Was Aufklärung in Bezug auf politisches Handeln genau bedeutet, wird seit dem 18. Jahrhundert intensiv diskutiert – und das nicht nur in der Wissenschaft. Heute gehört der Begriff zum festen Wortschatz von Politikerinnen und Politikern: "Ich glaube an die Kraft der Aufklärung", sagte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Generaldebatte zum Bundeshaushalt 2021. "In den USA gelten Aufklärung und Wissenschaft allgemein als Gegenentwurf zum Populismus von Donald Trump", erläutert die künftige GRK-Sprecherin Prof. Dr. Elisabeth Décultot vom Germanistischen Institut der MLU. Mit diesem besonderen Verhältnis von Aufklärung und Politik befassen sich die künftigen Promotionsprojekte des GRK 2999 aus verschiedenen Perspektiven: sowohl historisch als auch zeitgenössisch, lokal als auch global. Ein Fokus liegt auf der Aufklärung außerhalb Europas und auf der postkolonialen Aufklärungskritik.
Um der Thematik gerecht zu werden, vereint das GRK zahlreiche geisteswissenschaftliche Disziplinen und Professor:innen nicht nur aus Halle, sondern auch von den Universitäten Leipzig und Erfurt/Gotha. Prof. Dr. Martin Mulsow vom Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt, als Antragsteller am Graduiertenkolleg beteiligt, erklärt: „Diese mitteldeutsche Zusammenarbeit im Bereich der Aufklärungsforschung spiegelt in gewisser Weise die Verhältnisse im 18. Jahrhundert, als Halle, Leipzig und Gotha ebenfalls Zentren der Aufklärung waren.“ Er freut sich über die enge Kooperation mit dem Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) der MLU, an dem das GRK angesiedelt wird: „So kommt neben unserem gemeinsamen Stipendienprogramm Gotha-Halle-Wolfenbüttel ein weiterer Baustein hinzu, die Institutionen miteinander zu vernetzen."