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Internationale Fachkonferenz zur Glasmalereiforschung und -konservierung: Was können wir sehen? Was sollen wir sehen?

Die Glasmalerei gehört zu den faszinierendsten Kunstgattungen des Mittelalters, Glasgemälde bestimmen mit ihrem farbigen Leuchten unser Bild von Kathedralen und Kirchen. Angesichts massiver Umweltveränderungen und aktuell wieder durch Kriegsgeschehen sind die fragilen Kunstwerke erheblichen Gefahren ausgesetzt. Über Erforschung und Erhaltung dieses wichtigen Kulturguts diskutieren vom 15. bis 19. Juli in Erfurt und Naumburg über 180 Expertinnen und Experten aus Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Restaurierung aus der ganzen Welt.

Wie haben Menschen im Mittelalter Glasmalereien gesehen? Wer hatte Zugang, sie zu sehen? Wie haben sich Sichtweisen historisch verändert? Wie kann man digitale Medien nutzen, um die oft in großer Höhe angebrachten Kunstwerke, die noch heute viele Menschen faszinieren, für eine breite Öffentlichkeit rezipierbar zu machen? Diese und viele weitere Fragen werden unter dem Generalthema „Sichtbarkeit“ auf einer internationalen Fachkonferenz diskutiert, zu der das deutsche Corpus Vitrearum Medii Aevi (CVMA) im Juli nach Erfurt und Naumburg einlädt. Das Corpus Vitrearum mit derzeit 14 aktiven Mitgliedsländern wurde als internationales Projekt 1952 unter dem Eindruck der Zerstörungen der Weltkriege gegründet und widmet sich seither der Erforschung und Erhaltung von Glasmalereien als zentralem Kulturerbe des europäischen Mittelalters.

Eröffnet wird die Fachkonferenz von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies, Präsident der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: „Man steht als Laie überwältigt vor der bunten Farbsymphonie mittelalterlicher Glasfenster, wie sie sich in Kirchen finden, die das CVMA bearbeitet. Nach einer Weile kommt zur Überwältigung die Neugier wissen zu wollen, was auf den bunten Scheiben dargestellt ist und warum es da abgebildet ist. Natürlich werden die Wenigsten, die sich das fragen, sofort die großartigen Bände des Corpus zur Hand haben, aber die berühmten kleinen Broschüren, größeren Kirchenführer und mündlichen Erläuterungen vor Ort gelingen ja nur auf Grundlage dieser Arbeiten. Ein Glück, dass man viele der Fenster auch über das Online-Angebot des CVMA betrachten kann. Und Manche lesen hinterher auch dann, wenn sie keinen kleinen Kunstführer über das Gebäude mit den Fenstern schreiben wollen, die herrlichen Bände des CVMA. Ich gehöre dazu.“

Das Generalthema der Tagung umfasst neben kunsthistorischen Aspekten auch technologische und konservatorisch-restauratorische Kernfragen. Diese betreffen die Untersuchung materialtechnischer Innovationen ebenso wie etwa die Frage, wie fragmentarisch erhaltene Glasmalereien so wiederherzustellen sind, dass sie ihr historisches Erscheinungsbild bewahren und zugleich ihre ursprüngliche Qualität wieder wahrnehmbar wird. Die – sehr aktuellen – politischen Dimensionen des Themas „Sichtbarkeit“ von kulturellem Erbe zeigen Vorträge über die Glasmalereien in der Ukraine und über den Umgang mit Verglasungen aus der Kolonialzeit in Shanghai.

Zentraler Tagungsort ist – in Kooperation mit der Universität und der Hohen Domkirche St. Marien – das Erfurter Domareal. Ein Konferenz- und Exkursionstag führt zudem nach Naumburg. Beide Städte verfügen über ein besonders herausragendes Erbe an mittelalterlichen Glasmalereien und stehen exemplarisch für beispielgebende Restaurierungsanstrengungen in den letzten Jahren. Gerade die jüngst abgeschlossene Restaurierung der Glasmalereien des Naumburger Doms, an der die Potsdamer Arbeitsstelle des CVMA beteiligt war, sowie die laufende Restaurierung der bedeutenden Erfurter Domchorfenster sind hier zu nennen.

Hintergrund der Tagung

Die alle zwei Jahre stattfindende Tagung wird 2024 ausgerichtet von Nationalkomitee und Arbeitsstellen des CVMA Deutschland an der Akademie der Wissenschaften und Literatur | Mainz sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Hohen Domkirche St. Marien zu Erfurt, der Universität Erfurt (Katholisch-Theologische Fakultät und Professur für mittelalterliche Geschichte), den Vereinigten Domstiftern Merseburg, Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz und in Kooperation mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz sowie der Stadt Erfurt.

Das CVMA Deutschland ist Teil des Bund-Länder-geförderten und von der Akademienunion koordinierten Akademienprogramms mit Forschungsstellen in Potsdam (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) und Freiburg (Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz).

Förderer und Sponsoren der Internationalen Fachkonferenz sind die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Ernst von Siemens Kunststiftung, das Corpus Vitrearum International, die Union Académique Internationale, Glashütte Lamberts und Schott AG.

Pressekontakt:

Dr. Annette Schaefgen  (Akademienunion)        
Tel: 030 / 325 98 73-70
E-Mail: annette.schaefgen@akademienunion.de

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