Newsletter Ausgabe 9 - Dezember 2019

Mit diesem Newsletter laden wir Sie ein, die Arbeit des Vorhabens QUALITEACH II und die Erfurter Lehrerbildung kennenzulernen. Das Vorhaben wird im Rahmen der gemeinsamen "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Unter den Leitbegriffen Identität. Immersion. Inklusion. bearbeiten sechs Teilprojekte Entwicklungsfelder zur Verbesserung der Lehrerbildung an der Universität Erfurt. Mit diesem Newsletter wollen wir Ihren Blick auf aktuelle Entwicklungen, Angebote und Ergebnisse lenken.

In diesem Newsletter besonders empfehlenswert das Interview mit der Schulleiterin der Lindenschule Blankenhain, Damaris Widiger, zur Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt Forschungslabor MasterMind unter BLICKKONTAKT.

AUSBLICKE auf Entwicklungen und Veranstaltungen

Am 26. und 27. Juni 2020 findet die 3. NeLe-Tagung im Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt statt. Sie wird vom Nachwuchskolleg Bildungsqualität und dem Vorhaben QUALITEACH der Universität Erfurt ausgerichtet.

Das Netzwerk Lehrerbildungs-Nachwuchskollegs (NeLe) ist eine Initiative zur Kooperation im Bereich von Promotionsprogrammen und Nachwuchsförderprogrammen in der Lehrerbildungs- und Bildungsforschung der Universitäten Dresden, Erfurt, Halle, Jena und Potsdam. Der Zusammenschluss zielt auf die aktive Vernetzung und den Austausch auf der Ebene der Promovierenden und der betreuenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Eingeladen sind dementsprechend (Post-)Doktorandinnen und Doktoranden aller in der Bildungsforschung arbeitenden Fachrichtungen (Erziehungswissenschaften, Fachdidaktiken, Psychologie, Soziologie etc.), die ihr Forschungsprojekt oder einen Teilaspekt vorstellen und diskutieren möchten, und an einem interdisziplinären und universitätsübergreifenden Austausch interessiert sind.

Symbolbild "Ideen sammeln"

Auf Initiative der Erfurt School of Education erarbeiten Vertreter*innen aller Fakultäten und Statusgruppen seit einem knappen Jahr ein Leitbild für die Lehrerbildung an der Universität Erfurt. Unterstützt wird der mehrstufige Prozess von Mitarbeitenden verschiedener QUALITEACH-Projekte.

Ziel des sehr offen angelegten Prozesses ist es, verbindende Ansprüche und Entwicklungsperspektiven für alle in der Lehrerbildung tätigen Akteure festzuhalten. Das Leitbild soll die Vertreter*innen der verschiedenen Fakultäten und universitären Einrichtungen zu einem richtungsweisenden Diskurs auf Augenhöhe einladen.

Aktuell befindet sich der erste Entwurf in einem hausinternen Abstimmungsprozess und soll 2020 mit weiteren universitären Leitbildern veröffentlicht werden.

„Von Erfurt in die Welt“ - Getreu diesem Motto wagen immer mehr Lehramtsstudierende der Universität Erfurt den Schritt ins Ausland. Insbesondere das Komplexe Schulpraktikum (KSP) als geeignetes Mobilitätsfenster im Erfurter Praktikumskonzept wird häufiger in der Ferne absolviert. An den individuellen und vielfältigen Erfahrungsberichten (https://www.uni-erfurt.de/ese/lehramt-im-ausland/) zeigt sich, dass diese Chance von den Studierenden als Bereicherung wahrgenommen wird.

Nachdem die Erfurt School of Education (ESE) im Jahr 2018 den ersten Internationalisierungspreis der Universität Erfurt gewann (Video zur Preisverleihung: www.youtube.com/watch?v=5FCp2fipovM&t=5s), wuchs das Engagement, das Angebot von Auslandsaufenthalten in der Lehrer*innenausbildung weiter auszubauen. Auf Basis von Projektideen verschiedener Fachbereiche erarbeitete die ESE gemeinsam mit dem Internationalen Büro ein Modellprojekt, das im Rahmen des DAAD-Programms „Lehramt International“ eingereicht wurde: „ELsA – Erfurter Lehramtsstudierende im Ausland“. Leider wurde das Projekt nicht für die Förderung ausgewählt.

