Die Vorlesungsreihe hat die Bestände und die Geschichte der Bibliotheca Amploniana sowie mittelalterliche Wissenschafts- und Universitätsgeschichte zum Thema. Die Gastvorträge von hochkarätigen Referenten und Referentinnen richten sich an ein breites Publikum und regen zur Auseinandersetzung mit mittelalterlichem und neuzeitlichem Universitätsleben an.
Gastvorlesung über Kirche in der hochmittelalterlichen Liturgieerklärung: 15. Mai 2017
Um Kirche in der hochmittelalterlichen Liturgieerklärung geht es in einer Gastvorlesung von Dr. Rudolf Suntrup, zu der die Professur für Liturgiewissenschaft der Universität Erfurt im Rahmen der Vorlesungsreihe „Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)“ am Montag, 22. Mai, alle Interessierten herzlich einlädt. Beginn ist um 20 Uhr im Hörsaal Coelicum, Domstr. 10.
Das „Rationale divinorum officiorum“, das der gelehrte Liturgiker und Kirchenrechtler Wilhelm Durandus am Ende des 13. Jahrhunderts verfasst hat, darf zu den bedeutendsten Quellen der mittelalterlichen Liturgiegeschichte gezählt werden. Das in acht Bücher gegliederte umfassende Werk beschreibt die gesamte Liturgie der Zeit und interpretiert sie auf verschiedenen Deutungsebenen allegorisch. Kürzlich ist die erste deutsche Gesamtübersetzung der Neuzeit vorgelegt worden. Der Germanist Dr. Rudolf Suntrup aus Münster gibt in seinem Vortrag eine Einführung in dieses geistes- und kulturgeschichtlich bedeutsame Werk und stellt exemplarisch die Kirche als Bedeutungsträger bei Durandus vor. Die Vorlesung steht unter dem Titel: „‘Kirche‘ in der hochmittelalterlichen Liturgieerklärung: Das ‚Rationale divinorum officiorum‘ des Wilhelm Durandus“.
(Pressemitteilung der Universität Erfurt)
Gastvorlesung zu mittelalterlichem Traktat von Papst Innozenz III.
In der Reihe „Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)“ lädt die Universität Erfurt am kommenden Montag, 16. November, zu einer öffentlichen Gastvorlesung der französischen Handschriftenforscherin Dr. Véronique Rouchon Mouilleron ein. Dabei geht es um den mittelalterlichen Traktat „Über die Geheimnisse der Messfeier“ von Papst Innozenz III. Beginn ist um 20 Uhr, im Coelicum, Domstr. 10.
Nicht nur der Inhalt des Traktates von Kardinal Lothar von Segni, der von 1198 bis 1216 unter dem Namen Innozenz III. Papst war, auch die äußere Form der Darstellung ist bemerkenswert. Die Besonderheit dieses Textes ist nämlich, dass er in mehreren mittelalterlichen Handschriften in die Gestalt runder Diagramme übertragen worden ist – also kreisförmige Schemata, die als intellektuelle Werkzeuge dienten, um Informationen zu klassifizieren und zu visualisieren. Eine der Handschriften, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, wird in der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt bewahrt.
Dr. Véronique Rouchon Mouilleron von der Université Lumière Lyon2 spricht in ihrer Gastvorlesung nun über diese besondere Art der Darstellung des Textes. Der Vortrag trägt den Titel „Räder zum Denken. Über den Traktat ‚De missarum mysteriis‘ des Lothar von Segni und die Illustrationen des Textes im 13. Jahrhundert“.
Pressemitteilung der Universität Erfurt Nr.: 137/2015 - 12.11.2015
„Die Bibliothek der Lateinschule von Schlettstadt und ihr Beitrag zur Entwicklung des Humanismus im Elsass (1452–1530)“
40 Jahre nach der Stiftung der Erfurter „Bibliotheca Amploniana“ entstand im Elsass eine andere bedeutende Bibliothek, die sich bis heute erhalten hat. In Schlettstadt (Sélestat) wurde 1452 die sogenannte Humanistenbibliothek begründet. Sie zählt heute zu den bedeutendsten kulturellen Schätzen des Elsass. Der Leiter der Bibliothèque Humaniste de Sélestat, Laurent Naas, wird diese Bibliothek nun im Rahmen der Vorlesungsreihe „Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)“ vorstellen. Er spricht am Dienstag, 29. Oktober, um 20 Uhr im Coelicum, Domstr. 10. Das Thema der öffentlichen Vorlesung lautet: „Die Bibliothek der Lateinschule von Schlettstadt und ihr Beitrag zur Entwicklung des Humanismus im Elsass (1452–1530)“.
