Erster Termin ist am Mittwoch, 16. Oktober, um 18.15 Uhr. Dann spricht Dr. Christiane Czygan vom Orient-Institut Istanbul über “Contextualizing the Hamburg Divan Manuscript by Sultan Süleyman the Magnificent (1554)”. Sultan Süleyman (reg. 1520–1566) war einer der produktivsten osmanischen Herrscher und Dichter. Von ihm sind bislang 41 Gedichtsammlungen bekannt, die jedoch weitgehend unerforscht geblieben sind, insbesondere die Exemplare, die außerhalb von Istanbul im Umlauf waren. Wie andere Manuskripte aus dieser Zeit geriet auch das Hamburger Manuskript fast ein Jahrhundert lang in Vergessenheit, bis Petra Kappert es in den Bibliotheksgewölben des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg entdeckte. Es war eines der ersten illuminierten Divan-Exemplare, die im Atelier des Kaiserpalastes von herausragenden Künstlern angefertigt wurden. In ihrem Vortrag spricht Dr. Christiane Czygan darüber, wie diese Divan-Kopie mit anderen Kopien konvergierte und von ihnen abwich und zeigt dabei die Besonderheit des Hamburger Manuskripts.
Weiter geht es am 30. Oktober, ebenfalls um 18.15 Uhr, mit dem Vortrag “The Motives behind Oskar Rescher’s Manuscript Trade” von Prof. Dr. Güler Doğan Averbek von der Marmara University Istanbul.
Am Mittwoch, 27. November, spricht um 18.15 Uhr Dr. Bruno De Nicola von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien über “Persian Manuscripts from Mongol Baghdad: A Survey”.
Und der letzte Termin in diesem Jahr ist am 4. Dezember. Dann geht es bei Prof. Dr. Sarah Bowen Savant von der Aga Khan University London um “Reading Arabic Books with a Reuse Lens”.
Handschriften begegnen uns in verschiedenen Wissenschaftsfeldern, in der Philologie, Geschichte, Kunstgeschichte, Theologie und Religionswissenschaft, Bibliotheks- und Museumswissenschaft, Übersetzungs- und Translationsforschung, sogar in den Naturwissenschaften (z.B. Radiokarbondatierung) und in der Informatik (z.B. Digital Humanities). Dort, wo Handschriften in die Forschung einbezogen werden, verändern sie den Blick auf die entsprechenden Felder, konsolidieren oder modifizieren Wissensbestände und stellen Forscher vor Herausforderungen verschiedenster Art.
Die “Gotha Manuscript Talks” bieten die Möglichkeit, mit Forscher*innen darüber zu diskutieren, wie konkrete Handschriften beispielsweise den Blick auf Forschungsgegenstände verändert haben. Anhand von Handschriften, die auf Arabisch, Persisch, Türkisch-Osmanisch, Syrisch, Äthiopisch, Hebräisch und in vielen weiteren „orientalischen“ Sprachen verfasst wurden, verfolgen sie Geschichten der Rezeption von Wissen, aber auch Geschichten, die vom Vergessen erzählen. Die “Manuscript Talks” befassen sich etwa mit historischen oder literarischen Entwicklungen, die in Handschriften fassbar werden, mit theologischen Problemen die durch sie offenbar oder gelöst werden, mit Überlieferungsprozessen, sozialen und intellektuellen Netzwerken, künstlerischen und musealen Praktiken, ökonomischen Entwicklungen und vielen weiteren gesellschaftlichen und geistigen Phänomenen, in deren Zentrum orientalische Handschriften stehen. Denn Handschriften werfen ein Licht auf Auftraggeber, Autoren, Kopisten, Illuminatoren, Übersetzer, Händler, Bibliophile, Käufer, Besitzer und Antiquare, sowohl im Haupttext als auch in den Sekundärvermerken, in ihrer Gestaltung und ihrer handwerklichen Beschaffenheit.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen teilzunehmen – unter dem Link https://uni-erfurt.webex.com/meet/veranstaltungen.fb. Nach einem etwa 45-minütigen Vortrag besteht jeweils noch einmal die Möglichkeit zur Diskussion. Wer eine Veranstaltung verpasst, kann sie anschließend in der Mediathek nachschauen.