Um die Projektideen dennoch umsetzen zu können, wurde das Projekt mitsamt Internationalisierungsbestrebungen dem Präsidium vorgetragen. Insbesondere die Vizepräsidentin für Internationale Angelegenheiten, Frau Prof.in Dr. Heike Grimm, unterstützte dieses Vorhaben. Das Präsidium entschied im September, die vorgetragenen Maßnahmen zur Internationalisierung der Lehrer*innenbildung mit einem Budget von insgesamt 66.000 € für die Jahre 2020-2022 zu fördern. Koordiniert wird das Projekt durch die ESE, die damit die Schnittstelle zwischen den beteiligten Fachbereichen bilden darf.

Am Projekt beteiligte Fachbereiche sind:

  • Grundlegung Sachunterricht/Schulgarten, Dr. Christian Grywatsch in Kooperation mit der Università di Urbino, Italien
     
  • Praktische Philosophie & Didaktik des Ethikunterrichts, Prof. Guido Löhrer & Dr. Nora Held in Kooperation mit der Universität Łódź, Polen
     
  • Musik - Musikdidaktik, Prof. Verena Weidner in Kooperation mit der University of Gothenburg, Schweden
     
  • Erfurt School of Education in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, Österreich und der Pädagogischen Hochschule Kiew

Die aus den Beteiligten und dem Internationalen Büro bestehende Projektgruppe möchte andere Interessierte und Fachbereiche dazu einladen, sich an weiteren Vorhaben zu beteiligen. Gern können Projektideen eingebracht werden, die durch die Beteiligten unterstützt werden. Eine für 2022 geplante Summer School mit allen internationalen Akteur*innen soll den Höhepunkt der Initiativen darstellen, um die Internationalisierung der Erfurter Lehrer*innenbildung weiter zu stärken.

EINBLICKE - Erfurter Lehrerbildung im Blickpunkt

Der Themenkomplex „Mehrsprachigkeit und Migration“ gilt sowohl im aktuellen wissenschaftlichen als auch bildungspolitischen und schulpraktischen Kontext zunehmend als eine der zentralen Herausforderungen. Das Vorhaben „Sprachliche Bildung in mehrsprachigen Kontexten“ setzt sich deshalb auf verschiedenen Ebenen mit der Heterogenitätsdimension „Mehrsprachigkeit“ auseinander. In diesem Sinne besteht das Projekt aus einer Forschungs- und einer Praxiskomponente. Im Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Komponente befassen sich unter anderem eine Dissertation, eine Habilitation und weitere Forschungsbeiträge mit Fragen aus dem Bereich sprachliche Bildung und Mehrsprachigkeit. Der praxisbezogene Teil konzentriert sich auf folgende Aspekte: Im Umgang mit sprachlicher Heterogenität und Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer steigt der Bedarf an einschlägig qualifizierten Lehrkräften. Um diesem Bedarf in der Erfurter Lehrerbildung gerecht werden zu können, soll im Praxisteil des Projekts im Rahmen der Lernwerkstatt ein Pool an sprachsensiblen Lehr-Lern-Materialien für verschiedene Fächer entwickelt und erprobt werden, der Studierenden wie auch Lehrenden zur Verfügung gestellt wird. Außerdem soll der Themenbereich „Sprachsensibler Fachunterricht“ durch Team-Teaching und Team-Planning in Kooperationen mit Vertreterinnen und Vertretern der Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften auch auf der hochschuldidaktischen Ebene nachhaltig verankert werden.

Projektleitung: Prof. Dr. Dr. Csaba Földes

Projektmitarbeit: Dr. Andrea Bambek, Laura Kuhlig

Im Wintersemester 2019/20 findet erstmals ein Seminar für Masterstudierende des Lehramts mit dem Schwerpunkt „Beratung und Coaching im Lehrberuf“ statt. Dieses ist an das Modul „Bildungswissenschaftliches Praktikum: Diagnostizieren, Beurteilen und Beraten“ (BW01) gekoppelt und wird als konzeptuelle Alternative zum herkömmlichen Seminar „Praxis der pädagogisch-psychologischen Diagnostik“ erprobt. Das Seminar ist ein erster Versuch zur Nutzbarkeit von Peer-Beratungen im Lehramtsstudium. Bei Gelingen dieses ersten Durchlaufs soll das Seminar künftig regelmäßig angeboten werden. „Die Studierenden nehmen das neue Seminarkonzept sehr interessiert und engagiert an“, freut sich Dozentin Juliane Knüpfer vom Fachgebiet Psychologie, die selbst einen Studienschwerpunkt im Bereich Beratung absolviert hat.