Dank ihrer Schule spielte die elsässische Stadt im 15./16. Jahrhundert eine besondere Rolle für die Pädagogik. Die Pfarr- oder Lateinschule hat fast drei Generationen von Gelehrten aus dem Gebiet des ganzen Oberrheins gebildet. Mehrere wichtige Humanisten wie Jakob Wimpfeling stammten aus dem Elsass. Dazu hat diese Pfarrschule beigetragen. Schon damals brauchten Lehrer wie Studenten Bücher. Der Vortrag im Rahmen der „Amploniana“-Vorlesungsreihe wird die Geschichte dieser Büchersammlung nachzeichnen. Die Veranstaltung wird vom Freundeskreis der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt unterstützt.
Pressemitteilung der Universität Erfurt Nr.: 139/2013 - 22.10.2013
Johannes von Dalberg und seine Bibliothek
Um den Wormser Bischof Johannes von Dalberg und seine Bibliothek geht es in einer öffentlichen Vorlesung, zu der die Universität Erfurt in der Reihe „Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)“ am kommenden Mittwoch, 26. Januar, einlädt. Referent ist der Freiburger Dogmatiker Prof. Dr. Peter Walter. Beginn ist um 19.30 Uhr im Hörsaal Coelicum, Domstraße 10. Der Eintritt ist frei.
Am Anfang einer bedeutenden Büchersammlung stand das Studium in Erfurt: Johannes von Dalberg (1455–1503), der aus Oppenheim am Rhein stammte, hat 1466–1470 in Erfurt studiert und den Grad eines Baccalaureus Artium erworben. Weitere Studien schlossen sich in Pavia und Padua an. Dalberg machte Karriere: 1481/82 wurde er kurpfälzischer Kanzler, 1482 Bischof von Worms. Und er war Mittelpunkt eines Kreises von Humanisten, in dem er als Mäzen und Besitzer einer großen Bibliothek eine wichtige Rolle spielte. Diese große Gelehrtenbibliothek ist nun Thema des Vortrags von Prof. Dr. Peter Walter. Er fragt nach dem Bestand der von Dalberg planvoll zusammengestellten reichhaltigen Bibliothek, deren Reste heute über viele bedeutende Bibliotheken, u.a. die Vatikanische Bibliothek, verstreut sind. Walter ist Direktor des Arbeitsbereichs Quellenkunde der Theologie des Mittelalters (Raimundus-Lullus-Institut) an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg/Breisgau. Er hat in Mainz und Rom Theologie studiert und wurde 1980 mit einer Arbeit über das Erste Vaticanum promoviert. 1989 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die Schriftauslegung des Erasmus von Rotterdam. Neben seinen Aufgaben als Professor für Dogmatik an der Universität Freiburg ist er Mitglied des ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen und arbeitet in weiteren kirchlichen Gremien mit. Er ist korrespondierendes Mitglied der Reial Acadèmia de Bones Lletres in Barcelona. 2005 wurde er zum Präsidenten der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte gewählt. Prof. Dr. Walter hat zudem den Vorsitz für das Editionswerk Corpus Catholicorum inne.
Pressemitteilung der Universität Erfurt Nr.: 17/2011 - 20.01.2011
„Die ‚musikalischen Blüten‘ der Amploniana – Ein einzigartiger Textzeuge zur Mehrstimmigkeit der Zisterzienser im Mittelalter“ ist der Titel eines öffentlichen Vortrags von Dr. Christian T. Leitmeir (Bangor University), zu dem die Universität Erfurt am kommenden Mittwoch, 27. Oktober, in den Hörsaal Coelicum, Domstraße 10, einlädt. Beginn ist um 19 Uhr.
