Dr. Stefanie Ertz

stefanie.ertz@uni-erfurt.de

Postdoc (Forschungszentrum Gotha)

Mitglied der Forschungsstelle für Frühneuzeitliches Naturrecht (Forschungszentrum Gotha)

Projektmitarbeiterin (Forschungszentrum Gotha)

Curriculum Vitae

seit Februar 2024
DFG-Projekt "Die Geburt des Rechteuniversalismus aus dem reformierten Völkerrecht. Das Naturrecht Heinrich und Samuel Coccejis und seine kontroverse Rezeption in der europäischen Aufklärung", Forschungszentrum Gotha

 Juli 2023 – Dezember 2024
Projektförderung der Gerda Henkel Stiftung für das Projekt "Atome, Monaden und Passionen in Julien Offray de La Mettries bislang unentdeckter Frühschrift Essai d'un nouveau systême sur les passions, considerées par les atosmes (1741)"

2021-2022
Stipendiatin am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt (Entwicklung des Projektantrags: Die Leibniz-Cocceji-Kontroverse und ihr Umfeld. Denkmöglichkeiten subjektiver Rechte im deutschen Naturrecht um 1700)

2019–2021                
Lehrkraft in Willkommensklassen (GS), Schule am Breiten Luch, Berlin-Hohenschönhausen

2016–2019                
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Paderborn, Center for the History of Women Philosophers and Scientists (Leitung Prof. Dr. Ruth Hagengruber): Projektleitung Digitale Edition: Émilie Du Châtelet, St. Petersburger Manuskripte

März–August 2016
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Leibniz-Stiftungsprofessur, Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover (Prof. Dr. Wenchao Li)    

2011–2015
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Leibniz-Edition, Potsdam, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Leibniz-Akademie-Ausgabe, Reihe IV: Politische Schriften)                         

2008–2010
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im interdisziplinären Forschungsprojekt „Sakramentale Repräsentation“, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin

2008
Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation „Naturrecht und göttliches Gesetz. Hermeneutische Transformationen bei Grotius, Hobbes und Spinoza“ (Philosophisches Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, Doktorvater Prof. Dr. Rolf-Peter Horstmann, Zweitgutachter Prof. Dr. Gerald Hartung)

2006
Gastaufenthalt am Centre des Études en Rhétorique, Philosophie et Histoire des Idées, École Normale Supérieure des Lettres et Sciences Humaines (CERPHI-ENS), Lyon

2004–2008                
Doktorandin am Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen (International Max-Planck-Research School)
Promotionsstudium Mittelalter- und Frühneuzeitstudien, Georg-August-Universität Göttingen

2004                           
Magistra Artium Philosophie, Neuere deutsche Literatur, Kunstgeschichte (Magisterarbeit „Naturrecht und Sittlichkeit in Hegels Jenaer Systementwürfen“ bei Prof. Dr. Rolf-Peter Horstmann)

2001–2003
Studentische Hilfskraft in der Bibliothek des Philosophischen Instituts der HU Berlin 

1997–2004                
Studium der Philosophie, Neueren deutschen Literatur und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin

1996–1997                
Studium der Neueren deutschen Literatur und Philosophie, TU Dresden

1994–1997               
Studium der Psychologie an der Technischen Universität Dresden

Forschungsschwerpunkte

  • politische Ideengeschichte
  • Naturrecht der frühen Neuzeit bis Frühaufklärung
  • historische Semantik

Projekt 1: Die Geburt des Rechteuniversalismus aus dem reformierten Völkerrecht. Das Naturrecht Heinrich und Samuel Coccejis und seine kontroverse Rezeption in der europäischen Aufklärung

