Am 26. Januar 2003 verstarb in Bonn die Orientalistin Annemarie Schimmel. International galt sie als eine der namhaftesten Gelehrten, vielleicht als die bedeutendste, die Deutschland auf dem Gebiet der Islamwissenschaft in der jüngsten Vergangenheit hervorgebracht hat.
Annemarie Schimmel wurde 1922 in Erfurt geboren und verbrachte hier ihre Jugend. Die ersten Kenntnisse in Arabisch vermittelte ihr der Erfurter Lehrer Dr. Hans Ellenberg. Mehr als ein halbes Jahrhundert später, 1997, wurde sie in das Kuratorium der neu gegründeten Universität Erfurt berufen. Aus Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt vermachte sie einen Teil ihres Nachlasses der Universität Erfurt.
Einige Tausend Bücher aus dem Bestand der Universitätsbibliothek tragen nun das Exlibris Annemarie Schimmel. Eine Besonderheit stellt die beeindruckende Sammlung von Orden, Ehrendoktoraten und anderen Auszeichnungen dar, die der Orientalistin verliehen wurden.
Nachweis des Nachlasses
im Kalliope Verbundkatalog (Handschriften, Autographen, Nachlässe, Objekte)
1922 geboren in Erfurt, Tochter eines Beamten
1933-38 Luisenschule, mit 15 Jahren erster Arabisch-Unterricht
1939-42 Studium an der Universität Berlin, Abschluss mit der Dissertation "Kalif und Kadi im spätmittelalterlichen Ägypten“
1941-45 Auswärtiges Amt Berlin, Tätigkeit als Übersetzerin
1946 Habilitation in Marburg, prägender Einfluss Friedrich Heilers
1954-59 Lehrerin für Religionsgeschichte an der Theologischen Fakultät in Ankara
1961-92 außerordentliche Professur für Arabistik und Islamkunde an der Universität Bonn
1967-92 Lehrtätigkeit in Harvard (Indomuslim Culture); zahlreiche Orientreisen
1975 "Mystical Dimensions of Islam", Chapel Hill 1975
1980 "Islam in the Indian Subcontinent", Leiden 1980
1995 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
1997-2002 Mitglied des Kuratoriums der Universität Erfurt
2003 gestorben in Bonn
Autobiographie: Morgenland und Abendland : mein west-östliches Leben, 2002 (Link in den Online-Katalog)
Annemarie Schimmel: Wikipedia-Eintrag (dt.)
Annemarie Schimmel zum Gedenken / Daniela Bergmann (Nachruf in: Die politische Meinung, 1. März 2003)
"Ich kann nicht arbeiten über etwas, das ich nicht liebe!" – Zum Gedenken an Annemarie Schimmel
Gastbeitrag von Prof. Dr. Jamal Malik im "Wortmelder" der Universität Erfurt anlässlich des 100. Geburtstages (19.04.2022)
Annemarie Schimmel und ihre Großzügigkeit als Stifterin zu würdigen, ist Anliegen einer kleinen Dauerausstellung in der UB Erfurt. Die Ausstellung befindet sich im Personaltrakt der Bibliothek im 1. OG.
Interessenten werden um Voranmeldung gebeten.
Gemeinsam mit der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. lädt die Professur für Islamwissenschaft der Universität Erfurt am 23. April 2022 ab 18:00 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 100. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. Annemarie Schimmel (07.04.1922) am Ort ihres Abiturs, am Königin-Luise Gymnasium Erfurt, ein.
An diesem Abend soll es um die "Wissenschaft, Mystik und Ästhetik im Spiegel des Erbes" von Annemarie Schimmel, der in Erfurt geborenen und weltweit anerkannten Islamwissenschaftlerin, gehen. Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.
Die Professur für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt lädt in Kooperation mit der Stadt Erfurt am Donnerstag, 16. März, zu den inzwischen 4. "Annemarie-Schimmel-Lectures" ein. Die Vortragsreihe steht diesmal unter dem Titel "Religionsfreiheit. Juden – Christen – Muslime in Deutschland" und beginnt um 18 Uhr in der Brunnenkirche am Fischersand. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.
An diesem Abend wird es drei jeweils 25-minütige Statements geben, bevor um 19.30 Uhr die Podiumsdiskussion startet. Gäste sind Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, der Inhaber des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und UN-Sonderberichterstatter über Religions- und Weltanschauungsfreiheit (2010-2016); Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors und seit 2016 jüdischer Vorsitzender des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie Professor am Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance am Touro College Berlin. Dritter Gast ist Prof. Dr. Ömer Özsoy, der erste muslimischer Theologie-Professor auf einem Lehrstuhl in Deutschland. Er hat seit 2012 die Professur für Koranexegese am Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main inne. Die von Özsoy mit vertretene theologische Richtung wird als Schule von Ankara bezeichnet. Über seine theologischen Positionen heißt es: "Nur etwa zehn Prozent dessen, was der Koran aussagen will, ließe sich auch im Text finden, der Rest sei vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeit interpretationsbedürftig. Der Koran wird von Özsoy daher nicht als zeitlos und universell gültig betrachtet."