Der Amplonius-Stipendiat der Universität Erfurt wird an diesem Abend über seine jüngsten Forschungen in der „Bibliotheca Amploniana“ berichten. Seit einigen Wochen untersucht er einen der wichtigsten Musiktrakte des Hochmittelalters, der sich nur in einer Handschrift der „Amploniana“ erhalten hat. Die Gastvorlesung findet in der Reihe „Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)“ statt, die die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt organisiert. Dr. Christian Thomas Leitmeir ist Lecturer in Music an der Bangor University, School of Music. Der Musikwissenschaftler lehrt seit 2007 in Bangor und ist Lehrbeauftragter an verschiedenen Colleges in Oxford.
Pressemitteilung der Universität Erfurt Nr.: 204/2010 - 21.10.2010
Zum 750. Mal jährt sich in diesem Jahr die Geburt Meister Eckharts. 1260 wurde der bedeutende mittelalterliche Theologe, Philosoph und Mystiker geboren. Aus diesem Anlass spricht in der Vorlesungsreihe „Bibliotheca Amploniana Bildungsgeschichte(n)“ und auf Einladung der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt Prof. Dr. Freimut Löser, Germanist an der Universität Augsburg am kommenden Montag, 17. Mai, in einer öffentlichen Vorlesung. Das Thema des Vortrags lautet „Meister Eckharts ältester 'Armutstext' und die 'Reden der unterscheidunge'. Oder: Von Erfurt ins Elsaß und zurück“. Beginn ist um 19.30 Uhr im Hörsaal Coelicum, Domstraße 10. Der Eintritt ist frei.
Im Bereich der Eckhart-Forschungen sind immer noch Entdeckungen und Überraschungen möglich. Löser wird einen Meister Eckhart zugeschriebenen, kürzlich erst entdeckten Text behandeln, den er mit den zu Ende des 13. Jahrhunderts von Eckhart in Erfurt verfassten „Reden der Unterweisung“ in Verbindung setzt. Die Frage der materiellen wie der geistlichen Armut beschäftigte nämlich nicht nur die Bettelmönche, vielmehr handelte es sich um ein zentrales Thema geistlichen Lebens. Armut meinte nicht nur die Freiheit von materiellen Gütern, sondern auch die ermöglichte Freiheit und Offenheit als geistig-geistliche Aufgabe und Möglichkeit. Damit gewinnen das theologiegeschichtliche Thema und die Gestalt Meister Eckharts einmal mehr aktuelle Bedeutung.
Zur Person:
Prof. Dr. Freimut Löser ist Germanist an der Universität Augsburg und zugleich Vizepräsident der Meister-Eckhart-Gesellschaft. Nach der Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ältere Germanistik bzw. Literaturwissenschaft in Würzburg und Eichstätt, wo er auch mit der Edition der deutschen Eckhart-Werke befasst war, und als Lecturer für deutsche Sprache an der University of Texas in Austin wurde er 1988 an der Universität Würzburg zum Dr. phil. über „Meister Eckhart in Melk“ promoviert. 2001 erhielt er die Lehrbefähigung für das Fach „Ältere deutsche Philologie“. Seit 2003 lehrt Löser am Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Universität Augsburg. Zu den Forschungsschwerpunkten zählen Editionsprojekte zum Paradisus anime intelligentis und neu entdeckte Predigten Meister Eckharts. Löser gab u.a. den vierten Band der deutschen Predigten in der kritischen Gesamtausgabe der Werke des Meisters heraus und veröffentlichte die Predigt 112 in den „Lectura Eckhardi“. Weitere Forschungsgebiete des Wissenschaftlers sind der weite Bereich der geistlichen Literatur mit Interferenzen zwischen geistlichem Schrifttum und höfischer Dichtung, die Mystik Meister Eckharts sowie seiner „Schüler“ Tauler und Seuse, deutsche Bibelübersetzungen und die Literatur der Orden, darunter auch der Dominikaner. Der vielfältig engagierte Autor beschäftigt sich aus verschiedenen Perspektiven mit Meister Eckhart und seinen Schriften und gab der Forschung wichtige Impulse.
