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Gothaer Bibliotheksstipendium für Emma Braslavsky

Für die Recherche zu ihrem nächsten Buch „Gummi“ erhält die Autorin Emma Braslavsky in diesem Jahr das Bibliotheksstipendium Gotha. Es wird von der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen, dem Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V., dem Forschungszentrum Gotha sowie der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. vergeben. Mit dem Recherchestipendium möchten die Kooperationspartner einmal im Jahr nationalen ebenso wie internationalen Autorinnen und Autoren die Möglichkeit geben, für ihre literarischen Projekte nach Gotha zu kommen und mit den Beständen der Forschungsbibliothek zu arbeiten.

Emma Braslavsky
Die Autorin Emma Braslavsky erhält in diesem Jahr das Gothaer Bibliotheksstipendium. (Foto: Erfurter Herbstlese)

Während sie mit ihrem Science-Fiction Roman Erdling (Suhrkamp, 2024) noch auf Lesetour ist, widmet sich die in Erfurt geborene Autorin Emma Braslavsky ihrem nächsten Projekt: „Gummi“ handelt von utopischem Denken, Glauben und Hoffen und von unerbittlichem Forschen für die Zukunft. Die Geschichte, über die wohl folgenreichste Erfindung des frühen 19. Jahrhunderts, wird erzählt von den beiden gottesfürchtigen, protestantischen Ehefrauen des „king of rubber“ Charles Nelson Goodyear. „Meine Recherche in der Gothaer Forschungsbibliothek dient dazu, wissenschaftliches Denken in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verstehen, insbesondere den Einfluss protestantischer Sichtweisen auf Wissenschaft und Natur“, erklärt Braslavsky. Vor allem die Stimmen der beiden Ehefrauen Goodyears muss sich die Autorin erschließen: „Die beiden waren sehr zurückhaltende gottesfürchtige Zahnradfrauen, die ich nicht stereotypisieren will. Sie sind das Gegenteil von Weiblichkeit à la Jane Austen.“

Mit Spannung blickt die Vorsitzende des Freundeskreises der Forschungsbibliothek Gotha, Dr. Miriam Rieger, auf Emma Braslavskys Roman-Projekt: „Die Forschungsbibliothek ist mit ihren Beständen zur Wissenskultur der frühen Neuzeit ein Anziehungsort und Arbeitsstätte für Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt. Die große Resonanz auf unser Stipendium für Autorinnen und Autoren zeigt, dass die Forschungsbibliothek auch eine Inspirationsquelle ist für literarisches Schaffen. Wir sind jetzt schon gespannt, wie sich der Aufenthalt von Emma Braslavsky in Gotha in ihrem nächsten Werk niederschlagen wird."

Die Autorin:
Die 1971 in Erfurt geborene Autorin Emma Braslavsky wurde mehrfach ausgezeichnet. Sie erhielt 2021 das Thüringer Literaturstipendium „Harald Gerlach“ für ihren Roman „Erdling“, der 2024 bei Suhrkamp erschien. Ihre 2020 für den Deutschen Science-Fiction-Preis nominierte Kurzgeschichte „Ich bin dein Mensch“ wurde unter der Regie von Maria Schrader verfilmt und erhielt unter anderem den Silbernen Bären der 71. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Im Sommer 2024 wird Emma Braslavsky Fellow in der Villa Aurora in Los Angeles. Das Bibliotheksstipendium Gotha tritt sie im November 2024 an.

Eine Lesung mit der Autorin ist für Dienstag, 26. November 2024, um 17 Uhr in der Geschäftsstelle der Kulturstiftung Thüringen in Gotha geplant.

Die Forschungsbibliothek Gotha...

...auf Schloss Friedenstein ist eine der bedeutendsten historischen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum. Sie bildet mit den musealen Sammlungen, dem Geheimen Archiv, dem Herzoglichen Museum und den ehemaligen herzoglichen Gemächern sowie der Parklandschaft ein einzigartiges Sammlungs-, Bau- und Gartenensemble von europäischem Rang. Der Kern ihrer bis etwa 1850 universal ausgerichteten Bestände ist die hervorragende Sammlung von Handschriften, Autographen und Nachlässen zur Kulturgeschichte des Protestantismus in der Frühen Neuzeit. Die Sammlung von orientalischen Handschriften zählt zu den größten ihrer Art in Deutschland. Die Sammlung Perthes umfasst einzigartiges Quellenmaterial zur Entwicklung der Kartographie und der Geografie im 19. und 20. Jahrhundert. Die Bibliothek bewahrt daneben eine bedeutende Briefsammlung deutscher Auswanderer nach Amerika aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.