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"LGBTV" gewinnt Förderpreis für Daily-Soap-Untersuchung

Nach zwei Pandemie-bedingten Online-Veranstaltungen konnte das Projektforum des Seminars für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt in diesem Jahr endlich wieder vor Ort auf dem Campus stattfinden. Darin präsentierten heute fünf Studierendengruppen die Ergebnisse ihrer Projektstudienphase 2021/2022. Den mit 500 Euro dotierten Förderpreis gewannen Valentina Gunkel, Alma Melzer, Melanie Heyne, Lea Hergeth, Lara Gathmann, Matthes Schade und Katharina Möbius mit ihrem Projekt "LGBTV: Die Darstellung sexueller Orientierungen in unterhaltenden Fernsehformaten im deutschsprachigen Raum".

PSP-Gruppe "LGBTV"
PSP-Gruppe "LGBTV": Valentina Gunkel, Alma Melzer, Melanie Heyne, Lea Hergeth, Lara Gathmann, Matthes Schade und Katharina Möbius

Die Studierenden untersuchten darin die Quantität und Qualität der Darstellung nicht-heterosexueller Orientierungen in der seit 1992 ausgestrahlte und von Jugendlichen vielfach rezipierte Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ) im zeitlichen Verlauf. Anlass dafür war, dass neue Gesetze und Regelungen in den vergangenen Jahren zwar dazu beigetragen haben, das Leben nicht-heterosexueller Menschen in Deutschland zu verbessern. Dennoch ist die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten weiterhin verbreitet, ihrer Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit deutlich geringer als die heterosexueller Menschen. Das macht es gerade Heranwachsenden manchmal schwer, ihre sexuelle Identität zu finden und zu leben. Massenmedien können diesen Prozess jedoch positiv beeinflussen und sogar Identifikationspotenzial bieten, so die Annahme der Forschungsgruppe LGBTV - und zwar durch eine hohe Sichtbarkeit und angemessene Darstellung nicht-heterosexueller Figuren.

Um die Forschungsfrage zu beantworten, wie sich in der Serie GZSZ die Darstellung nicht-heterosexueller Orientierungen entwickelt hat, führte die Gruppe eine zweistufige Inhaltsanalyse durch: Eine erste quantitative Erhebung anhand einer Stichprobe von 152 Folgen ermittelte dabei die Häufigkeit des Auftretens nicht-heterosexueller Figuren. Auch ihre Gespräche mit nicht-heterosexuellem Bezug und nicht-heterosexuellen romantischen/sexuellen Handlungen sowie die zeitliche Länge dieser Gespräche und Handlungen wurden untersucht. Eine anschließende vertiefende Inhaltsanalyse sollte dann Auskunft darüber geben, wie die im ersten Untersuchungsschritt identifizierten nicht-heterosexuellen Figuren von anderen Seriencharakteren akzeptiert wurden. Dabei zeigte sich, dass es im Verlauf der vergangenen 30 Jahre, in denen GZSZ ausgestrahlt wurde, drei zentrale Phasen des Auftretens nicht-heterosexueller Figuren gab. Die Sichtbarkeit nicht-heterosexueller Orientierungen war dabei also über den gesamten Verlauf gegeben. Diese Serienfiguren zeichneten sich aber auch durch zahlreiche andere charakterliche Merkmalen aus, ihre sexuelle Orientierung stand dabei nicht im Fokus. Auch die Akzeptanz der Figuren sein nahezu vollständig gegeben. Gleichwohl, so befand das Forschungsteam, hat die Darstellung der Personen im Hinblick auf Vielfalt nach wie vor "Luft nach oben".

Mit ihrer Studie überzeugte die Gruppe "LGBTV" in diesem Jahr die Jury. Aber auch die vier anderen Projekte untersuchten wieder spannende Themen:

  • Internationale Auslandsberichterstattung über die Bundestagswahl 2021: Eine Momentaufnahme des politischen Deutschlandbildes
  • True Crime: Wie werden Verbrechen, Verbrechensaufklärung und -bekämpfung in deutschen True Crime On-Demand Angeboten dargestellt? Eine formatübergreifende Analyse deutscher True Crime Podcasts, Serien und Printmagazine
  • Intermedia-Agenda-Setting zwischen Online-Journalismus und Sozialen Medien: Die Beeinflussung der Online-Berichterstattung über den Israel-Gaza-Konflikt im Mai 2021 durch deutschsprachige nicht-etablierte Akteure
  • Kognitive Dissonanz im Impfkontext: Eine mehrmethodische Untersuchung des Einflusses von kognitiver Dissonanz auf die selektive Mediennutzung in Bezug zur Covid-19-Impfung

Alle Projektbeschreibungen finden Sie in der Broschüre des Projektforums 2022
Wir gratulieren allen Projektteams und besonders den Gewinner*innen zum Förderpreis 2022.

Projektstudienphase

Alle Arbeiten entstanden im Rahmen der „Projektstudienphase“, einem einzigartigen Konzept im deutschen Lehrbetrieb: Über den Zeitraum von einem Jahr wenden Studierende dabei in kleinen Gruppen ihr im Studium erworbenes Wissen zur Lösung von realen oder realitätsnahen Problemstellungen innerhalb der Kommunikationswissenschaft an. Projektpartner sind dabei Medien- und Wirtschaftsunternehmen sowie öffentliche Institutionen und Organisationen.

Der Förderpreis wird gestiftet vom Erfurter Verein für Kommunikation und Medien e.V. und ist mit einem Preisgeld von 500 Euro dotiert .

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