Bestandserhaltung
Aktuelle Projekte
Massenentsäuerung von Buch-, Atlanten- und Kartenbeständen der Verlagsbibliothek Perthes
Die Belegexemplarsammlung und die Bibliothek der Sammlung Perthes enthalten zum großen Teil Druckschriften, deren Herstellung mit dem Beginn der industriellen Papierproduktion zusammenfällt, so dass sie von fortschreitendem Papierzerfall betroffen sind. Die Forschungsbibliothek sichert und erhält diese Bestände durch Massenentsäuerungsmaßnahmen. Die Entsäuerungsmaßnahmen werden seit 2009 durchgeführt. Die Entsäuerung wurde 2018 durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
Laufzeit: seit 2009
Förderer: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien / Förderung zur Erhaltung des schriftlichen Kulturerbes (Maßnahme 2018)
Fördersumme: 21.000 Euro
Projektgruppe
Leitung: Cornelia Hopf (bis 10/2019), PD Dr. Monika E. Müller (ab 11/2019), Ilsabe Münzberg
Abgeschlossene Projekte
Massenentsäuerung von Arbeitsbibliotheken des Gothaer Hofkalenders
Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt die genealogisch-heraldischen und statistischen Arbeitsbibliotheken des Gothaer Hofkalenders/Almanach de Gotha. Sie enthalten zum großen Teil Druckschriften, deren Herstellung mit dem Beginn der industriellen Papierproduktion zusammenfällt, so dass sie von fortschreitendem Papierzerfall betroffen sind. 2019 hat die Forschungsbibliothek die genealogisch-heraldischen Arbeitsbibliotheken (Sachgruppen Genealogie/Gen und Sammlung Perthes Genealogie/SPG) durch eine Massenentsäuerung gesichert. Die Entsäuerungsmaßnahmen wurden im Rahmen des Sonderprogramms des Bundes für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes durchgeführt.
Laufzeit: 2019/2020
Förderer: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Fördersumme: 22.500 Euro
Projektgruppe
Leitung: Cornelia Hopf, Ilsabe Münzberg
Erschließung der Oberkirchenbibliothek Arnstadt
Erschließung und Sicherung Nordthüringer Kirchenbibliotheken
Restaurierung und Konservierung der orientalischen Gebetbuchsammlung: FB Gotha, Ms. orient. A 776-794
Zur bedeutenden orientalischen Handschriftensammlung der Forschungsbibliothek Gotha gehört eine Sammlung kleinformatiger arabischer Gebetbücher aus dem 10./11. Jahrhundert islamischer Zeitrechnung (16./17. Jh. n. Chr.). Die aus 19 Bänden bestehende Sammlung wurde im 17. und 18. Jahrhundert in der Herzoglichen Bibliothek Gotha zusammengetragen und enthält auch Bände, die nachweislich bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem osmanischen Reich erbeutet wurden. Im Gegensatz zu den meisten Gothaer orientalischen Handschriften sind bei ihnen überwiegend die kunstvollen originalen Einbände erhalten.
Durch intensiven Gebrauch und kriegsbedingte Verbringungen waren die Bände stark geschädigt. Die ehemaligen Besitzer hatten zudem zum Teil laienhafte Reparaturen durchgeführt, welche Schäden an den seltenen originalen Einbänden, der Heftung und im Buchblock verursachten. Ohne Restaurierungsmaßnahmen drohte der Verlust weiterer Blätter oder originaler Einbandbestandteile. Bedingt durch diese Schäden war die Sammlung in einem Zustand, der teilweise ihre Nutzung nicht zuließ. Aufgrund dessen unterstützte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien die Restaurierung dieser wertvollen Sammlung.
Das Ziel aller Restaurierungsmaßnahmen war die Stabilisierung der geschädigten Buchblöcke, die Verbesserung der Funktionalität der Einbände und damit die Wiederherstellung der Benutzbarkeit. Bei den meisten Bänden mussten zahlreiche alte, oft ungeeignete Reparaturverklebungen im Buchblock und am Einband reduziert oder entfernt werden. Erschwert wurde dies, da die originale orientalische Heftung erhalten werden sollte und deshalb für diese Arbeiten die Buchblöcke nicht auseinandergenommen werden durften. Nur durch den bevorzugten Einsatz minimalinvasiver Restaurierungsmethoden konnten die noch vorhandenen originalen Strukturen der orientalischen Bucheinbände weitestgehend erhalten werden. Mit geeigneten alterungsbeständigen Materialien und optisch zurückhaltend wurden alle Ergänzungen und Stabilisierungen ausgeführt. Zum Schutz der originalen Einbände wurden alle Bände nach Abschluss der Restaurierung mit einer passgenauen Hülle aus Archivkarton versehen.
