Projektbeschreibung
Dieses Projekt untersucht die ineinandergreifenden Praktiken der Wissensbildung, Wissensvertextung und des Publizierens botanischer Werke, auf dem der fundamental vernetzte Arbeits- und Publikationsmodus der frühneuzeitlichen Botanik beruht. Damit stehen textbezogene wissenschaftliche Praktiken im Mittelpunkt, die bislang von einem Interesse an objektbezogenen Praktiken wie dem Sammeln oder Tauschen von Pflanzen überschattet wurden. Diese Praktiken des Verfertigens und Publizierens botanischer Texte charakterisieren nicht nur die Arbeitsweise einzelner Gelehrter sondern vielmehr das Funktionieren eines Publikationssystems, dessen sich die botanische Gemeinschaft als ganze bediente und durch das sie ihrerseits konstituiert wurde.
Für Botaniker des 17. und 18. Jahrhunderts – es handelt sich in diesem Projekt um männliche Gelehrte - war das Erarbeiten ihrer Werke ein Prozeß, in den Beiträge mehrerer, manchmal auch zahlloser Personen einflossen und der sich über Jahre hinzog. Autoren aktualisierten ihre lokalen oder regionalen Floren in Zyklen der Ergänzung und der Korrektur. Sobald neue Informationen zur Verfügung standen, wurden sie in ein Werk eingearbeitet, und eine aktualisierte Ausgabe kam auf den Markt. Die meisten botanischen Publikationen waren infolgedessen sowohl provisorisch als auch iterativ. Zu zeigen ist, wie diese Arbeitswiese der botanischen Gemeinschaft ermöglichte, mit dem immer weiter ausgreifenden Informationsbedarf ihrer Disziplin Schritt zu halten und dabei Formen des Schreibens, Lesens und Publizierens zu entwickeln, die der konstanten Korrekturbedürftigkeit der verarbeiteten Informationen Rechnung trugen.
Laufzeit: 1. April 2023 bis 31. März 2026
Förderinstitution: DFG