Quelle: Aktuelles-Meldung der Universität Erfurt vom 20.02.2017
Im Gedenken an die renommierte Orientalistin und Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel (1922–2003) veranstaltet die Professur für Islamwissenschaft an der Universität Erfurt vom 15. bis 17. April 2016 unter dem Titel „Sufism East and West: Mystical Islam and Cross-cultural Exchange between the West and the Muslim World“ einen internationalen Workshop und lädt dazu ausgewiesene Wissenschaftler wie Carl Ernst (USA), Alexander Knysh (USA/Russland), Itzchak Weismann (Israel), Ali S. Asani (USA), RachidaChih (Frankreich), Mark Sedgwick (Dänemark), Marcia Hermansen (USA) und Marta Dominguez-Diaz (Schweiz) ein. Der Workshop wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.
Im Rahmen des Workshops findet am 15. April auch die Eröffnung der Ausstellung "Brücke zwischen Ost und West" zum Nachlass von Prof. Dr. Annemarie Schimmel in der Universitätsbibliothek Erfurt statt. Die Ausstellung wird dort bis zum 27. Mai 2016 für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Unter dem Titel „Religionen für Europa. Judentum – Christentum – Islam vor den Herausforderungen der Moderne“ ludt der Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt zusammen mit der Stadt Erfurt im November 2014 zu einer Vortragsreihe ein, die an die 2003 verstorbene deutsche Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel erinnern soll. Den Auftakt machte am Montag, 24. November 2014, Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka (Berlin/Potsdam) mit seinem Vortrag „Vom ‚Christlichen Abendland‘ zu einem Europa des religiösen Pluralismus“. Am Dienstag, 25. November 2014 sprach Prof. Dr. Reza Hajatpour aus Erlangen zum Thema „Zwischen Spiritualität und Rationalismus – Islamisches Denken vor den Herausforderung der pluralen und säkularen Moderne“. Den Abschluss der Reihe bildete am Mittwoch, 26. November 2014, Prof. Dr. Dr. Josef Wohlmuth aus Bonn. Der Titel seines Vortrags lautet „Ein Gott-Mensch? – Verstellt die christliche Jesusinterpretation das Gespräch mit dem Judentum und dem Islam der Gegenwart?“. Die Veranstaltungen fanden jeweils um 19 Uhr im Haus Dacheröden, Anger 37, statt.
Anlässlich der Jubiläumsausstellung „Labor der Geisteswissenschaften – 20 Jahre neue Universitätsbibliothek Erfurt“ vom 08. November 2013 bis 31. Januar 2014 wurde für ausgewählte Bücher und Objekte aus der Bibliothek Annemarie Schimmel eine eigene Vitrine mit begleitender Texttafel gestaltet. Einen Einblick verschafft der virtuelle Rundgang durch die Ausstellung.
Unter dem Titel "Fremde Welt Islam" ludt der Lehrstuhl für Fundamentaltheologie der Universität Erfurt und die Kulturdirektion der Landeshauptstadt Erfurt vom 25. bis 28. November 2013 zu einer Vortragsreihe ein, die an Annemarie Schimmel erinnerte.
Zur Eröffnungsveranstaltung der Vortragsreihe im Kulturforum Haus Dacheröden sprach Prof. Dr. Stefan Wild aus Bonn zum Thema "Annemarie Schimmel und der Islam. Die Geschichte einer Faszination". Eine Lesung aus der Autobiografie sowie Poesie von Maulana Dschelaleddin Rumi in der Übersetzung von Annemarie Schimmel kamen zu Gehör. Dazu wurde eine kleine Ausstellung mit Exponaten aus dem Nachlass der Islamwissenschaftlerin im Bestand der Universitätsbibliothek Erfurt präsentiert.
„Von der atemberaubenden Vielfalt islamischer Strömungen in Geschichte und Gegenwart habe ich ansatzweise erst durch die Bücher von Frau Schimmel erfahren. Und vielleicht ergeht es anderen ja ähnlich. Dann hätten wir gemeinsam Nachholbedarf an Verstehen. Wir können es uns nicht erlauben, die Vielfalt islamischer Strömungen zu ignorieren; das hieße letztlich, nur die zu stärken, die differenziertes Denken verhindern wollen. Reden wir also nicht den einheitlichen Islam herbei, den es nicht gibt, der aber den politischen Fundamentalisten ihr Geschäft erleichtern würde.“
Roman Herzog: Laudatio zur Verleihung des Friedens-Preises des Deutschen Buchhandels, Frankfurt a.M. 1995