Zweck dieses Seminars ist es, Lehramtsstudierende im Masterstudium für die Beratung allgemein und speziell von Studierenden in der Bachelorphase zu schulen. Gleichzeitig finden nämlich Seminare statt, in denen die Bachelorstudierenden auf ihr erstes Schulpraktikum vorbereitet werden. Diesen Studierenden wird ab sofort standardmäßig ein Persönlichkeits-Assessment angeboten, mit dem sie klären können, ob sie bereits die nötigen Voraussetzungen für den Lehrberuf mitbringen. Sie werden dann dazu angeleitet, Fragen zu ihrer Eignung im anstehenden Praktikum aktiv und reflektiv anzugehen und sich in kritischen Situationen zu erproben. Damit die Studierenden diese Selbsterprobung angemessen vorbereiten und verarbeiten, erhalten einige von ihnen einen persönlichen „Coach“, nämlich eine erfahrene Lehramtsstudentin oder einen erfahrenen Lehramtsstudenten, an die Seite gestellt. Genau diese werden in dem eingangs beschriebenen Beratungsseminar auf ihre Aufgabe vorbereitet. „Auf diese Weise verknüpfen wir die Instrumente zur Persönlichkeitsklärung mit einer zielgenauen, individuellen Planung des Praktikums“, erklärt Dr. Andrea Schmerbauch von der Erfurt School of Education, „und bieten den Studierenden darüber hinaus den Austausch mit erfahrenen Peers an. Diese üben dadurch die kollegiale Beratung, so dass alle Seiten einen Gewinn haben.“

Im Frühjahr 2020 werden Evaluationsdaten vorliegen, so dass der Modellversuch bewertet und weiterentwickelt werden kann.

Im Oktober dieses Jahres erschien im Klinkhardt Verlag in der Reihe „Lernen und Studieren in Lernwerkstätten“ der Sammelband zur 11. Internationalen Lernwerkstättentagung 2018 in Erfurt unter dem Titel: „Perspektiven auf Hochschullernwerkstätten. Wechselspiele zwischen Individuum, Gemeinschaft, Ding und Raum“ Das Herausgeber*innenteam Sandra Tänzer, Marc Godau, Marcus Berger und Gerd Mannhaupt lädt dazu ein, in den breiten Diskurs über konzeptionelle Überlegungen, Forschungen und Praxiserfahrungen in und über Hochschullernwerkstätten einzutauchen. Mit der Betonung des Wechselspiels von Individuum, Gemeinschaft, Ding und Raum werden dabei vier Themenfelder und Interdependenzbeziehungen aufgegriffen, die für Hochschullernwerkstätten konstitutiv sind:

  • Welche Chancen und Herausforderungen bieten Lernwerkstätten für die individuelle Entwicklung?
     
  • Wie können kooperative und kollaborative Lernprozesse in Gemeinschaften gefördert werden?
     
  • Welche Bedeutung haben Dinge, Artefakte, Medien, Technologien für Lernen und Bildung in Lernwerkstätten?
     
  • Wie realisieren sich in Räumen und Raumkonstellationen von Lernwerkstätten unterschiedliche diskursive Praxen und Lernprozesse?

Wenn Einblicke große Ohren bekommen …

Möchte man, dass konkrete hochschuldidaktische Zugänge einen gewissen Wirkungsgrad erreichen können, ist es wichtig, ihre Zugänglichkeit sicherzustellen. Das digitale Medium „Podcast“ bietet die Möglichkeit, den Zugang zu Inhalten in einem virtuellen Raum durch eine audiobasierte, asynchrone Kommunikation (Hochmuth u.a. 2009) zu erweitern. Zeitliche und örtliche Flexibilität sowie die Skalierbarkeit der Zielgruppe ermöglichen ein zeitgemäßes Open Education Format.

So verwundert es nicht, dass sich dieses Medium immer größerer Beliebtheit in vielen Teilen der Gesellschaft erfreut, was zunehmend auch im Bildungssektor deutlich wird. Zu der stetig steigenden Anzahl einschlägiger Formate, fügt das Team der Lernwerkstatt die #werkstattgespräche hinzu.

Die #werkstattgespräche sind ein Hörformat, dass Fragen des Lehrens und Lernens im Kontext einer Hochschullernwerkstatt und mit Bezug zur Lehrer*innenbildung vorstellt, hinterfragt und diskutiert. Hören Sie doch einfach mal rein…

http://lernwerkstatt-erfurt.de/materialien-kiste/podcast/

 

Holger Hochmuth, Zoya Kartsovnik, Michael Vaas, Nicolae Nistor (2009): Podcasting im Musikunterricht. Eine Anwendung der Theorie forschenden Lernens. In: Apostolopoulos, Nicolas [Hrsg.]; Hoffmann, Harriet [Hrsg.]; Mansmann, Veronika [Hrsg.]; Schwill, Andreas[Hrsg.]: E-Learning 2009. Lernen im digitalen Zeitalter. Münster ; New York ; München ; Berlin : Waxmann, S. 246-255. - (Medien in der Wissenschaft; 51)