Laufzeit: 2017
Förderer: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts
Fördersumme: 15.000 Euro
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch
Wissenschaftliche Bearbeitung: Monika Hasenmüller
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Restaurierung eines Bandes der Korrespondenz von Andreas Reyher (1601-1673): Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 699
Mit Unterstützung der Kulturstiftung Gotha förderte der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. die Restaurierung eines Bandes mit 284 Briefen bedeutender Historiker, Juristen, Mediziner, Orientalisten, Pädagogen und Theologen an den Gothaer Rektor Andreas Reyher (1601-1673). Die von Reyher geordnete dreibändige Sammlung, wurde noch zu seinen Lebzeiten oder kurz nach seinem Tod an die Herzogliche Bibliothek Gotha gegeben.
Gebunden war die Briefsammlung in einen Ganzlederband, vermutlich Schafsleder, mit einer einfachen Blindprägung. Der Ledereinband war aufgrund starker Nutzung erheblich geschädigt und konnte seine Schutzfunktion nicht mehr erfüllen.
Der aus Einzel- und Doppelblättern bestehende Buchblock zeigte zahlreiche Schäden, einzelne Briefe waren bereits aus der Heftung herausgelöst. Die Einzelblätter wurden für die Heftung an einer Kante gefalzt, dann durch diesen Falz geheftet und oft zusätzlich mit anderen Blättern verklebt. Die Verklebungen waren stark gebräunt und spröde. Entlang der Kante der Verklebungen waren die Briefe zum Teil eingerissen oder gebrochen. Fast 90 % der Briefe tragen Siegel, welche durch die bei der Benutzung auftretende mechanische Belastung im Buchblock teils gut und teils nur fragmentarisch erhalten sind.
Im Rahmen der Restaurierung wurden die Briefe aus der Bindung herausgelöst, alte Überklebungen abgenommen und mechanische Schäden mit Japanpapier stabilisiert. Durch die neue Aufbewahrungsform in Mappen mit Papiereinlagen und Kassetten werden die Briefe mit ihren Siegeln optimal vor Beschädigungen geschützt. Eine Herausgabe einzelner Dokumente wird so ermöglicht und unnötiges Blättern des Bestandes verhindert.
Laufzeit: 2015-2016
Förderer: Kulturstiftung Gotha, Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e. V.
Fördersumme: 7.000 Euro (Anschubfinanzierung)
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch
Wissenschaftliche Bearbeitung: Cornelia Hopf
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Restaurierung der Korrespondenz des Theologen und Kirchenhistorikers Ernst Salomon Cyprian (1673-1745): Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 421-447
Im Rahmen der von der DFG geförderten Erschließung des Nachlasses des Theologen und Kirchenhistorikers Ernst Salomon Cyprian (1673-1745) in der Forschungsbibliothek Gotha werden Briefe von 600 Gelehrten und Politikern an Cyprian aus ganz Europa restauriert. Die mehr als 3.960 Schreiben auf ca. 11.140 Blatt sind in 26 Bänden überliefert.
Die Korrespondenz Cyprians war ursprünglich in schlichte Halblederbände mit Kiebitzpapierüberzug gebunden. Durch die Zusammensetzung des Buchblockes aus Briefen verschiedener Formate wiesen die Sammelbände starke Verwerfungen auf. Die Buchblöcke waren sehr inhomogen. Dies führte zu zahlreichen Schädigungen wie Rissen und Fehlstellen. Zahlreiche Briefsiegel sind durch die bei der Benutzung auftretende mechanische Belastung im Buchblock gebrochen und beschädigt. Um weiteren Schäden und Verlusten vorzubeugen, werden die Briefe aus der Bindung herausgelöst, alte Überklebungen abgenommen und mechanische Schäden mit Japanpapier stabilisiert. Durch die neue Aufbewahrungsform in Mappen mit Papiereinlagen und Kassetten werden die Briefe mit ihren Siegeln optimal vor Beschädigungen geschützt und können der Forschung einzeln zur Verfügung gestellt werden.