Pressemitteilung der Universität Erfurt Nr.: 97/2010 - 11.05.2010
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt lädt am kommenden Montag, 23. November 2009, zu einer öffentlichen Gastvorlesung des Tübinger Kirchenhistorikers Ulrich Köpf an historischer Stätte ein. Die Veranstaltung unter dem Titel „Auf den Spuren Martin Luthers – Wie studierte man Theologie im Mittelalter?“ beginnt um 19.30 Uhr im Hörsaal Coelicum, Domstraße 10.
1509 wurde Martin Luther in Erfurt zum „baccalaureus sententiarius“ ernannt. Hinter diesem Titel verbarg sich für ihn ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Doktor der Theologie. Luthers Aufgabe: Er musste die Sentenzensammlung des Petrus Lombardus erläutern, also das grundlegende Werk der mittelalterlichen Theologie. Luther stand ganz in dieser Tradition theologischen Lehrens und Lernens. 500 Jahre später stellt sich nun eine Gastvorlesung der nur auf den ersten Blick einfachen Frage: Wie wurde man denn im Mittelalter zum Theologen? Wer sich genauer mit dem mittelalterlichen Universitätswesen beschäftigt, entdeckt eine heute faszinierende, aber in vielem auch fremde Welt, die gerade in der Stadt Erfurt viele Spuren hinterlassen hat. Der emeritierte Tübinger Kirchenhistoriker Prof. Dr. Ulrich Köpf wird bei einer Vorlesung an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt in diese Welt des Wissens und der Bildung einen Einblick geben. Seinen Vortrag steht unter dem Thema „Vom Scholaren zum Doktor der Theologie – Der Studiengang des Theologen im Mittelalter“. Der Vortrag findet in der Vorlesungsreihe „Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)“ statt. Köpf spricht im Coelicum, also an jenem Ort, an dem Luther wahrscheinlich fünf Jahrhunderte zuvor in einer feierlichen Eröffnungsvorlesung die Erklärung der „Sentenzen“ des Lombardus begann.
Ulrich Köpf, geb. 1941 in Stuttgart, war nach der Promotion (1974) und der Habilitation (1978) zunächst seit 1981 Professor für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität München. Er wurde 1986 zum ordentlichen Professor für Kirchengeschichte und Direktor des Instituts für Spätmittelalter und Reformation an die Universität Tübingen berufen. Er war u. a. Wissenschaftlicher Leiter der Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers. Seit 1990 ist er Leiter einer Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, die Register der Schriften Martin Luthers erarbeitet. 2007 wurde der evangelische Theologe emeritiert. Die Forschungsschwerpunkte des Kirchenhistorikers sind die Frömmigkeits- und Theologiegeschichte seit der Alten Kirche. Schwerpunkte bilden das Mittelalter, die Reformationszeit und das 19. Jahrhundert.
Pressemitteilung der Universität Erfurt Nr.: 207/2009 - 19.11.2009
Der finnische Theologe Pekka Kärkkäinen wird sich am 25. Mai 2009 in der Bibliothek des Augustinerklosters der Psychologie als Teil des Studiums zur Zeit Martin Luthers widmen. Sein Vortrag wendet sich der Psychologie im Kontext der mittelalterlichen aristotelischen Naturphilosophie zu. Wer zur Lutherzeit in Erfurt studierte, musste sich vor seinem Bakkalaureatsexamen mehrere Monate per Lektüre mit der aristotelischen Psychologie auseinandersetzen. Der finnische Wissenschaftler wird die einzelnen Professoren, die auf diesem Gebiet lehrten, vorstellen. Sie beeinflussten auch Martin Luther. Indem Kärkkäinen ihre Themen und Theorien präsentiert, eröffnet er einen ungewohnten Blick in das Universitätsleben der Zeit.