Ziel des Vorhabens ist die Erschließung der Naturrechtslehre von Heinrich Cocceji (1644-1719) und seinem Sohn, Herausgeber und Fortsetzer Samuel (1679-1755). In einer Monographie soll das Naturrecht der Cocceji, in dessen Zentrum ein theokratisch-voluntaristisch begründetes Konzept unveräußerlicher Freiheitsrechte steht, (1) in seinen politischen und ideengeschichtlichen Kontexten und (2) in seiner kontroversen Rezeption in der europäischen Aufklärung dargestellt werden. Im 19. Jahrhundert in Vergessenheit geraten, wurde die Naturrechtslehre der Cocceji lange gegenüber den prominenten Theorien Pufendorfs und Thomasius‘ vernachlässigt. Das Projekt wird aber zeigen, dass das Naturrecht der Cocceji eine veritable, systematisch starke Alternative zu Pufendorfs mängelanthropologisch begründeter, pflichtenethisch eingebetteter Naturrechtslehre darstellte und bis in den Vormärz auch von vielen Zeitgenossen so wahrgenommen wurde, so dass von ihm wichtige Impulse für die Entwicklung liberal-egalitärer Rechtetheorien in der deutschen und schottischen Spätaufklärung ausgingen und es einen bedeutenden Rang in der neuzeitlichen Genealogie der subjektiven Rechte beanspruchen kann. Das Projekt widmet sich der Entwicklung dieser Naturrechtslehre im relativ langen Zeitraum von etwa 1670-1720 und beschreibt dabei zugleich eine Verflechtungsgeschichte: Verflechtung von Genese und Rezeption, und Verflechtung von calvinistischer (sowie hugenottischer) und lutherischer (Hallescher) Frühaufklärung. Diese Verflechtungen waren intrinsisch an der Entwicklung der Naturrechtslehre der Cocceji beteiligt und müssen daher miterforscht werden. So ergibt sich ein deutlich komplexeres und differenzierteres Bild der naturrechtlich geprägten Frühaufklärung, als es zuvor der Fall war.

Abb. Johann Georg Mentzel: Heinrich von Cocceji, um 1720.

Heinrich von Cocceji

Projekt 2: Julien Offray de La Mettries bislang unentdeckte Frühschrift

Titelblatt Essai d'un nouveau systême sur les passions considerées par les atosmes

Atome, Monaden und Passionen in Julien Offray de La Mettries bislang unentdeckter Frühschrift Essai d’un nouveau systême sur les passions, considerées par les atosmes (1741), Projekt gefördert von der Gerda Henkel Stiftung

Als philosophisches Erstlingswerk des 1751 im preußischen Exil gestorbenen Arztes und Radikalaufklärers Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) galt bislang die Histoire naturelle de l’ame (1745). Während La Mettrie sich im vorausliegenden Jahrzehnt schon einen Namen als Autor und Übersetzer medizinisch-naturwissenschaftlicher Schriften gemacht hatte, schienen zur Vorgeschichte seiner ersten materialistischen Programmschrift bislang weder Textzeugnisse noch verlässliche biographische Daten überliefert, so dass La Mettries philosophische Anfänge bislang im Dunkeln lagen. Mit höchster Wahrscheinlichkeit ist jedoch eine clandestine Druckschrift aus dem Jahr 1741 La Mettrie zuzuschreiben, wodurch eine bedeutende Lücke in La Mettries intellektueller Biographie geschlossen werden kann. Aus dem Essai d’un nouveau systême sur les passions, considerées par les atômes (1741) erschließen sich zwei Konstellationen, die La Mettries ,erste‘ Philosophie entscheidend, wenn auch mit teils konträren Akzenten, geprägt haben:

1. die Metaphysikdebatten im Kreise Pierre Louis Moreau de Maupertuis’, Voltaires und Émilie du Châtelets;

2. die von der neo-epikureischen Medizin und der newtonianischen Chemie geprägten Forschungen und monistisch-naturphilosophischen Spekulationen im Umkreis von La Mettries akademischem Lehrer und Freund François-Joseph Hunauld (1701-1742).

Mit der Erschließung dieser Konstellationen eröffnet sich eine implikationsreiche neue Perspektive sowohl auf die (Mikro-)Genealogie des Materialismus der französischen Frühaufklärung wie auf die wissens- und diskursgeschichtlichen Horizonte, die Entwicklungsgeschichte und den intellektuellen Einsatz von La Mettries materialistischer Epistemologie.