Laufzeit: 2014-2022
Förderer: Eigenprojekt
Projektgruppe
Leitung: Cornelia Hopf (bis 2019), PD Dr. Monika E. Müller (ab 2019)
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Konsolidierung der Buchmalerei der „Metamorphosen“ des Ovid: Petrus Berchorius: Ovidius moralizatus. FB Gotha, Memb. I 98
Die Forschungsbibliothek bewahrt eine der bedeutendsten mittelalterlichen Handschriften der „Metamorphosen“ des Ovid. Der 1340 von dem französischen Gelehrten Petrus Berchorius verfasste „Ovidius moralizatus“ ist die bekannteste christliche Interpretation der „Metamorphosen“.
Die Gothaer Handschrift enthält mit ihrer auf mehr als 200 Bilder angelegten Illustrationsfolge einen der umfangreichsten Illustrationszyklen des Mittelalters und erzählt in Text und Bild anschaulich und fesselnd die von Ovid geschilderten Mythen.
Bei Buchmalerei können im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Schadensbilder wie Ausbrüche, Abrieb oder pudernde Partien entstehen. Die Ursachen für diese Schäden können in der Maltechnik, den verwendeten Materialien sowie in äußeren Einflüssen liegen. Bei Pergamenthandschriften kann es zusätzlich zu Spannungen und Kontaktverlust kommen, wenn das hygroskopische Pergament mit Dimensionsänderungen auf Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen reagiert. Im Projekt wurden die Schadensbilder kartiert sowie die Malschicht der Miniaturen untersucht und konsolidiert.
Laufzeit: 10/2013-01/2015
Förderer: Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder
Fördersumme: 7.100 Euro
Projektpartner: Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR) der Bayerischen Staatsbibliothek München, Peter Axer
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch
Wissenschaftliche Bearbeitung: Cornelia Hopf
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Restaurierung reformationsgeschichtlicher Briefe: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 406
Die Forschungsbibliothek bewahrt eine bedeutende Sammlung an reformationsgeschichtlichen Quellen. Dazu zählt eine Briefsammlung mit 63 originalen deutschen und lateinischen Briefen aus der Zeit von 1521 bis 1574. Diese sind insbesondere an die beiden Gothaer Superintendenten Friedrich Myconius und Melchior Weidemann sowie an die Schuldirektoren Johannes Portunus und Cyriacus Lindemann gerichtet.
Die Briefsammlung war in einen Pergamenteinband gebunden, einzelne Briefe hatten sich bereits aus der Heftung gelöst. Die Briefe waren besonders im Randbereich durch Risse und Fehlstellen beschädigt und von Verlust bedroht. Zahlreiche Briefsiegel sind durch die bei der Benutzung auftretende mechanische Belastung im Buchblock gebrochen und beschädigt.
Im Rahmen der Restaurierung wurden die Briefe aus der Bindung herausgelöst, alte Überklebungen abgenommen und mechanische Schäden mit Japanpapier stabilisiert. Durch die neue Aufbewahrungsform in Mappen und Kassetten werden die Briefe mit ihren Siegeln optimal vor Beschädigungen geschützt und können einzeln der Forschung zur Verfügung gestellt werden.
Laufzeit: 2011
Förderer: Kulturstiftung Gotha (Anschubfinanzierung)
Fördersumme: 3.000 Euro
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch
Wissenschaftliche Bearbeitung: Cornelia Hopf
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Restaurierung einer Autographensammlung Herzog Friedrichs II. von Sachsen-Gotha-Altenburg zur Reformation (1519-1558): Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 379
Die Kulturstiftung Gotha stellte Mittel für die Restaurierung einer Autographensammlung mit 49 Spitzenstücke der Forschungsbibliothek Gotha zur Verfügung. Diese Sammlung enthält deutsche und lateinische handschriftliche Dokumente von Hauptakteuren der Reformation und der humanistischen Bewegung (z.B. von Martin Luther, Philipp Melanchthon, Erasmus von Rotterdam an die Kurfürsten Friedrich und Moritz von Sachsen, Mutianus Rufus, Friedrich Myconius, Papst Leo X.). Sie gehören zum reformationsgeschichtlichen Kern der frühneuzeitlichen Gothaer Handschriftensammlung.