Prof. Dr. Pekka Kärkkäinen forscht am Department of Systematic Theology der Universität Helsinki. Er hat sich auf die Theologie der Reformationszeit und auf spätmittelalterliche nominalistische Philosophie spezialisiert. Derzeit untersucht er die philosophische Psychologie der Scholastik von 1480 bis 1520 und ihren Einfluss auf die Reformation. Kärkkäinen ist durch eine Reihe von Veröffentlichungen zu seinen Forschungsthemen dem wissenschaftlichen Publikum bekannt. 2005 erschien in deutscher Übersetzung seine Studie "Luthers trinitarische Theologie des Heiligen Geistes" in den Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz
Pressemitteilung der Universität Erfurt vom 19.05.2009
Amplonius Rating de Berka (ca. 1353-1435), Mediziner, Theologe und Universitätslehrer von Rang, gehört durch die Gründung des "Collegium Amplonianum" und aufgrund der Stiftung seiner außerordentlichen Büchersammlung, der "Bibliotheca Amploniana", zu den herausragenden Gestalten der Erfurter Universitäts- und Geistesgeschichte. Doch weist seine Biographie immer noch viele "weiße Flecke" auf, auch wenn wesentliche Rahmendaten seines Lebens seit langem bekannt sind.
Auf der Basis ihrer aktuellen Forschungen kann die Referentin in ihrem Vortrag ( 3. Dezember 2008) nun neue Bausteine zur Beantwortung der Frage liefern: "Wer war Amplonius?". Von besonderem Interesse ist dabei – mit Blick auf seine Herkunft und Familie, seinen Bildungsweg sowie seinen Aufstieg in Universität und kirchlicher Hierarchie –, was ihn zum Aufbau seiner Büchersammlung und der Stiftung seines Collegiums bewegt und angetrieben haben könnte.
Zum Volltext in der Digitalen Bibliothek Thüringen
Im Jahr 2007 stieß Isabella Schiller in einer äußerlich unscheinbaren Handschrift der "Bibliotheca Amploniana" auf Predigten, die sich im Zuge der wissenschaftlichen Bearbeitung als authentische, bisher aber unbekannte Augustinustexte erwiesen. Der Vortrag ( 15. April 2008), in dem die Entdeckung erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert wird, zeichnet die Geschichte dieser Textsammlung nach, stellt den Inhalt der neuen Predigten vor und gibt Einblick in die Methoden der Echtheitskritik.
Pressemitteilung der Universität Erfurt 49-08: Großartiger Fund
Sechs bisher unbekannte echte Predigten des berühmten frühchristlichen Kirchenlehrers Augustinus († 430), Bischof des heute in Algerien liegenden Hippo Regius (Annaba), wurden kürzlich in der Universitäts- und Forschungsbibliothek in Erfurt durch drei Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, in einer mehr als 800 Jahre alten Handschrift entdeckt.
Isabella Schiller, Dorothea Weber und Clemens Weidmann gelang es, vier gänzlich neue und zwei bis jetzt nur unvollständig bekannte Predigten des berühmten Kirchenvaters Augustinus in einer mittelalterlichen Handschrift der 'Bibliotheca Amploniana' zu identifizieren. Die Pergamenthandschrift mit der Signatur Dep. Erf. CA. 12° 11 entstand in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wahrscheinlich in England und enthält insgesamt über 70 weitere Predigten verschiedener spätantiker und mittelalterlicher Theologen.
Jener Abschnitt der Handschrift, der die neu entdeckten Texte gemeinsam mit etwa 20 weiteren, bereits bekannten echten und unechten Augustinus-Predigten enthält, dürfte im Kern auf eine alte Textsammlung zurückgehen, die in seinem unmittelbaren Umfeld entstand. "Über Süditalien sind derartige Predigtsammlungen teilweise bereits vor der Jahrtausendwende nach England gelangt, wo die Texte weiter abgeschrieben und so überliefert wurden", erklärt Isabella Schiller, die die Predigten - deren Texte möglicherweise auch diesen Weg genommen haben - im Sommer 2007 in der Erfurter Handschrift fand.
