Die Kunst des Spiegelns und Rahmens. Zur Philosophie der Photographie
Abstract
In der Photographie scheint die Natur selbst den Stift zu führen (Talbot: "the pencil of nature", 1844). Der photographische Prozess scheint eine zuverlässig reproduzierbare kausale Brücke zwischen aufgenommener Szene und Bild herzustellen, in der die Intentionen des Bildautors kaum mehr als die Wahl der Szene betreffen. Einerseits führt dies zu der Vorstellung, dass die Photographie ein wesentlich "realistisches", d.h. für die Dokumentation der Wirklichkeit besonders geeignetes Medium ist. Andererseits stellt der Automatismus der Abbildung die Photographie als künstlerisches Medium infrage, d.h. als eines, in dem die Intentionen des Autors eine wesentlich Rolle spielen. Zu diesem Spannungsverhältnis gibt es seit dem Beginn der Photographie vehement vertretene Meinungen, die aber an entscheidenden Punkten unklar oder wenig zwingend sind. Erst in neuerer Zeit haben auch Philosophen die Debatte aufgegriffen und das Terrain neu kartiert. Der Vortrag möchte zu dieser Debatte einen neuen theoretischen Rahmen beitragen.
Vita
Studium in Marburg, St.Andrews und an der Australian National University (dort PhD 1988).
Assistent, Hochschuldozent und Heisenberg-Stipendiat an der Universität Konstanz (dort Habilitation 1995).
Gastaufenthalte in den USA und in Brasilien.
Heinz Meier Leibnitz-Preis 1993 für Kognitionswissenschaften. Lehrstuhl für Theoretische Philosophie in São Paulo (2002-2006).
Seit 2006 Lehrstuhl für Theoretische Philosophie mit Schwerpunkt Logik an der Goethe Universität Frankfurt am Main.
Publikationen
Zahlreiche Arbeiten zu verschiedenen Themen der Theoretischen Philosophie, insbes. zur Logik und ihrer Anwendung in Philosophie und angrenzenden Wissenschaften.
Zuletzt erschien das Buch Vorlesungen zur Philosophischen Logik (Berlin, 2023).