Online-Studientage
Daten: 13. Dezember 2024, 17. Januar 2025, 7. Februar 2025, 20. Februar 2025
Organisation und Leitung: Prof. Dr. Kirsten von Hagen (Gießen), Dr. Corinna Dziudzia (Gotha)
Speisen wecken nicht selten Gelüste, Erinnerungen oder Glückserlebnisse: So wie die in Lindenblütentee getauchte Madeleine, der Marcel Proust (1871-1922) in seinem monumentalen Romanwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Proust betört seine Leser nicht nur mit Beschreibungen der feinen Salons der Belle Epoque, sondern auch mit Darstellungen gepflegter Tafelkultur und erlesener kulinarischer Genüsse. Sein Romanwerk ist eine Verführung zum Lesen, genauso wie zum Essen und Genießen. Die geplanten Online-Studientage wollen der europäischen Kunst des Genießens – auch im Vergleich mit außereuropäischen Traditionen – und ihrer Inszenierung in anderen Künsten, wie der Literatur, dem Film oder der bildenden Kunst nachspüren. Von der Kultur des Gastmahls, über Schriftsteller, die zur Tafel laden, bis zur Korrespondenz der Sinne eines Marcel Prousts. Es geht um Texte genauso wie um andere künstlerische Medien, in denen Essen im Zeichen von Liebe, Verführung und Erinnerung steht. So erlaubt die Fokussierung der Essenssemantik nicht nur Rückschlüsse auf die Inszenierung der Erinnerung, sondern auch auf die Konstituierung von Identität, auf den Wandel von Intimbeziehungen und unterschiedliche literarische, visuelle oder filmische Ästhetiken überhaupt. Nicht von ungefähr hat die ästhetische und moralische Kategorie des Geschmacks ihren Ursprung in der Erfahrung des Schmeckens. Bereits in der europäischen Frühen Neuzeit erfährt eine Vielzahl neuer Geschmäcker, die heute alltäglich sind, Verbreitung, just Genussmittel entfernter Weltgegenden darunter, wie Kaffee, Kakao, Tee oder Tabak. Veränderte Lebenswelten werden nicht zuletzt in den Töpfen und auf den Tellern ersichtlich – und in der Kunst dokumentiert.
Anmeldungen bitte an: Corinna.Dziudzia (at) uni.erfurt.de