Die Autographen wurden vermutlich schon im 17. Jahrhundert in Buchform gebunden und später teilweise wieder getrennt. Ihre intensive Nutzung im Laufe der Jahre führte zu starken Beschädigungen und machte eine Restaurierung in Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum dringend notwendig. Zahlreiche unterschiedliche Überklebungen und Kaschierungen belegten alte Reparaturmaßnahmen, die jedoch Spannungen und Verwerfungen in den Briefen hervorriefen und Teile des Textes verdeckten. Da die Papiersubstanz der Originale teilweise sehr stark durch alten Schimmelbefall abgebaut war, wurden die alten Überklebungen mit Hilfe von Gelkompressen abgenommen. Die Blätter dafür in ein Wasserbad zu legen, um die Verklebungen zu lösen, kam wegen ihrer Bedeutung und dem möglichen Verlust von Tintenbestandteilen und Schwächung der Farbtiefe nicht in Frage. Spätere materialtechnische Analysen und Untersuchungen wären dann nicht mehr aussagekräftig gewesen.
Mit verschiedenen Japanpapieren wurden die Autographen stabilisiert und anschließend in Mappen mit Seidenpapiereinlagen und Kassetten gelagert. Durch die neue Aufbewahrungsform können jetzt einzelne Dokumente der Sammlung separat zur Verfügung gestellt werden, ohne die anderen Autographen unnötig, zum Beispiel durch Transporte, zu belasten.
Laufzeit: 2011
Förderer: Kulturstiftung Gotha (Anschubfinazierung)
Fördersumme: 3.000 Euro
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch
Wissenschaftliche Bearbeitung: Cornelia Hopf
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Restaurierung einer Biografiensammlung von Umar al-Wāqidī: Forschungsbibliothek Gotha, Ms. orient. A 475b
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützte die Restaurierung einer Biografiensammlung von Umar al-Wāqidī aus frühislamischer Zeit (11. Jahrhundert n.Chr.), welche zu der bedeutenden Sammlung orientalischer Handschriften der Forschungsbibliothek Gotha gehört. Diese Handschrift wurde durch den Naturwissenschaftler Ulrich Jasper Seetzen (1767-1811) während seiner Forschungsreisen durch den Nahen Osten für die herzogliche Sammlung erworben.
Bereits vor seinem Ankauf zu Beginn des 19. Jahrhunderts muss der gesamte Band stark geschädigt gewesen sein, denn es fanden sich extreme Gebrauchsspuren. Die Art der Reparaturen und der verwendeten Materialien wies deutlich auf eine Durchführung noch in der islamischen Welt hin.
Das zur Einrahmung von Textspiegel und Kapitelüberschriften eingesetzte kupferhaltige Grünpigment hatte deutliche Korrosionserscheinungen verursacht, in deren Folge das Papier besonders im Falzbereich gebrochen war. Der Textblock war im Rückenbereich durch die zahlreichen alten Überklebungen verformt und hatte einen sehr eingeschränkten Öffnungswinkel. Der Einband war ebenfalls durch Fehlstellen stark beschädigt und wies alte Überklebungen auf. Ohne eine Restaurierung hätte die Benutzung der Handschrift starke Schäden und Verluste zur Folge gehabt oder der Band hätte für die Benutzung gesperrt werden müssen.
Im Restaurierungskonzept wurde trotz der damit einhergehenden Schwierigkeiten entschieden, die Altreparaturen aus der islamischen Welt weitgehend zu belassen, da diese Teil der Benutzungsgeschichte der Handschrift sind. Das Hauptziel der Restaurierung war die Ermöglichung der sicheren Benutzung des Bandes durch eine Verbesserung des Öffnungswinkels. Dazu wurden die kupferfraßgeschädigten Bereiche stabilisiert und alte unsachgemäße Verklebungen zwischen Einzelblättern verringert bzw. teilweise gelöst. Besonders die Reduzierung des harten und sehr dick aufgetragenen Klebstoffs auf dem Rücken des Buchblockes half, die Öffnungseigenschaften des Bandes zu verbessern. Mit einer Sicherung von losen Einbandbestandteilen und der Anfertigung einer neuen Schutzkassette wurde die Restaurierung abgeschlossen.
