Das Forschungsteam um Cornelia Betsch führt in regelmäßigen Abständen Online-Befragungen unter 1000 Erwachsenen durch, um Wissen, Risikowahrnehmung, Vertrauen, Einstellungen und Verhalten der deutschen Bevölkerung in der Klimakrise zu untersuchen. PACE liefert damit ein klares Bild, wie Personen die Klimakrise und Klimaschutzmaßnahmen wahrnehmen. „Wir möchten dazu beitragen, besser zu verstehen, welche Faktoren Menschen hinsichtlich ihrer klimaschutzrelevanten Einstellungen und Verhaltensweisen beeinflussen“, erklärt Betsch. „Im nächsten Schritt helfen uns die Erkenntnisse durch PACE dabei, politische Maßnahmen und begleitende Kommunikationskampagnen so zu entwerfen, dass Menschen sie mehr unterstützen.“
PACE wirft dabei einen besonderen Blick auf die Handlungsbereitschaft der Menschen zum Klimaschutz. Eine hohe Handlungsbereitschaft bedeutet, dass Personen sich klimafreundlich verhalten, sich politisch für Klimaschutz engagieren und politische Maßnahmen unterstützen. Die Forschenden konnten unter anderem zeigen, dass die Handlungsbereitschaft davon abhängt, wie Menschen die Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel wahrnehmen, ob sie der Regierung vertrauen und in welchem sozialen Umfeld sie sich befinden.
Lena Lehrer, Doktorandin im PACE-Projekt, untersuchte beispielsweise in Erhebungen mit 3.845 Befragten in den Jahren 2022 und 2023, wie Menschen in Deutschland Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel wahrnehmen und ob ihre Bereitschaft, etwas dagegen zu tun, mit sozio-demografischen Merkmalen zusammenhängt (Lehrer L. et al., Communicating climate change and health to specific target groups, J. Health Monit. 2023). Sie fand heraus, dass viele Personen sichtbare Klimafolgen, wie zum Beispiel extreme Wetterereignisse, als Bedrohung sehen. Mentale Gesundheitsprobleme und steigende Allergene aber unterschätzen sie. Wer die Risiken höher einschätzt, engagiert sich eher. Junge Menschen, Männer, Menschen mit niedriger Bildung oder in kleineren Gemeinden zeigen sich seltener handlungsbereit. Auf der Suche nach Kanälen, die geeignet sind, um zögerliche Zielgruppen zu erreichen, zeigte sich: Die Personen, die am zögerlichsten sind und den größten Informationsbedarf haben, informieren sich über alle Kanäle hinweg seltener. Lena Lehrer und ihre Kolleg*innen schlossen daraus, dass die Kommunikation zielgruppenspezifisch zugeschnitten sein sollte, ohne vermeintlich engagierte Gruppen, wie junge Menschen, aus dem Blick zu verlieren. „Interaktive Formate oder gesundheitsbezogene Informationen könnten das Thema greifbarer machen. Risiken müssen realistisch kommuniziert werden, doch darüber hinaus sollte die Kommunikation auch Lösungen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen“, erklärt Lehrer, Erstautorin der Publikation.
Im März 2025 starten zwei neue Doktorandinnen, Lisa Marie Hempel und Kira Maur, ihre Forschungstätigkeit im PACE-Projekt. Gemeinsam mit dem Projektteam entwickelten sie bereits Messungen zum tatsächlichen politischen Partizipationsverhalten, um die Vorhersagekraft des entwickelten PACE-Modells tiefer zu untersuchen. Kira Maur möchte in ihrer Arbeit die Lücke zwischen Verhaltensabsicht und tatsächlichem Verhalten im Klimaschutz besser verstehen. Lisa Marie Hempel möchte unter anderem untersuchen, wie sich wahrgenommene Ungerechtigkeiten durch den Klimawandel auf die Handlungsbereitschaft auswirken, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen (z.B. Unterschiede zwischen Gruppen in der Verursachung des Klimawandels).
„Wir freuen uns darauf, in einem interdisziplinären Team an effektiven Strategien zu arbeiten, um Menschen dabei zu unterstützen gesünder und klimafreundlicher zu leben“, so Maur und Hempel.
Neben dem BNITM und dem IPB sind das Robert Koch-Institut, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, das Leibniz-Institut für Psychologie und das Science Media Center an PACE beteiligt.