Realismus und Funktionalismus in der Begriffsgestaltung
Abstract
Unter dem Schlagwort conceptual engineering hat sich in den letzten Jahren eine intensive philosophische Debatte entwickelt. Deren Thema ist jedoch in der Philosophie nicht neu: Es geht um die Gestaltung von Begriffen (etwa in Abgrenzung zur Begriffsanalyse). In der aktuellen conceptual engineering-Literatur herrscht dabei eine funktionalistische Orientierung vor, die sich u.a. auf Rudolf Carnaps Verständnis der Begriffsexplikation zurückführen lässt. Diese sieht Begriffsgestaltung als zweistufiges Verfahren: 1. Bestimmung des praktischen Ziels, 2. Gestaltung eines Begriffs als möglichst geeignetes Instrument zur Erreichung des Ziels. Im Vortrag sollen die Probleme und Grenzen dieser Orientierung aufgezeigt werden. Dabei werde ich dem funktionalistischen ein realistisches Verständnis der Explikation gegenüberstellen. Diesem folgend werden Begriffe gestaltet, um einen Teil der Realität besser zu erfassen. Ich plädiere dafür, dass in manchen Fällen gesellschaftspolitischer Begriffsgestaltung (z.B. bezüglich HEIMAT, evtl. sogar EHE) die realistische Orientierung der funktionalistischen vorzuziehen ist.
Vita
Studium der Philosophie und Germanistik an der Universität Bern und der HU Berlin. Lehrdiplom Philosophie Sek II an der PH Bern. Promotion an der Universität Luzern.
2009–2019 Philosophielehrer (Gymnasium und Fachmittelschule Thun).
2016–2022 Wiss. Assistent und Oberassistent am Philosophischen Seminar der Universität Luzern.
Seit 2022 Wiss. Mitarbeiter am Institut für Philosophie der FSU Jena.
Publikationen
2020: Intuition und Erkenntnis. Paderborn: mentis.
(im Erscheinen): „Realitäten entfalten: Explikationsverständnisse als Grundlage der Begriffsgestaltung“, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie.
(im Erscheinen): „Realism and Social Kinds in Conceptual Amelioration“, in: P. Stalmaszczyk (Hg.), Current Issues in Conceptual Engineering. Methodological and Meta-philosophical Considerations. Paderborn: mentis.