Das äußerlich ganz unscheinbare Buch kam wohl bereits im 15. Jahrhundert in die Sammlung des bibliophilen Mediziners und Theologen Amplonius Rating aus Rheinberg († 1435), der 1412 seine umfangreiche Handschriftensammlung von über 600 Bänden an das von ihm in Erfurt gegründete 'Collegium Amplonianum' gab.
Als weltweit größte in ihrem Kernbestand noch geschlossen erhaltene Büchersammlung eines mittelalterlichen Gelehrten wird die 'Bibliotheca Amploniana' heute in der Universitätsbibliothek Erfurt aufbewahrt und in Zusammenarbeit mit der Katholisch-Theologischen Fakultät wissenschaftlich betreut.
Die sechs neu entdeckten Predigten behandeln ganz unterschiedliche Themen. In drei der Erfurter Predigten steht die tätige Nächstenliebe in Form von Almosen im Mittelpunkt (Sermo Erfurt 2, 3, 4). In ihnen behandelt Augustinus u. a. das Verhältnis zwischen materieller Unterstützung, die die Gemeinde ihrem Bischof gewährt, und der von ihm zu leistenden geistlichen Gegengabe in Form pastoraler Betreuung.
"Drei der Titel - nicht aber die vollständigen Texte - dieser Predigten kennen wir aus dem sogenannten 'Indiculum'. Das ist ein Werkverzeichnis, das Possidius, Freund und Schüler des großen Kirchenvaters, an seine Augustinus-Biographie anhängte, die nur wenige Jahre nach dessen Tod entstand", weiß Dorothea Weber, die maßgeblich an der Identifizierung der Texte beteiligt war.
Zwei weitere der jetzt entdeckten Predigten wurden anlässlich von Märtyrerfesten gehalten. Eine dieser Predigten auf Perpetua und Felicitas (Erfurt 1) lag in der Spätantike noch in vollem Umfang vor. Sie war vor Beginn des Mittelalters jedoch bereits durch eine stark gekürzte Version verdrängt worden. "Durch diesen einzigartigen Fund ist der Predigttext nunmehr wieder vollständig bekannt", freut sich Clemens Weidmann, der ebenfalls über Monate intensiv an der ersten wissenschaftlichen Erschließung der Texte gearbeitet hat.
Eine weitere, bisher gleichfalls nur lückenhaft überlieferten Märtyrerpredigt auf Cyprian, den 258 hingerichteten Märtyrerbischof von Karthago, geißelt die Unsitte, Märtyrerfeste mit ausgiebigen Trinkgelagen zu begehen (Sermo Erfurt 6), während Sermo Erfurt 5, von der Realität der Auferstehung der Toten handelt und dazu auffordert, an die Wahrheit der biblischen Prophetien zu glauben, da die vorhergesagten Ereignisse zum Teil bereits eingetroffen seien.
Die neu entdeckten Predigten werden in der renommierten österreichischen Fachzeitschrift 'Wiener Studien. Zeitschrift für Klassische Philologie und Patristik und lateinische Tradition' veröffentlicht. In Band 121 erscheinen in Kürze die Sermones Erfurt 1, 5, und 6, während die Sermones Erfurt 2, 3 und 4 im kommenden Jahr vorgelegt werden.
Die Handschrift steht ab Mittwoch 26.3.2008 der Presse in den Räumen der Sondersammlung der UB Erfurt für Foto- und Filmaufnahmen zur Verfügung.
Am Dienstag, dem 15.4.2008, werden I. Schiller, D. Weber und C. Weidmann auf Einladung der Universität Erfurt ihre Entdeckung in einem öffentlichen Vortrag einem breiteren Publikum in Erfurt vorstellen. Ort und Zeit des Vortrags: Erfurt, Coelicum (Domstr. 10), 19.00 Uhr. Foto- und Filmaufnahmen sowie Interviews mit den Wiener Forschern sind in Erfurt am selben Tag (15.4.2008) von 15.00-16.00 Uhr in den Räumen der Sondersammlung der UB Erfurt möglich.