Laufzeit: 2010-2011
Förderer: Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstiftung der Länder, Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts
Fördersumme: 8.500 Euro
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch
Wissenschaftliche Bearbeitung: Cornelia Hopf
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Restaurierung: Peter Axer
Überraschender Fund bei der Restaurierung eines Briefbandes von Paul Eber (1511-1569): Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 125
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützte die Restaurierung eines Bandes von sechs mit Briefen des bedeutenden Reformators und Kirchenlieddichters Paul Eber aus dem reformationsgeschichtlichen Kernbestand Bibliothek.
Die Dokumente wurden vermutlich schon im 17. Jahrhundert in Buchform gebunden. Vor allem ihre rege Nutzung im Laufe der Jahre und die Art der Aufbewahrung riefen Risse, Fehlstellen und weitere Schäden hervor, welche die Nutzung der Originale stark einschränkten. Um den Briefwechsel für die Forschung zu sichern, war eine Restaurierung und Neugestaltung der Aufbewahrung notwendig.
Bei der Restaurierung wurde die Bindung der Briefe aufgelöst und beschriebene Papierstreifen freigelegt, die der Buchbinder zur Verstärkung und Verbindung von Einzelblättern verwendet hatte. Nach der Reinigung und Vorsortierung der zahlreichen Fragmente konnten zum Teil komplette Blätter anhand von Schrift, Kontur und Wasserzeichen rekonstruiert werden. Bei der Restaurierung der anderen Briefbände von Paul Eber wurden weitere Fragmente gesichert.
Durch die aufwändige Rekonstruktion der Blätter aus den Fragmenten wurden mehrere bisher unbekannte Briefe aus dem Nachlass von Paul Eber und Teile von Martin Luthers Kleinem Katechismus in niedersorbischer und deutscher Sprache entdeckt. Nach Expertenangaben ist das Fragment des Katechismus eines der ältesten bekannten Dokumente niedersorbischer Sprachkultur aus dem 16. Jahrhundert.
Vorträge und Publikationen im Projektkontext
Vortrag „Die Restaurierung und Konservierung der Reformationshandschriften der Forschungsbibliothek Gotha“ von Barbara Hassel und Christian Kreienbrink zum 9. Restauratorentag des Verbandes der Restauratoren vom 7. bis 9. Oktober 2015 in der Stiftung LEUCOREA, Lutherstadt Wittenberg
Vortrag „Die Entdeckung niedersorbischer Manuskripte bei der Restaurierung von Handschriften der Reformationszeit aus der Forschungsbibliothek Gotha“ von Barbara Hassel vor dem Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. am 18.11.2015
Hassel, Barbara; Kreienbrink, Christian: Die Restaurierung und Konservierung der Reformationshandschriften der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt. In: Verband der Restauratoren Stefanie Bründel (Hrsg.): Kunstwerke der Reformation: erforscht und restauriert. Petersberg 2017, S. 134-143
Laufzeit: 2010-2011
Förderer: Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstiftung der Länder, Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts
Fördersumme: 10.500 Euro
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch
Wissenschaftliche Bearbeitung: Cornelia Hopf
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Restaurierung: Barbara Hassel
Restaurierung von Zeichnungen Georg Forsters (1775-1780): Forschungsbibliothek Gotha, Memb. I 131
Die Forschungsbibliothek besitzt einen herausragenden Bestand an Zeichnungen nach Entwürfen des Weltreisenden Georg Forsters (1754-1794), die dieser auf der zweiten Weltumsegelung James Cooks in den Jahren 1772-1775 hauptsächlich auf den Inseln in der Südsee angefertigt hatte.
Auf Vermittlung Johann Wolfgang von Goethes erwarb Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg die Blätter, ließ sie zusammen mit Zeichnungen von Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840) und Ernst Christian Specht in einen Band kleben und schenkte diesen 1797 der Herzoglichen Bibliothek.
Im Zuge des Rückkaufs einer Zeichnung durch die Forschungsbibliothek im Jahr 1992 und einer damit einhergehenden Ausstellung wurden sämtliche Blätter in einer externen Auftragsarbeit aus dem Band herausgelöst, in Passepartouts montiert und mit diesen in Kassetten aufbewahrt.