BLICKKONTAKT

RÜCKBLICKE

Teilnehmerinnen aus Erfurt (von links: Katinka Clasen, Sandra Klaubert und Melanie Keiner) mit zwei der Organisatorinnen des Arbeitstreffens (Prof. Dr. Bärbel Kracke, Prof. Dr. Barbara Drechsel)
Teilnehmerinnen aus Erfurt (von links: Katinka Clasen, Sandra Klaubert und Melanie Keiner) mit zwei der Organisatorinnen des Arbeitstreffens (Prof. Dr. Bärbel Kracke, Prof. Dr. Barbara Drechsel)

Eine vor mehreren Jahren gegründete Arbeitsgruppe von psychologischen Forscherinnen und Forschern in der Qualitätsoffensive Lehrerbildung traf sich in diesem Jahr erneut, und zwar im Rahmen der gemeinsamen Tagung der Fachgruppen Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie „paEpsy“, die vom 9. bis 12. September 2019 in Leipzig stattfand.

Ziel der Veranstaltung war der Austausch wissenschaftlicher Vorgehensweisen und Erkenntnisse zu psychologischen Themenfeldern, die im Rahmen der bisherigen Projektlaufzeit gewonnen werden konnten. Zur besseren Strukturierung der Gespräche wurden die Beiträge in Kleingruppen mit dafür differenzierten Oberthemen aufgeteilt: Evaluation und Erfahrungen im Lehramtsstudium, Praxisanteile im Lehramtsstudium sowie Diagnostik und Leistungsmessung. Das Teaching Talent Center als Vertreter des Projekts „QUALITEACH“ der Universität Erfurt stellte in zwei Posterbeiträgen die Ergebnisse der feedbackorientierten Persönlichkeits- und Kompetenzerfassung im Lehramtsstudium sowie die Ergebnisse von Pilotstudien zu geschlechtsbezogenen Verhaltensnormen für Lehrkräfte aus der Sicht von Lehramtsstudierenden zur Diskussion. Beide Themen wurden mit großem Interesse zur Kenntnis genommen.

Die an die Posterpräsentation anschließende Aussprache in Hinblick auf Möglichkeiten und Grenzen psychologischer Forschung in der Qualitätsoffensive Lehrerbildung ergab einen interessanten Austausch der unterschiedlichen Forschungsstrategien und Vernetzungen. Die sehr anregenden Gespräche führten zu der Entscheidung, künftig weitere Treffen dieses Formats durchzuführen, um die Kooperation zwischen den an der Qualitätsoffensive Lehrerbildung beteiligten psychologischen Einrichtungen zu intensivieren. Um zusätzlich gemeinsame Publikationen zu fördern und psychologische Ergebnisse aus der Qualitätsoffensive besser sichtbar zu machen, hatte die Leitung der Arbeitsgruppe im Vorfeld des Treffens mit der Zeitschrift „Psychologie in Erziehung und Unterricht“ die Gestaltung eines Themenhefts vereinbart. Entsprechend hat sich Teaching Talent Center auch hier an dem bereits erfolgten „Call for Papers“ beteiligt.

Auch in diesem Wintersemester findet das jährliche standortübergreifende Kooperationsseminar der Hochschullernwerkstatt Erfurt in Zusammenarbeit mit der OASE Lernwerkstatt der Universität Siegen unter dem Titel „digital teilhaben“ statt. Die beiden hiesigen Lernwerkstätten bilden mit ihren hochschuldidaktischen Konzepten den Rahmen für die didaktisch-methodische Ausrichtung des Seminars, das nach dem Prinzip des problembasierten Lernens konzipiert ist. Erstmalig wird durch die Öffnung für Studierende für den Bereich des „Studium Fundamentale“ eine sehr heterogene Teilnehmer*innenschaft sichergestellt, was als Erfolgsfaktor für das verwendete hochschuldidaktische Konzept betrachtet wird. Weitere Informationen zum Seminar finden Sie auf dem Blog der Hochschullernwerkstatt oder im neu erschienenen Tagungsband:

Tänzer, Sandra; Godau, Marc; Berger, Marcus & Mannhaupt, Gerd (Hrsg.) (2019): Perspektiven auf Hochschullernwerkstätten. Wechselspiele zwischen Individuum, Gemeinschaft, Ding und Raum. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Unter dem Titel „Sichtweisen auf Inklusion – unterwegs zu einem Verständnis“ hatte das Kompetenz –und Entwicklungszentrum für Inklusion in der Lehrerbildung im Rahmen des Projekts QUALITEACH am 18.06.19 zum Inklusionsforum eingeladen.

