrmacher (Universität Bonn)

Paul Kahle studierte Orientalistik und Evangelische Theologie in Marburg, Halle und Berlin. Er war von 1903 bis 1908 auch in Kairo als Schulleiter tätig. Als Professor an der Universität Bonn bemühte er sich um den Ausbau des Orientalischen Seminars. Die spontane Hilfe seiner Frau Marie Kahle und des ältesten Sohns für jüdische Freunde und Bekannte brachte die Familie 1938 in Konflikt mit den Nationalsozialisten. Der Orientalist und seine Familie waren schließlich zur Emigration nach England gezwungen. 

Mittwoch, 13. November 2024 | 18 Uhr | Treffpunkt: Eingang zu den Kasematten (Elsa-Brändström-Weg)
„Abwehr der ‚Türkengefahr‘ in der Frühen Neuzeit. Die Kasematten im Schloss Friedenstein“
Führung durch die Kasematten von Schloss Friedenstein mit dem Bauhistoriker Udo Hopf (Weimar)

Hinweis:
Wir bitten um eine schriftliche Anmeldung zu den stattfindenden Veranstaltungen unter veranstaltungen.fb@uni-erfurt.de.

Die Veranstaltungen finden mit freundlicher Unterstützung des Freundeskreises der Forschungsbibliothek Gotha e.V. statt.