Besonders im Hintergrund der Malereien fanden sich Abrieb und lose Farbschollen. Diese beschädigten Bereiche mussten konsolidiert werden, um einem weiteren Verlust vorzubeugen. Zur Verbesserung der Lagerungsbedingungen wurde ein neues Lagerungssystem entwickelt und umgesetzt. Nach der Restaurierung wurden alle Blätter im Digitalisierungszentrum der Forschungsbibliothek Gotha digitalisiert. Die Restaurierung wurde vom Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR) der Bayerischen Staatsbibliothek München durchgeführt. Hierbei wurden neue Methoden zur Kartierung der Schäden und Dokumentation der Restaurierungsmaßnahmen entwickelt und eingesetzt. Darauf basierend ist die fortlaufende Kontrolle und Protokollierung des Zustandes der Malereien möglich.
Ziele des Projekts:
- Entwicklung neuer Verfahren zur digitalen Schadenskartierung und Dokumentation der Restaurierungsmaßnahmen
- Untersuchung der Malschicht und Kartierung der Schadensbilder und –kategorien
- Konsolidierung der Malschicht
- Optimierung der Lagerungsbedingungen
Netzangebote, weitere Informationen:
- Ausstellung: FaunaFloraForster – Georg Forsters Bilder der Natur (24.04. bis 03.06.2018)
- Tagung: „…was einem durch diese zwei Oeffnungen der Pupille fällt und die Schwingungen des Gehirns erregt“ – Die Zeichnungen und das Skizzenbuch Georg Forsters (1754–1794) der Forschungsbibliothek Gotha ( 28.05. bis 30.05.2018)
Laufzeit: 2009-2013
Förderer: Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Anschubfinanzierung)
Fördersumme: 20.000 Euro (Anschubfinanzierung)
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch
Wissenschaftliche Bearbeitung: Cornelia Hopf
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink
Restaurierung: Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR) der Bayerischen Staatsbibliothek München
Bestandserhaltung und Ersterschließung der Verlagsbibliothek Perthes
Bestandserhaltung und Ersterschließung der Verlagsproduktion Perthes
Elektrostatische Abreinigung anthropogener Umweltschäden im Kartenbestand des Perthes' Geographischen Verlags (Kartenreinigung)
Die Kartensammlung Perthes befand sich infolge unsachgemäßer Lagerung und fehlender konservatorischer Betreuung in einem Stadium fortgeschrittener Schädigung. In großem Umfang waren die Karten mit einer Schmutzschicht überzogen; hinzu kam eine gesundheitsgefährdende Feinstaubbelastung. Um die Sammlung der Wissenschaft und Öffentlichkeit wieder verfügbar zu machen, mussten völlig neue Wege gegangen werden. Denn es war ein Massenpapierbestand zu reinigen und zu entstauben, dessen manuelle Behandlung sich als zu personal- und kostenintensiv und damit als nicht realisierbar erwies.
Zunächst hat die Forschungsbibliothek von 2006 bis 2008 zusammen mit den Entwicklern ein Modellverfahren zur Trockenreinigung eines in Papiersorten und Schreibstoffen heterogenen Massenpapierbestandes entwickelt. Das Verfahren basiert auf der Konstruktion einer Maschine, die mit Hilfe elektrostatischer Effekte eine effektive und schonende Reinigung der mechanisch wenig belastbaren Kartenblätter gewährleistet.Verknüpft mit der Entwicklung des Reinigungsverfahrens war die Konzeption eines Dokumentationssystems in Form einer rechnergestützten Datenbank. Das System steuerte den Workflow des in mehreren Arbeitsstationen gegliederten Reinigungsganges, erfasste die Karten in den vorgefundenen Ordnungszusammenhängen sowie der wiederhergestellten historischen Ordnungssystematik und dokumentierte den Erhaltungszustand der Einzelkarte und die vorgenommenen konservatorischen Maßnahmen. In der Datenbank können der Kartenbestand verwaltet und weitere Maßnahmen der Bestandserhaltung und Erschließung, wie die Einzelblattkatalogisierung, vorbereitet werden.
