Informationen des Veranstalters
Ortswechsel von gewisser Dauer waren für viele Menschen (auch) in der Frühen Neuzeit nichts Ungewöhnliches. Anhand unterschiedlicher Beispiele aus dem frühneuzeitlichen Europa geht der Vortrag der Frage nach, inwiefern sich Herkunft und Zugehörigkeit im Denken und Handeln mobiler Menschen der Frühen Neuzeit widerspiegeln und was sich daraus für die historische Migrationsforschung der Vormoderne lernen lässt. Eine These ist, dass die Orientierung an (ggf. imaginären) Heimatregionen den Akteur:innen dabei half, im Migrationsgeschehen Komplexität zu reduzieren und Orientierung zu schaffen. Damit erscheinen Migrationsvorgänge nicht mehr notwendigerweise als klar definierte, abgrenzbare Ortswechsel zwischen Ausgangs- und Zielregion. Vor diesem Hintergrund trägt die Analyse von Handlungsoptionen und Vorstellungen Migrierender in der Frühen Neuzeit dazu bei, den Blick nicht allein auf historische, sondern auch auf aktuelle Mobilität zu schärfen.
Alexander Schunka ist Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der europäischen Kultur- und Religionsgeschichte der Frühen Neuzeit sowie der Historischen Migrationsforschung. Seine Publikationen umfassen neben zahlreichen Aufsätzen mehrere Monographien und Sammelbände, zuletzt u.a.: Religious Plurality at Princely Courts (Mitherausgeber, 2024) und Die Hugenotten (2019). Aktuell arbeitet er an einem Buch zur Migration im frühneuzeitlichen Europa.