Die Studierenden untersuchten darin die Quantität und Qualität der Darstellung nicht-heterosexueller Orientierungen in der seit 1992 ausgestrahlte und von Jugendlichen vielfach rezipierte Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ) im zeitlichen Verlauf. Anlass dafür war, dass neue Gesetze und Regelungen in den vergangenen Jahren zwar dazu beigetragen haben, das Leben nicht-heterosexueller Menschen in Deutschland zu verbessern. Dennoch ist die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten weiterhin verbreitet, ihrer Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit deutlich geringer als die heterosexueller Menschen. Das macht es gerade Heranwachsenden manchmal schwer, ihre sexuelle Identität zu finden und zu leben. Massenmedien können diesen Prozess jedoch positiv beeinflussen und sogar Identifikationspotenzial bieten, so die Annahme der Forschungsgruppe LGBTV - und zwar durch eine hohe Sichtbarkeit und angemessene Darstellung nicht-heterosexueller Figuren.
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wie sich in der Serie GZSZ die Darstellung nicht-heterosexueller Orientierungen entwickelt hat, führte die Gruppe eine zweistufige Inhaltsanalyse durch: Eine erste quantitative Erhebung anhand einer Stichprobe von 152 Folgen ermittelte dabei die Häufigkeit des Auftretens nicht-heterosexueller Figuren. Auch ihre Gespräche mit nicht-heterosexuellem Bezug und nicht-heterosexuellen romantischen/sexuellen Handlungen sowie die zeitliche Länge dieser Gespräche und Handlungen wurden untersucht. Eine anschließende vertiefende Inhaltsanalyse sollte dann Auskunft darüber geben, wie die im ersten Untersuchungsschritt identifizierten nicht-heterosexuellen Figuren von anderen Seriencharakteren akzeptiert wurden. Dabei zeigte sich, dass es im Verlauf der vergangenen 30 Jahre, in denen GZSZ ausgestrahlt wurde, drei zentrale Phasen des Auftretens nicht-heterosexueller Figuren gab. Die Sichtbarkeit nicht-heterosexueller Orientierungen war dabei also über den gesamten Verlauf gegeben. Diese Serienfiguren zeichneten sich aber auch durch zahlreiche andere charakterliche Merkmalen aus, ihre sexuelle Orientierung stand dabei nicht im Fokus. Auch die Akzeptanz der Figuren sein nahezu vollständig gegeben. Gleichwohl, so befand das Forschungsteam, hat die Darstellung der Personen im Hinblick auf Vielfalt nach wie vor "Luft nach oben".
Mit ihrer Studie überzeugte die Gruppe "LGBTV" in diesem Jahr die Jury. Aber auch die vier anderen Projekte untersuchten wieder spannende Themen:
- Internationale Auslandsberichterstattung über die Bundestagswahl 2021: Eine Momentaufnahme des politischen Deutschlandbildes
- True Crime: Wie werden Verbrechen, Verbrechensaufklärung und -bekämpfung in deutschen True Crime On-Demand Angeboten dargestellt? Eine formatübergreifende Analyse deutscher True Crime Podcasts, Serien und Printmagazine
- Intermedia-Agenda-Setting zwischen Online-Journalismus und Sozialen Medien: Die Beeinflussung der Online-Berichterstattung über den Israel-Gaza-Konflikt im Mai 2021 durch deutschsprachige nicht-etablierte Akteure
- Kognitive Dissonanz im Impfkontext: Eine mehrmethodische Untersuchung des Einflusses von kognitiver Dissonanz auf die selektive Mediennutzung in Bezug zur Covid-19-Impfung
Alle Projektbeschreibungen finden Sie in der Broschüre des Projektforums 2022
Wir gratulieren allen Projektteams und besonders den Gewinner*innen zum Förderpreis 2022.