Amplonius Rating de Berka (*zwischen 1363 und 1365 in Rheinberg/Niederrhein, † Mitte April 1435 in Köln) war Arzt, Theologe, Universitätslehrer und ein bedeutender Büchersammler.
Aufgrund des Namens ist zu vermuten, dass seine Vorfahren aus Ratingen stammten, doch war seine Familie um 1350 sicher in Rheinberg ansässig. Die Familie muss wohlhabend gewesen sein, da Amplonius offenbar schon als sehr junger Mann über größere Geldbeträge zum Ankauf von Büchern verfügte. Auf einen gehobenen gesellschaftlichen Stand der Familie deuten zudem Heiratsverbindungen der Ratings mit dem Landadel und stadtbürgerlichen Schichten Rheinbergs hin.
Nach dem Besuch der Stiftschule von St. Patroklus in Soest und weiterführenden Studien in Osnabrück studierte Amplonius von 1385 bis 1388 an der Prager Universität. Er inskribierte sich im Dezember 1385 und legte im Januar 1386 die Prüfung zum Bakkalaureat in den Artes liberales ab. Im Mai 1387 wurde er zum Magister Artium promoviert. Wie damals allgemein üblich, wird er nach der Erlangung des Bakkalaureats sein Studium an der medizinischen Fakultät begonnen haben.
Ostern 1391 schrieb er sich an der Universität Köln ein. Dort muss er bald die Bakkalaureatsprüfung in Medizin abgelegt haben, da er sich Ostern 1392 bereits als Magister der Artes und Bakkalaurus der Medizin in die erste Matrikel der gerade gegründeten Universität Erfurt eintragen ließ. Wohl 1393 wird Amplonius der erste Doktor der Medizin an der neuen Erfurter Universität. Vom 5. Mai 1394 bis zum 31. Januar 1395 bekleidete er als zweiter das Amt des Rektors in Erfurt.
Wo sich Amplonius zwischen Februar 1395 und Januar/Februar 1399 aufhielt, konnte bisher nicht sicher geklärt werden. Die ältere Literatur nahm an, dass er als Medizinprofessor an die, damals gleichfalls erst wenige Jahre alte, Universität Wien berufen worden sei und Theologie bei Heinrich von Langenstein und Heinrich von Oyta (beide †1396) gehört habe. Hierfür gibt es bisher jedoch keine Quellenbelege. Die Handschriften, die nach älterer Ansicht seinen Aufenthalt in Wien belegen, stammen wohl von Paulus Fabri de Gelria. Amplonius kaufte sie wahrscheinlich erst später in Köln an. Und auch zwei Besitzeinträge in Handschriften, die auf eine medizinische Lehrtätigkeit in Wien um 1395 hindeuten, stammen nicht von seiner Hand.
Eine Äußerung seiner langjährigen Lebensgefährtin Kunigunde von Hagen (als Zeugin in einem Prozess des Apostelnstiftes im Jahre 1439) legt nahe, dass Amplonius bereits um 1395 ein Kanonikat in St. Aposteln zu Köln erhielt (und nicht erst einige Zeit vor 1404, wie bisher angenommen). Daher kann man vermuten, dass er von Erfurt aus wahrscheinlich nach Köln und an die dortige Universität zurück wechselte. Weil er wegen seines vorausgegangenen Studiums in Köln bereits in der dortigen Universitätsmatrikel eingetragen war, konnte eine Zweitimmatrikulation unterbleiben. Dies könnte der Grund dafür sein, dass er in den Kölner Matrikeln dieser Zeit erst wieder 1399 als Rektor verzeichnet ist.
Im Februar 1399 ist Amplonius über einen Kaufeintrag in einer seiner Handschriften zweifelsfrei wieder in Köln nachweisbar und lehrte an der medizinischen Fakultät der Universität. Noch im gleichen Jahr bekleidete er die Würde des Universitätsrektors zweimal hintereinander (von 25. Juni bis 20. Dezember). Neben dem Kanonikat im Stift St. Aposteln (Köln) besaß er um 1400 weitere Kanonikate in St. Johannis zu Osnabrück sowie St. Andreas zu Köln, wahrscheinlich auch in St. Patroklus zu Soest. Amplonius verfügte bis zum seinem Tode 1435 über eine Kurie beim Stift St. Aposteln, die er wohl auch selbst bewohnte.
Am 26. Mai 1401 trat er das Amt des Leibarztes des Kölner Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden an, das er bis zu dessen Tod 1414 inne hatte. Am 27. August 1401 brach Amplonius im Gefolge des Kölner Erzbischofs auf, um am Italienzug König Ruprechts I. teilzunehmen. Friedrich kehrte (auf Höhe Mailands) jedoch bald um, weswegen er mit seiner Entourage bereits wieder am 9. Januar 1402 in Köln eintraf.
Spätestens im Winter 1402 ging Amplonius eine feste und bis zu seinem Tode dauernde Verbindung mit der rund 20 Jahre jüngeren Kunigunde von Hagen († nach 1440) ein. Sie stammte aus einem angesehenen Bürgergeschlecht der Stadt Herford und überlebte ihn um mehrere Jahre. Im August 1403 wurde der älteste Sohn Amplonius jun. geboren († wohl 1438). Er trug später, wie sein jüngerer Bruder Dionysius († nach 1451, eventuell um 1480), den Beinamen de Fago. Über die Lebensdaten der beiden Töchter Agnes und Helene ist nichts bekannt. Beide lebten 1435 im Klarissenkloster St. Klara (Reichklara) in Mainz.
Um 1410 legte Amplonius eigenhändig einen Katalog zu seiner großen Büchersammlung an. Die darin aufgeführten 633 Codices stiftete er dem von ihm 1412 zur Versorgung und Förderung von Studenten gegründeten Collegium Porta Coeli ("Collegium zur Himmelspforte"), auch genannt "Collegium Amplonianum" in Erfurt. Durch Schenkungen vergrößerte sich der Bibliotheksbestand bis ins 18. Jahrhundert auf über 1.200 Codices. Auch zahlreiche Drucke kamen hinzu.
Bei den Handschriften handelt es sich vor allem um theologische und medizinische Abhandlungen. Schriften zum kanonischem und römischen Recht sowie Schriften zum Trivium der Artes liberales finden sich in deutlich geringerer Zahl. Die Bibliotheca Amploniana wird heute in der Universitätsbibliothek Erfurt aufbewahrt.
Im Mai 1414 nahm Amplonius als Priesterkanoniker des Kölner Doms an der Wahl des Erzbischofs Dietrich von Moers teil. Wie lange er die Würde eines Priesterkanonikers inne hatte ist unklar, doch schon 1416 war sein (ehemaliges) Domkanonikat mit einem anderen Pfründner besetzt.
Im August 1416 ist Amplonius dann erstmals als Dekan der Stiftskirche St. Victor in Mainz nachgewiesen. Dieses Amt hatte er bis Sommer 1423 inne. Gleichzeitig war er wohl Leibarzt des Mainzer Erzbischofs Johann II. von Nassau bis zu dessen Tod 1419.
1423 ging Amplonius nach Köln zurück, wo er seinen Lebensabend verbrachte und als Leibarzt des dortigen Erzbischofs Dietrich II. von Moers nachweisbar ist. Um Ostern (d. h. um den 17. April) 1435 starb Amplonius in Köln. Dort wurde er in der Apostelkirche begraben.
Aus: Brigitte Pfeil Mosaiksteine‘ zur Geschichte der ‚Bibliotheca Amploniana‘