Nach der Erprobungsphase erfolgte die Reinigung der Karten innerhalb von zwei Jahren. Mit der Neukonfektionierung und Einlagerung der Karten im Magazin wurde das Vorhaben abgeschlossen.
Das entwickelte Verfahren gewährleistet eine vollkommen fehlerfreie und schädigungslose Reinigung und Entstaubung der Karten. Kontrollmessungen ergaben, dass die gesundheitsgefährdende Feinstaubbelastung der Karten unter die zulässigen Normen abgesenkt und die Verschmutzungen der Karten deutlich reduziert werden konnten, ohne dass optisch erkennbare Veränderungen und mechanische Schädigungen der Karten auftraten.
Projektdokumentation
- Projektkennblatt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (PDF)
- Abschlussbericht des Projektes
Publikationen
2005
Schaab, Rupert, Weiße Flecken, schwarze Finger. Die Bewahrung des Gothaer Kartenschatzes. In: Arsproto. Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 1 (2005), S. 38–42.
2010
Ulrike Hähner, Bedeutung des Forschungsprojektes zur Elektrostatischen Abreinigung anthropogener Umweltschäden im Kartenbestand des Perthes’ Geographischen Verlags, Vortrag von Frau Prof. Dipl.-Ing. Dipl.-Rest. Ulrike Hähner, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, anlässlich der Öffentlichen Präsentation des Projektes am 8. Juni 2010
Becker, Ernst; Reikow-Räuchle, Manuela & Banik, Gerhard: Elektrostatische Staubabnahme von historischen Landkarten und Dokumenten am Beispiel des Kartenbestandes Justus Perthes der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. In: Gerhard Banik (Hrsg.): Wege zur Konservierungswissenschaft. An approach to „Konservierungswissenschaft“. Projekte am Studiengang Restaurierung und Konservierung von Graphik-, Archiv- und Bibliotheksgut. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart 2000–2008, München 2010, S. 113–119.
2011
Becker, Ernst; Reikow-Räuchle, Manuela & Banik, Gerhard (Eds.): A New Mass Scale Surface Cleaning Technology for Collections of Historical Maps. In: Restaurator. International Journal for the Preservation of Library and Archival Material, Vol. 32|2011, 2, p. 160–191.
2012
Weigel, Petra: Die Kartensammlung Perthes Gotha. Konservatorische Behandlung und bibliothekarische Ersterschließung eines Massenpapierbestandes. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 1 (2012), S. 42–50.
2013
Kreienbrink, Christian, Weigel, Petra: Papierreinigung mit Elektrostatik. Entstaubung, Reinigung und Neuordnung der Kartensammlung Perthes, in: Restauro 2, März 2013, S. 39–43.
Becker, Ernst, Hähner, Ulrike, Peteren, Karin, Banik, Gerhard: Elektrostatische Reinigung von Oberflächen: Ein neues Verfahren für die schonende Mengenbehandlung historischer Dokumente. In: Paul-Bernhard Eipper (Hrsg): Handbuch der Oberflächenreinigung, 3., erw. Auflage, München 2013, S. 200–210.
2015
Hähner, Ulrike, Zoberbier, Henry, Banik, Gerhard: Nettoyage mécanique electrostatique et numérisation simultanée des deux faces de documents historiques sur papier. In: Support/Tracé No. 14 (2015), S. 146–157.
Laufzeit: 12/2005–07/2008 (Initialphase), 08/2008-06/2012 (Durchführungsphase)
Förderer: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Initialphase)
Fördersumme: 122.000 Euro
Projektpartner
Entwickler: Prof. Dr. Gerhard Banik (ABK Stuttgart/Wien), Dipl.-Ing. Ernst Becker (Becker Systems GmbH Berglen), Dipl.-Rest. Manuela Reikow-Räuchle (Remshalden)
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dipl.-Ing. Dipl.-Rest. Ulrike Hähner (HAWK Hildesheim/Holzminden/ Göttingen), Dipl.-Hist. Monika Kahl (Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie), Dipl.-Rest. Barbara Kunze (Sächsisches Staatsarchiv)
Projektgruppe
Leitung: Dr. Kathrin Paasch / Dr. Evelyn Ernst
Wissenschaftliche Bearbeitung: Dr. Petra Weigel
Restauratorische Betreuung: Christian Kreienbrink