Der Text unternimmt eine kritische Befragung der modernen Mängelwesentheorie, wie sie prominent von Arnold Gehlen und Bernard Stiegler vertreten wird. Im Fokus steht dabei zunächst der Humanexzeptionalismus dieser Theorie, der eine in mythischen Vorstellungen wurzelnde Degradierung des Tiers vornimmt, um die angebliche Ausnahmestellung des Menschen zu rechtfertigen. Dies hat auch Konsequenzen für das im Anschluss analysierte Verständnis von Technik, die aporetisch zugleich als Proprium des Menschen wie Bedrohung seines Wesens gedacht wird. Entgegengestellt wird dem zunächst die Lektüre einer Erzählung von Leopoldo Lugones vor dem Hintergrund von Gehlens Technik und Mängelwesen und der Organprojektionsthese und einen Blick auf Elemente der Genealogie des Mängelwesendenkens (Antike, Kapp, Leroi-Gourhan, McLuhan). Mit Michel Serres wird eine Position der radikalen Umwertung des Mängelwesendiskurses vorgestellt. Diese Umwertung gründet ebenso in der Zurückweisung des Humanexzeptionalismus wie Gilbert Simondons Technikphilosophie, die – gegen Stieglers Fehllektüre Simondons – eine Alternative zur aporetischen Bestimmung von Technik in der Mängelwesentheorie liefert.
Sie befinden sich im News-Bereich der Professur Romanistische Literaturwissenschaft.
Weitere Meldungen, Pressemitteilungen sowie aktuelle Themen finden Sie auf den "Aktuelles"-Seiten der Universität Erfurt.