Pressemitteilung der Universität Erfurt 52-08: Neue Erfurter Augustinus-Predigten in der Amploniana
Ein spektakulärer Fund von bislang unbekannten Predigten des spätantiken Bischofs und Theologen Augustinus von Hippo bewegt die Öffentlichkeit. Gefunden wurden die Texte in mittelalterlichen Handschriften der Erfurter Bibliotheca Amploniana. Mit einer solchen Entdeckung verbinden sich viele Fragen: Wie findet man solche Texte? Wie weist man sie zweifelsfrei einem Autor zu? Was steht in diesen Predigten? Welche Bedeutung haben sie für die Forschung? Isabella Schiller, Dorothea Weber und Clemens Weidmann, drei Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die die Texte gefunden und untersucht haben, geben in einer öffentlichen Vorlesung Antworten. "Neue Erfurter Augustinus-Predigten. Ein Aufsehen erregender Fund" lautet der Titel der Veranstaltung. Sie findet am Dienstag, dem 15. April 2008, 19.00 Uhr s.t., im Coelicum, Domstraße 10, statt. Zu dieser Veranstaltung im Rahmen der Vorlesungsreihe "Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)" laden die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha und die Katholisch-Theologische Fakultät herzlich ein.
Als Nachlass eines Gelehrten und Universitätsprofessors sind die Handschriften der "Bibliotheca Amploniana" bemerkenswerte Zeugnisse der frühen Universitätskultur und ermöglichen verschiedenste Einblicke in das Studium und die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen an mittelalterlichen Universitäten.
Viele dieser Handschriften legen aufgrund ihrer Zusammensetzung und ihrer Gebrauchsspuren beredtes Zeugnis ab über Inhalte und Methoden der Wissensvermittlung und auch über das Bemühen, sich beispielsweise philosophische und theologische Stoffe immer wieder neu anzueignen.
Mit Blick auf solche Quellen und auf den universitären Alltag des Mittelalters lautet daher eine Frage, die sich heute stellt, wie frei Akademiker der Zeit waren, ihre Gedanken zu äußern, neue Themen zu erschließen und wissenschaftliche Probleme zu diskutieren.
Mit einer Vielzahl von Handschriften gibt die Erfurter Bibliotheca Amploniana Einblick in das Studium und die wissenschaftliche Auseinandersetzung einer mittelalterlichen Universität. Über Inhalte und Methoden, über das Bemühen, sich beispielsweise philosophische und theologische Stoffe immer wieder neu anzueignen, geben viele der Handschriften mit deutlichen Gebrauchsspuren beredt Auskunft. Eine Frage, die sich heute mit Blick auf solche Quellen und auf den universitären Alltag des Mittelalters stellt, lautet, wie frei Akademiker der Zeit waren, ihre Gedanken zu äußern, neue Themen zu erschließen und wissenschaftliche Probleme zu diskutieren. Ihr widmet sich die nächste Vorlesung in der Reihe "Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)" am Freitag, dem 8. Februar 2008, um 19 Uhr s.t., im Coelicum, Domstraße 10. Es spricht der emeritierte Kirchenhistoriker Prof. Dr. Dr. h.c. Arnold Angenendt aus Münster. Das Thema der Vorlesung lautet: "Akademische Freiheit im Mittelalter". Zu dieser öffentlichen Veranstaltung lädt die Katholisch-Theologische Fakultät herzlich ein.
Arnold Angenendt (geb. 1934) studierte Katholische Theologie und Geschichte. Er wurde 1963 zum Priester geweiht. 1971 promovierte er in Katholischer Theologie mit einer Studie über "Monachi peregrini. Studien zu Pirmin und den monastischen Vorstellungen des frühen Mittelalters". 1975 schloss sich die Habilitation über das Thema "Kaiserherrschaft und Königstaufe" an. 1975/76 lehrte Angenendt als Visiting Professor of the Pontificial Institute of Toronto. Seit 1976 war er Universitätsprofessor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Ruhr-Universität in Bochum, dann ab 1981 Professor für Liturgiewissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Dort hatte Angenendt von 1983 bis 1999 den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte inne. Seit 1986/87 ist er Member of the Institute for Advanced Study in Princeton/N.J. Von 1992 bis 1999 wirkte er im interdisziplinären Sonderforschungsbereichs Münster "Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter" mit. 1994 wurde er Sprecher des interdisziplinären Graduiertenkollegs "Schriftkultur und Gesellschaft im Mittelalter". 1999 war er Professeur invité á l'Ecole des Hautes en Scienses Sociales in Paris. Seit Januar 2000 ist er Mitglied des interdisziplinären Sonderforschungsbereich 496 Münster: "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertsysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution". Hier ist er Leiter des Projektes A 4 "Liturgie im Mittelalter". Angenendt wurde für sein wissenschaftliches Werk vielfach ausgezeichnet. So ist er seit 1997 Mitglied der Akademie der Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen. 1999 verlieh ihm die Universität Lund/Schweden den theologischen Ehrendoktor.