Abb.: Essai d'un nouveau systême sur les passions considerées par les atosmes. Exemplar aus der ehemaligen Charlottenburger Privatbibliothek Friedrichs II. Titelblatt. Berlin, Staatsbibliothek Unter den Linden.

Publikationen

Historisch-kritische Editionen

  • Émilie Du Châtelet – The St. Petersburg Manuscripts. Digital Edition. A Collaborative Project of the Center for the History of Women Philosophers and Scientists and the National Library of Russia. https://historyofwomenphilosophers.org/stp/
  • Mitarbeit an: Gottfried Wilhelm Leibniz, Sämtliche Schriften und Briefe. Reihe IV: Politische Schriften, Bd. 9: 1701–1702. Berlin (De Gruyter) 2019.
  • Mitarbeit an: Gottfried Wilhelm Leibniz, Sämtliche Schriften und Briefe. Reihe IV: Politische Schriften, Bd. 8: 1699–1700. Berlin (De Gruyter) 2015.
  • Mitarbeit an: Gottfried Wilhelm Leibniz, Sämtliche Schriften und Briefe. Reihe IV: Politische Schriften, Bd. 7: 1697–1699. Berlin (Akademie-Verlag) 2011.

Monographien

Beiträge in Kollektivmonographien                   

  • Testament und Siegel: Sakramentsrhetorik und Sozialsemantik. In: S. Ertz, H. Schlie, D. Weidner: Sakramentale Repräsentation. Substanz, Zeichen und Präsenz in der Frühen Neuzeit. München 2012, S. 145–175.
  • Die Oberflächen der Substanz: Descartes, Leibniz und die Eucharistie. In: S. Ertz, H. Schlie, D. Weidner: Sakramentale Repräsentation. Substanz, Zeichen und Präsenz in der Frühen Neuzeit. München 2012, S. 275–293.
  • Die Linguistik der Präsenz: Port Royal oder das sakramentale Zeichen in den Umbrüchen der neuzeitlichen Epistemologie. In: S. Ertz, H. Schlie, D. Weidner: Sakramentale Repräsentation. Substanz, Zeichen und Präsenz in der Frühen Neuzeit. München 2012, S. 295–328.

Aufsätze

  • Erastianism and Natural Law in Hugo Grotius’s De imperio summarum potestatum circa sacra. In: Hans Blom et al. (Hg.), Sacred Polities, Natural Law and the Law of Nations in the 16th – 17th Centuries. Leiden (erscheint 2021).
  • Hugo Grotius’s Hermeneutics of Natural and Divine Law. Grotiana 37/1 (2016), S. 61–94.
  • Pietas, aequitas, caritas. Zur Terminologie und historischen (Übergangs-)Stellung von Leibniz’ Naturrecht. In: Wenchao Li (Hg.), „Das Recht kann nicht ungerecht sein …“. Beiträge zu Leibniz’ Philosophie der Gerechtigkeit, Stuttgart 2015 (= Studia Leibnitiana Sonderhefte 44), S. 69–107.
  • Praedicatum inest subiecto: Natur, Gnade und individuelle Substanz – Leibniz zwischen Arnauld und Malebranche. In: J. Herbst, S. Erdner (Hg.), IX. Internationaler Leibnizkongress. Vorträge 1. Teil, Hannover 2011, S. 300–311.
  • Bericht über den Workshop Sakramentale Repräsentation. In: AHF-Information. 2009, Nr. 039.
  • Gesellschaft als Überlebenszusammenhang. Zu Thomas Hobbes’ Leviathan. In: Trajekte Nr. 18, 9. Jahrg. (April 2009), S. 30.
  • Umgekehrte Vorzeichen: Motive des Theologisch-politischen Traktats in Hegels Geist des Christentums. In: Andreas Arndt, Christian Iber, Günther Kruck (Hg.), Staat und Religion in Hegels Rechtsphilosophie. Berlin 2009 (Hegel-Forschungen), S. 83–92.