In der Veranstaltung wurde das Thema Inklusion zunächst von vier Referent*innen der Universität Erfurt mit drei Impulsvorträgen zu den Schwerpunkten Emotionale Soziale Entwicklung, mathematisch begabte Kinder und Mehrsprachigkeit aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

 

Im ersten Impulsvortrag eröffnete Frau Prof.‘in Dr. Susanne Jurkowski, Leiterin des Kompetenz- und Entwicklungszentrums Inklusion in der Lehrerbildung, die Veranstaltung, Sie zeigte auf, dass Heterogenitätsdimensionen als Prädiktoren für schulischen Lernerfolg gelten.

Oftmals denken wir bei „Heterogenität“ ausschließlich an die sonderpädagogischen Förderbedarfe wie Geistige Entwicklung, Lernen sowie Soziale und Emotionale Entwicklung. Inklusion heißt jedoch das Recht aller Menschen auf gesellschaftliche Teilhabe. Die Referentinnen des Forums wiesen deshalb darauf hin, dass weitere Dimensionen wie Religion, Vorwissen, Begabung, Herkunft und Geschlecht zur Vielfältigkeit unserer Gesellschaft beitragen und eine Position im Inklusionsverständnis bedürfen.

 

Frau Prof’in Dr. Anja Binanzer stellte Mehrsprachigkeit in den Fokus. Es zeige sich, dass Schüler*innen mit Migrationshintergrund, deren Erstsprache häufig nicht Deutsch ist, schlechtere PISA Ergebnisse zeigen als Schüler*innen ohne Migrationshintergrund. Um Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe zu ermöglichen, sei es bedeutsam, auf die individuellen Bedürfnisse von mehrsprachigen Schüler*innen einzugehen und migrationsbedingte Mehrsprachigkeit in die Schulpraxis zu inkludieren. Dies bedeute beispielsweise, dass die Schulsprache Deutsch als auch die jeweilige Erstsprache gefördert werden.

Als weitere Dimension von Inklusion sprachen Frau Prof’in Dr. Heike Hahn und Elisabeth Mantel im letzten Impulsvortrag den Bereich der potenziell mathematisch begabten Schüler*innen an. Wichtig sei es, leistungsstarke Kinder verstärkt in den Blick zu nehmen, um durch Förderung das volle Potenzial von Begabungen auszubilden. Auch Lernende mit starken Leistungen benötigen individuelle pädagogische Wege, differenzierte Aufgaben und neue Herausforderungen im Unterricht.

 

Die anschließende Diskussion konzentrierte sich thematisch auf die Umsetzung von Inklusion an Schulen und die dafür notwendige Lehrerbildung. Es wurde angemerkt, dass künftige Lehrende bereits im Studium erfahren sollten, wie sie inklusiven Unterricht gestalten können. Dies kann erfolgen, indem in Seminaren und Vorlesungen aufgezeigt wird, wie beispielsweise Aufgaben an individuelle Bedürfnisse der Lernenden angepasst werden können oder ein Materialpool zum differenzierenden Arbeiten zur Verfügung gestellt wird. Dem entgegen stehe, dass fachliches Wissen und Materialien allein nicht ausreichen, um inklusive Einstellungen zu entwickeln. Hier gilt es, sich ständig zu reflektieren und eine offene Haltung zu entwickeln. Geäußert wurde außerdem, dass in Schulen ein starker Fokus auf fachliches Lernen gelegt werde und das soziale Miteinander zu kurz komme. Doch gerade die Beziehung

zwischen Lernenden und Lehrenden und den Schüler*innen untereinander sei als zentrale Voraussetzung für Inklusion zu sehen. Angemerkt wurde in diesem Zusammenhang, dass dafür Kürzungen im Lehrplan nötig wären, um Zeit für die Ausbildung sozialer Beziehung aufwenden zu können. Dem entgegen steht die Meinung, dass sich fachliches Lernen und Inklusion nicht ausschließen.

Konsens herrschte bei der Aussage, dass im inklusiven Unterricht Regelpädagog*innen mit Sonder- und Förderpädagog*innen sowie Erzieher*innen und Integrationshelfer*innen interdisziplinär zusammenarbeiten müssen, um Schüler*innen optimal zu fördern und Inklusion zu ermöglichen.

 

Das Inklusionsforum gab somit Anlass, über ein erweitertes, allen Dimensionen an Vielfalt berücksichtigendes Inklusionsverständnisses nachzudenken und zu überlegen, wie Inklusion an Schulen umgesetzt werden kann.