Angenendt ist vor allem durch die Integration sozial- und mentalitätsgeschichtlicher Methoden und Inhalte in die Kirchengeschichtsforschung bekannt geworden. Aus seinen zahlreichen Publikationen können hier genannt werden: Das Frühmittelalter. Die westliche Christenheit von 400-900 (32001); Heilige und Reliquien. Die Geschichte ihres Kultes vom frühen Christentum bis zur Gegenwart (21997); Geschichte der Religiosität im Mittelalter (22000); Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert (2006). Einen Überblick über sein Œuvre gibt der Sammelband: Liturgie im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze zum 70. Geburtstag, hrsg. v. Thomas Flammer u. Daniel Mayer (2005).
Pressemitteilung der Universität Erfurt Nr. 30/2008
Zu den bemerkenswerten Intellektuellen des ausgehenden Mittelalters gehört Amplonius Rating, Doktor der Freien Künste und der Medizin. Das Verzeichnis seiner Bibliothek (um 1410/12) zeigt ein System umfassender Wissensorganisation, dessen Grundlage die Grammatik und die Kenntnis der Klassiker bildet, das aber ebenso Philosophie, Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin, Jura und Theologie einschloss.
Wie Amplonius seinen immensen Bücherbestand ordnete und für die gezielte Benutzung erschloss, wie er die Texte hinsichtlich Kommentierung, Glossierung und Benutzbarkeit charakterisierte, wird von Prof. Dr. Nikolaus Henkel (19. Juni 2007, Coelicum) anhand seines Bibliothekskatalogs verfolgt werden. Auf diese Weise soll ein Einblick in die bildungsgeschichtliche Situation am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit gewonnen werden.
Die Vorlesung (Termin: 18. Januar 2007) wird sich der Bedeutung des Islam für die Geschichte der europäischen Universität widmen.
Konrad Summenhart, der aus Calw stammte und 1502 in der Abtei Schuttern bei Lahr starb, wirkte als Theologe, Kanonist und Naturphilosoph. Er lehrte nach dem Studium, das ihn nach Heidelberg und Paris führte, in Tübingen, wo er unter anderem mehrfach Rektor der Universität und Dekan der Artistenfakultät war. Seit 1484 arbeitete er an der Theologischen Fakultät in Tübingen. Er gilt als einer der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit. Summenhart, der sich mit Theologie, Jurisprudenz, Ökonomie und Naturphilosophie befasste, war ein Vertreter einer Reformtheologie vor der Reformation. Der Vortrag greift einen besonderen Aspekt seines Werkes auf: Er wird sich mit der Wirtschaftsethik Summenharts beschäftigen. Für die Vorlesungsreihe zur Amploniana ist Summenhart deshalb von Interesse, weil sich Handschriften seiner Werke in der Erfurter Bibliothek befinden.
Im Mittelpunkt des Vortrags am 17. Januar 2006 steht eine Spätschrift des Theologen und Philosophen Nikolaus von Kues, der ein Zeitgenosse des Amplonius war. Die Schrift gilt als eine letzte Fortführung seines denkerischen Ansatzes und fragt nach der Schärfung menschlichen Geistes für das Sehen Gottes. Der Vortrag wird nicht nur in Thema und Argumentation einer spätmittelalterlichen Schrift einführen, sondern zugleich die Frage stellen, inwieweit solche Texte heute noch Aktualität beanspruchen können.