Übersetzungen

Rezensionen

  • La Correspondance d’Émilie Du Châtelet. Edited by Ulla Kölving and Andrew Brown. Modern Language Review, Vol. 115, Part 3 (July 2020), S. 721 f.
  • Bernd Franke, Sklaverei und Unfreiheit im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, Hildesheim/Zürich/New York 2009. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 58/3 (2010), S. 273–­­274.
  • Andreas Urs Sommer, Sinnstiftung durch Geschichte? Zur Entstehung spekulativ-universalistischer Geschichtsphilosophie zwischen Bayle und Kant, Basel 2006. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 55/4 (2007), S. 361–363.

 

 

Vorträge

  • Mme Du Châtelet’s notes on François-Vincent Toussaint’s Les mœurs. Workshop Women and Radical Thought. From the Renaissance to the Enlightenment. Universität Kopenhagen, 22.–23.11.2018.
  • Die digitale Émilie Du Châtelet-Ausgabe. 25. Jahrestagung der International Tustep User Group. Potsdam, 5.10.2018.
  • Inedita from St. Petersburg. Some new details from the intellectual biography of Mme Du Châtelet. Workshop The Unknown Du Châtelet: Inedita from St. Petersburg. Center for the History of Women Philosophers and Scientists, Universität Paderborn, 23.1.2018.
  • L’édition des manuscrits de St.-Pétersbourg d’Émilie Du Châtelet. Colloque International Émilie Du Châtelet, organisé par la Société Voltaire, les Cahiers haut-marnais et le Center for the History of Women Philosophers and Scientists. Paris - La Courneuve, 17.–18.11.2017.
  • La Grammaire raisonnée de Mme Du Châtelet. Projet d’édition et de recherche. Internationale Konferenz Époque Émilienne. Philosophie und Wissenschaft 1700-1750. Universität Paderborn, 5.–7.4.2017.
  • The reception of Grotius’s ideas on ius divinum positivum universale in John Selden and the early German Enlightenment. Workshop Grotius’s Place in the History of Moral and Political Thought. KU Leuven, 5.–6.4.2017.
  • Émilie Du Châtelets Grammaire raisonnée. Round table zu Émilie Du Châtelets 310. Geburtstag. Universität Paderborn, 13.12.2016.
  • Erastianism and natural law in Hugo Grotius’s De imperium summarum potestatum circa sacra. International Conference Sacred Polities, Natural Law and the Law of Nations in the 16th and 17th Centuries. Central European University Budapest, 10.–12.11.2016.
  • Die Praecepta Noachidarum, ein Topos im Naturrecht der Leibnizzeit. X. Internationaler Leibnizkongress. Hannover, 18.–22.7.2016.
  • Leibniz’ Amor Dei als Vermittlungs- oder Differenzkonzept? Einige Überlegungen zum Verhältnis von Amor Dei und Iustitia naturalis. „Das Recht kann nicht ungerecht sein, wohl aber das Gesetz!“ Internationales Symposium zu Leibniz‘ Philosophie der Gerechtigkeit. Hannover, 14.3.2014.
  • Die Bibel und das politische Denken im 17. Jahrhundert. Rechtsquelle – Sozialmodell – Historisierung. Tagung „Gottes Wort in vielen Sprachen. Wirkungen der Bibel in Europa“. Thomas-Morus-Akademie Bensberg, 6.–7.6.2015.
  • Praedicatum inest subiecto: Natur, Gnade und individuelle Substanz – Leibniz zwischen Arnauld und Malebranche. In: J. Herbst, S. Erdner (Hg.), IX. Internationaler Leibnizkongress. Hannover, 26.9.–1.10.2011.
  • Oberfläche und Seele. Substanzmetaphysische Implikationen der cartesischen Eucharistiedebatte. Workshop „Sakramentale Repräsentation“, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin, 29.–31.1.2009.
  • Umgekehrte Vorzeichen: Motive des Theologisch-politischen Traktats in Hegels Geist des Christentums. Konzepte der Macht. Spinoza und die Moderne. 9. Internationale und interdisziplinäre Tagung der Spinoza-Gesellschaft, Berlin, 29. 9.–1.10.2006.

Lehrveranstaltungen

WS 2013/2014
Hauptseminar: Von den Ideen zur Ideologie. Port Royal, John Locke, Destutt de Tracy, Humboldt-Universität zu Berlin