Das Gothaer FactGrid ist eine Wikibase-Instanz, die sich speziell Projekten der „Digital Humanities“ als breite Plattform anbietet. Technisch betrachtet ist hier ein reguläres MediaWiki mit neuester Datenbank-Technologie ausgestattet. Benutzer können Datenbank-Objekte anlegen und mit beliebigen Aussagen ihres Forschungsinteresses ausstatten, die sie dann auswerten und unterschiedlich visualisieren.
Was kann das FactGrid?
Das FactGrid wurde in der ersten Explorationsphase im Sommer 2018 mit gut 16.000 Datensätzen der Gothaer Illuminatenforschung befüllt. Daten aus der Forschung Herrmann Schüttlers und Reinhard Markners der Jahre 1998–2007 flossen hier ein – Daten zu insgesamt gut 9.000 Dokumenten, 2.000 Personen, zu Hunderten von Ereignissen, Orten und Institutionen, die in späteren Projektschritten die vollständige Kopplung an Digitalisate und Archivalien erlauben. Diese können nun in verschiedenen Sprachen exploriert werden. Sukzessive werden derzeit die Transkripte der in den letzten Jahren ausgewerteten Dokumente in die Ressource überführt. Am neuen Ort lassen sie sich auf Deutsch und auf Englisch auswerten.
Das Projekt griff seitdem aus – zum einen auf den größeren Komplex der Freimaurerei (mit Daten der Forschung Christian Wirkners) und einer ausgedehnten Erfassung studentischer Verbindungen des 18. und 19. Jahrhunderts (Martin Gollasch); zum anderen mit einem dezidierten Fokus auf Gotha, mit dem zurzeit die Arbeit unter Bürgerbeteiligung in einer dichteren lokalen Datenlage erprobt wird.
Bild: Die Treffen der Thüringer Illuminaten, FactGrid Timeline
Die Ausdehnung der Plattform...
Das FactGrid steht heute grundsätzlich historischer Forschung als explorativer Arbeitsraum zur Verfügung. In drei Richtungen versuchen wir den bisherigen Rahmen zu sprengen:
Das große Projekt ist dabei derzeit die Kooperation mit der Deutschen Nationalbibliothek (und fortgesetzt mit Wikidata), in deren Rahmen die Datenbank in den nächsten Monaten mit einer breiten Datengrundlage ausgestattet werden soll – mit der Datengrundlage, die Forschung im deutschsprachigen Raum ohnehin wo immer möglich referenzieren sollte.
…und Fokussierung
Das FactGrid bietet sich im selben Entwicklungsprozess am Forschungszentrum Gotha dezidiert für die Exploration der Gothaer Bestände an. Unser Ziel ist es hier, die Institutionen am Ort dafür zu gewinnen, ausgewählte Datenbestände exemplarisch zu öffnen und über die Institutionsgrenzen hinweg bearbeitbar zu machen – im interessanten Fall nicht nur Forscher/innen, die in Gotha die Bestände aufsuchen, sondern den Bürger/innen der Stadt im Projekt aktueller Citizen Science.
Schon jetzt birgt das FactGrid dazu Datensätze zu allen Adressen Gothas vor 1859 mitsamt den im 19. Jahrhundert wechselnden Benennungen und Nummerierungen. In einem Querschnitt wurden diese mit der männlichen wahlberechtigten Bevölkerung des Jahres 1848 belegt, die sich nun (zum Beispiel sozial- und familiengeschichtlich) ausdehnen lassen.
Das Archiv der evangelisch-lutherischen Kirche Gotha erfasste Anfang 2019 seinen Aktenbestand im FactGrid. Aus dem genealogischen Verein heraus entfaltet sich derzeit eine Durchdringung dieser Datenlage mit der Datenbasis des Thüringer Pfarrerbuchs, das die Besetzung der Pfarreien im Herzogtum bis in die Reformation biographisch und detailliert genealogisch erfasst.
Ein wichtiges Desiderat ist es hier, dem Verbundprojekt „Gotha um 1800: Natur – Wissenschaft – Geschichte“ eine Forschungsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen,
Bild: Georeferenzierte Gothaer Adressen, Darstellung auf dem Stadtplan